Endkreide-Impakt

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Abb. 1 Der massive Endkreide-Impakt - hier eine künstlerische Impression - löste vor ca. 66 Millionen Jahren eine der fünf größten Massenaussterben der Erdgeschichte aus.

(red) Endkreide-Impakt - auch: KT-Impakt (Kreide-Tertiär-Einschlag [1]) - ist die Bezeichnung [2] für einen Meteoriteneinschlag, der sich vor circa 66 Millionen Jahren ereignet hat und dessen geologische Spuren die Grenze zwischen Kreidezeit und Paläogen bilden. Mit seinen primären und sekundären Auswirkungen löste dieses Impakt-Ereignis eines der fünf massivsten Massenaussterben der Erdgeschichte aus, durch welches u.a. das Zeitalter der Dinosaurier sein Ende fand. Als Ort des Einschlags wird allgemein der Golf von Mexiko nahe der Halbinsel Yucatán identifiziert, wo durch den Impakt der so genannte Chicxulub-Krater (Abb. 2) erntstand. Einzelne Wissenschaftler/innen, wie die US-amerikanische Geologin und Paläontologin Prof. Gerta Keller von der Universität Princeton nehmen allerdings an, dass sich im Bereich der Kreide-Paläogen-Grenze mehrere gravierende Impakte ereignet haben [3], einer davon möglicherweise im Indischen Ozean. [4] Bisher scheinen jedoch noch keine belastbaren Evidenzen zur Stützung diese Annahme vorzuliegen.

Abb. 2 Eine auf Basis der Berechnung von Schwereanomalien in der Region computererstellte Karte des Chicxulub-Kraters

Der nachweisliche Einschlag des Chicxulub-Impaktors - der offenbar einen Durchmesser von 10 bis 15 km Kilometern [5] und eine Masse von ca. einer Billion Tonnen [6] aufwies - bewirkte nicht nur eine ungeheuerliche Explosion, bei der die Energie von etwa acht Milliarden Hiroshima-Bomben freigesetzt wurde [7]; zudem initiierte er eine ganze Kette katalysmischer Ereignisse, wie Hitzepuls und hocherhitzte Druckwellen, Impaktbeben mit einer Magnitude von 12,5 auf der Richterskala [8], Mega-Tsunamis, sintbrandartige Feuersbrünste, wochenlang anhaltende Sturzregenfälle [9], eine gravierende Umweltvergiftung durch entstehende Stickoxide (es wurde errechnet, dass alleine der ersten Stunde nach dem Einschlag ca. 3-5 Billionen Tonnen Stickoxide gebildet wurden [10]) und salpetrige Säuren usw. sowie Strahlenschäden durch freigesetzte radioaktive Substanzen und den rapiden Abbau der Ozonschicht in der hohen Atmosphäre.

Abb. 3 Die Badlands bei Drumheller in Alberta, Kanada, wo glaziale und nacheiszeitliche Erosion die Kreide/Paläogen-Grenzschichten des Gesteins freigelegt hat.

Andererseits führte die durch den Endkreide-Impakt bedingte Einbringung enormer Mengen von Staubpartikeln in die Atmosphäre zu einer Abschwächung der Sonneneinstrahlung, durch welche die Temperaturen absanken, was wiederum das Pflanzenwachstum beeinträchtigte und sich verheerend auf die gesamte Nahrungskette auswirkte.

Die Entdeckung des Endkreide-Impakts ist das Verdienst eines Wissenschaftler Teams um den Physiker und Nobelpreisträger Luis Walter Alvarez und dessen Sohn, den Geologen Walter Alvarez. Im Juni 1980 publizierte das Team zu seiner Entdeckung einer Iridium-Anomalie an der Kreide-Paläogen-Grenze. [11] Die sich daraus ergebende Annahme eines großen Asteroiden-Einschlags als Verursacher des damaligen Massenaussterbens markierte den Beginn einer langjährigen. kontroversen und hitzigen Diskussion der Alvarez-Hypothese, vergleichbar dem heutigen Disput um die Impakt-Hypothese zum Jüngeren Dryas. Eine zumindest weitgehende Akzeptanz erlangte die Theorie des Endkreide-Impakts erst nach der Entdeckung des Chicxulub-Kraters im Jahr 1991.

Tatsächlich stellen die von Alvarez, Alvarez et al. festgestellten, ungewöhnlich hohe Iridium-Gehalte in vielen Gesteinen nahe der Kreide-Paläogen-Grenze nach wie vor ein wesentliches Indiz für einen Meteoriteneinschlag dar. Da der Erdmantel im Vergleich zu Steinmeteoriten arm an Iridium ist, erscheint es logisch, dass der bemerkenswerte Iridium-Gehalt der Grenzschichten auf eine dortige Ablagerung von Material des Impaktors zurückzuführen ist. Starke Unterstützung erhielt die Hypothese eines Meteoriteneinschlags zudem durch eine Anomalie der Chrom-Isotopenverteilung in eben jener Schicht, die auch die Iridium-Anomalie enthält. Die Chrom-Isotopenverteilung ist auf der Erde ansonsten homogen. Während hinsichtlich der Iridium-Anomalie bisweilen eingewendet wurde, dass auch vulkanische Aktivitäten eine Iridium-Anreicherung bewirken könnten, ist die Isotopenanomalie bei Chrom nur durch Beimischung von extraterrestrischem Material zu erklären.

Es ist anzunehmen, dass es sich bei dem Einschlagskörper um einen Asteroiden mit einer Zusammensetzung ähnlich jener der kohligen Chondriten gehandelt hat, weil diese die gleiche Chrom-Isotopenverteilung zeigen wie die Kreide/Paläogen-Grenzschicht. Da aber Kometen vermutlich aus Wassereis und Staubteilchen mit einer Zusammensetzung bestehen, welche jener der kohligen Chondriten ähnlich ist, kann auch ein kometarer Körper nicht als Verursacher des Endkreide-Impakts ausgeschlossen werden.



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert aud einer Urfassung des heutigen Artikels "Kreide-Paläogen-Grenze" bei Wikipedia - Die freie Enzyklopädie. Redaktionelle Bearbeitung und Ausbau durch Atlantisforschung.de nach der archivierten Version dieser Urfassung bei uni-protokolle.de (Lexikon), unter: "KT-Impakt" (abgerufen: 23. Juni 2020).

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Im Jahr 2000 hat die International Commission on Stratigraphy (ICS) die bisherige Bezeichnung „Tertiär“ durch „Paläogen“ ersetzt. Terminologisch streng genommen, wäre heute also die Bezeichnung KP-Impakt angebracht. Wir verzichten hier jedoch gerne auf solch eine Verwirrung stiftende Umbenennung, zumal der Begriff 'Tertiär' nach wie vor in der Literatur Verwendung findet.
  2. Anmerkung: Im deutschsprachigen Raum wurde die Bezeichnung Endkreide-Impakt Anfang der 1990er Jahre durch den österreichischen Geologen Prof. Alexander Tollmam von der Universität Wien und seine Gattin sowie Forschungs-Partnerin Dr. Edith Kristan-Tollmann popularisiert. Siehe: Dieselben, "Und die Sintflut gab es doch: vom Mythos zur historischen Wahrheit", München (Droemer Knaur), 1993
  3. Siehe: Gerta Keller, W. Stinnesbeck, T. Adatte und D. Stueben, "Multiple impacts across the Cretaceous–Tertiary boundary", in: Earth-Science Reviews 62, 2003, S. 327–363
  4. Siehe: dctp.tv, 06. März 2005, unter: "Der Mega-Einschlag und die Dinosaurier - Prof. Dr. Gerta Keller (Princeton) über das Massensterben vor 65 Millionen Jahren" (Video, 45:05 Min; abgerufen: 23. Juni 2020)
  5. Siehe: Christian Koeberl, "Massensterben und Impaktereignisse in der Erdgeschichte: Ein kurzer Überblick", erstveröffentl. in: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt (Österreich), Band 147/Heft 1+2, Festschrift zum 65. Geburtstag von HR Univ.-Prof. Dr. Hans Peter Schönlaub, Direktor der Geologischen Bundesanstalt
  6. Quelle: Edith Kristan-Tollmann und Alexander Tollmann, "Der Sintflut-Impakt The Flood impact", in: Mitteilungen der österreichischen geologischen Gesellschaft 84, Wien, Juni 1992, S. 1-63; nach: Dieselben, "Sintflut-Impakt und Mega-Erdbeben" bei Atlantisforschung.de
  7. Siehe: R. P. TURCO, O. B. TOON et al., ""Nuclear Winter: Global Consequences of Multiple Nuclear Explosions" - Science, 222, Washington 1983, S. 1284 f.
  8. Quelle: Edith Kristan-Tollmann und Alexander Tollmann, 1992; nach: "Sintflut-Impakt und Mega-Erdbeben"
  9. Siehe: CROFT, St. K., "A first-order estimate of shock heating and vaporization in oceanic impacts" — Spec. Pap. geol. Soc. Amer., 190, 143-152, Boulder, 1982, S. 151 ff.
  10. Siehe: P. J. CRUZEN, "Acid rain at the K/T boundary" — Nature, 330, 108-109, London 1987
  11. Siehe: L. W. Alvarez, W. Alvarez, F. Asaro, H. V. Michel: Extraterrestrial Cause for the Cretaceous-Tertiary Extinction", in: Science 208, Juni 1980, S. 1095–1108

Bild-Quellen:

1) Donald E. Davis (Urheber), NASA / Jet Propulsion Laboratory. - Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) NASA Science - Solar System Exploration bei [Konstable~commonswiki Wikimedia Commons], unter: File:Chicxulub2.jpg
3) Glenlarson (Urheber) bei [Konstable~commonswiki Wikimedia Commons], unter: File:KT boundary 054.jpg