Paläoastronomische Zeichnungen in der Höhle von Lascaux?

von William R. Corliss (2001)

Abb. 1 Künstlerische Darstellung eines Cro-Magnon, der einen Tierkreis auf die Höhlendecke von Lascaux malt. Sein Assistent hält eine Sternenkarte, um ihn zu anzuleiten.

"Unglaublich?" Ja, wenn das, was die Paläoastronomin C. Jegues-Wolkiewiez behauptet, durch weitere Studien bestätigt wird. Der Schauplatz ist hier die Lascaux-Höhle in Frankreich, wo vor etwa 17.000 Jahren Cro-Magnon-Künstler unglaublich ausdrucksstarke Tierporträts im Schein von Fackeln zeichneten. In den dunklen Winkeln dieser Höhle sieht Jegues-Wolkiewiez jedoch zwei Phänomene, die unsere Sicht der Cro-Magnon-Kultur auf den Kopf stellen könnten.

Erstens behauptet sie, dass einige der Tierbilder in Wirklichkeit auf Sternkonfigurationen basieren. Tatsächlich konstruierten Menschen vor 17.000 Jahren einen Tierkreis. Das war ungefähr 10.000 Jahre, bevor die alten Babylonier ihre ersten Zodiaks entwarfen.

Jegues-Wolkiewiez gibt zum Beispiel an, das Bild eines Stieres in Lascaux sei so gezeichnet und positioniert, dass es eine Gruppe von Sternen im Sternbild Skorpion widerspiegelt. Sie identifiziert mehrere andere solche "Kongruenzen". Die Cro-Magnon waren, so scheint es, scharfsinnige Beobachter des Himmels und versuchten, den Sternkonfigurationen, die sie sahen, einen Sinn zu geben.

Die zweite Behauptung von Jegues-Wolkiewiez besagt, dass bei der Sommersonnenwende die letzten Strahlen der untergehenden Sonne in die Höhle dringen und einen rot gemalten Bison erhellen. Sie glaubt, dass dies kein Zufall ist, und dass die Menschen bereits vor 17.000 Jahren die sich verändernde Länge der Tage und die jahreszeitlichen Bewegungen der Sonne abschätzten. Das ist frühzeitige Astronomie in jeder Hinsicht. [1] [2]

Er sollte angemerkt werden, dass vor etwa 5.000 Jahren das Ganggrab von Newgrange in Irland mit einem speziellen Kanal konstruiert wurde, um nur bei Sonnenaufgang an den beiden Tagundnachtgleichen des Jahres Licht in die Zentralkammer aufzunehmen. Eine Steinkammer im Gungywamp-Komplex in Connecticut besitzt einen ähnlichen Lichtkanal (siehe MSU1 in Ancient Structures). Offensichtlich hat der Geist zeitlich und geographisch weit voneinander entfernter Menschen ähnliche Vorstellungen hervorgebracht.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss (© 2001) erschien erstmals in Science Frontiers Nr. 134, März-April 2001, unter dem Titel "Incroyable?"; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de sowie redaktionelle Bearbeitung nach der online gestellten Version des Artikels bei science-frontiers.com am 30. Juni 2018.

Fußnoten:

  1. Siehe: Lima, Pedro; "Incroyable Découverte d'une Paléo-Astronome", in: Science et Vie, Dezember 2000, S. 77
  2. Anmerkung des Verfassers: C. Jegues-Wolkiewiez wird [dort: d.Ü.] als "unabhängige" Paläoastronomin bezeichnet, was zu der Annahme führt, dass sie nicht Teil des französischen wissenschaftlichen Establishments ist.

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