Der atlantisch-athenische Krieg

von Tony O’Connell

Abb. 1 Ein athenischer Krieger (Hoplit) der frühen Antike. Dass die Athener im Krieg gegen Atlantis so gerüstet waren, ist allerdings zu bezweifeln.

Der atlantisch-athenische Krieg, wie er bei Plato beschrieben wird (Timaios 21d, 24c-25d; Kritias 108c-109a), konnte bisher nicht eindeutig mit einem bekannten historischen Konflikt gleichgesetzt werden. Eine Anzahl von Versuchen ist unternommen worden, die Atlantiserzählung mit den Perserkriegen in Verbindung zu bringen, doch eine derartige Vorstellung steht sowohl mit der Chronologie als auch mit der Geographie völlig im Widerspruch. So fanden beispielsweise die letztgenannten Kriege Dekaden nach Solons Besuch in Ägypten statt, und die Atlantier waren von Westen aus eingedrungen, namentlich nach Italien (Tyrrhenien) (Tim. 25b & Krit. 114c). Tatsächlich sagte Plato aus, dass die Invasion vom atlantischen Meer (pelagos) ausging. Obwohl es einige Meinungsverschiedenheiten über die Verortung seines atlantischen Meeres gibt, so liegen doch [fast!; d.Red.] alle bisher vorgeschlagenen Kandidaten westlich von Athen und auch Ägypten.

Eine völlig andersgeartete Interpretation bietet George Sarantitis an, der voraussetzt, dass es zwei Kriege gab, aud die Plato Bezug nahm, und die auf 9600 v.Chr. und 8600 v.Chr. datieren.

Mit einem noch unwahrscheinlicheren Szenario wartet Diaz-Montexano auf, der nahelegt, dass der Krieg im Gebiet des heutigen Atlantischen Ozeans, bei Gibraltar, stattfand. Er behauptet, die Athener hätten die Atlantier im Kampf quer durch das Mittelmeer nach Westen getrieben, bis es außerhalb der Straße von Gibraltar im Atlantik zur Entscheidungsschlacht gekommen sei. Er gibt an, dass der Krieg sich über eine Anzahl von Jahren hingezogen habe, und zu einer sukzessiven Emanzipation führte, während [die Athener] zur atlantischen Hauptstadt hin vordrangen, bevor diese durch ein Erdbeben zerstört wurde.

Dieses Konzept finde ich aus einer ganzen Reihe von Gründen unrealistisch. Diaz-Montexano platziert den Konflikt ins zweite Jahrtausend v.Chr., in eine Zeit, als die Athener nicht über die Flotten-Kapazität verfügten, um für eine solche maritime Offensive, mehr als 1500 Meilen von ihrer Heimat entfernt sowie viele Jahrhunderte vor der Einführung von Trieren, gerüstet zu sein. [1] Es gibt keinen dokumentierten Beleg oder eine Überlieferung aus dieser Epoche, welche diese Behauptung stützen würden. Plato beschreibt den Sieg der Athener über die Invasoren ohne jeden Hinweis darauf, dass ihr Krieg anders als defensiv war. Zudem muss beachtet werden, dass Plato schreibt (Tim. 25d), die Zerstörung von Atlantis und Athen habe sich "zu einer späteren Zeit" zugetragen, was dem Krieg nachfolgend bedeutet und nahelegt, dass Atlantis noch nach dem Ende des Konflikts existierte.

Meiner Meinung nach dem Krieg zwischen Atlantis und Athen bis dato noch nicht zufriedenstellend gelöst, sowie auch der Krieg zwischen Atlantis und Ägypten noch immer Gegenstand der Debatte ist.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell wurde in englischsprachiger Original-Fassung erstmals am 25. Februar 2013 unter dem Titel "Atlantean-Athenian War, The" bei Atlantipedia.ie veröffentlicht. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im November 2017.

Fußnoten

  1. Vergl. dazu bei Atlantisforschung.de auch: Tony O’Connell, "Die Marine der Atlantier"

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