Kolaios (Colaeus): Unterschied zwischen den Versionen

(kein Unterschied)

Version vom 13. September 2019, 18:30 Uhr

von Tony O’Connell

Abb. 1 Eine Statue des Kolaios als Fassadenfigur am Naturhistorischen Museum in Wien

Kolaios (altfriechisch: Κωλαῖος; lat.: Colaeus) war ein griechischer Kaufmann von der Insel Samos, der angeblich der erste Grieche war, der Tartessos erreichte (ca. 640 v. Chr.). Die Geschichte wird von Herodot (Bk.4.152) erzählt, dass Colaeus auf einer Reise nach Ägypten von einem tagelangen Ostwind aus der Bahn geweht wurde, sie durch die Säulen des Herakles brachte und sie zu gegebener Zeit in Tartessos landete. Dort trafen sie den König Arganthonios, der ihnen Silber und Zinn gab, so dass sie, als sie schließlich nach Samos zurückkehrten, dies als reiche Männer taten.

Abb. 2 Eine von Skizze von Prof. Otto Jessen zur von ihm und Adolf Schulten vermutete Lage von Tartessos (Für eine vergrößerte Ansicht bitte einfach das Bild anklicken!)

Obwohl die Geschichte wahrscheinlich nur eine Legende mit einem historischen Kern ist [1], lege ich nahe, dass sie einige Hinweise auf die Position der Säulen des Herakles enthält. Erstens finde ich es sehr unwahrscheinlich, dass ein Ostwind irgendjemanden über die gesamte Länge des Mittelmeers pustet - und dies mit einer solchen Präzision, dass Kolaios und seine Gefährten den Landmassen von Sizilien, oder dem heutigen Tunesien, oder einer der auf dem Weg liegenden Inseln - Malta, den Pelagischen Inseln oder Pantelleria - nicht begegneten.

Zusätzlich zu dieser bemerkenswerten Passage durch die Straße von Sizilien ohne irgendeine Anlandung sollen wir glauben, dass Kolaios zielsicher durch die Straße von Gibraltar geblasen wurde, ohne Spanien oder Nordafrika zu berühren, bevor sie Tartessos erreichten, von dem angenommen wird, es habe an der Mündung des Flusses Guadalquivir gelegen. (Abb. 2) Wie ich es sehe, ist es schon bemerkenswert, durch nur eine Meerenge getrieben zu werden, aber so durch zwei hindurch zu schlüpfen, gleich einem Wunder.

Mein Fazit ist, dass Kolaios es möglicherweise durch die „Säulen“ geschafft hat, die sich zu dieser Zeit in der Nähe der Straße von Sizilien befanden, und schließlich irgendwo im westlichen Mittelmeer gelandet ist. Wenn die Geschichte wahr ist, so wie Herodot sie überliefert hat, muss jede Behauptung, Tartessos sei Atlantis, aufgegeben werden. Tartessos lag in dieser Geschichte eindeutig über dem Meeresspiegel, Kolaios’ 'Reise fand nur ein Jahrzehnt vor Solons Geburt statt, und der griechische Seefahrer wurde dort keineswegs als ausländischer Feind behandelt. Es bleibt anzumerken, dass Herodot zweimal erwähnt, dass die Geschichte unbestätigt sei und ihm nur von Theranern erzählt wurde. Wir haben daher die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass die Geschichte einige Verfälschungen enthält und daher mit äußerster Vorsicht behandelt werden muss.

Tartessos selbst ist umstritten und am 19.01.10 wurde berichtet [2] dass spanische Forscher den Doñana-Nationalpark hinsichtlich Beweisen dafür untersuchten, dass sich die Hauptstadt des Reiches von Tartessos dort befunden hatte. Es wurde bereits behauptet, dass Atlantis auf der Grundlage von Satellitenbildern an derselben Stelle liege...


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia.ie entnommen, wo er am 20. Januar 2010 unter dem Titel "Colaeus" erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im September 2019.


Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Hier ist Tony O’Connell strenger als die akademische Fachwelt bzw. die deutschsprachige Wikipedia, in der es dazu heißt "Der Reisebericht des Kolaios gilt der Forschung als authentisch, insbesondere aufgrund der Funde westphönizischer Elfenbeinkämme in Samos". (Quelle; abgerufen: 13. September 2019)
  2. Siehe: Fiona Govan, "Lost city of Atlantis 'could be buried in southern Spain' - Archaeologists have begun the search for an ancient civilization in southern Spain that some believe could help pinpoint the legendary lost city of Atlantis.", 19 Jan 2010, bei The Telegraph (abgerufen: 13. September 2019)

Bild-Quellen:

1) Hubertl (©; Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Kolaios of Samos, figure at the Naturhistorisches Museum, Vienna 8940.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“)
2) G. Gadow, "Der Atlantis-Steit, Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1973