Thule
von Tony O’Connell
Thule ist der Name, welcher in der Literatur der alten Griechen und Römer dem nördlichsten Gebiet der Erde gegeben wurde. Gegen 300 v.Chr. behauptete der Seefahrer Pytheas, er habe Thule besucht, sechs Tagesreisen jenseits des Nordens von Britannien. Das mag Island gewesen sein, und zur Stützung dieser Idee wurde auf der Atlantis-Konferenz 2008 in Athen von zwei italienischen Forschern, G. Giancarlo und M. Stucchi ein Papier vorgelegt. In germanischen und skandinavischen Überlieferungen bezieht sich der Name auf einen lange verschollenen Kontinent im Nordatlantik. Eine andere Kandidatin ist die estnische Insel Saaremaa, auf der sich auch das meteorische Kaali-Kraterfeld (2000 v.Chr. [1] bis 700 v.Chr. [2]) befindet. 2013 lokalisierte Lucio Russo Thule an der Küste von Grönland [3], nachdem er Irrtümer in den geographischen Kalkulationen des Ptolemäus identifiziert hatte.
Vor wenig mehr als einem Jahrhundert wurde eine extrem nationalistische deutsche Geheimgesellschaft namens Germanenorden gegründet, und nach ein paar Jahren führte eine Spaltung in ihren Reihen dazu, dass ihre Münchener Abteilung den Decknamen Thule-Gesellschaft annahm. Einige ihrer Mitglieder suchten Thule mit Atlantis und die Arier mit den Atlantiern in Verbindung zu bringen, wozu sie einige der Vorstellungen von Helena Blavatsky und Jean-Sylvain Bailly heranzogen. [4]
Karl Harrer, ein Mitglied der Thule-Gesellschaft, gehörte neben dem Rechtsaußen-Politiker Anton Drexler zu den Gründern der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), die ihren Namen zwei Jahre später, 1919, in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) änderte, besser bekannt als Nazi-Partei. Die Thule-Gesellschaft schwand mit der Etablierung der DAP dahin, auch wenn es 1933 einen gescheiterten Versuch gab, sie wiederzubeleben. Behauptungen, dass die meisten führenden Nazis Mitglieder der Thule-Gesellschaft waren, scheinen krass übertrieben zu sein, da ihr nur Rudolf Hess für einen kurzen Zeitraum angehörte
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde von ihm erstmals online veröffentlicht am 12. Juni 2010 unter dem Original-Titel
"Thule (L)" bei Atlantipedia.ie. Bei Atlantisforschung.de erscheint er am 27. August 2018 in eigener Übersetzung ins Deutsche, leicht gekürzt und mit redaktioneller Bearbeitung.
Fußnoten:
- ↑ Siehe: Wes Penre, "Thule Gesellschaft and The Vril Society" (2009), online bei bibliotecapleyades.net (abgerufen: 27. August 2018)
- ↑ Siehe: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "List of impact craters on Earth" (abgerufen: 27. August 2018)
- ↑ Siehe: Lucio Russo, "L'America dimenticata" (Vergessenes Amerika), Mailand (Mondadori Universität), 2013
- ↑ Siehe: Wes Penre, op. cit. (2009)
Bild-Quelle:
- Olaus Magnus (1490–1557), bei Wikimedia Commons, unter: File:Thule carta marina Olaus Magnus.jpg