Krieg der Weltanschauungen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Sanzio 01 Plato Aristotle.jpg|thumb|220px|'''Abb. 1''' Der alte Streit zwischen dem Uniformitarismus und dem Katastrophismus lässt sich letztlich bis zu ''Aristoteles''’ (rechts) diesbezüglichem Dissens mit ''Platon'' (links) zurückverfolgen. (Bild: ein Ausschnitt aus ''Raffaels'' "Athener Schule", 1509)]]
  
In den meisten Fällen wird die Kontroverse zwischen [[Katastrophismus]] und [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitarismus] als Konflikt innerhalb der [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Geologie]] dargestellt. Wenn man bedenkt, dass im [[Katastrophismus]] ein dynamisches Bild der Erdgeschichte und damit der Erde vorgelegt wird, während [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitaristen] versuchen, die globaleren, raschen und lebensbedrohlichen Prozesse zugunsten von lokalen, langsamen und harmlosen herunterzuspielen (so absurd die Hypothesen auch sein mögen, die sie erfinden und verteidigen müssen), so müssen wir daraus schließen, dass wir es hier mit einen Konflikt zwischen zwei antagonistischen, inkompatiblen Weltanschauungen zu tun haben, der das Feld einer bestimmten Disziplin weit überschreitet.
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In den meisten Fällen wird die Kontroverse zwischen [[Katastrophismus]] und [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitarismus] als Konflikt innerhalb der [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Geologie]] dargestellt. Wenn man bedenkt, dass im [[Katastrophismus]] ein dynamisches Bild der Erdgeschichte und damit der Erde vorgelegt wird, während die [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitaristen] versuchen, die globaleren, raschen und lebensbedrohlichen Prozesse zugunsten von lokalen, langsamen und harmlosen herunterzuspielen (so absurd die Hypothesen auch sein mögen, die sie erfinden und verteidigen müssen), so müssen wir daraus schließen, dass wir es hier mit einen Konflikt zwischen zwei antagonistischen, inkompatiblen Weltanschauungen zu tun haben, der das Feld einer bestimmten Disziplin weit überschreitet.
  
 
Tatsächlich tobt dieser Kampf bereits seit Tausenden von Jahren. [[Plato]] war ein Katastrophist, [[Aristoteles]] versuchte das herunterzuspielen, was [[Plato]] für historische Diskontinuitäten hielt. Zwei Jahrtausende später klingt [https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Wilhelm_Leibniz Leibniz] <ref>Siehe zu diesem: "[[Leibniz’ Slogan|Johán B. Kloosterman: Ein katastrophistisches Manifest (I)]]"</ref> wie ein wiedergeborener [[Aristoteles]].
 
Tatsächlich tobt dieser Kampf bereits seit Tausenden von Jahren. [[Plato]] war ein Katastrophist, [[Aristoteles]] versuchte das herunterzuspielen, was [[Plato]] für historische Diskontinuitäten hielt. Zwei Jahrtausende später klingt [https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Wilhelm_Leibniz Leibniz] <ref>Siehe zu diesem: "[[Leibniz’ Slogan|Johán B. Kloosterman: Ein katastrophistisches Manifest (I)]]"</ref> wie ein wiedergeborener [[Aristoteles]].
  
Nach einer Welle von Katastrophentheorien während der [https://de.wikipedia.org/wiki/Romantik Romantik] verkündeten die [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitaristen] ihre Ansicht als die einzige wissenschaftliche und erklärten die Schlacht triumphierend für gewonnen. Als in den 1970er Jahren die [https://de.sputniknews.com/wissen/20170303314758450-mega-flut-mars/ Chryse-Flut] auf dem [[Unser marsianisches Erbe|Mars]], einem ozeanlosen Planeten, entdeckt wurde, traten die Geologie-Professoren nicht massenhaft zurück und gingen wieder zur Schule, sondern dozierten weiter, dass eine solche Flut auf der Erde unmöglich sei. Zweifel am [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 uniformistischen] Dogma kamen erst 1980 auf, nach den [https://de.wikipedia.org/wiki/Kreide-Pal%C3%A4ogen-Grenze K-T]-Entdeckungen, die jedoch nur einen kleinen Riss im Wall der [https://de.wikipedia.org/wiki/Academia Academia] verursachten. Die Uniformitaristen behaupteten sich und versuchten, die neuen Erkenntnisse in ihr System einzufügen. Sie brachten [den Ausdruck] "katastrophaler Uniformitarismus" auf - eine ''[https://de.glosbe.com/la/de/contradictio%20in%20terminis contradictio in terminis]'' -, und schlimmer noch, ein metaphysischer Trick: die Aneignung empirischer Befunde mittels einer magischen Formel. Weitere Risse und Löcher traten auf, aber jetzt, nach 2005 <ref>Red. Anmerkung: Gemeint sind die Entdeckungen von [http://atlantipedia.ie/samples/tag/richard-firestone/ Richard Firestone] ''et al''. zum [[Impakte und Atlantisforschung|Impakt]] eines massiven außerirdischen Körpers in (oder über) [[Prä- und post-diluviale Zivilisationen in Nordamerika|Nordamerika]] während des [[Die Jüngere Dryaszeit|Jüngeren Dryas]]. Vergl. dazu: "[[Bill Napier - Eine Wiederannäherung|Johán B. Kloosterman: Ein katastrohistisches Manifest (IV)]]"</ref>, müssen sie versuchen, einen wirklich großen zu verkitten.
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Nach einer Welle von Katastrophentheorien während der [https://de.wikipedia.org/wiki/Romantik Romantik] verkündeten die [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitaristen] ihre Ansicht als die einzige wissenschaftliche und erklärten die Schlacht triumphierend für gewonnen. Als in den 1970er Jahren die [https://de.sputniknews.com/wissen/20170303314758450-mega-flut-mars/ Chryse-Flut] auf dem [[Unser marsianisches Erbe|Mars]], einem ozeanlosen Planeten, entdeckt wurde, traten die [[Geologie - Antipode oder Hilfswissenschaft der Atlantisforschung?|Geologie]]-Professoren nicht massenhaft zurück und gingen wieder zur Schule, sondern dozierten weiter, dass eine solche Flut auf der Erde unmöglich sei. Zweifel am [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 uniformistischen] Dogma kamen erst 1980 auf, nach den [https://de.wikipedia.org/wiki/Kreide-Pal%C3%A4ogen-Grenze K-T]-Entdeckungen, die jedoch nur einen kleinen Riss im Wall der [https://de.wikipedia.org/wiki/Academia Academia] verursachten. Die [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitaristen] behaupteten sich und versuchten, die neuen Erkenntnisse in ihr System einzufügen. Sie brachten [den Ausdruck] "katastrophaler Uniformitarismus" auf - eine ''[https://de.glosbe.com/la/de/contradictio%20in%20terminis contradictio in terminis]'' -, und schlimmer noch, ein metaphysischer Trick: die Aneignung empirischer Befunde mittels einer magischen Formel. Weitere Risse und Löcher traten auf, aber jetzt, nach 2005 <ref>Red. Anmerkung: Gemeint sind die Entdeckungen von [http://atlantipedia.ie/samples/tag/richard-firestone/ Richard Firestone] ''et al''. zum [[Impakte und Atlantisforschung|Impakt]] eines massiven außerirdischen Körpers in (oder über) [[Prä- und post-diluviale Zivilisationen in Nordamerika|Nordamerika]] während des [[Die Jüngere Dryaszeit|Jüngeren Dryas]]. Vergl. dazu: "[[Bill Napier - Eine Wiederannäherung|Johán B. Kloosterman: Ein katastrohistisches Manifest (IV)]]"</ref>, müssen sie versuchen, einen wirklich großen zu verkitten.
  
 
Doch wie zuvor wird der [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitarismus] seine unerschütterlichen Verteidiger finden - nicht, weil sie Argumente von irgendeiner Stichhaltigkeit hervorbringen können, sondern weil sie gut konditioniert sind: ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Natura_non_facit_saltus Natura non facit saltus]''. Der Krieg der Weltanschauungen kann noch lange unvermindert weitergehen.
 
Doch wie zuvor wird der [http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1434863 Uniformitarismus] seine unerschütterlichen Verteidiger finden - nicht, weil sie Argumente von irgendeiner Stichhaltigkeit hervorbringen können, sondern weil sie gut konditioniert sind: ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Natura_non_facit_saltus Natura non facit saltus]''. Der Krieg der Weltanschauungen kann noch lange unvermindert weitergehen.

Version vom 8. Dezember 2017, 23:31 Uhr

Johán B. Kloosterman: Ein katastrophistisches Manifest (V)

Abb. 1 Der alte Streit zwischen dem Uniformitarismus und dem Katastrophismus lässt sich letztlich bis zu Aristoteles’ (rechts) diesbezüglichem Dissens mit Platon (links) zurückverfolgen. (Bild: ein Ausschnitt aus Raffaels "Athener Schule", 1509)

In den meisten Fällen wird die Kontroverse zwischen Katastrophismus und Uniformitarismus als Konflikt innerhalb der Geologie dargestellt. Wenn man bedenkt, dass im Katastrophismus ein dynamisches Bild der Erdgeschichte und damit der Erde vorgelegt wird, während die Uniformitaristen versuchen, die globaleren, raschen und lebensbedrohlichen Prozesse zugunsten von lokalen, langsamen und harmlosen herunterzuspielen (so absurd die Hypothesen auch sein mögen, die sie erfinden und verteidigen müssen), so müssen wir daraus schließen, dass wir es hier mit einen Konflikt zwischen zwei antagonistischen, inkompatiblen Weltanschauungen zu tun haben, der das Feld einer bestimmten Disziplin weit überschreitet.

Tatsächlich tobt dieser Kampf bereits seit Tausenden von Jahren. Plato war ein Katastrophist, Aristoteles versuchte das herunterzuspielen, was Plato für historische Diskontinuitäten hielt. Zwei Jahrtausende später klingt Leibniz [1] wie ein wiedergeborener Aristoteles.

Nach einer Welle von Katastrophentheorien während der Romantik verkündeten die Uniformitaristen ihre Ansicht als die einzige wissenschaftliche und erklärten die Schlacht triumphierend für gewonnen. Als in den 1970er Jahren die Chryse-Flut auf dem Mars, einem ozeanlosen Planeten, entdeckt wurde, traten die Geologie-Professoren nicht massenhaft zurück und gingen wieder zur Schule, sondern dozierten weiter, dass eine solche Flut auf der Erde unmöglich sei. Zweifel am uniformistischen Dogma kamen erst 1980 auf, nach den K-T-Entdeckungen, die jedoch nur einen kleinen Riss im Wall der Academia verursachten. Die Uniformitaristen behaupteten sich und versuchten, die neuen Erkenntnisse in ihr System einzufügen. Sie brachten [den Ausdruck] "katastrophaler Uniformitarismus" auf - eine contradictio in terminis -, und schlimmer noch, ein metaphysischer Trick: die Aneignung empirischer Befunde mittels einer magischen Formel. Weitere Risse und Löcher traten auf, aber jetzt, nach 2005 [2], müssen sie versuchen, einen wirklich großen zu verkitten.

Doch wie zuvor wird der Uniformitarismus seine unerschütterlichen Verteidiger finden - nicht, weil sie Argumente von irgendeiner Stichhaltigkeit hervorbringen können, sondern weil sie gut konditioniert sind: Natura non facit saltus. Der Krieg der Weltanschauungen kann noch lange unvermindert weitergehen.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe zu diesem: "Johán B. Kloosterman: Ein katastrophistisches Manifest (I)"
  2. Red. Anmerkung: Gemeint sind die Entdeckungen von Richard Firestone et al. zum Impakt eines massiven außerirdischen Körpers in (oder über) Nordamerika während des Jüngeren Dryas. Vergl. dazu: "Johán B. Kloosterman: Ein katastrohistisches Manifest (IV)"

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