Christos Georgiou Doumas

Ein professoraler Atlantis-Kritiker mit Gedächtnis-Lücken?

Abb. 1 Prof. Dr. Christos Georgiou Doumas mag ein brillanter Archäologe sein - von jeglicher Exegese des Atlantisberichts sollte er jedoch besser Abstand nehmen.

(bb) Der, 1933 in Patras geborene, griechische Archäologe Dr. Christos Georgiou Doumas (griechisch: Χρήστος Γεωργίου Ντούμας) (Abb. 1) ist ein - inzwischen emeritierter - Professor für Prähistorische Archäologie an der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen. Von 1960 bis 1980 machte er im griechischen Archäologischen Dienst Karriere als Kurator für Altertümer in Attika (auf der Athener Akropolis) sowie als Kurator der prähistorischen Sammlungen des Archaeologischen Nationalmuseums von Athen.

Feldforschung betrieb Christos G. Doumas auf den Kykladen, den Dodekanes und auf den Inseln der nördlichen Ägäis. Während dieser Zeit leitete er zahlreiche Ausgrabungen und organisierte viele Ausstellungen für Museen in verschiedenen Regionen Griechenlands. Schließlich wurde er sogar 'Director of Antiquities' und 'Director of Conservation' im griechichen Ministerium für Kultur. [1]

Abb. 2 Mnemosyne, die Göttin der Erinnerung, auf einem alten, römischen Mosaik abgebildet (ein Exponat im Antakya Museum, Antakya, Türkei)

Bereits im Jahr 1974 hatte Doumas, nach dem Tod seines Lehrers Spyridon Marinatos die Leitung der archäologischen Ausgrabungen bei Akrotiri auf Santorin übernommen [2], die er behielt, bis die Grabungsstätte 2005 nach dem dortigen Unfalltod eines britischen Touristen geschlossen wurde. [3] Doumas, der heute als führende Autorität für die Prähistorie der Ägäischen Inseln gilt, hat zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und diverse Bücher über die Archäologie in der Ägäis sowie über die dortigen alten Kulturen veröffentlicht. [4]

Im Jahr 2005 präsentierte Doumas, wie der Atlantis-Enzyklopädist Tony O’Connell bemerkt, "ein Papier auf der Atlantis-Konferenz auf Melos, [in welchem] er seine Gründe für die Annahme umriss, die Atlantis-Erzählung sei, wie er selber es, seinen Kollegen René Treuil zitierend, formulierte, eine >Chimäre<". [5] Atlantis sei - wie er in einer anderen Quelle zitiert wird - nur "ein Mythos". [6] Damit scheint Prof. Doumas seine Ansichten in dieser Angelegenheit seit seinen jüngeren Jahren maßgeblich geändert zu haben, denn noch 1977 äußerte er, wie es heißt, die weitaus differenziertere Meinung, "dass ein Teil der Atlantissage zutrifft, die politischen Aussagen jedoch eher einer Utopie gleichen." [7]

Wie ein weiteres Zitat zur Wiedergabe eines - leider nicht datierten - Vortrags des Professors zeigt, vertritt er jetzt offenbar eine ganz auf die 'Parteilinie' des akademischen Mainstreams zugeschnittene Variante der Fiktionalitäts-These, wobei seine Auslassungen einen geradezu erschreckend dilettantischen Umgang mit Platons Texten nahe legen. So fabulierte er z.B. bei einem seiner Vorträge: "Wir müssen bedenken, dass Atlantis nur in den Dialogen Platons erwähnt wird, während er Atlantis als idealen Stadt-Staat [sic!; bb] beschreibt, geschaffen von den Göttern [sic!; bb] des Olymps, und versehen mit Gesetzen, Wohlstand und Macht. Und im Gegenzug wurden seine Einwohner arrogant und vernachlässigten die Götter. Zur Strafe versammelte Zeus die anderen Götter, um zu entscheiden, wie mit Atlantis umzugehen sei, und [er] bestimmte, dass es versinken solle [sic!; bb] und für immer verloren sein." [8]

Und dann wiederholt er noch einmal seine abstruse Darstellung von Atlantis als städtischem 'Idealstaat', gewürzt mit einer jener, für schulwissenschaftliche Kritiker keineswegs ungewöhnlichen, vulgär-psychologischen Ausdeutungen: "Atlantis, der ideale Stadt-Staat, ist eher ein Utopia, das wir in uns tragen." [9] Jeder kompetente Leser muss sich hier die Frage stellen, wann Prof. Doumas das letzte mal einen Blick in den Atlantisbericht geworfen hat. Vielleicht hätte auch er, wie Platons Figur Kritias (Krit. 108d), vor seinem Vortrag Mnemosyne (Abb. 2), die für das Erinnerungsvermögen zuständige Göttin der Alten Griechen, um Beistand bitten sollen...


Anmerlungen und Quellen

Einzelverweise:

  1. Quellen: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: Christos Doumas; sowie: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Christos Doumas (beide abgerufen: 07.12.2012)
  2. Quellen: ebd.
  3. Quelle: Tony O’Connell, Doumas, Christos, bei: Atlantipedia.ie, 7. Juni 2010 (abgerufen: 07.12.2012)
  4. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: Christos Doumas
  5. Quelle: Tony O’Connell, Doumas, Christos, bei: Atlantipedia.ie
  6. Quelle: ScottG, Atlantis Found!!...Oh, Wait...., bei: Ah, Shoot!, 12.09.2005 (abgerufen: 07.12.2012)
  7. Quelle: Hintergrundwissen Atlantis, bei: flaschenpost.com (abgerufen: 07.12.2012)
  8. Engl. Originaltext: "We have to bear in mind that Atlantis was only mentioned in the Dialogues of Plato, when he describes Atlantis as the ideal city-state, created by the gods of Olympus, given laws, wealth and power. And in return, the inhabitants became arrogant and neglected the gods. In retribution, Zeus gathered the other gods to determine how to deal with Atlantis and determined that it would sink and would be forever lost." Quelle: Elena Kerasiotis, Thera, Santorini - Lost Atlantis? - Akrotiri, Thera (Santorini): A Cosmopolitan Harbor Town of the Second Millennium B.C. in the East Mediterranean - a Lecture by Professor Christos G. Doumas, bei: Malista.com (ohne Datierung; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de; abgerufen am: 07.12.2012)
  9. Engl. Originaltext: "Atlantis the ideal city-state, is more likely a utopia carried inside of ourselves." (Quelle: ebd.)


Bild-Quellen

(1) Tony O’Connell, Doumas, Christos, bei: Atlantipedia.ie (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)

(2) Karin Gottshall, Mnemosyne's Ledger (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)