Eisdämme

von Tony O’Connell

Abb. 1 Eine Karte der Mega-Seen im Westen des pleistozänen Nordamerika. (~17.500 v.d.G.) Der Lake Missoula befand sich direkt an der Südgrenze des Eisschilds.

Eisdämme waren nach dem Ende der letzten Eiszeit keine Seltenheit. Es wurde z.B. geschätzt, dass der Gletschersee Missoula (Abb. 1) in Nordamerika während eines Zeitraums von etwa zweitausend Jahren - zwischen 13.000 und 11.000 v. Chr. - alle fünfzig Jahre durchgebrochen ist. Diese Ereignisse werden von David D. Alt in seinem Buch Glacial Lake Missoula [1] ausführlich behandelt. Der Agassizsee Abb. 2) war ein weiterer riesiger See, der nach der letzten Eiszeit durch Gletscherabfluss entstanden war und in seiner maximalen Ausdehnung größer war als jeder See, der heute auf der Welt existiert. Es gibt Hinweise darauf, dass der Agassizsee wie Missoula von Zeit zu Zeit ebenfalls seine Eisdämme durchbrach und in den Atlantik mündete. Andere große und häufige Brüche von Eisdämmen traten im sibirischen Altai-Gebirge auf [2] [3].

Abb. 2 Der Agassizsee (hellgrün) zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung

Jüngste Berichte [4] [5] [6] behaupten, dass um 6200 v. Chr. Durch den Bruch eines Eisdamms in Kanada das Schmelzwasser des Agassizsees und des Ojibway-Sees in den Nordatlantik einströmte, was dazu führte, dass Grönland um durchschnittlich 7,4 ºC abgekühlt wurde und Europa um etwa 1 ºC, sowie zu einem Anstieg des globalen Meeresspiegels um ein bis drei Meter.

Ebenso dramatisch war das Ausmaß der Überschwemmungen in Eurasien nach dem Zusammenbruch der nordasiatischen Eisdämme. Ronnie Gallagher hat einen interessanten Artikel dazu auf der Webseite von Graham Hancock veröffentlicht [7]. Gallagher bevorzugt einen eurasischen Standort für Atlantis. Selbst in unserer Zeit haben die sich zurückziehenden Gletscher im Himalaya Seen geschaffen, welche eine Reihe nepalesischer Dörfer bedrohen. Ähnliche Bedingungen gibt es in Peru, wo im Jahr 1941 bei einer Überschwemmung durch den Gletschersee Palcacocha schätzungsweise 5.000 Menschen ums Leben kamen [8]. 2004 stürzte ein weiterer Eisdamm am Perito Moreno-Gletscher in Argentinien ein, was von applaudierenden Touristen beobachtet wurde [9].

Professor Neil Glasser von der Aberystwyth University ist der Hauptautor eines 2016 in den Scientific Reports veröffentlichten Berichts, nach dem der Durchbruch eines Eisdamms in Südamerika zwischen 11.000 und 6.000 v. Chr. in einem solchen Ausmaß erfolgte, dass er die Zirkulation des Pazifischen Ozeans veränderte. Glasser bemerkte: „Das war ein riesiger See. Bei seiner Entwässerung wurden rund 1150 km3 Süßwasser der schmelzenden Gletscher in den Atlantik und den Pazifik freigesetzt - das entspricht der Füllung von rund 600 Millionen olympischen Schwimmbecken. Dies hatte zu jener Zeit erhebliche Auswirkungen auf die Zirkulation des Pazifischen Ozeans und auf das regionale Klima.“ [10]


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Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia.ie entnommen, wo er am 28. Mai 2010 unter dem Titel "Ice Dams" erstveröffenlicht wurde. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung nach dem Stand vom 06. Mai 2020 durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Siehe: David D. Alt, "Glacial Lake Missoula: And Its Humongous Floods", Mountain Press Publishing, 2001
  2. Siehe: A.N. Rudoy (Tomsk State Pedagogical University), "LATE-QUATERNARY DILUVIAL FLOODSTREAMS IN THE MOUNTAINS OF ALTAI AND TUVA (PALEOGLACIOLOGICAL BASE, GEOLOGICAL EFFECT, LEVEL OF PROBLEM STUDY)", Lunar and Planetary Science XXXIII, 2002 (online als PDF-Datei; abgerufen: 06. Mai 2020)
  3. Siehe: U.S. Government, "The World's Largest Floods, Past and Present: Their Causes and Magnitudes", General Books LLC, 2011, 20 Seiten
  4. Siehe: Science – 22. Dezember 2000
  5. Siehe: Proceedings of the National Academyof Sciences – DOI:10.1073/pnas.0510095103
  6. Siehe: Quaternary Science Reviews – vol 25, p 63
  7. Siehe: Ronnie Gallagher, "Azerbaijan: Land of Fire and Flood – Ancient Mariners and a Deluged Landscape", 14. Juli 2012, bei grahamhancock.com (abgerufen: 06. Mai 2020)
  8. Siehe: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Palcacocha", Abschnitt: "Flutkatastrophe 1941" (abgerufen: 06. Mai 2020)
  9. Siehe: ESA, unter: "Patagonian ice dam studied from space cracks open" (abgerufen: 06. Mai 2020)
  10. Quelle: University of Bristol, "Catastrophic failure of ice age dam changed ocean circulation and climate", 12. Februar 2016, bei phys.org (abgerufen: 06. Mai 2020)

Bild-Quellen:

1) Fallschirmjäger (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Lake Bonneville map de.svg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)
2) Warren Upham (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Agassiz.jpg