Mutterkultur

Definition

(red) Der Begriff 'Mutter-' oder (geschlechtsneutral) 'Parentalkultur' bezeichnet in der Terminologie des modernen Diffusionismus im zivilisationsgeschichtlichen Kontext eine entwickelte Ursprungskultur, die ihre Elemente und Aspekte durch Diffusionsprozesse großräumig ausstrahlend verbreitet, und damit die Ausbildung ihr verwandter Tochterkulturen' initiiert. Eingeführt wurde der Ausdruck Mutterkultur 2005 von dem deutschen Diffusionisten Reinhard Prahl. [1]

Als Fachbegriff stellt 'Mutterkultur' eine terminologische Alternative zum unklaren und missverständlichen Ausdruck 'Urkultur' (auch: Ur-Kultur)' dar, der in heute veralteten Konzepten und Modellen des Diffusionismus entweder einen vermuteten ursprünglichen Kulturzustand meint [2], oder aber eine einzige (singuläre) Ursprungskultur der Menschheit, aus welcher alle späteren Hochkulturen hervorgegangen sein sollen. [3]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Gernot L. Geise und Reinhard Prahl, "Auf der Suche nach der Mutterkultur", Peiting (Michaels-Verlag), 2005, ISBN 5-89559-620-6
  2. Anmerkung: So vor allem während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - im Rahmen der Kulturkreislehre - in der so genannten 'Wiener Schule' der Ethnologie. Das dort entwickelte Verständnis von 'Urkultur' lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: "Zu ihren wesentlichen Merkmalen zählen z.B. die Monogamie und der Monotheismus (Hochgottglauben). Ethnographische Forschungen im Rahmen der >Wiener Schule< konzentrierten sich auf jene >Naturvölker<, welche als survivals, als lebendige Überreste der Urkultur galten. Dazu zählen vor allem Jäger und Sammler-Gesellschaften, wie etwa Buschmänner, Pygmäen, die Semang in Südoatasien und die Feuerland-Indianer. Feldforschungen bei diesen Kulturen hatten u.a. zum Ziel, die Thesen der >Wiener Schule< zu überprüfen bzw. zu beweisen..." Quelle: Univ. Doz. Dr. Elke Mader, "Kultur- und Sozialanthropologie Lateinamerikas - Eine Einführung", 2.3.1 "Urkultur" in Feuerland, bei: Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien (abgerufen: 06.02.2014)
  3. Anmerkung: So etwa im Modell des heliozentrischen Diffusionismus der von William James Perry und Grafton Elliot Smith dominierten 'britischen Schule', die zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine kurze 'Blütezeit' erlebte.