Veranstaltungshinweis: Das Kobaltblau der Ägypter

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Zur Möglichkeit mediterraner Fernhandelsbeziehungen mit den böhmischen-sächsischen Bergbauzentren in der Antike

Vortrag von Dr. Dominique Görlitz am 27.11.2017 um 19 Uhr im Kulturzentrum Goldene Sonne
in Schneeberg (Erzgebirge)

Themen: Antike Kobalt- und Zinnherstellung, prähistorische Fernhandelsnetze am Beispiel von Bernstein und der Spondylusmuschel sowie frühgeschichtliche Seefahrt, Bronzekulturen Alt-Europas.

Abb. 1 Hier das offizielle Veranstaltungsplakat zum Vortrag von Dr. Dominique Görlitz am 27. November in Schneeberg

(dg und bb) Bis vor wenigen Jahren ging man in der Archäologie davon aus, dass die großen Zivilisationen des Altertums für alle technischen Innovationen verantwortlich waren. Diese breiteten sich nach und nach in die Levante, das Minoische Kreta und noch später bis ins 'barbarische' Europa sowie den Kaukasus aus. Heute kann gezeigt werden, dass diese Beeinflussung auch in umgekehrter Richtung ausgehend von den frühesten Metallkulturen rings um das Schwarze Meer aus erfolgte. In diese Richtung weisen auch die Überlieferungen Herodots, der älteste Handelskontakte der Ägypter bis ins östliche Schwarzmeergebiet beschreibt. Eine weitere Route könnte einst vom Erzgebirge über die Donau, dem Schwarzen Meer und über die Ägäis bis ins ferne Kreta geführt haben.

Diese Fernhandelsaktivitäten werden von vielen Archäologen noch immer ignoriert. Man argumentiert, dass es absurd sei, nördlich der Alpen in den heutigen Gebieten Deutschlands und Tschechiens von antiken Bergbauaktivitäten zu sprechen, weil es dafür angeblich überhaupt keine Befunde gebe. Der Vortrag stellt erstmals ein neues wissenschaftliches Projekt vor, welches durch interdisziplinär verknüpfte Forschungen in den Bereichen Montanarchäologie, Materialwissenschaft und Experimentalarchäologie dieses verlorengegangene Wissen zu rekonstruieren versucht.

Der Referent Dr. Dominique Görlitz ist ein interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler, der mit seinen ABORA-Schilfbootexpeditionen weltweit Bekanntheit erlangte. Als promovierter Biogeograph beschäftigt er sich seit vielen Jahren mit den kulturellen Wechselwirkungen frühgeschichtlicher Kulturen. Seine Forschungen decken verschiedene Wissenschaftsdisziplinen ab. Seine wichtigsten Arbeiten im Bereich der Archäologie waren die Wiederentdeckung der Seitenschwert-Segeltechnik vorgeschichtlicher Papyrusboote sowie die mögliche Nutzung von Eisen im alten Ägypten. Als post-doc arbeitete er intensiv im Bereich der Kartographiegeschichte an der TU Dresden und mit anderen internationalen Partnern. Ein weiterer Bereich sind neuere Forschungen zum Uralt-Bergbau in Mitteleuropa sowie der Austausch der frühen Montanregionen mit den Ländern am Schwarzen Meer und den antiken Kulturen im mediterranen Raum.

Wenig beachtete Hinweise aus Mitteleuropa und dem Kaukasusgebiet belegen, dass auch an den Rändern der antiken Welt epochale Entdeckungen gemacht wurden. Diese haben sich von dort in umgekehrter Richtung zu den alten Kulturzentren nach Süden hin ausgebreitet. Dazu zählen neben den gut erforschten Bernsteinartefakten aus dem Baltikum auch bestimmte seltene Metalle, wie Zinnbronzen oder Kobaltblau, welche für die antiken Kulturen im Mittelmeerraum von höchstem Interesse waren. Der Grund für diesen Austausch ist ganz einfach: Den Zivilisationen im Niltal oder auf Kreta fehlten viele Rohmaterialien für die Herstellung ihrer kostbaren Kunstwerke. Deshalb nehmen manche Archäologen schon seit längerer Zeit an, dass jene Hochkulturen weitreichende Handelsnetzwerke pflegten, um sich diese Rohstoffe verfügbar zu machen. Wie weit diese Netzwerkkontakte reichten und welche Partner in diesem Handel eingebunden waren, darüber werden in der Archäologie seit Jahrzehnten hitzige Debatten geführt.

Bei seinem Vortrag in Schneeberg wird der Referent erstmals öffentlich in Sachsen diese kontrovers diskutierten Themen eingehend behandeln und in einen ganzheitlichen Zusammenhang bringen. Außerdem wird Dr. Görlitz seine Pläne für ein neues interdisziplinäres Projekt vorstellen, in dem er mit Spezialisten aus Bulgarien, Tschechien und Deutschland kooperiert.

Vortragsdauer etwa 60 min. mit anschließender Diskussion; Eintritt 12 € (ermäßigt: 8 €)


Anmerkungen und Quellen

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