Die Entdeckung von Platons Atlantis IV

von unserem Gastautor Radek Brychta


4. Atlantis und die sumerische Mythologie

Aufgrund unten abgebildeter Tabelle dieser Arbeit kann die Existenz von Atlantis auf den Zeitraum zwischen 3300 v. Chr. und 1800 v. Chr. datiert werden. Dies war der Zeitraum, als die sumerische und die Industal-Zivilisation existierten. Die ägyptische Erzählung über Atlantis entwickelte sich aus mesopotamischen Quellen. Das von Platon benutzte Modell für die Insel Atlantis war die sumerische Insel Dilmun, porträtiert im sumerischen Mythos "Enki und Ninhursanga" und in altem Sumerisch in 278 Zeilen auf eine große, sechsspaltige Tafel aus der alt-babylonischen Periode geschrieben. Die Tafel wird im Pennsylvanian Museum in Philadelphia aufbewahrt.

Abb. 1 Das Zweistromland (Euphrat und Tigris) war die Heimat vieler alter Hochkulturen, wie der Sumerer und Babylonier.

Ihre erste detaillierte Übersetzung wurde veröffentlicht von S. N. Kramer im Jahre 1945 unter dem Titel "Supplementary Study No. 1 of the Bulletin of the American Schools of Oriental Research". Sie wurde später von vielen anderen übersetzt. Trotzdem wurde der vollständige Wortlaut der Tafel noch nicht erfolgreich entziffert, einige Zeilen sind nicht völlig verständlich. "Die Sumerer", im Sumerischen "sag-gib" ("Schwarzköpfe") genannt, und "Shumeru" im Akkadischen, ist eine traditionelle Bezeichnung für ein Volk von unbekannter Herkunft, das im 4. Jahrtausend v. Chr. ins südliche Mesopotamien kam. Es siedelte hauptsächlich längs des Euphrat, ungefähr von Kish über den Bereich des heutigen Bagdad bis an die Sumpfgebiete am persischen Golf (Ki-en-gi, ma-da im Sumerischen).

Sumerische Sagen und Legenden, aufgezeichnet auf sumerischen Tafeln, erschienen später in geschriebenen Dokumenten anderer Zivilisationen einschließlich ägyptischer und ebenfalls in der Bibel. Obgleich nunmehr eine Menge von Information über die Sumerer vorliegt, steht die Wissenschaft immer noch vor dem wesentlichen "Sumerischen Problem" bei dem Versuch die Herkunft, Rasse und Sprach-Relevanz der Sumerer offenzulegen. Von anthropologisch Standpunkt sind im sumerischen Volk die langschädligen und kurzschädligen Typen vereinigt. Gegenwärtig wird spekuliert, daß die sumerische Sprache vielleicht mit den Dravidischen Sprachen in Indien verwandt war. Die einzig sicher bekannte Tatsache ist, daß Sumerisch nicht zu der semitischen Sprachfamilie gehörte, obwohl sie stark von diesen Sprachen, gerade durch das Akkadische, beeinflußt wurde.

Sumerische Götter waren anthropomorph, Männer und Frauen. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. begannen sich die Namen von akkadischen und sumerischen Göttern zu mischen, ungeachtet der früheren Beschreibungen der Götter. Das bedeutet, daß das Pantheon der Götter, dessen Anfänge in das 3. Jahrtausend v. Chr. reichen, voll von Paradoxien und Wiederholungen war. Einige der sumerischen, und später auch der babylonischen Götter, waren sterblich. Dies schloss beispielsweise Damuzi, Gugalana, Geshtinnana und die babylonischen Hauptgötter Tiamat und Apsu und ihren Berater Mummu ein.

Abb. 2 Phantasievolle Darstellung eines sumerischen Zikkurats (Grafik: © Dawnrazor)

In Sumer bildeten sich zwei vorherrschende theologische Systeme, vermischt und manchmal gegensätzlich zueinander. Die Religion von angesiedelten Bauern, deren Ernte von Überschwemmungen abhing, war in ihrem Wesen auf die Unterwelt bezogen und entwickelte sich in ein System, das von der theologischen Schule der Priester von Eridu geführt wurde. Sie basierte auf einem Kult des Hauptgottes Enki, "Herr des Landes", identisch mit dem babylonischen Gott der Natur und des Wassers Ea. Die auf Eridu basierende auf die Unterwelt bezogene Kosmologie wurde später von den theologischen Ideen der Akkadier und Babylonier ausgebaut, die im altbabylonischen Epos der Schöpfung "Enuma elish" ausführlich demonstriert wird.

Die zweite Theologie, entstanden in Nippur, entwickelte sich aus religiösen Überlieferungen von Hirten und zeigte einen stärkeren kosmischen Einfluß. Der Hauptgott der Hirten war Enlil, "Herr der Lüfte" und der Gott von Nippur. Enlil, Enki und der Gott des Himmels An repräsentierten die oberste Dreifaltigkeit der Götter. Die Göttin Ninhursanga - die "Herrin der Berge" - stand an vierter Stelle, manchmal auch an der dritten - vor Enki, in den Listen der höchsten göttlichen Wesenheiten.

Der sumerische Gott Enki (Herr des Landes) - Ea im Akkadischen und Aos im griechischen - herrschte über den unterirdischen Süßwasserozean von Abzu, die Gewässer, die Weisheit und die Magie. In der auf Eridu basierenden Überlieferung war Enki auch der Erschaffer der Menschen, der Schutzherr der Zivilisation, der Handwerker und der Bauern. Enki verwaltete außerdem die göttlichen Kräfte der "ME". Sein Vater war An und seine Mutter Namu, die göttliche Mutter des Himmels und des Landes, eine Verkörperung des ursprünglichen Ozeans. Das erste kulturelle Zentrum von Enki war Eridu, wo er im Tempel von E-Abzu (Haus Abzu) wohnte. Nach seiner Stellung im sumerischen Pantheon der Götter könnte Enki offensichtlich eine Parallele des griechischen Gottes Poseidon sein. Beide waren inmitten der Triaden der höchsten Götter in ihrem Pantheon eingereiht. Beide waren die Herrscher des Ozeans, die Herrscher über Süßwasser und Feuchtigkeit in Flüssen, Quellen und Brunnen und die Versorger mit Früchten des Feldes aufgrund dieser Quellen. Der Name Enki bedeutet im Sumerischen "Herr des Landes". Poseidon hat die Grundsilbe "da" in seinem Namen, was eine Verbindung mit Demeter bedeutet, der Göttin des fruchtbaren Landes, was ebenfalls seine Verbindung mit dem Land darstellt. Auch wenn die Silbe "da" in Poseidons Namen nicht die kürzeste Form von Demeter im Sinne von "Land" war, würde sein Attribut "Gaiaochos" oder "Gemahl des Landes" dieselbe Bedeutung ergeben.

Neben dem Dreizack gehören zu den Symbolen von Poseidon auch ein Stier, ein Widder und später ein Pferd. Der Widder wurde eng assoziiert mit der Geburt von Poseidon selbst: er wurde von seiner Mutter Rhea vor Kron[os?] in einer Herde von Schafen bei einer Quelle mit Namen Arné (Schaf Quelle) versteckt. Vor dem Einzug des Pferdes in der Mittelmeerregion wurde Poseidon zunächst von den Griechen ein Stier als Opfertier gewidmet. Zu den Symbolen von Enki gehört ein mythisches Tier - ein Ziegenfisch mit einem mit Hörner versehenen Hut, der manchmal nicht weniger als sieben paar Stierhörner trägt. Der mit Hörnern versehene Hut kann von den Hörnern wilder Rinder (Bos primigenius) abgeleitet werden, die im Mittleren Osten sogar noch nach der Domestizierung der Rinder eine eigene Spezies blieben. (x100) Enki wurde manchmal von den Schwarzköpfen selbst "der wilde Stier von Eridu" genannt, wie im sumerischen Aufsatz "die Klage für Uruk" geschrieben ist. Sein anderes Symbol ist ein gekrümmter Stock, der in einem stilisierten Kopf eines Widders endet.

Abb. 3 "Als das himmlische Königtum auf die Erde kam, entfaltete es sich in Eridu". So beginnt die älteste der sumerischen Keilschrift-Königslisten, die vermutlich Ende des dritten Jahrtausends v. Chr. verfaßt wurden. Bild: Eine der in Eridu entdeckten Skulpturen. Zeigen sie Götter, Aliens, Fabel- oder Phantasiegestalten?

Einige Parallelen können auch zwischen den Gesetzen von Enki und Poseidon gefunden werden. Poseidon versorgte das Land mit Feuchtigkeit, dadurch konnte das Land Pflanzen hervorbringen. Er errettete Thessalien vor der Überschwemmung, als er mit seinem Dreizack einen Weg vom Fluß Peneius zum Meer machte. Parallel dazu lieferte Enki die Überschwemmungen des Euphrat und Tigris, ernannte im sumerischen Mythos "Enki und die Ordnung der Welt" den Gott der Landwirtschaft und errettete im akkadischen Mythos von Atrahasis die Menschheit vor einer Flut. Ninhursanga (dnin-hur-sag "Herrin der Berge") war die Kaiserin der nordöstlichen und östlichen Hochländer, wo der "heilige Hügel lokalisiert wurde. Ninhursanga wurde von den sumerischen Monarchen, die ihre Abstammung von ihr ableiteten, nicht nur als die "Mutter von Göttern", sondern auch als die "Mutter aller Kinder", ob göttliche oder menschliche, betrachtet. In der sumerischen Überlieferung wurde sie Ninmah (vornehme Dame) genannt, bevor sie von ihrem Sohn Nintura in Ninhursanga umbenannt wurde. Sie ist auch identisch mit der Göttin Damgalnunna (Große Frau des vornehmen Einen) und der Göttin Nintu (Dame der Entbindung).

Erst später wird ein Unterschied zwischen den einzelnen Göttinnen gemacht, aber im Mythos "Enki und Ninhursanga" beispielsweise wird die Göttin auch gleichgesetzt mit Nintu und Ninsikila. Ninhursanga, oder Damgalnunna, die Gattin von Enki/Ea und die Mutter von Marduk in der sumerisch-akkadischen Mythologie, auch genannt "Königin Apsu", war gemäß der altbabylonischen Überlieferung aller Voraussicht nach ein Nachkomme der getöteten Götter Apsu und (des weiblichen Drachen) Tiamat. Es darf spekuliert werden, dass ihr Ursprungsname Ki ("Land") war und dass sie als Gattin von An betrachtet wurde. Demzufolge waren die beiden die Eltern aller Göttern. (x105) An und Ki selbst wurden als die Nachkommen der Göttin Nammu (Das Grundwasser repräsentierend) angesehen.

Ohne Beweis in Händen, schlug J. van Dijk (1970, 450) kühn vor, dass (der weibliche Drache) Tiamat identisch mit Mutter Nammu in der sumerischen Kosmologie sein könnte, weil von Nammu auch etliche Götter (illegitim?) abstammten. Basierend auf einer älteren sumerisch-akkadischen Überlieferung gebar Nammu An (Himmel) und Ki (Land). Ebenso sagt das altbabylonische Epos "Enuma elish", eingeengt von älteren Überlieferungen der auf Eridu-basierenden Kosmologie, daß Marduk, der Sohn von Ea (den weiblichen Drachen) Tiamat siegreich bezwang und ihn auseinanderriß und den Himmel aus einer Hälfte und das Land (Ki) aus dem anderen Teil erschuf. Tiamat, gleich wie die sumerische Nammu, gebar den Himmel und das Land und, natürlich, etliche andere göttliche Geschöpfe einschließlich - unter Bezugnahme auf die ältere sumerische Theologie - die Göttin Ninhursanga, ursprünglich verehrt als Ki.


Fortsetzung:

Teil 5: Atlantis, Enki und Ninhursanga, Sargon von Akkad


Bild-Quellen:

1) http://www.rafa.at/53baby.htm
2) http://theoldpath.com/sumer%20city.jpg (nicht mehr online)
3) http://www.pacal.de/alien.html