Caral und die 'Welle der Pyramidenbauer' in Amerika

von William R. Corliss (2001)

Abb. 1 Blick auf zwei der großen Pyramiden von Caral in Peru, der - nach derzeitigem Erkenntnisstand konventioneller Forschung - ältesten Stadt auf dem amerikanischen Kontinent

Ungefähr zur selben Zeit, als die Ägypter 100 Tonnen schwere Kalksteinblöcke zum Gizeh-Plateau schleiften, schleppten einige Südamerikaner etwa basketballgroße Felsen in Säcken aus Schilf zu einem Ort namens Caral, 23 Kilometer von Perus Pazifikküste entfernt. Während die Ägypter ihre gewichtigen Blöcke ordentlich zu Pyramiden stapelten, ließen die Südamerikaner einfach ihre Steine, Riet-Taschen und so weiter auf krude, aber wachsende Haufen fallen.

Als er fertiggestellt war, enthielt der größte der 'Steinhaufen' in Caral 7 Millionen Kubikmeter Gestein und hatte die Form einer Pyramide (oder eines Plattformhügels) angenommen, die vier Stockwerke hoch war und eine Fläche von 500 mal 450 Fuß bedeckte. (Abb. 1) Dies war wahrscheinlich die erste monumentale Architektur in der Neuen Welt; und sie wurde etwa 800 Jahre früher erbaut als Mainstream-Archäologen erwartet hatten. Tatsächlich trumpft Caral mit sechs großen Plattformhügeln, drei tiefliegenden Plätzen und vielen beeindruckenden Gebäuden auf. (Abb. 2)

Abb. 2 Hier eine Skizze des Gesamt-Komplexes der archäologischen Fundstätte von Caral

Trotz seiner frühreifen Architektur ist Caral eine "präkeramische" Stätte; das heißt, es wurde vor dem Aufkommen von Töpferwaren in Südamerika gebaut. "Offiziell" wurde Caral schon 1905 entdeckt, aber danach von Archäologen und Grabräubern vernachlässigt, weil es dort keine zu sammelnden Artefakte und nichts zu stehlen gab. Bis vor kurzem hat niemand sein hohes Alter erkannt. Heute wird Caral als das Werk der ersten komplexen Gesellschaft in der Neuen Welt anerkannt. [1]

Kommentar:

Caral (erbaut um 2600 v. Chr.) war der Stammvater einer Welle pyramidenbauender Kulturen Amerikas, die nach Norden fegte und sich in den Maya-Pyramiden (Tikal, ca. 700 n. Chr.), oder den aztekischen Pyramiden (Teotihuacán, 150-750 n. Chr.) manifestierte. Und die Werke der Moundbauer (Cahokia, 1300 n. Chr.)? Süd-Nord ist jedoch genau die entgegengesetzte Richtung zu einer [traditionell von der Altamerikanistik vorausgesetzten; d.Ü.] kulturellen Welle, die von der Bering-Land-Brücke ausging! [...]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (© 2001) erschien erstmals in Science Frontiers Nr. 136, Juli-August 2001 ,unter dem Titel "The Path Of The Pyramids"; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de sowie redaktionelle Bearbeitung nach der online gestellten Version des Artikels bei science-frontiers.com am 30. Juni 2018.

Fußnote:

  1. Siehe: Solis, Ruth Shady u.a., "Dating Caral a Preceramic Site in the Supe Valley on the Central Coast of Peru", Science, 292: 723, 2001. Maugh, Thomas M., II; "Scientists Say Peruvian Ruins Are Old est City in Americas", Houston Chronicle, 27. April 2001. Cr. D. Phelps. Ritter, Jim;" Pyramiden so alt wie Ägypten ", Chicago Sun-Times, 27. April 2001. Cr. J. Cieciel.

Bild-Quellen:

1) Percy Meza bei Wikimedia Commons, unter: File:PiramidesdeCaral.JPG (Lizenz: Creative-Commons, "Namensnennung 3.0 nicht portiert")
2) William R. Corliss, "The Path Of The Pyramids", bei science-frontiers.com