Hat die Erde den Mars verwüstet?

von William R. Corliss (2000)

Abb. 1 Hat eine Nahbegegnung mit der Erde den Mars verwüstet? Im Jahr 2000 stellte R.A. Ray dazu eine katastrophistische Hypothese vor.

Auf der Tagung der Society for Scientific Exploration im Juni 2000 präsentierte R.A. Day ein Papier, das:

  • ...die vielen wichtigen Merkmale nannte, durch die sich der Mars von den anderen inneren Planeten und Monden unterscheidet;
  • ...einen Mechanismus vorschlug, der diese starken Unterschiede hervorgerufen haben könnte;
  • ...und die Erde als den wahrscheinlichsten Verursacher dieser Himmels-Katastrophe identifizierte.

Das Abstract von Days Papier lautet folgendermaßen:

"Der Mars weist Oberflächenmerkmale auf, die auf inneren Planeten oder Monden nicht zu sehen sind. Dies sind hemisphärische Asymmetrien, eigenwillige Oberflächenbrüche, lokalisierter Vulkanismus, Höhenunterschiede, Grubenketten und die Natur trockener flussartiger Kanäle. Weitere Merkmale sind der weitgehende Verlust einer frühen Atmosphäre und von flüssigem Wasser. Es gibt Interesse an der tiefer gelegenen nördlichen Region, deren Oberfläche nach der Zeit des Großen Bombardements als mögliches Ozeanbecken gebildet wurde. Die Beweise dafür sind sehr spärlich: keine Flussdeltas, keine Flussnetze, kleine Trümmer an den Enden der katastrophalen Strömungskanäle. Die Oberfläche stimmt mit der Bloßlegung [orig.: "stripping"; d.Ü.] überein, die bei einer Roche-Grenzen-Begegnung zu erwarten ist. Die Marsmonde niedriger Dichte scheinen nicht konsolidiertes Material höherer Dichte zu sein; sie scheinen aus der schwerkraftarmen Aggregation jenes Teils des Marsschutts zu stammen, der als kurzlebiger Ring in die Umlaufbahn gelangt ist. Eine Roche-Grenzen-Begegnung [1] wird als vernünftige Hypothese zur Erklärung dieser Merkmale herangezogen. Die Erde, der nächster planetarische Nachbar des Mars, könnte diese Begegnung verursacht haben. Die Roche-Grenze liegt bei 2,9 Erdradien." [2]

Kommentar des Verfassers: Anomalisten mit lange zurückreichenden Erinnerungen werden sofort erkennen, dass die Theorie von Day ein verschobener Velikovskyismus ist. Laut Velikovsky hatte sich die Venus in jüngster Zeit in die Nähe der Erde verirrt, womit er historische und geologische Evidenzen für eine terrestrische Katastrophe zu erklären versuchte.

Eine andere verwandte Theorie besagt, dass der Erdmond geschaffen wurde, als der Mars der Erde streifte - eine Umkehrung des Szenarios von Day. Offensichtlich können nicht beide korrekt sein.



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss erschien erstmals in Science Frontiers No. 131, September- Oktober 2000, unter dem Titel "The Earth Made Mars Different"; Übersetzung ins Deutsche sowie redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach der online gestellten Version des Artikels bei science-frontiers.com im April 2020.

Fußnoten:

  1. Redaktionell modifizierte und ergänzte Anmerkung von Corliss: Die Roche-Grenze ist im vorliegenden Fall jene Entfernung, innerhalb derer der Mars durch die Anziehungskraft der näher kommenden Erde zunächst strukturell in Mitleidenschaft gezogen und schließlich auseinandergerissen würde. (Orig.: "The Roche limit is that distance within which Mars would begin to be torn apart by the gravitational pull of nearby Earth.")
  2. Quelle: (Day, Richard A. Day, "A Roche-Limit Encounter Explains Martian Features", Society for Scientific Exploration, Tagungs-Papier (Abstract), 2000

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