Edwin S. Ramage

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Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Das Frontcover der Original-Ausgabe des von Edwin S. Ramage herausgegebenen Klassikers Atlantis: Fact or Fiction? aus dem Jahr 1978

(red) Edwin S. Ramage (geb. am 19. Juli 1929 in Vancouver, Britisch-Kolumbien (Kanada); ✝ 25. Oktober 2014) war ein Klassischer Philologe, der den Großteil seines Lebens in den USA verbrachte.

Seine akademischen B.A.- und M.A.-Grade erlangte Ted Ramage, wie er von Freunden und Kollegen genannt wurde, an der University of British Columbia, und zum Ph.D. promovierte er an der University of Cincinnati. Danach verbrachte er seine gesamte Berufslaufbahn als Fakultäts-Mitglied des Indiana University’s Department of Classical Studies. Nachdem er dort 1957 als Instrukteur begonnen hatte, wurde er 1960 zunächst Assistenz-Professor, dann (1964) außerordentlicher Professor, und schließlich im jahr 1968 ordentlicher Professor. Von 1963 bis 1966 fungierte Ramage als Ko-Direktor der gemeinsamen Ausgrabungen von Indiana University und University of Chicago in Kenchreai, Griechenland, und von 1971 bis 1975 war er Vorsitzender des Department of Classical Studies der Indiana University. [1]

Abb. 2 Hier das Frontcover der deutschsprachigen Ausgabe von Ramages Anthologie aus dem Umschau Verlag, 1979
(Foto: Pandora Antiquariat & Versandbuchhandlung)

Auch im weiteren Verlauf seiner Karriere stellte Ramage sich ganz in den Dienst der Universität in Bloomington, und übernahm dort neben seiner Lehrtätigkeit viele wichtige administrative Funktionen. Nachdem er bereits 1962 als Assistenz-Dekan des College of Arts and Sciences tätig gewesen war, gehörte er zwischen 1979 und 1981 dem Fakultätsrat von Bloomington (Bloomington Faculty Council) an. Er war Mitglied zahlreicher Komitees, einschließlich dem für Fakultäts-Angelegenheiten, dem der Bibliothek, dem College Nominating Committee sowie dem Präsidialrat für Geisteswissenschaften (President’s Council for the Humanities). Zudem gründete er die Indiana University Summer High School Latin Conference, die er von 1961 bis 1971 leitete. [2]

Als Autor und Herausgeber war Edwin S. Ramage bis ins hohe Alter äußerst produktiv (auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1993 publizerte er noch neun substanzielle Artikel zu unterschiedlichen Themen), und er verschaffte sich in fachwissenschaftlichen Kreisen mit seinen Werken eine hohe Reputation. Zu seinen wichtigsten Fachbüchern gehören: "Urbanitas: Ancient Sophistication and Refinement" [3], "Roman Satirists and Their Satire" [4] sowie "The Nature and Purpose of Augustus' "Res Gestae"" [5] [6] Weit über den universitären Bezirk hinaus machte Ramage sich jedoch einen Namen als Herausgeber der - inzwischen zum Klassiker gewordenen - Anthologie "Atlantis: Fact or Fiction?" [7] (Abb. 1), die in deutscher Sprache unter dem Titel "Atlantis: Mythos, Rätsel, Wirklichkeit" [8] (Abb. 2) erschien.

Den Inhalt des Buches, das die Beiträge einer gleichnamigen Vortragsreihe ("Atlantis: Fact or Fiction?") aus dem Jahr 1975 an der Indiana University Bloomington enthält, fasste 2007 ein Rezensent der deutschsprachigen Fassung folgendermaßen zusammen: "Vom Herausgeber [...] stammt ein einleitender Beitrag über die Wirkungsgeschichte von Platons Atlantis, von der Antike bis in die Neuzeit. Danach folgt ein Beitrag von John V. Luce (ebenfalls Altphilologe), der die Möglichkeit einer vorplatonischen Atlantis-Geschichte diskutiert. Dem entgegensetzt ist der Beitrag von S. Casey Fredericks (ebenfalls Altphilologe), der Luces Theorien zurückweist. Althistoriker J. Rufus Fears lehnt im vierten Beitrag die von Luce vorgeschlagene Verbindung zwischen Platons Atlantis und der Minoischen Kultur ab. Zum Abschluss erläutern zwei Beiträge der Geologen Dorothy B. Vitaliano und Herbert E. Wright jr. die Absurdität [sic!; d. Red.] der Atlantis-Theorien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunders (Donnelly, Braghine, etc.) und die Ummöglichkeit eines versunkenen Kontinents im Nordatlantik." [9]

Die Lektüre dieses bemerkenswerten Buches ist keineswegs nur für atlantologie-historisch Interessierte relevant, sondern nicht zuletzt all jenen ganz besonders zu empfehlen, die sich mit der Diskussion der kretominoischen Atlantis-Hypothesen befassen.


Anmerungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Matt Christ (Chair, Department of Classical Studies, Indiana University), "EDWIN S. RAMAGE (JULY 19, 1929 - OCTOBER 25, 2014)" (memorial notice), via SOCIETY FOR CLASSICAL STUDIES, unter: In Memoriam Edwin S. Ramage (abgerufen: 09. Jan. 2015)
  2. Quelle: ebd.
  3. Siehe: Edwin S. Ramage, "Urbanitas: Ancient Sophistication and Refinement", Oklahoma University Press, 1973
  4. Siehe: Edwin S. Ramage (mit D.L. Sigsbee und S.C. Fredericks) "Roman Satirists and Their Satire", Noyes Press, 1974
  5. Siehe: "The Nature and Purpose of Augustus' "Res Gestae"" (Historia Einzelschriften, 54.), Stuttgart (Franz Steiner), 1987
  6. Quelle: Matt Christ, op. cit.
  7. Siehe: Edwin S. Ramage, "Atlantis: Fact or Fiction?", Indiana University Press, 1978
  8. Siehe: Edwin S. Ramage (Hrsg.), "Atlantis: Mythos, Rätsel, Wirklichkeit", Athenaeum / Frankfurt am Main (Umschau Verlag), 1979; sowie: Wilhelm Goldmann Verlag, Juni 1985)
  9. Quelle: raekwon, "Atlantis aus wissenschaftlicher Sicht" (Rezension von "Atlantis: Mythos, Rätsel, Wirklichkeit"), 16. August 2007, bei amazon.de (abgerufen: 09. Jan. 2015)

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Atlantsforschung.de
2) Pandora Antiquariat & Versandbuchhandlung, bei AbeBooks.de, unter: Atlantis - Mythos, Rätsel, Wirklichkeit?. Die Autoren J. Rufus Fears u.a. Aus dem Amerikanischen von Hansheinz Werner.