Die rätselhaften Terrakotta-Köpfe und die Tumuli Altmexikos

von Fannie B. (Ward's Mexico Letter, 1886)

Abb. 1 Der Bericht aus Ward's Mexico Letter in der Fassung des Weekly Register vom 10. Februar 1886

Der mexikanische Archäologe Señor Cubas macht geltend, aus einigen dieser Tumuli seien menschliche Knochen entnommen worden, und dass es nicht unwahrscheinlich sei, dass einige der Terrakotta-Köpfe, die so reichlich auf der ganzen Ebene verstreut zu finden sind, Abbildungen bestatteter Priester oder Herrscher seien.

In seiner Studie über diese Örtlichkeit vergleicht Cubas den unbedeutenden Fluss von Teotilmacan mit dem Nil und sieht in diesem Camino de los Muertes ["Straße der Verstorbenen"; d.Ü.] ein zweites Memphis - kurz gesagt, findet er hier ein perfektes Duplikat der Pyramiden Ägyptens. Aus diesem Gelände schließt er auf einen ägyptischen Kontakt mit Mexiko, und argumentiert, dass die Leute, welche die amerikanischen Monumente errichteten, sofern sie nicht direkt aus Ägypten kamen, zumindest Abkömmlinge von anderen waren, denen die Ägypter ihr Wissen übermittelt hatten.

Ignatius Donnelly geht in seinem bemerkenswerten Buch "Atlantis" noch weiter zurück und verpflanzt die altertümliche Wiege der Zivilisation, aus der die Rassen sowohl der Alten als auch der Neuen Welt entsprangen, auf die versunkene Insel Atlantis inmitten des Ozeans, die Plato beschreibt.

Sei dies wie es sei, aber von jenen ungewöhnlichen Köpfen aus Ton sind viele in ihren Gesichtszügen, Stil und Ausdruck perfekt ägyptisch, während andere deutlich negrid [orig: "negro"; d.Ü] sind. Alle sind ohne Körper, und es sind niemals zwei gefunden worden, die sich wirklich gleichen - was die Theorie untermauern könnte, dass sie als Abbildungen von Priestern oder prominenten Personen geschaffen wurden.

Ob nun Abbildungen oder Idole: viele meinen, dass sie von den heiligen Männern Teotihuacáns den Scharen der Anbeter dargereicht wurden, die zu der heiligen Stadt strömten. Sie kommen in solchem Überfluss vor - und glücklicherweise ist der Ort so weit entfernt von der Route des durchschnittlichen Touristen -, dass man schwerlich über diese Felder laufen kann, ohne über sie zu stolpern, und ein Tag fleißiger Suche wird mit Sicherheit gut belohnt. Tatsächlich gibt es hier Götter und Göttinnen zum Sonderpreis, und man kann wohl Dutzende von ihnen für ein paar Cents kaufen. In jeder Hütte der Einheimischen gibt es eine Kollektion, die auf ihren Abnehmer wartet, und der außerordentlich niedrige Preis, der verlangt wird, ist Beweis genug, dass es sich nicht um Auftrags-Anfertigungen handelt.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Fannie B. (erstveröffentlicht in Ward's Mexico Letter) erschien in seiner englischsprachigen Fassung unter dem Titel "The Tumuli of Ancient Mexico" in der Ausgabe des Weekly Register (Point Pleasant, West Virginia) vom 10. Februar 1886. Übersetzung ins Deutsche nach CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: The weekly register., February 10, 1886, Image 4.

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