Gerhard Mercator

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Historisches Forscher- und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 Gerhard Mercator (1512-1594)

(red) Gerhard bzw. Gerardus Mercator (Abb. 1) (eigentlich: Gerard de Kremer; deutsch auch einfach: Gerhard Krämer (* 5. März 1512 in Rupelmonde, Grafschaft Flandern; † 2. Dezember 1594 in Duisburg, Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg) war einer der beühmtesten Geographen, Kartographen, Globen-Hersteller und Kosmographen seiner Zeit, der schon damals als "Ptolemäus seiner Zeit" betrachtet wurde und bis in den arabisch-islamischen Kulturraum hinein Berühmtheit erlangte. [1] [2]

Zu seinen besonderen Verdiensten gehört die Einführung der nach ihm benannten Mercator-Projektion, welche damals die Kartographie revolutionierte. Zudem führte er die Bezeichnung 'Atlas' für (gebundene) Kartenwerke ein [3], wobei der Name auf den mythisch-legendären König Atlas von Mauretanien Bezug nimmt, welcher der Sage nach der Begründer der Astronomie gewesen sein soll. [4] Außerdem gehörte Mercator offenbar zu den zahlreichen zeitgenössischen Gelehrten, welche die Ansicht vertraten, dass Amerika mit Platons Atlantis gleichzusetzen sei. Jedenfalls hat ihm sein Zeitgenosse und Kartographen-Kollege Abraham Ortelius (1527-1598) dies zugeschrieben [5], der laut John Vermeulen auch mit Mercator zusammenabeitete. [6]

Gerhard Mercator und Atlantis

Abb. 2 Die Historizität von Platons Atlantis stand für den Polyhistor Gerhard Mercator außer Frage.

Mercators oben erwähnte Gleichsetzung von Atlantis und Amerika mag diese bisher noch als begründete Vermutung gelten; dass er von der Historizität des verschollenen Vorzeit-Reiches überzeugt war, ist dagegen gut belegt. Dazu äußerte er sich nämlich in seinem - natürlich auf Latein verfassten - Werk Chronologia aus dem Jahr 1569. [7] Thorwald C. Franke stellt uns seine Übersetzung der betreffenden Text-Passage ins Deutsche vor. Sie lautet: "...es ist glaubwürdig, dass die Ägypter, die so sehr wegen ihres Alters gerühmt wurden, und (die) zum einen durch die Überlieferung durch die Hände der Vorväter, zum anderen durch die sehr alte und vor der Erinnerung der Menschen geborene Methode des Schreibens vor allen anderen beglückt waren, (dass also die Ägypter) über eine gewisse allgemeine Erinnerung über die Taten bei sich verfügten und (sie) studierten, (und sie) von den ersten Zeiten an bewahrten.

Dass sie hingegen so viele tausende Jahre zählen [,] wird man nicht leicht der Fälschung überführen können, wenn wir (nämlich) Mondjahre d.h. Monate zählen mögen, von denen sicher ist, dass sie einst in Gebrauch waren, (und) wenn wir (also) diese von der Sintflut an in früheren (Zeiten) annehmen mögen, (wobei) die späteren (Zeiten), die bis hierher reichen, an Zahl bestimmt sind: sie werden auf 9000 Jahre Platons angesetzt; davor, so sagt er, (sei) der Atlantische Krieg geführt worden, etwa im Jahr 160 oder 170 vor der Sintflut.

Zu dieser Zeit, da die Sintflut nah (war), ist es nicht zweifelhaft, dass die Welt höchst verbrecherisch und jeder Gottlosigkeit unterworfen war, so dass sie in schrecklichsten Kriegen entbrannten, von welchen der bei weitem größte der Atlantische Krieg war. Es ist glaubwürdig, dass dies zu jener Zeit geschah, und dass nach der Sintflut die Erinnerung an dieses (Ereignis) als einziges bewahrt wurde." [8]

Dazu liefert Franke noch eine erläuternde Anmemerkung: "Man geht davon aus, dass Philipp Melanchtons Werk Initia Doctrinae Physicae von 1549 einen großen Einfluss auf Gerhard Mercator ausgeübt hat. Insbesondere ist die Befürwortung der Existenz von Atlantis als eine Antwort auf die religiös motivierte Atlantisskepsis von Philipp Melanchton zu lesen. Es ist zudem interessant zu sehen, dass auch Gerhard Mercator die Idee der Mondjahre ins Spiel bringt, um die grundsätzliche Idee von Atlantis gegen die kirchliche Lehre zu retten." [9]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Gerhard Mercator" (abgerufen: 29. Oktober 2019)
  2. Anmerkung: Zu einer lesenswerten biographischen Abhandlung über Mercator siehe: Peter H. Meurer (Heinsberg), "Gerhard Mercator - Kosmograph (1512-1594)", bei Portal Rheinische Geschichte (abgerufen: 29. Oktober 2019)
  3. Quelle: Tony O’Connell, "Mercator, Gerardus", 16. März 2015, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 29. Oktober 2019)
  4. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Gerhard Mercator", Abschnitt: "Atlas" (abgerufen: 29. Oktober 2019)
  5. Quelle: Library of Alexandria (Hrsg.) / diverse Autoren, "Narrative and Critical History of America: Aboriginal America, gedruckt in den USA, ohne Jahrgang (nach der Leseprobe ohne Seitenangabe bei Google-Books)
  6. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Abraham Ortelius", Abschnitt: "Leben" (abgerufen: 29. Oktober 2019)
  7. Siehe: Gerhard Mercator, "Chronologia. Hoc est temporum demonstratio exactissima, ab initio mundi usque ad annum Domini MDLXVIII. (1568)", Coloniae Agripp. (Verlag: Birckmann), 1569
  8. Quelle: Gerhard Mercator (1569), Tabellenteil Weltgeschichte, S. 5 / AIII (Accum primum - Inanae - De Aegyptii regni antiquitate); Übersetzung ins Deutsche durch: Thorwald C. Franke, in; Derselbe, "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis - Von der Antike über das Mittelalter bis zur Moderne", Norderstedt (Books on Demand GmbH), Juli 2016, S. 281-282
  9. Quelle: Thorwald C. Franke, op. cit. (2016), S. 282

Bild-Quellen:

1) Alfred Garth Jones (Urheber), bei Wikimedia Commons, unter: File:Gerard Mercator.jpg
2) abovetopsecret.com (Forum), 20. Mai 2016, unter: Plato's Atlantis a aincent human breeding program