Die Kosmologie des Hanns Hörbiger: Unterschied zwischen den Versionen

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Dieser Beitrag von [http://de.wikipedia.org/wiki/Lyon_Sprague_de_Camp Lyon Sprague de Camp] wurde seinem Buch "[http://books.google.de/books?id=U8pWMQAACAAJ&dq=Versunkene+Kontinente+-+Von+Atlantis,+Lemuria+und+anderen+untergegangenen+Zivilisationen Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zivilisationen]" entnommen, das 1977 im [http://www.randomhouse.de/heyne/ Wilhelm Heyne Verlag] erschienen ist (orig.: USA, 1954)  
 
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Version vom 30. September 2010, 01:35 Uhr

von Lyon Sprague de Camp

Abb. 1 Nach Hörbiger ist das Universum eine Art kosmische Dampfmaschine. Der interstellare Raum ist angefüllt mit verdünntem Hydrogen und Wasserdampf.

Während sich die meisten Atlantisten nicht im klaren darüber sind, warum Kontinente versanken, hat einer von ihnen ausreichende Gründe für dieses Phänomen angegeben: Hanns Hörbiger, Urheber der Kosmischen Eiszeit-Theorie, der Welteislehre, auch WEL genannt. Hörbiger war ein trickreicher Bursche, der sich damit brüstete, niemals etwas berechnet zu haben. Wenn die Leute seine Erkenntnisse in Zweifel zogen, pflegte er lautstark zu erklären: "Anstatt mir zu trauen, trauen Sie Gleichungen! Wie lange werden Sie noch brauchen, um einzusehen, daß die Mathematik wertlos und irreführend ist?"

Hörbiger erzählte seinen Jüngern, daß er, als er als Knabe durch ein Teleskop blickte, plötzlich die Erkenntnis hatte, Mond und Sterne bestünden aus Eis. Ferner enthüllte ihm ein Traum, daß die Anziehungskraft der Sonne nur dreimal so weit wie bis zum Planeten Neptun reiche. Als er junger Ingenieur war, brachte ihn der Anblick feuchter Erde, bei der es, als man geschmolzenes Metall darüber goß, zu Explosionen kam, der ähnlich fantasievoll war wie der der Mme. Blavatsky, nur noch beunruhigender.

Das Universum, so wollte ihm scheinen, ist eine Art kosmische Dampfmaschine. Der interstellare Raum ist angefüllt mit verdünntem Hydrogen und Wasserdampf. (Dies ist in gewisser Weise nicht ganz falsch.) Wenn ein kleiner Himmelskörper, der durch die Dampfmischung trudelt, dabei seine Wärme verliert, wird er zu Eis. Wenn ein größerer Himmelskörper diesen anzieht, bleibt der kleinere in den größeren für Millionen von Jahren als ein Eisbrocken eingebettet, wobei das Eis zum Schmelzen kommt.

Schließlich verdampft der der kleinere Himmelskörper, die dabei erfolgende Explosion schleudert Teile davon in den Weltenraum. Diese kondensieren zu Planeten, während das Oxygen des großen Himmelskörpers, das ebenfalls abgegeben wird, sich mit dem Hydrogen des Universums verbindet und einen Ring von Eispartikeln außerhalb der Planetenbahnen bildet ("Boliden"). Die Milchstraße ist demnach nicht, wie die Astronomen dies annehmen, eine Ansammlung von Sternen weit draußen in der Galaxis, sondern es handelt sich um die Boliden unseres Sonnensystems.

Da das Hydrogen des Weltenraums ihre Geschwindigkeit bremst, nähern sie sich in Spiralen der Sonne. Die kleineren Partikel, die am meisten verlangsamt werden, werden rascher angezogen und überholen die größeren. Die Eisbrocken der Milchstraße, die demnach auf die Sonne zurasen, werden zumeist von den Gravitationsfeldern unserer äußeren Planeten eingefangen. Deshalb besitzen diese, wie unser Mond, Eiskappen von Hunderten von Kilometern Dicke.

Wenn ein Eisbrocken die Sonne erreicht, verursacht er eine Explosion, die den Weltenraum um die Sonne herum mit feinen Eispartikelchen füllt. Die inneren Planeten Venus und Merkur (Abb. 2), die durch die Eispartikel-Wolken ihre Bahn ziehen, sind deshalb in Eismäntel gehüllt. Die Erde ist glücklicherweise von der Sonne so weit entfernt, daß sie nicht vereisen kann. Große Planeten fangen kleinere ein, die entweder zu ihren Monden werden oder in sie einschlagen.

Abb. 2 Hörbiger vertrat die heute widerlegte Auffassung, die inneren Planeten Merkur (Foto) und Venus zögen durch die Wolken kosmischer Eispartikel ihre Bahn, und seien deshalb in Eismäntel gehüllt.

Beide Vorgänge, das Einfangen eines Satelliten oder der Einschlag in die Oberfläche des anziehenden Planeten, verursachen auf diesem große Veränderungen. Die Gravitationsspannungen, die beim Einpendeln eines Satelliten in eine stabile Umlaufbahn entstehen, bewirken Fluten und Erdbeben. Soweit ist dann alles in Ordnung, bis die Gravitationskräfte des Satelliten, der durch das Hydrogen des Weltenraums verlangsamt wird, diesem den Ozean wie einen Gürtel oder Wulst um den Äquator legen. Durch diesen Vorgang werden die Äquatorgebiete übrflutet, während die Polargebiete trocken zurückbleiben.

Wenn sich schließlich der Trabant seinem Mutterstern bis auf einige tausend Kilometer genähert hat, wird er durch dessen Gravitationskräfte zerrissen. Die Bruchstücke regnen auf die Erde nieder. Die Ozeane, die nicht mehr den Anziehungskräften des Satelliten unterliegen, fluten zu den Polen zurück. Tropische Landschaften tauchen auf, die Polarbereiche werden überschwemmt. Auf sämtliche Katastrophen-Mythen der Menschheit, seien es die biblische Sintflut, Atlantis, die Offenbarung des Johannes oder das nordische Ragnarök, paßt dieses Schema in gewisser Weise.

Die Erde hatte vor dem jetzigen mindestens sechs Monde, die eingefangen wurden und zerbarsten, und zwar im Algonkium, im Archaikum, im Kambrium, Devon, Perm, Mesozoikum sowie im Känozoikum. Da die Menschheit im Kanäozoikum (Tertiär) auftrat, erlebte der Mensch den Absturz des Kanäozoikum-Mondes mit. Dieses Ereignis verursachte die Überschwemmung aller tropischen Gebiete, ausgenommen einiger weniger Hochländer wie Peru und Äthiopien.

Dies geschah vor etwa 250 000 Jahren. Das Einfangen unseres gegewärtigen Mondes, des Ex-Planeten Luna, bewirkte die Überflutung von Atlantis und Lemuria. Wenn Ezechiel von "Tyre" spricht oder der Verfasser der Offenbarung von "Babylon", so ist damit - nach HörbigerAtlantis gemeint. Die Zerstörung und der Fall von Luna wird wahrscheinlich jegliches Leben auf Erden beenden.

Abb. 3 Das Einfangen unseres gegenwärtigen Mondes, des Ex-Planeten Luna, soll, laut Hörbiger, auch die Überflutung von Atlantis und Lemuria bewirkt haben.

Hörbiger verkaufte seine Lehren an den deutschen Schullehrer und Amateurastronomen Fauth, der 1923 Hörbigers Buch Glazial-Kosmogonie veröffentlichte. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Verbreitung dieses Kultes. Nach dem Kriege jedoch erschien Hörbiger jedoch mit langem weißem Bart wieder auf der Bildfläche, und seine Werbemaschinerie überflutet Europa mit Büchern, Pamphleten und Drohbriefen. Bald gingen seine Anhänger in die Millionen, wovon die fanatischsten in wissenschaftliche Zusammenkünfte mit dem Schrei einbrachen: "Nieder mit der orthodoxen Astronomie! Wir wollen Hörbiger!"

Hörbiger selbst schrieb in einem Brief: "Entweder Sie glauben an mich oder sie müssen als Feind behandelt werden!" Ein anderer Österreicher, Hans Bellamy, wurde Hörbiger-Anhänger, als er sich daran erinnerte, daß er als Junge durch einen nächtlichen Traum von einem riesigen explodierenden Mond erschreckt wurde. Er machte die kosmische Eislehre in Englisch populär.

Obgleich Hörbiger 1931 starb, blieb seine Bewegung noch auf Jahre hinaus aktiv. Mit dem Aufstieg Hitlers identifizierten sich die Hörbiger-Anhänger mit der rassistischen Philiosophie der neuen Herrscher, denn: ihre nordischen Vorfahren seien stark in Eis und Schnee geworden; der Glaube an das Welteis sei folglich das natürliche Erbe des nordischen Menschen. Doch die Nazis, die sich so viele krude Ideen zu eigen machten, bleiben dieser gegenüber taub.

Schade um Hörbigers Theorie, aber die Planeten sind nun einmal nicht aus Eis (obwohl einige wahrscheinlich von Eismänteln umgeben sind). Wenn sie dies wären, wären Erscheinungsbild und mathematische Verhaltensweisen anders. (Als ein Kritiker einmal Hörbiger gegenüber ausführte, daß das spezifische Gewicht des Saturn niedriger sei als das von Eis, murmelte Hörbiger etwas von >Gravitationsschatten< - eine Bezeichnung, die er niemals näher erklärte.)

Auch besteht die Milchstraße keineswegs aus >Boliden<, wie Teleskopbeobachtungen längst ergeben haben. Der Mond entfernt sich von uns, statt sich uns zu nähern. Die Landung von Astronauten auf dem Erdtrabanten und Instrumenten-Kapseln, die zur Venus geschickt wurden, haben ergeben, daß keiner der beiden Himmelskörper von einem Eismantel umgeben ist. Tatsächlich sind Hörbigers Behauptungen im Lichte moderner Wissenschaft nicht haltbar.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Lyon Sprague de Camp wurde seinem Buch "Versunkene Kontinente - Von Atlantis, Lemuria und anderen untergegangenen Zivilisationen" entnommen, das 1977 im Wilhelm Heyne Verlag erschienen ist (orig.: USA, 1954)

Leider war es uns trotz langwieriger und umfassender Recherchen nicht möglich, den derzeitigen Inhaber der Rechte an diesem Werk von Lyon Sprague de Camp in deutscher Sprache zu ermitteln. Daher erscheint dieser Beitrag bei Atlantisforschung.de vorläufig, in einer redaktionell bearbeiteten Fassung, als wissenschafts- und atlantologie-geschichtliche Dokumentation zu Lehr- und Studienzwecken.


Bild-Quellen

(1) http://npf-geofizika.ru/leuza/images%5Cgallery%5Ckosmos%5Cstars_in_mag_cloud.jpg (Bild nicht mehr online)

(2) WISSEN-NEWS.de - Das Astronomie- und News-Portal, unter: http://www.wissen-news.de/pics/sonnensystem/merkur.jpg (Bild dort nicht mehr online)

(3) Astroverein-Halle.de, unter: http://astroverein-halle.de/ergebnisse/tle2003_11/36A.jpg