Das Atlantis der Theosophen

Abb. 1 'Madame' Helena Petrovna Blavatsky

(rmh) Die Gründerin der Theosophischen Gesellschaft war Helena Petrovna Blavatsky (1831-1891) (Abb. 1), eine sehr umstrittene Person mit einer außergewöhnlichen Kindheit, in der sie nicht nur positiv auffiel. Nach Aussagen der Theosophischen Gesellschaft fiel sie bereits in ihrer Kindheit durch „bemerkenswerte psychische Kräfte“ auf. Von ihrem Mann trennte sich die damals 17-jährige nach einigen Quellen bereits in der Hochzeitsnacht, ohne dass die Ehe vollzogen war. Nach etlichen abenteuerlichen Reisen, die sie in zahlreiche Länder führte, gründete sie am 14. Oktober 1875 gemeinsam mit dem Journalisten Colonel Henry Steel Olcott (Abb,2), William Q. Judge und anderen die Theosophische Gesellschaft. Die Gründung erfolgte mit dem Ziel, den Okkultismus zu studieren und zu erklären sowie die Bedeutung der östlichen Religionen zu verteidigen. Ebenso ging es darum, die verborgenen Naturwunder und im Körper des Menschen schlummernden Kräfte zu entdecken. 1877 schrieb sie ihr erstes Buch: Isis Unveiled (Deutscher Titel: Die verschleierte Isis. Helena Blavatsky starb am 8. Mai 1891 im Hauptquartier der Theosophischen Gesellschaft.[1]

Das wichtigste Buch der Madame Blavatsky war jedoch das 1500 Seiten starke Werk The Secret Doctrine, (auf Deutsch: Die Geheimlehre), in dem sie auch über Atlantis schrieb. Die in dem Buch zu findenden Informationen will sie während ihrer ausgedehnten Reisen aus einer vergleichenden Studie der okkulten Traditionen der ganzen Welt bezogen haben. Die Geheimlehre bestand aus Auszügen aus dem Buch von Dzyan - Blavatsky zufolge ein altes Weisheitsbuch - und Kommentaren aus ihrer eigenen Feder dazu. Nach theosophischer Auslegung soll sie seine Inhalte medial empfangen haben, während ihr von anderer Seite (unter anderem von dem Schriftsteller Lyon Sprague de Camp) vorgeworfen wurde, dieses Buch von Dzyan schlicht erfunden zu haben. Eine dritte Möglichkeit besteht in der Annahme, dass Blavatsky seine Inhalte in Wirklichkeit aus diversen östlichen philosphischen Schriften der Vedischen Sanskrit-Literatur übernommen hat, die sie während ihres Indien-Aufenthalts kennen lernte.[2] Wie dem auch sei: Das Buch hatte einen beträchtlichen Einfluss auf das damalige Denken über die spirituelle Entwicklung der Menschheit.

Abb. 2 Henry Steel Olcott (1832-1907)

In der Theosophie spielt die Zahl „7“ eine bedeutende Rolle – sie ist den Theosophen zufolge als mystische Zahl zu verstehen, den nach ihr gibt es sieben Existenzebenen, siebenfache Zyklen, in denen sich alles entwickelt, und sieben [ Wurzelrassen] der Menschheit, von denen die vierte die Atlanter waren.

Der menschliche Geist stieg der theosophischen Lehre zufolge in die Materie ab, woraufhin eine aufwärts gerichtete Evolution folgte. So erschien die erste Wurzelrasse in den Polargebieten. Diese „Polarrasse“ existierte allein in der Form von Astralkörpern in dem „Unvergänglichen heiligen Land“, jedoch nicht in physischer Materie.

Abb. 3 Atlantis zu Beginn seiner Entwicklung nach W. Scott-Elliot (für eine Vergrößerung bitte das Bild anklicken!)

Die zweite Wurzelrasse war die Hyperboräische, die in dem „arktischen Kontinent Hyperboräa“ weilte. Bei Hyperboräa handelt es sich um einen hypothetischen Kontinent, den die griechische Mythologie im fernen Norden sah. Die Hyperboräer hatten bereits physische Körper, doch sie waren noch stark an den ätherischen Leib gebunden. Mit bloßem Auge waren sie jedenfalls nicht zu erkennen.

Die dritte Wurzelrasse waren die Lemurier. Die Theosophen geben zu, dass sie die Bezeichnung „Lemuria“ von dem britischen Zoologen Philip Sclater übernahmen, der den Begriff für eine hypothetische Landbrücke im Indischen Ozean verwendete, um damit das Vorkommen einer affenartigen Tierart namens „Lemuren“ auf Madagaskar (dort in großer Zahl), in Afrika, Indien und auf manchen Inseln des malaiischen Archipels zu erklären. Allerdings erscheint das Lemuria-Konzept der Theosophen in wesentlich „breiterer“ Form. Ihr Lemuria war wesentlich größer als jenes von Sclater angenommene: Es war ein großer, südlicher Kontinent, der große Teile von Afrika, Asien, den Indischen Ozean und Teilen des Stillen Ozeans ausfüllte.

Der Theosoph William Scott-Elliot beschrieb die frühen Lemurier als zwischen vier und fünf Metern groß, sie hatten keine Stirn, und ihre Augen waren soweit voneinander getrennt, dass sie sowohl zur Seite, als auch nach vorne sehen konnten. Zusätzlich besaßen sie ein weiteres Auge an der Hinterseite des Kopfes. Viele von ihnen waren in ihrer Erscheinung noch weniger menschlich. Insgesamt betrachtete Scott-Elliot die Lemurier eher als Tiere denn als Menschen. Er bezeichnete sie als „riesige, gelatineartige Körper“.

Scott-Elliot war derjenige Theosoph, der sich am meisten mit Atlantis beschäftigte. Nach ihm waren die Atlanter die vierte Wurzelrasse. Er ist Autor der Bücher The Story of Atlantis (1896) und der erweiterten Ausgabe dieses Buches unter dem Titel Story of Atlantis and the lost Lemuria (1925). Den Inhalt seiner Bücher soll er medial empfangen haben. Scott-Elliot beschäftigte sich mit den Wurzelrassen und ihrer „Unterrassen“. Er lieferte auch Karten (Abb. 3) sowie Daten für die Zerstörung von Atlantis. Seine Atlantis-Geschichte umfasst etwa fünf Millionen Jahre, und in dieser Zeit sollen vier Zerstörungen stattgefunden haben. Die erste ereignete sich ihm zufolge vor 800 000 Jahren, und auf seinen Karten nahm Atlantis damals den größten Teil des Atlantiks ein – allerdings waren die Bahamas kein Teil dieses Kontinents. Doch vor etwa 200 000 Jahren soll Atlantis weitgehend verschwunden sein, und nur zwei große Restinseln blieben zurück: Ruta und Daitya. Vor 80 000 Jahren fand die dritte Zerstörung statt, und nur die Insel Poseidonis bleib übrig, die im heutigen Azorengebiet lag. Die vierte Zerstörung fand nach Scott-Elliott im Jahr 9564 v.u.Z. statt. Scott-Elliot sagt weiter, dass die erste Wanderung der Atlanter nach Ägypten vor 400 000 Jahren stattfand. Er sagt ebenfalls, dass bereits vor 14 000 Jahren in Peru die Inka lebten.[3]

Die fünfte Wurzelrasse sollen die Arier sein, und zwei weitere sollen in der der Zunkunft in Erscheinung treten.[4]


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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Horn, Roland M.: Rätselhafte Persönlichkeiten des vergangenen Jahrtausends. Greiz/Thüringen, 2003, S. 135-140
  2. Vergl. Dazu: Das Lemuria der Esoteriker und Okkultisten, Teil I: Die Theosophen und Lemuria (bb)
  3. Quelle: Cayce, Edgar Evans, Cayce Schwarzer, Gail, und Richards, D. G: Das Atlantis-Geheimnis. München 1990, S. 39-43
  4. Quelle: relinfo.ch Evangelisch Informationsstelle – Kirchen Sekten Religionen , Theosophie

Bildquellen:

1) Schaengel89~commonswiki (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Helena Petrovna Blavatsky.jpg
2) Roberto Cruz (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Henry Steel Olcott.jpg
3) Walter Scott-Elliot, The Story of Atlantis, 1896; nach: AnthroWiki, unter: Datei:Atlantis at its prime.jpg