Vine Deloria Jr.: EVOLUTION, CREATIONISM, AND OTHER MODERN MYTHS

Rezension von Dr. Horst Friedrich (2015)

Abb. 1 Vine Deloria Jr.: EVOLUTION, CREATIONISM, AND OTHER MODERN MYTHS, Golden, Colorado, USA, 2002, Hardcover, 274 S. - ISBN 1-55591-159-5

Eine gute Idee wäre es zweifellos, vor Beginn der Lektüre dieses letzten Deloria-Werkes sein vorangegangenes Buch RED EARTH - WHITE LIES (1997) gründlich zu studieren [1], in dem er sich ausführlich mit den mündlichen indianischen Überlieferungen zu den einstigen Zuständen auf dem nordamerikanischen Kontinent, bevor die Europäer kamen, beschäftigt. Deloria war zwar Professor im US-amerikanischen Wissenschafts-Establishment, war aber von Vater- und Mutterseite her indianischer Herkunft, hatte von daher also besten Zugang zur indianischen mündlichen Überlieferung. Diese weiß nun interessanterweise nichts von einer angeblichen "Eiszeit"-Vergletscherung Nordamerikas [2], einer Einwanderung über die Beringstraße [3] und den berühmten "eisfreien Korridor" zu berichten, durch den die Einwanderer sich dann bis Südamerika ausgebreitet hätten. Sehr vieles Detailliertes weiß sie aber von zahllosen beeindruckenden Naturkatastrophen der Vergangenheit zu berichten, welche die indianischen Bevölkerungen miterleben mußten, etwa die kataklysmische Entstehung des Grand Canyon.

Abb. 2 Prof. Vine Deloria Jr. (1933-2005)

Von daher ist es also kein weiter Weg mehr zum hier besprochenen weiteren, mainstreamkritischen Werk mit dem Titel EVOLUTION, CREATIONISM, AND OTHER MODERN MYTHS, wobei mit den "modern myths" einerseits die oben angedeuteten Mainstream-Stories zur Vorgeschichte Nordamerikas, andererseits die ganze darwinistische Evolutions-Story gemeint sind. Deloria hat also mit diesem Werk quasi noch einmal unterstrichen, daß er in die Kategorie der generellen Schulwissenschaftskritiker eingeordnet sein will. Allerdings nimmt er aber eben nicht nur die Evolutionisten, sondern auch die Kreationisten aufs Korn.

Wir haben hier also den bisher wohl einmaligen Fall, daß ein äusserst kompetenter Establishment-Gelehrter gleichzeitig sowohl die einschlägigen Ansichten der Schulwissenschaft als auch jene der quasi-religiösen Fundamentalisten verworfen, und durch etwas Besseres ersetzt haben möchte. Der Rezensent kann da Deloria nur zustimmen. Phantasterei, ob in "wissenschaftlchem" oder "religiösem" Gewande, hat in ernstzunehmender Wissenschaft nichts zu suchen. Diesen Tatbestand sollten in zukunft auch unsere organisierten "(Pseudo-)Skeptiker" mehr berücksichtigen. Eine Schulwissenschaft, die nicht kritisiert werden darf, endet in Scholastik, das ist offenbar ein Naturgesetz.

Ein paar "appetitanregende" Bemerkungen noch zu diesem Deloria-Opus. Die "Evolution" in der Tier- und Pflanzenwelt (der ja gewissermaßen "schulwissenschaftsamtlich" auch Vormenschen und Menschen ihr Dasein verdanken) erscheint heute doch wieder fraglich. Die quasi endlosen Zeitabfolgen der derzeitigen Geologie und Paläontologie bedürfen dringend des kritischen Hinterfragens. Der Katastrophismus muss unbedingt wieder in unsere Mainstream-Geologie inkorporiert werden. Die ganze "wissenschaftliche" "Rassen"-Phantasterei muß auf eine neue, wahrhaft wissenschaftliche Basis gestellt werden. Recht drastisch, aber vermutlich zutreffend, nennt Deloria auf Seite 39 die Evolution "an elaborate hoax". Und generell zu entwicklungstheoretischen Vorstellungen, wie sie derzeit üblich sind, stellt er auf Seite 69 die berechtigte Frage: "but is this science or folklore?" Generell tadelt Deloria (S. 84) die paläontologischen Lehrvorstellungen als "fantastic scenarios" Auf den Seiten 98/99 werden die heutigen Hypothesen zur Kohleentstehung kritisiert.

Dieses letzte große Deloria-Werk ist ein außergewöhnlich vielseitiges Buch. Bei entsprechender Interessenlage können auch seine Kapitel 6 - 8 (The Nature of "Religion" - The Philosophy/Science of other "Religions" - The Nature of History) sehr empfohlen werden.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich (©) - vom Verfasser datiert auf den 29. November 2015 - wurde von ihm für Atlantisforschung.de erstellt.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Siehe daraus in deutschsprachiger Übersetzung exklusiv bei Atlantisforschung.de: "Indianische Urgeschichte"
  2. Red. Anmerkung: Zu den Zweifeln des Rezensenten an der im uniersitären Bezirk vorherrschenden 'Eiszeit-Lehre' siehe bei Atlantisforschung.de u.a.: Dr. Horst Friedrich, "Die Eiszeit: nur eine ausgedachte Story?"
  3. Red. Anmerkung: Siehe dazu aus indianischer Sicht bei Atlantisforschung.de auch: Itztli Ehecatl, "Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen"

Bild-Quellen:

1) Fulcrum Publishing / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
2) Gobonobo bei Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: File:Vine Deloria.jpg; Lizenz: (Fair Use under United States copyright law)