Alexander Bartschenko

Ein Esoteriker und Tschekisten auf der gemeinsamen Suche nach Agartha

von Anatoliy Sauschkin und Bernhard Beier

Alexander Bartschenko und seine Mission

Der Biologe [1] Alexander Wasiljewitsch Bartschenko - in kyrillischer Schrift: Александр Васильевич Барченко - (1881-1938) (Abb. 1) war als Primhistoriker ein Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Esoterik sowie ein Pionier auf dem Suche nach dem Erbe alter Zivilisationen und seiner wissenschaftlichen Untersuchung in Russland. Sein wichtigster spiritueller Lehrer war der franzosische Okkultist Alexandre Saint-Yves d'Alveydre (Abb. 2), der vor allem durch seine Schriften über Agartha bekannt wurde, das putative Zentrum einer verschollenen Zivilisation im Gebiet des heutigen Tibet mit der Hauptstadt Shambala ("Quelle des Glücks"). [2]

Abb. 1 Alexander W. Bartschenko (1881-1938); Gefängnisfoto aus dem Jahr 1937

Noch zur Zeit des Zarenreiches betrieb Alexander W. Bartschenko bereits parapsychologische Forschungen. [3] Im Jahr "1911 wurde im Herzen der russischen Hauptstadt für die buddhistischen Minderheiten des russischen Reichs ein großer tibetischer Tempel errichtet. Zu ihm gehörten hohe Lamas und sogar ein Vertreter des Dalai Lama am Hof Nikolais II. Hier hörte Alexander Bartschenko zum ersten Mal von Schambala." [4] Nach den beiden Revolutionen des Jahres 1917 [5] gehörte er zu den Organisatoren des Verlags »K Svetu« (Zum Licht). Als eine Hauptaufgabe des Verlags betrachteten Bartschenko und seine Kollegen die Aufdeckung der Naturgeheimnisse und die Suche nach sprituellen Quellen des Wissens aus uralten Kulturen der Menschheit. Erstaunlich aktuell erscheinen die Fragen, mit welchen der Verlag seine Leser ansprach:

1) Gibt es verborgenes Wissen aus sehr alten mystischen Urquellen?
2) Wie kann man dieses Wissen aufdecken?
3) Existierte irgendwann eine prähistorische Menschheit, die bezüglich ihrer kultureller Entwicklung der modernen nicht unterlegen war - und wie, wann und wo sie zugrunde gegangen?
4) In welchen Literaturdenkmälern (Urquellen) ist ein Nachhall der veschollenen Großkultur erhalten geblieben und wie kann man ihn von späteren Überschichtungen abtrennen? [6]

Praktisch die selben Fragen bewegten zu dieser Zeit auch westliche okkulte Gesellschaften, die sich mit dem Atlantis-Problem beschäftigten. Sie lassen sich aber weitgehend auch auf die exoterische, wissenschaftlich orientierte Atlantisforschung von damals und heute beziehen.

Abb. 2 Der französische Okkultist Alexandre Saint-Yves d'Alveydre beinflusste Bartschenko maßgeblich.

Nach dem I. Weltkrieg, in dem er als Soldat an der Front gedient hatte, begab sich Bartschenko mit Ausbruch der Revolution umgehend nach St. Petersburg. "Jetzt hielt er Vorträge über die Gesellschaft des Urkommunismus, die in der Sintflut untergegangen sei. Ihr letzter Rückzugsort läge im Himalaya und trage den Namen Schambala. [...] Großen Anklang fand Bartschenko ausgerechnet unter den Matrosen der Ostseeflotte. Also den radikalsten Anhängern der Bolschewiki." [7]

Aus ihren Kreisen wurde Mitte 1920 ein "Antrag an das Volkskommissariat für Äußeres gestellt, eine Expedition roter Matrosen nach Schambala zu schicken. Unter der Leitung von Alexander Bartschenko. Aber der Antrag wurde abgelehnt und Bartschenko wandte sich erst einmal anderen Dingen zu." [8] Mitte der 1920er Jahre stellte er sich an die Spitze der Moskauer Vertretung der freimaurerischen Organisation »Einheitliche Arbeitsbruderschaft« (Russisch: Единое Трудовое Братство). Auch sie war an der Vorstellung der vormaligen Existenz eines alten, mystischen Zentrums der Welt namens Shambala orientiert, das die heutige Gesellschaft mit den Erfahrungen einer „urzeitlichen Wissenschaft” versehen könne. [9]

Es ist nicht bekannt, was Alexander Bartschenko dazu veranlasste, in freimaurerische Strukturen einzutreten. Möglicherweise war es Neugier oder wissenschaftliches Interesse an den Freimauern, ihren Ritualen und vermuteten geheimen Kenntnissen; womöglich geschah dies aber auch auf Betreiben des Geheimdienstes Tscheka, der üblicher Weise eine Strategie der Ausforschung und Unterwanderung solcher Strukturen verfolgte. Immerhin war und ist davon auszugehen, dass die Freimaurerlogen auf der ganzen Welt einigen Einfluss ausüben, was sie für eine Ausspähung oder Infiltration interessant macht - und tatsächlich gab es offenbar spätestens um 1920 eine nachweisliche Verbindung zwischen Bartschenko und der Geheimpolizei [10], womit ein derartiger Auftrag naheliegend sein könnte. Wie sich jedoch zeigen wird, hatten jene Tschekisten, mit denen er kooperierte, offenbar völlig andere Ziele als die Unterwanderung und Zerschlagung esoterischer oder freimaurerischer Zirkel.


Gleb Iwanowitsch Bokij - Ein Bolschewist mit "zwei Gesichtern"

Abb. 3 Gleb Iwanowitsch Bokij 1879-1937

Die 'Schlüsselfigur' bei den hier geschilderten, höchst erstaunlichen Vorgängen war der Revolutionär und "Tschekist der ersten Stunde", Gleb Iwanowitsch Bokij (Глеб Иванович Бокий, 1879-1937) (Abb. 3) In St. Petersburg aufgewachsen, wo er zur Schule ging und 1896 sein Studium am Bergbau-Institut abschloss, wurde er im Jahr 1900 Mitglied der marxistischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR). [11] Während des I. Weltkriegs war er von 1914 bis 1915 Mitglied im Zentralbüro der SDAPR, und von 1916 bis 1917 gehörte er dem russischen Büro des Zentralkomitees der Partei an. Als "unermüdlicher Kämpfer gegen das Zarenregime wurde der Revolutionär nicht weniger als zwölf Mal verhaftet und mehrmals zu längeren Haftstrafen verurteilt und nach Sibirien verbannt". [12] Nach der Oktoberrevolution gehörte er zu den Gründungs-Kadern der Geheimpolizei 'Tscheka' [13]. Er gilt als einer der frühen Protagonisten des 'Roten Terrors', dem er schließlich selber zum Opfer fallen sollte. [14]

Bereits relativ früh scheint Bokij - gerade weil er ein 150-prozentiger Bolschewist war [15] - Zweifel daran entwickelt zu haben, dass der von der Partei eingeschlagene Weg geradewegs in die von ihm ersehnte, klassenlose kommunistische Gesellschaft führte. Wie er selbst 1937 im Verhör durch seine ehemaligen Kollegen erklärte, begannen diese Zweifel spätestens im Jahr 1921: "Als nämlich die roten Matrosen, die treuesten Anhänger der Partei, gegen die Diktatur Lenins rebellierten und man nicht etwa verhandelte, sondern den Aufstand gnadenlos niederschlug." [16] (Abb. 4)

Er hatte, wie es Andrei Znamenski, ein weiterer Chronist dieser Vorgänge, formuliert, "über das Schicksal des gesamten kommunistischen Projekts und der Rolle nachzudenken bekonnen, die er selbst darin spielte. Etwas war schrecklich falsch gelaufen. Als hoch intelligenter Mann und Spross eines Adelsgeschlechts, dessen Wurzeln bis in die Zeit Iwans des Schrecklichen zurückreichte, hatte er sein komfortables Leben aufgegeben, um für die Freiheit der unterdrückten Massen des russischen Reiches zu kämpfen, und er hatte das Blut anderer Menschen auf dem Altar der Revolution vergossen. Gleichzeitig war er davon angewidert, was nach der Revolution geschehen war. Blut, Blut, so viel Blut! Alle Feinde waren bereits besiegt worden, aber einen Wandel zum Besseren gab es nicht." [17]

Abb. 4 Die Liquidierung der Kommune von Kronstadt am 26./27. März 1921 trug entscheidend dazu bei, dass Bokij sich nicht mehr mit der KPR (B) und ihren Methoden identifizieren konnte. (Bild: Eine Einheit der Roten Armee beim Sturm auf Kronstadt)

Kein Wunder also, dass er damit begann nach radikalen Alternativen zu suchen - sofern er damit nicht schon früher begonnen hatte. So soll sich Bokij nach Informationen, die von Alexander Voronin, dem vormaligen Vorsitzenden der russischen Atlantologen-Vereinigung ROIPA recherchiert wurden, im Jahr 1919 - während er noch Leiter der Petrograder Tscheka war - der bereits erwähnten freimaurerischen Einheitlichen Arbeitbruderschaft angeschlossen haben [18], welcher auch Bartschenko angehörte. [19] Möglicherweise kam Bokij nur wenig später im usbekischen Taschkent auch erstmals in direkte Berührung mit altasiatischer Mystik. Dorthin hatte ihn der Geheimdienstchef Felix Dserschinski im Oktober 1919 als Leiter der Tscheka-Operationen an der Turkestan-Front abkommandiert [20], und er hielt sich bis zum Ende des russischen Bürgerkriegs im August 1920 dort auf. [21]

1921 übertrug Wladimir Iljitsch Lenin persönlich Bokij die Leitung einer neugegründeten Organisation, "die so geheim war, dass sie lediglich als Sonderabteilung bekannt ist. Formal beim Geheimdienst angesiedelt, jedoch nicht in dessen Hierarchie eingegliedert, war sie letztlich nur der Staatsspitze selbst verantwortlich. Ihre Aufgabe war es, alles zu chiffrieren, was unbefugte Augen und Ohren nicht lesen oder hören sollten." [22] Letztlich ermöglichten Bokijs fast unbeschränkte Befugnisse ihm aber auch die Überwachung selbst hochrangiger Funktionäre der Sowjetmacht. "Verstöße hoher Kader gegen die Parteidisziplin" notierte er, wie E. von Waldenfels bemerkt, "sorgfältig in ein kleines schwarzes Buch." Eine "Absicherung für den Fall parteiinterner Intrigen" [23], die sich später allerdings als nutzlos erweisen sollte.

Das, was Gleb Bokij als Chef dieser Abteilung in den darauf folgenden Jahren in Erfahrung brachte, scheint seine letzten, womöglich noch verbliebenen Illusionen bezüglich des Systems zerstört zu haben: "Er stellte fest, dass nach dem Tod Lenins, des charismatischen Anführers der bolschwistischen Revolution, die neue Elite, zu der viele seiner engsten Genossen gehörten, sich unverzüglich in einen mörderischen Kampf um die Macht verstrickt hatten, in welchem sie sich gegenseitig verleumdeten und stürzten, während andere sich aus der Staatskasse bedienten. Bokij, der für Intrigen nichts übrig hatte, war angewidert von diesem Verhalten und hatte sich aus dem politischen Leben zurückgezogen, während er ruhig [und mit den Mitteln seiner Abteilung!; die Autoren] beobachtete, was um ihn herum vorging." [24] Es scheint, als habe er geduldig darauf gewartet, dass etwas geschehen werde; etwas, das es ihm ermöglichte, die von ihm erkannten Fehlentwicklungen zu korrigieren - und genau diese Option schien sich ihm in der Zusammenarbeit mit Alexander Wasiljewitsch Bartschenko zu eröffnen.


Die ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Bartschenko und Bokij

Abb. 5 Atlantis, Agartha (Agarthi, Shambala) und sein weltumspannendes Tunnel-Netzwerk nach der Konzeption von D'Alveydre und Ossendowski. Dieses Modell dürfte in etwa auch Alexander Bartschenkos konkreten Vorstellungen entsprechen. (Zeichnung: Greg Jenner)

Persönlich lernte Bokij Bartschenko offenbar Mitte der 1920er Jahre kennen, wie sich aus dem Protokoll eines seiner Verhöre durch die GPU schließen lässt, in dem er aussagte: "Als ich Bartschenko kennenlernte, beschäftigte ich mich gerade mit der Frage nach dem absolut Guten und dem absolut Bösen. So interessierte ich mich für seine Erzählung von der Existenz einer vollkommenen Synthese aller Wissenschaften. Kurz darauf, 1925, versuchte ich für ihn eine Expedition zu organisieren, um mit den Bewahrern der Wissenschaft der Vorzeit in Kontakt zu treten." [25]

Das besagte erste Treffen zwischen Bartschenko und Bokij wurde, wie Andrei Znamenski berichtet, durch zwei von Bokijs Genossen aus der Petrograder Geheimdienstabteilung eingefädelt: Konstantin Vladimirov und Feodor Leismaier-Schwarz [26] Die beiden empfahlen ihm Bokij "als talentierten Forscher, der eine Entdeckung von enormer politischer Bedeutung gemacht hatte. In vorhistorischen Zeiten habe es eine kommunistische Gesellschaft gegeben, die höher entwickelt war, als die unsere. Überreste dieser Gesellschaft befänden sich in unzugänglichen Bergregionen Zentralasiens. Ihr Name sei Schambala. Er selbst, Bartschenko, sei durch geheime Abgesandte dieses religiös-politischen Zentrums in die Wissenschaft der Vorzeit eingeweiht worden." [27]

Dass Alexander Bartschenko nicht lange benötigte, um den Chef der "Spezialabteilung" für sich, seine Theorien und seine Ziele zu gewinnen, lag möglicherweise daran, dass der Acker, den er nun bearbeitete, bereits gepflügt war; vielleicht war es aber auch nur seine charismatische Persönlichkeit, mit der er Bokij umgehend für sich einnahm. "Dass dies sehr schnell vorgegangen sein muss, erfährt man aus den Erinnerungen der Jamschtschikowa. Jener Schriftstellerin und alten Genossin, die Boki[j] seit den ersten Tagen im revolutionären Untergrund kannte. Plötzlich habe ihr alter Freund seltsame Dinge geredet und sich für Okkultismus interessiert. Als sie ihn fragte, woher denn dieses Interesse komme, antwortete er: >Von Bartschenko. Das ist ein hervorragender Kopf und talentierter Mensch, ein Philosoph und Wissenschaftler, der bei uns einen Kreis organisiert hat. Wir beschäftigen uns dort mit vielen wissenschaftlichen Entdeckungen und bedauern, dass wir diesen bemerkenswerten Menschen nicht früher kennengelernt haben." [28]

Bokij musste jedenfalls schon bald erkennen, dass man an der Spitze des Parteiapparats zu dieser Zeit wenig Neigung zeigte, sich auf unorthodoxe Konzepte einzulassen: "Eine Fakultät für Psychotechnik habe Stalin den Vorschlag gemacht, einen Apparat zu bauen, um Gedanken zu lesen, erzählte Boki[j] der Schriftstellerin: >Stell dir vor, wie wichtig das für uns wäre. Wir könnten bei den Verhören viele Fehler vermeiden. Aber im Sekretariat Stalins legte man die ganze Sache ins Archiv ab. Als wir einmal in irgendeiner Angelegenheit im Sekretariat Stalins etwas suchten, stießen wir auf dieses bemerkenswerte Projekt. Wir nahmen es mit, um es zu überprüfen." Konsequenter Weise baute er nun ein eigenes Geheimlabor seiner Sonderabteilung auf, das 1929 unter der Leitung von Alexander Bartschenko seine Arbeit aufnahm und bis 1937 Bestand hatte, als alle Beteiligten verhaftet wurden. [29]

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Abb. 6 Der 18. König von Shambala auf einer Ausgabe des Vaiḍūrya dkar-po von 1685

Um es noch einmal hervorzuheben: Gleb Bokijs Hinwendung zu Bartschenkos esoterisch-primhistorischem Ideen-Konglomerat und Themen wie Telepathie und Psychokinese dokumentierte zweifellos seine Abkehr vom dialektischen Materialismus und der Parteilinie, nicht aber von seinen kommunistischen Idealen: "Dies alles hilft dabei", erklärte er, "die Ideen des Kommunismus auf der ganzen Erde zu verbreiten. Dies ist wichtig, für unsere zukünftigen Eroberungen. Vom Osten her werden wir die Bekehrung der ganzen Welt zum Kommunismus einleiten. Denn dort liegt es, das uralte Schambala, das wir wiedererwecken werden." [30]

Für Bartschenko hingegen wurden die Protektion durch Bokij sowie die Mittel und die Infrastruktur, die dieser ihm bieten konnte, zur vitalen Grundlage dafür, überhaupt an seinen Projekten arbeiten zu können - eine Option, die ihm mangels Rückhalt in der Academia und der Partei nur der Geheimdienst bzw. die Geheimpolizei bieten konnte. Wie bereits erwähnt, reichten seine Kontakte zur GPU bzw. Tscheka mit einiger Sicherheit schon weiter zurück. Dafür spricht auch, dass Bartschenko, wie Alexander Voronins Recherchen ergaben, auf der Suche nach Spuren von Hyperborea und Atlantis schon 1921-1923 eine Expedition zur Halbinsel Kola unternommen hat, was ohne direkte Unterstützung staatlicher Stellen kaum denkbar ist [31], zumal er im akademischen Wissenschaftsbetrieb der frühen UdSSR niemals etabliert war. Eine zweite Exkursion - diesmal an die Krim - habe 1927 stattgefunden. Später (1929-1930) soll Bartschenkos esoterisch-wissenschaftliche Gruppe - zu dieser Zeit schon Teil der GPU-Sonderabteilung - auch noch eine Forschungsreise in das Altaigebirge unternommen haben, über deren eventuelle Ergebnisse - ebenso wie über den Verlauf der angeblichen Krim- und Kola-Expeditionen - nichts bekannt ist. Jedenfalls sei, laut Voronin, sogar der Geheimdienstchef Felix Dserschinski in Bartschenkos frühe Expeditions-Aktivitäten involviert gewesen. [32]

Abb. 7 1929/1930 leitete Alexander Bartschenko eine Expedition ins Altai-Gebirge, um dort nach Spuren versunkener Kulturen zu suchen. (Bild: Der Fluss Katun im Altai)

Diese Suche an ganz verschiedenen Orten war übrigen keineswegs ein Zeichen von Planlosigkeit oder ständigem Umdenken. Bartschenko war nämlich der Auffassung, man müsse alle anzunehmenden Träger des spitituelle Erbes der von ihm vermuteten Überlieferung urzeitlicher, universeller Kenntnisse in die Suche einbeziehen - dabei meine er vor allem Russen, Tibeter, Burjaten, Altaier, Mongolen, Uiguren sowie zahlreiche Völker des damaligen britischen Kolonialreiches von Indien – um eine Wiedergeburt Russlands und die Vereinigung der ganzen Welt zu erreichen. Einfach gesagt, müsse man auf der Erde einen gerechten und technisch entwickelten Staat aufbauen, der jener von ihm vermuteten, legendären Ur-Zivilisation[en] der Vergangenheit - Hypernborea, Atlantis etc. - vergleichbar sei. [33]

Was die oben angesprochene Planung von Bartschenkos Agartha- bzw. Shambala-Expedition nach Afghanistan, in die Mongolei und schließlich nach Tibet angeht, so stellt sie nicht nur den bedeutendsten Fehlschlag in der Kooperation des ungleichen Duos Bartschenko und Bokij dar, sondern sie illustriert auch das letzendliche Scheitern der Versuche des 'Doktors' [34], Vertreter der sowjetischen Regierung zu einer Kontaktaufnahme mit den von ihm postulierten "Himalajalehrern" von Shambala bzw. Agartha zu bewegen - eine Initiative, an der, wie es bei Voronin heißt, auch der damals allgemein bekannte Künstler, Schriftsteller, Archäologe, Forschungsreisende, Esoteriker und Philosoph Nicholas Roerich (1874-1947) (Abb. 8) beteiligt gewesen sein soll [35], der das alte Shambala im Altaigebirge vermutete.

Abb. 8 Nicholas (Nikolaj) Konstantinowitsch Roerich (1874-1947)

Während es Gleb Bokij durchaus möglich war, quasi 'in eigener Regie' und ohne Kontrolle oder Einflussnahme anderer Stellen Forschungsreisen innerhalb des Territoriums der Sowjetunion zu organisieren, war er bei Auslandsaktivitäten auf die Einwilligung des Außenministeriums angewiesen - und Tibet war für die Sowjets nun einmal Ausland. So wurde Bartschenko am 31. Juli 1925 in Begleitung von zwei Geheimpolizisten bei Außenminister Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin vorstellig, der ihn persönlich empfing: "Bartschenko legte dem Minister seine Theorie von der vorzeitlichen Wissenschaft, dem Urkommunismus und Schambala dar. Dann verwies er auf die Unterstützung von Boki[j] und der Sonderabteilung und bat um die Genehmigung, im höchsten Interesse des Kommunismus mit der Bruderschaft im Himalaya in Kontakt zu treten. [...] Der verblüffte Minister sagte erst einmal nicht nein. Doch nachdem er sich rückversichert und herausgefunden hatte, dass nicht die gesamte mächtige Geheimpolizei, sondern nur die Sonderabteilung hinter Bartschenko stand, wagte er ein höhnisches Schreiben an das Politbüro." [36]

In diesem Schreiben erlärte Tschitscherin u.a.: "Leider kann von einer Expedition keine Rede sein. Nicht nur wird man unsere Tschekisten nicht zu irgendwelchen Bruderschaften zulassen, sondern allein ihre Anwesenheit kann zu großen Unannehmlichkeiten führen, da die englische Presse die Expedition garantiert in ganz anderem Licht darstellen wird." Ein "Hintertürchen", wie Ernst von Waldenfels es formuliert, ließ sich der Minister allerdings offen: "Sollte Bartschenko überprüft und für zuverlässig befunden werden, sollte er sich verpflichten, nie ein Wort über Politik zu sagen, und sollte ein Kontrolleur mitkommen, dann käme es vielleicht in Betracht, die Expedition der Sonderabteilung zu erlauben. [...] Doch diese Bedingungen akzeptierte Bartschenko nicht und alle Vorbereitungen für die Expedition wurden abgebrochen. Womit der zweite Versuch Bartschenkos gescheitert war, mit Hilfe der Sowjets nach Tibet zu kommen." [37] Übrigens scheint auch Michail Abramowitsch Trilisser der Leiter der Auslandsabteilung der GPU, Bokijs und Bartschenkos Pläne aktiv und in Zusammenarbeit mit Tschitscherin hintertrieben zu haben [38], was zudem die Konkurrenz bzw. Rivalität zwischen den verschiedenen Sektionen der sowjetischen 'Dienste' beleuchtet.

Abb. 9 Außenminister Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin auf einem Foto von 1925 - eben jenem Jahr, in dem er Bartschenkos Expedition nach Tibet verhinderte

Weitere Detailangaben zu der vereitelten Tibet-Expedition finden sich bei Wladimir Bobrenjow (ein Oberst der Militärstaatsanwaltschaft in Moskau) und Waleri Rjasanzew (ein Moskauer Journalist). In ihrem Buch "Das Geheimlabor des KGB" [39] wird auch J.J. Goppius erwähnt, Chef eines chemischen Labors der GPU, in dem Giftstoffe untersucht und hergestellt wurden. In den späten 1930er Jahren erklärte besagter Goppius im Verhör, Ende der vorausgegangenen Jahrzehnts sei in der von Bokij geleiteten "Freimaurerloge" der Geheimpolizei beschlossen worden, "daß einer der Führer dieser Organisation, ein gewisser Professor Bartsche[n]ko, nach Afghanistan reisen sollte, um Beziehungen zum 'Zentrum der prähistorischen Wissenschaft' aufzunehmen." [40] Goppius wörtlich: "Von dort wollte Bartschenko nach Indien reisen und Tibet besuchen ... Auf dieser Beratung wurde auch beschlossen, daß der bekannte Trotzkist Bljumkin (Abb. 10) [41] Bartschenko auf dieser Reise begleiten sollte. Wir hatten für ihn schon den Paß und verschiedene Dokumente ausgestellt und eine größere Geldsumme bewilligt, doch dann mischte sich jemand vom NKID [42] (Außenministerium) in die Angelegenheit ein. Ich erinnere mich noch gut, wie Boki[j] mir empört berichtete, daß die Reise von Bljumkin und Bartschenko nach Afghanistan, Indien und Tibet untersagt wurde. Aus zahlreichen Gesprächen mit Bartschenko und Boki[j] war mir bekannt, daß Bljumkin zu unserer Organisation enge Verbindungen hatte." [43] Wie es dort weiter heißt, sei Jakow Bljumkin dann trotz eines ausdrücklichen Verbots des Zentralkomitees der Partei nach Indien gereist: "Auf seiner Rückreise besuchte er Trotzki in dessen Exil auf der türkischen Insel Prinkino und sprach mit ihm zwei Tage lang. Als Bljumkin in die UdSSR heimkehrte, wurde er verhaftet und erschossen." [44]

Nach diesem Debakel widmete Alexander Bartschenko sich jedenfalls wieder seiner Tätigkeit im Labor der Sonderabteilung, plante und unternahm die bereits erwähnte Expedition ins Altaigebirge und hielt weiterhin Votrräge über »...das Goldene Zeitalter, d.h. die große Weltföderation der Völker, die auf der Grundlage des reinen prinzipienfesten Kommunismus aufgebaut war und in frühen Zeiten auf der ganzen Erde herrschte. Und ihre Herrschaft dauerte etwa 144.000 Jahre. Etwa vor 9000 Jahren gab es in Asien, in den Grenzen des heutigen Afghanistan, Tibets und Indiens einen Versuch, diese Föderation in statu quo ante wiederaufzubauen. Es war jene Epoche, die in Legenden unter der Benennung 'Ramas Kriegszug' bekannt ist...« [45] "Auch ist bekannt, dass Bartschenko mit muslimischen Sufis, sowie dem berühmten chassidischen Rabbi Schneerson zusammentraf. Vor allem, weil er bei ihnen Überreste jenes Wissens vermutete, das sich in reinster Form in Schambala erhalten hatte." [46]

Abb. 10 Gehörte auch der GPU-Agent und Trotzki-Anhänger Jakow G. Bljumkin zu Bokijs und Bartschenkos Netzwerk?

Was dies betrifft, schlug Bartschenko neben der eingehenden Erforschung parapsychologischer Potentiale des Menschen vor, auch die technologischen Komponenten der von ihm postulierten »urzeitlichen Wissenschaft« festzustellen, wozu seiner Meinung nach Kernspaltung und künstliche Erzeugung paramentaler Energie, z.B. zur Fernauslösung spontaner menschlicher Selbstentzündung [47] und möglicherweise auch mechanisch-psychokinetische und psychophysische Waffen [48] gehörten.

Bartschenkos und Bokijs Ende

Eigentlich ist es erstaunlich und spricht für Gleb Iwanowitsch Bokijs außergewöhnliche Position im Machtgefüge der damaligen UdSSR, dass diese Aktivitäten - von der oben geschilderten Episode abgesehen - ungestört und unbehelligt bis 1937 weitergeführt werden konnten; und dies, obwohl sich gerade Bartschenko keine besondere Mühe gegeben zu haben scheint, seine - im Sinne der herrschenden Ideologie - alles andere als othodoxen Vorstellungen diskret zu behandeln. Offenbar fühlte er sich unter dem Schutz seines mächtigen Mentors unantastbar. Schließlich jedoch, im Mai 1937 geschah das, was im geschichtlichen Rückblick geradezu unvermeidlich erscheint: Quasi 'aus heiterem Himmel' wurde Bokij - unter ungeklärten Umständen [49] - verhaftet und in die Lubjanka (Abb. 11) gebracht, gleichermaßen Zentrale und 'Untersuchungsgefängnis' der Geheimpolizei. Wer genau den Befehl dazu gab, ist unbekannt. Bokij hatte sich durch seine jahrelange Ermittlungstätigkeit viele potentielle Feinde in höchsten Positionen geschaffen, die alle ein Interesse daran haben mussten, ihn endlich loszuwerden. In jedem Fall müssen Josef Stalin persönlich oder aber sein 'Mann für´s Grobe', der Volkskommissar für innere Angelegenheiten (Innenminister) und Geheimpolizei-Chef Nikolai Iwanowitsch Jeschow seine Festnahme bzw. Liquidierung autorisiert haben. Als Altbolschewist war er eben einer jener 'Dinosaurier' des Systems, die nun gezielt aus ihren Posten entfernt und dauerhaft zum Schweigen gebracht wurden.

Abb. 11 Die Lubjanka in Moskau, Verwaltungssitz und Gefängnis der OGPU. Nachdem er dort lange Jahre sein Büro gehabt hatte, wurde schließlich der Gefängnistrakt Gleb Bokijs letzter Aufenthalt. Vermutlich starb dort auch Alexander Bartschenko.

Sieben Monate später - am 15.November 1937 - wurde Gleb Boki zum Tode verurteilt und noch am selben Tag exekutiert. Auch Bartschenko und die anderen Mitglieder der Gruppe wurden inhaftiert, verhört und schließlich hingerichtet (Bartschenko offenbar erst am 25. April des folgenden Jahres (1938) [50]; man wollte wohl sicher sein, alle Informationen über seine Forschungen aus ihm herausgepresst zu haben).

Abgesehen von Nicholas Roerich, der ohnehin nur am Rande in die Aktivitäten der Gruppe um Bartschenko einbezogen war [51] und sich außer Landes befand, gelang nur einem einzigen Mitglied der Gruppe die Flucht, das sich - vermutlich unter falschem Namen - bis zu seinem Tod im Jahr 1975 unerkannt und unbehelligt in der Stadt Borowitschi im Verwaltungsbezirk Nowgorod niederließ. Der Kreis der politischen Unterstützer und Sympathisanten Bokijs wurde vollständig liquidiert. "Allesamt hatten sie hohe Ämter innegehabt und allesamt wurden ihre Namen [52] aus der Geschichte gestrichen." [53]

Zwar wurde Gleb Iwanowitsch Bokij, der Bolschewist mit den 'zwei Gesichtern', bereits am 27. Juni 1956 - während der 'Tauwetter-Periode' nach Stalins Tod - posthum rehabilitiert, nachdem das Militärtribunal des Obersten Sowjets sein Verfahren neu aufgerollt hatte [54], aber die Geheimhaltung bezüglich seiner GPU-Sonderabteilung ist bis heute nicht aufgehoben worden. Von daher erscheint es noch immer aussichtslos, umfassende Informationen über die Ergebnisse der Arbeit des 'Roten Merlin', wie Alexander Bartschenko inzwischen auch genannt wird, und seines Teams in Erfahrung zu bringen.

Ernst von Waldenfels hält es jedenfalls für durchaus möglich, dass Bartschenkos 'exotische' Forschungen später fortgesetzt wurden. Dazu beruft er sich auf Oleg Schischkin, einen russischen Journalisten, der sich in den 1990er Jahren vermutlich als erster mit den Protokollen von Bokijs Verhören durch die Geheimpolizei befasste. Schischkin erklärte, Alexander Bartschenkos Sohn habe seinerzeit ohne Erfolg versucht, die wissenschaftlichen Arbeiten seines Vaters ausgehändigt zu bekommen, was vielen Kindern von Opfern des Stalinismus in den 1950er Jahren gelang. Schließlich habe der ehemaligen Leiter der Hauptverwaltung Wissenschaft Bokijs Sohn erklärt, dieser werde die gewünschten Materialien nie zu Gesicht bekommen, weil sie nach wie vor "aktuell" seien. "Es ist bekannt", so E. von Waldenfels, "dass es in den siebziger und achtziger Jahren in der Sowjetunion umfangreiche Forschungen zu übersinnlichen Phänomenen gegeben hat. Möglich, dass sie auch auf den Arbeiten Bartschenkos beruhten." [55] Die bis heute anhaltende Geheimhaltung könnte allerdings auch ein Indiz dafür sein, dass diese Forschungen - insbesondere jene an 'psychophysischen Waffen' - keineswegs in den 1980er Jahren eingestellt wurden, sondern auch gegen Ende und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihre Fortsetzung fanden.


Anmerkungen und Quellen

Almanach Cronos 2013.jpg
Dieser Beitrag basiert auf Auszügen aus dem Artikel "ИСТОРИЯ ВОЗНИКНОВЕНИЯ И РАЗВИТИЯ НОВОГО НАУЧНОГО МЕЖДИСЦИПЛИНАРНОГО НАПРАВЛЕНИЯ – АТЛАНТОЛОГИИ" (Geschichte und Entwicklung des neuen wissenschaftlichen Interdisziplinär-Feldes - Atlantologie) von Alexander Voronin, der für die erste Ausgabe des Almanachs KRONOS über die Geheimnisse urzeitlicher Zivilisationen verfasst wurde. Darin wird Material aus russischen Staats- und Privatarchiven verwendet, die hier leider (noch) nicht durch Einzelnachweise aufgeführt werden können. Diese Auszüge wurden von den Autoren (Anatoliy Sauschkin und Bernhard Beier) für Atlantisforschung.de ins Deutsche übersetzt, redaktionell überarbeitet und durch zahlreiche weitere Informationen umfassend ergänzt.

Einzelverweise:

  1. Quelle: Ernst von Waldenfels, Roter Terror und Okkultismus - Mystische Zirkel im sowjetischen Geheimdienst, 06.03.2013, Radiosendung bei Deutschlandradio Kultur (Zeitreisen) -> Manuskript zur Sendung; abgerufen: 12.09.2013
  2. Anmerkungen: 1) Alternative Schreibweisen: Shamballa, Shamballah, Sambhala, Schambala oder Shambhala --- 2) Nach anderen Überlieferungen wird Shambala ebenfalls als Reich beschrieben, aber es ist davon auszugehen, dass die verschiedenen Überlieferungsketten - auch jene über andersnamige sagenhafte Reiche im zentralasiatischen Raum, wie etwa Olmolungring oder das Land Belowodje der russischen Legenden (ein Ort im "Land der weißen Wasser" in der Mongolei) - letztlich auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen. Gerade was Alexander Bartschenko betrifft, der stark von Alexandre Saint-Yves d'Alveydre beeinflusst war, welcher die Bezeichnung 'Agartha' verwendete, ist davon auszugehen, dass Agartha und Shambala für ihn synonyme Begriffe darstellten, und dass er sich bei seiner Suche auf die (Überreste der) Hauptstadt des gesuchten Vorzeit-Reiches konzentrierte. Darüber hinaus ist festzustellen, dass der Name 'Shambala' während des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sowohl in Asien als auch in Russland weitaus gebräuchlicher war als Agartha bzw. Agarthi.
  3. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung; Anmerkung: Ergänzend heißt es dort, Bartschenko habe "sich mit Experimenten zur Gedankenübertragung" beschäftigt, "die er in populären Zeitschriften veröffentlichte. Außerdem trat er noch vor dem [E]rsten Weltkrieg als Autor eines Romans hervor, in denen es um Übersinnliches und eine geheime Bruderschaft in Tibet ging."
  4. Quelle: ebd.
  5. Red. Anmerkung: Gemeint sind die Februarreevolution und die (sozialistische) Oktoberrevolution im Jahr 1917
  6. Quelle: Alexander Voronin, "ИСТОРИЯ ВОЗНИКНОВЕНИЯ И РАЗВИТИЯ НОВОГО НАУЧНОГО МЕЖДИСЦИПЛИНАРНОГО НАПРАВЛЕНИЯ – АТЛАНТОЛОГИИ" in: Almanach KRONOS, 2013
  7. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  8. Quelle: ebd.
  9. Quelle: Alexander Voronin, op. cit. (2013)
  10. Quelle:
    Red Shambala Cover.jpg
    Andrei Znamenski, "Red Shambhala: Magic, Prophecy, and Geopolitics in the Heart of Asia", Quest Books, 2011, S. 45-46 (Auszüge bei Google Books)
  11. Anmerkung: Die SDAPR spaltete sich 1903 in die Fraktionen der Bolschewiki ("Mehrheitler") und Menschewiki ("Minderheitler") auf. 1912 wurden die letzten noch verbleibenden Menschewiki aus der Partei ausgeschlossen und der Parteiname durch den Zusatz 'Bolschewiki' in SDAPR(B) abgeändert. 1918 wurde sie in Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki) umbenannt, aus der später dann die Kommunistische Partei der Sowjetunion hervorging.
  12. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  13. Anmerkung: Tscheka - eigentlich WeTscheKa (russisch ВЧК) - ist die Abkürzung für "Außerordentliche Allrussische Kommission zur Bekämpfung von Konterrevolution, Spekulation und Sabotage"
  14. Quelle: Wikipedia - The Free Encyklopedia, unter: Gleb Bokii (abgerufen: 16.09.2013)
  15. Anmerkung: Als "Musterbolschewik" und als "Überbleibsel einer anderen, idealistischeren Zeit" schilderte Bokij z.B. sein Schwiegersohn Lew Rasgon, der ihn 1935 kennenlernte: "Gleb Iwanowitsch Boki gehörte einer völlig anderen Generation von Tschekisten an. [...] Er weigerte sich, die Privilegien zu nutzen, die ihm zustanden. Also eine Datscha anzunehmen oder auf Kur zu gehen. Er lebte mit seiner Frau und der älteren Tochter in einer winzigen Dreizimmer-Wohnung und weder Freunde noch Verwandte konnten auch nur davon träumen, jemals seinen Dienstwagen zu benutzen. Er trug Sommers wie Winters ein und denselben Regenmantel und eine zerknitterte Schirmmütze." Und die sowjetische Schriftstellerin und Alt-Bolschewikin Margarita Wladimirowitsch Jamschtschikowa schrieb in ihren Memoiren, "er habe niemanden die Hand geschüttelt, da er dies für eine bürgerliche Gewohnheit hielt und sei so genügsam gewesen, dass er sich sogar die Schuhe selbst besohlte." (Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung)
  16. Quelle: ebd.
  17. Quelle: Andrei Znamenski, op cit. (2011), S. 44, Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de
  18. Anmerkung: Sollte dies den Tatsachen entsprechen, so muss Gleb Bokij die Legende von Agartha und Shambala schon lange vor seiner Begegnung mit Alexander Bartschenko gekannt haben.
  19. Quelle: Alexander Voronin, op. cit. (2013); Anmerkung: Laut Voronin sollen auch andere hochrangige, frühe Bolschewiki, wie Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski, Nikolai Iwanowitsch Bucharin, der russische Historiker, Ökonom und Politiker Iwan Iwanowitsch Skworzow-Stepanow (1870–1928), Semjon Pafnutjewitsch Sereda (1871-1933; zeitweilig Volkskommissar für Landwirtschaft), der Diplomat Leonid Borissowitsch Krassin (1870-1926; ein früher Kampfgefährte von Lenin und Stalin) Angehörige einer bolschwistischen 'Freimaurer-Connection' gewesen sein. Stattliche Summen öffentlicher Gelder seien von diesen Kreisen im Jahr 1919 für die Restaurierung des Haupttempels der Freimaurerloge »Großer Orient Frankreichs« in der Cadais-Straße in Paris bereitgestellt worden.
  20. Siehe: George Leggett, "The Cheka: Lenin's Political Police", Oxford (Oxford University Press/Clarendon Press), 1981, S. 225
  21. Siehe: N.V. Petrov und K.V. Skorkin, "Кто руководил НКВД, 1934-1941: Справочник" (Wer leitete das NKWD, 1934-1941: Ratgeber). Moskau (Zven'ia), 1999, S. 114
  22. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  23. Quelle: ebd.
  24. Quelle: Andrei Znamenski, op. cit. (2011), S. 44-45 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  25. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  26. Quelle: Andrei Znamenski, op. cit. (2011), S. 43
  27. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  28. Quelle: ebd.
  29. Quelle: ebd.
  30. Quelle: ebd.
  31. Anmerkung: Dafür, dass Bartschenko vor seiner Bekanntschaft und Zusammenarbeit mit Bokij für eine andere Sektion der OGPU tätig war und später von der Sonderabteilung übernommen wurde, spricht auch die Folgende Aussage. Wie die russische Psychatrie-Kritikerin Prof. Tatjana Fadejewa 1998 bemerkte, "existierte in Moskau ab 1924 ein Labor für Neuroenergetik, das sich mit der Ausarbeitung der Methode der Verwaltungstätigkeit über das menschliche Bewusstsen beschäftigte. Leiter dieses Labors war Alexander Wasiljewitsch Bartschenko. Ende 1924 wurde Bartschenko nach Moskau gerufen, wo er vor dem Kollegium OGPU (Staatssicherheit) über seine wissenschaftlichen Entdeckungen berichtete. Das Ergebnis dieser Arbeit des Kollegiums wurde die Einrichtung eines geheimen Labors für Neuroenergetik, wo Bartschenko seine Experimente fortsetzte. Die Finanzierung der Labortätigkeit über­nahm die Sonderabteilung der OGPU. Den Forschern wurde die Aufgabe gestellt, die Gedanken aus der Entfernung zu lesen und eine Methode zur Beseitigung von Informationen aus dem Gehirn mit Hilfe eines Blickes zu beherrschen. Die hauptwissenschaftlichen Interessen waren für Bartschenko die bioelektrischen Erscheinungen in der Gehirnfiktion und im lebenden Organismus im Ganzen. Die Arbeit dieses Labors dauerte 12 Jahre." Quelle: Prof. Tatjana Fadejewa, „Die Verbrechen der Psychiatrie“ (Enzyklopädie der Verbrechen und Katastrophen), ISBN 985-6524-03-2, Verlag Sowremennyi Literator, 1998, S. 239, 242; zit. nach: Verein gegen den Missbrauch psychophysischer Waffen e.V., unter: Prof. Tatjana Fadejewa (abgerufen. 25.09.2013)
  32. Quelle: Alexander Voronin, op. cit. (2013)
  33. Anmerkung: Hier zeigt sich, jedenfalls was Atlantis betrifft, jene für Esoteriker typische Umdeutung des von Platon beschriebenen, dekadenten und imperialistischen Atlanterreiches - mithin einer Dystopie - zu einem Utopia.
  34. Anmerkung: Obwohl Bartschenko nie wirklich promoviert hat, soll er die Anrede 'Doktor' sehr geschätzt haben.
  35. Quelle. Alexander Voronin, op. cit. (2013)
  36. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  37. Quelle: ebd.
  38. Quelle: Andrei Znamenski, op cit. (2011), S. 102
  39. Siehe: Wladimir Bobrenjow und Waleri Rjasanzew, "Das Geheimlabor des KGB - Gespenster der Warsanowjew-Gasse", Berlin, 1993
  40. Quelle: Wladimir Bobrenjow und Waleri Rjasanzew, op. cit. (1993); nach: Peter Nasselstein, "Der blaue Faschismus", bei WWW.ORGONOMIE.NET (abgerufen. 22.09.2013)
  41. Anmerkung von P. Nasselstein: "Jakow Bljumkin war ein enger Vertrauter Trotzkis. Der ehemalige Sozialrevolutionär hatte 1918 den deutschen Botschafter Mirbach in Moskau ermordet, zu einer Zeit als die Bolschewiki mit dem Deutschen Reich mehr oder weniger verbündet waren. Er wurde von den Sowjets zum Tode verurteilt, doch Trotzki setzte sich persönlich für ihn ein. Bljumkin wurde in den Stab seines Gönners aufgenommen, um seine Schuld >im Kampf zur Verteidigung der Revolution< wiedergutzumachen. Später wurde er GPU-Agent."
  42. Anmerkung: NKID = Volkskommissariat fur auswärtige Angelegenheiten (Russisch: Народный комиссариат по иностранным делам), kurz: Narkomindel (bis 1946)
  43. Quelle: Wladimir Bobrenjow und Waleri Rjasanzew, op. cit. (1993); nach: Peter Nasselstein, "Der blaue Faschismus", bei WWW.ORGONOMIE.NET
  44. Quelle: ebd., S. 84-86; Anmerkung der Verfasser: Mit einiger Sicherheit unter der Folter zusammenphantasiert sind von Bobrenjow und Rjasanzew (S. 38 und 40) erwähnte Aussagen aus den Vernehmungsakten von J.J. Goppius über Bokijs angebliche Aktivitäten in Kutschino, der Datschen-Siedlung der sowjetischen Nomenklatura außerhalb Moskaus. Dort soll er eine Art 'Kommune' von Mitarbeitern und Freunden geleitet haben. An arbeitsfreien Tagen seien dort exzessive Trinkgelage und sexuell ausschweifende Orgien gefeiert worden. Mit der notwendigen Vorsicht sind auch Goppius´ Aussagen über Jakow G. Bljumkins Verbindung zu Bokij und Bartschenko zu betrachten!
  45. Quelle: Alexander Voronin, op. cit. (2013)
  46. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  47. Quelle: GPU-Protokoll der Vernehmung Gleb Bokijs vom 01.06.1937; nach: Alexander Voronin, op. cit. (2013)
  48. Anmerkung: Siehe Fußnote 31.
  49. Anmerkung: Was genau Bokij vorgeworfen wurde, konnte von den Verfassern bisher nicht mit Sicherheit in Erfahrung gebracht werden. Vermutlich lautete der Tatvorwuf "Konspiration". Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass auch in seinem Fall der berüchtigte § 58 des sowjetischen Strafgesetzbuches in Anwendung gebracht wurde, der eine wesentliche juristische Grundlage des 'Roten Terrors' darstellte. Dieser, noch von Lenin entwickelte und von Stalin 1927 offiziell eingeführte 'Gummiparagraph', sah für „politische Delikte“ aller Art grundsätzlich Zwangsarbeit oder Todesstrafe vor. Er konnte nicht nur in Fällen von (angeblichem) Terrorismus, sondern schon bei „Propaganda oder politischer Agitation“, „organisatorischer Tätigkeit“ und „politischer Blindheit“ (!) angewendet werden.
  50. Quelle: Либрусек - Много книг, unter: Александр Васильевич Барченко (abgerufen: 01.09.2013)
  51. Anmerkung. Es erscheint keineswegs ausgeschlossen, dass auch Roerich zu den Mitarbeitern oder Informanten von Bokijs 'Sonderabteilung' gehörte. Jedenfalls ist "in Russland nach wie vor umstritten, ob Roerich für den sowjetischen Geheimdienst GPU gearbeitet hat. Ausschließen sollte man solche Angaben jedoch nicht [...] Laut dem russischen Journalisten Oleg Schischkin soll ein Mitarbeiter des OGPU auf einer der asiatischen Expeditionen Roerichs als Tibetischer Mönch verkleidet mit von der Partie gewesen sein. Da Moskau zu jener Zeit prosowjetische Bewegungen in Tibet und Indien unterstützte, ist nicht von vornherein von der Hand zu weisen, dass Roerichs unauffällige Reisen zur Informationsbeschaffung genutzt wurden." Quelle: Klaus Ammann, "Nikolai K Roerich - Ein Händler von Spirituellem", in: Monica Rüthers und Carmen Scheide (Hrsg.), Moskau: Menschen, Mythen, Orte, Köln / Weimar (Böhlau Verlag) 2003, S. 138
  52. Anmerkung: Diese Namen waren seinens der Verfasser bisher nicht zu ermitteln. Zudem muss erwogen werden, dass Bokij unter der Folter auch Personen als 'Mitverschwörer' denunzierte, die tatsächlich nicht zu seinem Kreis gehörten.
  53. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung
  54. Siehe: N.V. Petrov und K.V. Skorkin, "Кто руководил НКВД, 1934-1941: Справочник" (Wer leitete das NKWD, 1934-1941: Ratgeber). Moskau (Zven'ia), 1999, S. 114
  55. Quelle: Ernst von Waldenfels, op. cit. (2013), Manuskript zur Sendung

Bild-Quellen:

1) Bildarchiv Anatoliy Sauschkin
2) PhidiasNL bei Wikimedia Commons, unter: File:Saint-Yves d-Alveydre.jpg
3) Quibik und Dr Jorgen bei Wikimedia Commons, unter:File:Boky.jpg
4) Mr.Rocks und Hohum bei Wikimedia Commons, unter: File:Kronstadt attack.JPG (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
5) ATEU EU ? TODOS SOMOS, NOSSA TERRA É OCA!! - Saiba mais sobre o Reino Perdido de Agartha, 10. Mai 2011 (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
6) Dieter Schuh, bei Wikimedia Commons, unter: File:Seng-ge´i khyim.jpg
7) Ondřej Žváček bei Wikimedia Commons, unter: File:Katun.jpg
8) Deodar bei Wikimedia Commons, unter: File:N Roerich.jpg
9) Bundesarchiv bei Wikimedia Commons, unter: File:Bundesarchiv Bild 102-12859A, Georgi Wassiljewitsch Tschitscherin.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
10) Alex Bakharev bei Wikimedia Commons, unter: File:Blumkin.jpg
11) Bulgakov's Master Margarita, unter: The Secret Police, bei: Middlebury College, Vermont (USA)