Die Mythologie
Atlantis: Der verlorene Kontinent (XIII)
von unserem Gastautor William Lauritzen
Platon beschreibt die Entstehung von Atlantis folgendermaßen: "Nahe der Ebene wiederum und zudem im Zentrum der Insel, in einer Entfernung von etwa fünfzig Stadien, gab es einen, auf allen Seiten nicht sehr hohen Berg. [Dies war vielleicht der alte Krakatau.] In diesem Berg wohnte einer der, aus der Erde geborenen, Ureinwohner dieses Landes, dessen Name Evenor war, und er hatte ein Weib namens Leucippe, und sie hatten eine einzige Tochter, die Cleito genannt wurde. Die Maid war schon zur Frau herangewachsen, als ihr Vater und ihre Mutter starben; Poseidon verliebte sich in sie und schlief mit ihr, und brach den Grund, rund um den Hügel, wo sie wohnte, auf und schuf abwechselnde Zonen größerer und kleinerer Ringe aus See und Land, die einander umschlossenen;
Es gab zwei aus Land und drei aus Wasser, wobei er sie solcherart voneinander schied, das jeder vom Zentrum aus den gleichen Abstand hatte, so dass niemand zu der Insel gelangen konnte, da es noch keine Schiffe und Schiffahrt gab. Für ihn selber als Gott war es nicht schwer, für die Zentralinsel spezielle Arrangements zu treffen und zwei Quellen aus der Erde entspringen zu lassen, eine mit warmem Wasser und die andere mit kaltem ..."
Vielleicht ist dies die Beschreibung einer alten Zeit, in welcher die See (Poseidon) anschwoll, um den Krakatau zu verschlingen. Die See formte womöglich, zusammen mit der vulkanischen Natur der Insel, kraterähnliche "Zonen" von See und Land, vielleicht über einen Zeitraum von Millionen Jahren hinweg. Heiße und kalte Quellen sind natürlich häufig in vulkanischen Gebieten wie Java. Auch wenn Platon an keiner Stelle eine vulkanische Zerstörung anspricht, legen die heißen Quellen, die er erwähnt, nahe, dass es auf Atlantis geologische Aktivitäten gab.
Im südlichen Sumatra traf ich einen alten Mann (Abb. 1), der das 'Kind des Krakatau' schon mehr als 200 mal besucht hatte. Er erzählte mir, sein Urgroßvater sei bei dem Krakatau-Ausbruch von 1883 getötet worden. Er machte auf einige heiße Quellen aufmerksam, als wir zur Küste hinuntergingen, zu dem Boot, welches uns zur Vulkaninsel übersetzen sollte. Später, ein paar Kilometer den Hügel hinauf, badete ich in heißen Quellen in einem kleinen Urlaubsort, der von den Niederländern errichtet worden war, als sie diese Gegend kolonialisierten.
Platon fährt fort, indem er sagt, dass Poseidon "... auch fünf männliche Zwillingspaare zeugte und groß zog; und, indem er die Insel Atlantis in zehn Teile aufteilte, gab er dem Erstgeborenen des ältesten Zwillingspaares seiner Mutter Heimstatt und die umgebende Parzelle, welche die größte und beste war, und machte ihn zum König über das Übrige; die anderen machte er zu Prinzen und übertrug ihnen die Herrschaft über viele Menschen und ein großes Gebiet. Und er gab ihnen allen Namen; den ältesten, welcher der erste König war, nannte er Atlas, und nach ihm wurden die gesamte Insel und der Ozean als Atlantisch bezeichnet."
Es ist eine häufige Fehlnterpretation, dass Atlas die Welt auf seinen Schultern getragen habe. Er stützte den Himmel! Pomponius Mela beschreibt Atlas in seiner Darstellung der Welt: "Sein Gipfel ist höher als das Auge blicken kann: Es verliert sich in den Wolken; auch wird nicht nur erzählt, er berühre mit seiner Spitze den Himmel und die Sterne, sondern auch, dass er sie stütze." Es erschien mir an diesem Punkt meiner Untersuchung, dass Java und Sumatra, mit ihren vielen hohen Gipfeln, die mehr als 10 000 Fuß emporragen, gute Kandidaten für das reale Atlasgebirge darstellen. Mit anderen Worten stellte ich mir vor, dass die Betrachtung einer Bergspitze, die in den Wolken verschwindet, jemanden darauf bringen könnten, dass sie den Himmel oben hielte. Zwillings-Bergspitzen (von denen Java einige aufweist), die in den Wolken verschwinden, könnten jemand mit Sicherheit an zwei Schultern erinnern, welche den Himmel stützen. (Abb. 2)
Platon sagt, dass hiner dem Kontinent von Atlantis viele andere Inseln lagen. Dies passt sicherlich, wenn all die Inseln des Südpazifik gemeint sind. Einige dieser Inseln, gleich hinter der vulkanischen Bergkette von Sumatra-Java, sind de legendären Gewürzinseln. Europäer, darunter die Niederländer, Briten und Portugiesen kämpften viele Jahre um diese Inseln. Tatsächlich hielt man sie für so wertvoll, dass die Niederländer den Briten die Kontrolle über eine kleine Gewürzinsel für die gesamte Insel Manhattan in New York übertrugen. Ich stellte mir alte phönizische Händler vor, die sich vor Konkurrenz in Acht nahmen. Nach dem Standort der Atlas-Berge befragt (hinter denen möglicherweise die Gewürzinseln liegen), deuteten sie auf die Bergkette in Marokko und sagten: "Oh, die dort sind es, gleich da drüben."
Berge in Indonesien sind häufig von Wolken bedeckt. Die feuchte, äquatoriale Luft Indonesiens produziert diese Bedingungen. Der Mahameru (10 082 Fuß hoch), im östlichen Java, ist bekannt als “Wohnsitz der Götter”. Der größte Berg von Bali, der Insel gleich im Osten von Java, ist ebenfalls als “Wohnsitz der Götter” bekannt. Sicherlich würden Berggipfel, die bisweilen in den Wolken verschwinden, als guter Versammlungsort der Götter erscheinen. Ich fragte mich, ob diese verschwindenden Berge, neben den Anfängen der Atlas-Legende, auch der Ursprung der Legende vom Berg Olymp waren. Vielleicht wurde der Berg, indem die Legende mit der Zivilisation nach Westen reiste, von Zeit zu Zeit "umpositioniert", sodass die lokale Bevölkerung ihne Götter in der Nähe hatte. (Falls Ihnen dies unwahrscheinlich vorkommt, denken Sie bitte daran, dass der größte Vulkan auf dem Mars, welcher zugleich der größte Vulkan im Sonnensystem ist, Berg Olympus genannt wurde.)
Ich spekuliere, dass die hohen Vulkangipfel Javas zu den größten gehören, die altertümliche Seefahrer vom Meer aus sehen konnten. Andere könnten diejenigen im “Ring of Fire” am Rand des Pazifiks, wie der Berg Fuji in Japan oder die Andengipfel in Peru gewesen sein, aber die sind keine guten Kandidaten für unser vorgeschlagenes Atlantis. Mehr zur Mythologie und ihrem Zusammenhang mit der Sunda-Ebene wird später gesagt werden. Erneut sehen wir eine Parallele zwischen der lokalen Geographie des Sunda-Gebiets und Platons Atlantis.
Fortsetzung:
Bildquellen
- (1 + 2) Lauritzen, http://earth360.com/lost1.html#_edn3 (nicht mehr online)