Über Atlantis, die Sintflut und die Eiszeit

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von Thomas Belt (1874)

Was the fabled Atlantis really a myth, or was it that great continent in the Atlantic laid bare by the lowering of the ocean, on which the present West Indian Islands were mountains, rising high above the level and fertile plains that are now covered by the sea? Obscurely the accounts of it have come down to us from the dim past, but there is a remarkable coincidence between the traditions that have been handed down on the two sides of the Atlantic.

In a fragment of the works of Theopompus, who lived in the fourth century before the Christian era, is an account of a conversation between Silenus and Midas, the king of Phrygia, in which the former tells the king that Europe, Asia, and Africa were surrounded by the sea, but that beyond them was an island of immense size, in which were many great cities, and nations with laws and customs very different from theirs. Plato, in his “Timaeus and Critias,” relates that Solon was told by a priest of Sais, from the sacred inscriptions in the temple, how Solon’s country “once opposed a power which with great arrogance pushed its way into Europe and Asia from the Atlantic Ocean. Beyond the entrance which you call the Pillars of Hercules there was an island larger than Libya and Asia together. From it navigation passed to the other islands, and from them to the opposite continent which surrounded that ocean.

On this great Atlantic island there was a powerful and singular kingdom, whose dominion extended not only over the whole island, but over many others, and parts of the continent. It ruled also over Libya as far as Egypt, and over Europe as far as Tyrrhenia. This kingdom with the whole of its forces united tried to subjugate in one campaign your country and ours, and all the country within the strait. At that time, O Solon, your nation shone out from all others by bravery and power. It was placed in great danger, but it defeated the attacking army, and erected triumphal monuments. But when at a later period earthquakes and great floods took place, the whole of your united army was swallowed up during one evil day and one evil night, and at the same time the island of Atlantis sank into the sea.” Crantor, quoted by Proclus, corroborates the account by Plato, and says that he found this same story retained by the priests of Sais, three hundred years after the period of Solon, and that he was shown the inscriptions on which it was recorded.

Turning to the western side of the Atlantic, we find in the “Teo Amoxtli,” as translated by the Abbe Brasseur de Bourburg, an account of the overwhelming of a country by the sea, when thunder and flames came out of it, and “the mountains were sinking and rising.” Everywhere throughout America there are traditions of a great catastrophe, in which a whole country was submerged, and only a few people escaped to the mountains; and the Spanish conquerors relate with wonder the accounts they found amongst the Indians of a universal deluge. Amongst the modern Indians the traveller, Catlin, relates that in one hundred and twenty different tribes that he had visited in North, and South, and Central America, “every tribe related, more or less distinctly, their tradition of the deluge, in which one, or three, or eight persons were saved above the waters on the top of a high mountain.” [1]

Wenn Atlantis ein Tiefland war, das die Westindischen Inseln mit Amerika verband, könnten die anderen von Plato erwähnten Inseln die Azoren gewesen sein, ebenfalls massiv in ihrer Ausdehnung angewachsen durch die Absenkung des Ozeans; und die Überschüttung dieses Tieflands beim Abschmelzen des Eises am Ende des Glazials mag jene große Katastrophe gewesen sein, die zu beiden Seiten des Atlantiks überliefert wurde, in den Überlieferungen Amerikas aber deutlichere Erinnerung findet, weil dort alles Hochland mit Eis bedeckt war, und die Bewohner auf jene Gegenden beschränkt waren, die von der Sintflut überschüttet wurden.

Ich habe mich diesem Thema vonseiten der Naturgeschichte angenähert. Er trieb mich, nach einer Zufluchtsstätte für die Tiere und Pflanzen des tropischen Amerika während der Eiszeit Ausschau zu halten, als ich Beweise dafür fand, dass das Land, welche sie jetzt occupy, zu jener zeit entweder mit eis bdeckt oder zu kalt für Genera war, die heute nur dort leben können, wo Frost unbekannt ist. Ich war zur Schlussfolgerung gelangt, dass sie heute überflutete Tieflande bewohnt haben müssen, und indem ich diesem Problem nachging, erkannt ich bald, dass die hohe Akkumulation von Eis, die ihren Aufenthalt unmöglich machte, ihnen durch die Absenkung des Meeres einen anderen [Aufenthaltsort; d.Ü.] lieferte. Dann, als ich das Thema noch weiter verfolgte, sah ich, dass auf der ganzen Welt merkwürdige Probleme hinsichtlich der Verbreitung von Rassen der Menschheit, von Tieren und von Pflanzen leichter mit der Theorie zu lösen waren, dass das Land einst zusammenhängender war als heute; dass heute voneinander getrennte Inseln damals miteinander und mit angrenzenden Kontinenten verbunden waren; und dass das, was heute Gewässerrände und Untiefen in der See sind, damals bevölkerte Tiefländer waren.

Ich habe gesagt, dass das Meer während der glazialen Periode, wenn sie, wie ich annehme, in den beiden Hemisphären gleichzeitig war, mindestens 1000 Fuß [ca. 305 m; d.Ü.] tiefer gelegen haben muss, als es jetzt der Fall ist. Es mag noch viel tiefer als dies gewesen sein, doch ich bevozuge es, auf Nummer sicher zu gehen. Wenn Geologen die Grenzen der alten Gletscher und des kontinentalen Eises auf der Welt ausgearbeitet haben, wird es möglich sein, die Mindest-Menge von Wasser zu berechnen, das aus dem Meer herausgezogen war; und wenn dann die Hydrographen auf ihren Karten die Untiefen und überschwemmten Ufer aufgezeigt haben, die trocken liegen würden, dann wird das sagenhafte Atlantis vor unseren Augen zwischen Europa und Amerika aufsteigen, und im Pazifik wird der Malaiische Archipel dem Malaiischen Kontinent Platz machen. Hier haben wir einen noblen Untersuchungsauftrag, ein unerkundetes Forschungsgebiet, an dessen Pforte nur ich stehen und fähigeren und gewichtigeren Geistern den Weg weisen kann; einen Untersuchungsauftrag, der zur Kenntnis der Ländereien führen wird, wo die Völker der Eiszeit wohnten, welche vor der Sintflut lebten.

Vage und phantastisch, wie diese Mutmaßungen vielen vorkommen müssen, werden sie anderen, die mit der enormen Vereisung vertraut sind, der Amerika unterworfen war, als auf substantiellen Wahrheiten basiert erscheinen. Die immense Ansammlung von Eis über beiden Polen, die bis weit hinab in die gemäßigten Zonen reichte, an einigen Längengraden bis zu den Tropen hinübergriff, und im äquatorialen Amerika sicherlich auf alles Land, das 2000 Fuß über dem Meeresspiegel lag, was die Bildung großer Gletscher unterstützte, involve Bedingungen, welche das Meer in hohem Maße entwässert haben müssen. Heute überschwemmte Ländereien müssen freielegt gewesen sein, und bei der Rückkehr der Wasser am Ende der Eiszeit muss so manches bevölkertes Tiefland bei der nahezu universellen Sintflut überschüttet worden sein.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Thomas Belt (1832-1878) wurde seinem im Jahr 1874 erschienenen Buch "The Naturalist in Nicaragua" entnommen (Auszug aus Kapitel 14). Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach der digitalisierten Fassung des Werks bei eBooks at Adelaide (University of Adelaide).

Fußnoten:

Bildquellen: