Stavros Papamarinopoulos

Forscherportrait

(bb) Der Geophysiker und Geomythologe Prof. Dr. Stavros Papamarinopoulos (Abb. 1) aus Griechenland befasst sich seit vielen Jahren eingehend mit prä- und protohistorischen Problemen, und er gehört inzwischen zur internationalen Elite der schulwissenschaftlichen Atlantisforschung. Dabei schreckt er - im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen - aber auch nicht vor geradezu 'häretischen' Überlegungen und revolutionären Annahmen zuurück, die den paradigmatischen Rahmen universitärer 'Mainstream-Forschung' zur Ur- und Frühgeschichte sprengen.


Wissenschaftlicher Werdegang

Abb. 1 Prof. Dr. Stavros Papamarinopoulos (2009)

Stavros Papamarinopoulos wurde 1945 in Athen geboren, studierte zunächst an der Universität seiner Heimatstadt und graduierte dort im Fach Physik. Nach weiteren Studien an der Universität Edinburgh erwarb er dort den Doktorgrad in Geophysik. Weitere, postdoktorale Studien asolvierte er an den Universitäten in Newcastle, Cardiff and Oxford. Heute ist er als ordentlicher Professor für Geophysik an der geologischen Fakultät der Universität Patras im Westen Griechenlands tätig, wo er als Direktor des Fachbereichs Angewandte Geologie und Angewandte Geophysik fungiert.

Stavros Papamarinopoulos´ Interessen mit Bezug auf Geophysik bewegen sich im Bereich des Geomagnetismus, der weltweiten Suche mit computergestützten Instrumenten nach den Überresten alter, in der Erde verborgener, Städte und heiliger Stätten, sowie der Untersuchung ungewöhnlicher natürlicher Energiefelder der Erde. Seit 2004 ist er aktives Mitglied des griechischen National Research Counsel of Science and Technology, und seit 2006 leitet er als Vorsitzender (chairman) die EMAEM (Society for the Study of Ancient Greek Mythology). Im universitären Bezirk lehrte er in den vergangenen Jahren Geomythologie und Geoarchäologie an der Universität Patras. Zudem unterrichtet er auch in den Fächern Umweltgeophysik (an der School of Mechanical Engineering der National Technical University in Athen) sowie Archäogeophysik (an der University of Athens School of Archaeology).

Abb. 2 Das Cover der, von S. Papamarinopoulos herausgegebenen, Proceedings der ersten Internationalen Atlantis-Konferenz von 2005

Prof. Papamarinopoulos hat zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen veröffentlicht, unter anderem gemeinsam mit John S. Kopper ein Paper [1], in welchem die beiden Autoren bereits 1978 zu der Schlussfolgerung gelangten, es existiere "eine überzeugende Wechselbeziehung zwischen Zeiten abrupter physikalischer und kultureller Veränderungen beim Menschen und Umkehrungen des Magnetfelds der Erde.[2] Des weiteren ist Stavros Papamarinopoulos Mitherausgeber des internationalen Wissenschafts-Journals Archaeological Prospecting und gab im Jahr 2009 gemeinsam mit Prof. Rimantas Petrosius aus Litauen und Prof. Gerhard Hacker aus Österreich den Tagungsbericht (proceedings) des Symposions "Earth's Fields and their influences on organisms" heraus, das vom 12. bis 15. Juni 2008 vom Institut für Geologie und Geographie der Vilnius Pedagogical University abgehalten wurde.

Seine gegenwärtigen (Stand: 2009) wissenschaftlichen Interessen-Schwerpunkte liegten u.a. im Bereich des Studiums der Entwicklung des Homo sapiens im Raum der Ägäis während der jüngsten 50.000 Jahre, sowie auf dem Gebiet der Interpretation altgriechischer Mythen.


Atlantisforschung

Abb. 3 Das 'Andalusische Becken' auf der Iberischen Halbinsel - nach Stavros Papamarinopoulos die 'Ebene von Atlantis'

Renommee erworben hat sich Prof. Stavros Papamarinopoulos in der Atlantologic Community vor allem als einer der Organisatoren der internationalen Atlantis-Konferenzen von 2005 (auf der Insel Melos) [3], 2008 (in Athen) [4] und 2011 (auf Thera/Santorin) [5], zu welchen er auch Beiträge in Form von Referaten und Papieren geliefert hat. In diesem Zusammenhang fungierte er auch als Herausgeber der in Buchform erschienenen Tagungsbände (Proceedings; Abb. 2) der ersten beiden Konferenzen. [6]

In seinem Papier "A Bronze Age Catastrophe in the Atlantic Ocean?" hebt S. Papamarinopoulos einige der Fallstricke und Probleme hervor, die sich bei jeder Interpretation von Texten zu prähistorischen Örtlichkeiten und Ereignissen aus den Besonderheiten der Ausdrucksweise der Alten Sprachen des 4. Jahrhunderts v.d.Z. ergeben. Dazu bemerkt er: “Zum Beispiel existierte im geschriebenen [orig.: >alphabetic<; d.Ü.] Griechisch vor Herodot im 5. Jahrhundert v.Chr. noch keine literarische Differenzierung zwischen ‘Insel’ und ‘Halbinsel’. In ähnlicher Weise gab es bis zum 5. vorchristlichen Jahrhundert keine Unterscheidung einer Küste und einer Insel im ägyptischen Schrifttum [orig: >writing systems<; d.Ü.]." [7] Mangelnde Kenntnise bezüglich solcher altsprachlichen Besonderheiten betrachtet er als einen der Gründe dafür, warum viele Kritiker die historische Existenz von Atlantis abstreiten.

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Abb. 4 Mit dem in Platons Dialog Timaios erwähnten, der Atlantis gegenüber liegenden, Kontinent war in der Tat Amerika gemeint, stellt Stavros Papamarinopoulos fest.

Was die geographische Verortung von Atlantis betrifft, unterstützt Stavros Papamarinopoulos die Vorstellung, es sei in Iberien zu lokalisieren, wozu er eine Reihe von sechs Papieren (siehe Publikationsliste unten) vorgelegt hat, die von ihm im Jarh 2010 auf dem 12. Internationalen Kongress der Geological Society of Greece in Patras vorgelegt wurde. Wissenschaftlichen 'Sprengstoff' beinhalten diese Papiere allerdings weniger in geologischer Hinsicht, als in Bezug auf vorherrschende Lehrmeinungen auf den Gebieten der Altphilologie bzw. Altertumsforschung und Altamerikanistik.

Der dort verbreiteten Auffassung zufolge, die Alten Griechen (und andere zeitgenössische Völker Europas und Afrikas hätten nichts von der Existenz der angeblich 'Neuen Welt' gewusst, und so habe auch Platon bei seiner geographischen Beschreibung der Erde zu atlantidischer Zeit unmöglich Amerika meinen können, als er von einem Atlantis "gegenüber liegende[n] Festland" (Timaios 24e-25d) sprach, hält Papamarinopoulos entgegen: "Freilich ist die riesige platonische [Land-]Masse eine krude, gemeinsame Darstellung der beiden Amerikas und Antarktikas". [8]

Abb. 5 Der Nachweis von Kokain-Spuren in diversen altägyptischen Mumien hat auch Auswirkungen auf die Exegese des platonischen Atlantisberichts.

Als Hauptargument für seine Annahme führt Prof. Papamarinopoulos die Entdeckung von Nikotin- und Kokainspuren in altägyptischen Mumien [9] an. Einer der Alten Ägypter, dessen auf natürlichem Weg mumifizierte Überreste 1995 von F. Parsche und A. Nerlich untersucht wurden [10], lebte laut Datierung ca. 1070 v.Chr. Die 1997 von der Toxikologin Svetlana Balabanova untersuchten Spezimen gehörten zu Personen, die zwischen 1070 v.d.Z. und 395 n.d.Z. gelebt haben. [11] In allen Fällen wurden die Nikotin- bzw. Kokainspuren im inneren Körpergewebe nachgewiesen, und die Tatsache, dass diese Substanzen "im tieferen Gewebe ihrer Körper, wie Lungen, Magen, Darm, Leber etc. vorhanden waren", zeigt deutlich, dass hier sowohl Irrtum als auch Manipulation auszuzuschließen sind, wie Papamarinopoulos betont: "... es gibt keinerlei Möglichkeit irgendeiner [späteren] Kontamination, zu welcher Zeit auch immer." [12]

Aus dem somit unwiderlegbaren Faktum, dass Altägypter schon Jahrhunderte vor Solons Lebzeiten - und über einen sehr langen Zeitraum hinweg! - Rauschmittel aus Südamerika importiert haben müssen, um sie zu konsumieren, ergibt sich in der Konsequenz, dass es bereits vor mindestens 3000 Jahren transatlantische bzw. -pazifische (Handels-)Kontakte zwischen Kulturen des Alten Amerikas und des Mittelmeer-Raums gab, und: "Diese unerwartete Information illustriert das ältere Wissen von Solons und/oder Platons Informanten um das riesige Land im Westen." [13]

Aber auch in anderer Hinsicht erweist Stavros Papamarinopoulos sich als Nonkonformist und mutiger 'professoraler Außenseiter'. So befasst er sich in einem seiner Papiere [14] mit aus katastrophistischem Blickwinkel mit der Phaeton-Sage. Sehr wohlwollend diskutiert er dort die Möglichkeit, dass es sich bei dieser Sage um den mythisierten, kulturellen Nachhall eines kometaren Impakt-Geschehens handeln könne, und behandelt Koinzidenzen dieses vermuteten Ereignisses mit dem Trojanischen Krieg.


Atlantologische Publikationen

  • A Bronze Age Catastrophe in the Atlantic Ocean? (Daten?)


Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendete Materialien:


Einzelverweise:

  1. Siehe: John S. Kopper und Stavros Papamarinopoulos, "Human Evolution and Geomagnetism", in: Journal of Field Archaeology, Volume 5, Nummer 4, 1978, S. 443-452(10) (abgerufen: 05.12.2012)
  2. Übersetzung des Zitats ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach: Tony O’Connell, Papamarinopoulos, Stavros (a)], in: Atlantipedia.ie, 30. Mai 2011
  3. Siehe: The Atlantis Hypothesis - Searching for a Lost Land - 11. - 13. July 2005, Milos Island, Greece (Topics]); abgerufen: 05.12.2012
  4. Siehe: Atlantis 2008 - 2nd International Conference - The Atlantis-Hypothesis: searching for a lost land (abgerufen: 05.12.2012)
  5. Siehe: Atlantis 2011 - The Atlantis Hypothesis - 3rd International Conference, 25-26 June 2011, Santorini, Greece (abgerufen: 05.12.2012)
  6. Zu den Atlantis-Konferenzen siehe auch: Thorwald C. Franke, Series of Greek Atlantis Conferences, organized by the Greek scientists M. Fytikas, A. Kontaratos (†2009), St. Papamarinopoulos under the official title 'International Atlantis Conference - The Atlantis Hypothesis: Searching for a Lost Land', 2005 on Milos / 2008 in Athens / 2011 on Santorini, bei: Atlantis-Scout.de
  7. Übersetzung des Zitats ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach: Tony O’Connell, Papamarinopoulos, Stavros (a)], in: Atlantipedia.ie, 30. Mai 2011
  8. Quelle: Stavros Papamarinopoulos, ATLANTIS IN SPAIN - Part V: Atlantis’ location, 2010
  9. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de einführend auch: "Das Koks der Pharaonen - oder: was Forensik mit Atlantisforschung zu tun hat" (bb). Siehe weiterführend zudem: Dominique Görlitz, Der Koka-Strauch - Erythroxylum coca Lam. und E. novogranatense (D. Morris) Hieron. - Zur präkolumbischen interkontinentalen Verbreitung cocainhaltiger Substanzen; außerdem extern: Dr. Svetlana Balabanova, Detection of Nicotine and Cocaine in ancient human remains from different locations out of America and an archaeological period spans a range from 9000 v.C to 700 AD., bei: Migration & Diffusion
  10. Siehe: F. Parsche und A. Nerlich, "Presence of drugs in different tissues of an Egyptian mummy", in: Fresenius J., Anal. Chem. 352, S. 380-384 (1995)
  11. Anmerkung: Diese Angaben beziehen sich auf jene - von S. Balabanova und ihrem Team untersuchten - Mumien, in welchen auch Kokain nachgewiesen wurde.
  12. Quelle: Stavros Papamarinopoulos, ATLANTIS IN SPAIN - Part V: Atlantis’ location, 2010
  13. Quelle: ebd.
  14. Siehe: S.P. Papamarinopoulos, "A Comet during the Trojan War?" (PDF-Datei, 4.06 MB), aus: S.A. Paipetis (Hrsg.), Science and Technology in Homeric Epics, Springer, 2008, S. 341–356


Bild-Quellen:

(1) the 2009 Conference for Quantavolution - Kandersteg, June 6th - 9th, unter: Stavros Papamarinopoulos (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de

(2) The Atlantis Hypothesis - Searching for a Lost Land (Aim / Book of Proceedings ATLANTIS 2005)

(3) Stavros Papamarinopoulos, ATLANTIS IN SPAIN - Part V: Atlantis’ location, S. 4 (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)

(4) ebd., S. 5

(5) Jeff A. Benner, Cocaine Mummy, bei: Tracking Ancient Man