Für eine 'Charta der Atlantis-Forschung'
Im März 2006 haben die Kollegen Thorwald C. Franke, Ulf Richter, Ulrich Hofmann, Christian M. Schoppe und Siegfried G. Schoppe den Text einer Charta der Atlantisforschung vorgestellt. Als rationale Atlantisforscher, die im Gegensatz zu den Initiatoren dieser Charta 'nonkonformistische' Positionen vertreten, begrüßen wir ihre Initiative im Grundsatz, konzeptionell und auch in ihrer zentralen Intention, können den Text aber in der von ihnen vorgelegten Fassung unmöglich mittragen.
Auch wir sehen die Notwendigkeit der Definition eines 'Minimal-Konsensus' oder 'Kleinsten gemeinsamen Nenners' explizit atlantologischer Forschung zur Abgrenzung von vulgärem und ideologischem Atlantismus, halten den vorgelegten Entwurf jedoch in Teilen für kontraproduktiv und inakzeptabel. De facto stellt das vorgelegte Papier nämlich nicht nur eine Abgrenzung vom Atlantismus dar, sondern es verlangt zugleich eine Distanzierung von allen Vorstellungen und Wegen, die außerhalb des offiziellen Kanons universitär-wissenschaftlicher Mainstream-Forschung liegen, an dem sich seine Initiatoren orientieren.
Statt einer kritischen atlantologischen Auseinandersetzung mit dem 'Real existierenden Wissenschaftsbetrieb' befördern die Verfasser der Charta - zumindest unbewusst - den Scientismus (Wissenschaftsgläubigkeit) und propagieren eine vorbehaltlose Akzeptanz derzeitiger Paradigmen sowie Lehrmeinungen zur Erd-, Menschheits- und Zivilisations-Geschichte, die nach unserer Überzeugung aus guten Gründen in Frage zu stellen sind.
In der von den Kollegen vorgelegten Fassung kann die Charta also lediglich als Manifest einer bestimmten Richtung oder Tendenz innerhalb des atlantologischen Lagers betrachtet werden, nicht aber als konsensfähiges Grundlagen-Papier für alle rationalen Atlantisforscher. Trotz dieser Kritik an der Charta in ihrer derzeitigen Form (der Original-Text ist auf Thorwald C. Frankes Webseiten atlantis-scout nachzulesen), betrachten wir sie als Diskussions-Grundlage, auf der aufgebaut werden kann.
Statt also ein "Gegen-Manifest" aus Sicht nonkonformistischer Atlantologie zu erstellen, haben wir uns bemüht, auf Basis der Charta einen konsensfähigen Alternativ-Entwurf zu entwickeln, den wir nachfolgend präsentieren und zur Diskussion stellen. Wir sind der Auffassung, dass der 'Brückenschlag' zwischen den beiden Lagern rationaler Atlantisforschung ('Konformisten' und 'Nonkonformisten') möglich ist und erklären ausdrücklich unsere Bereitschaft zum konstruktiven Dialog.
Im September 2006
Team Atlantisforschung.de
Fortsetzung:
Externum:
- Klaus Kamolz, "Die Akte Atlantis: Der platonische Kontinent - Die Legende um das versunkene Inselreich - Die seriöse Wissenschaft hat schon so manche Theorie über das versunkene Inselreich zu Fall gebracht. Sie sagt aber auch: Platon schrieb kein reines Märchen. Nun wollen Atlantologen mit einer Ethik-Charta den Ruf ihrer Zunft retten.", 22. April 2006, bei profil.at
- (die einzige uns bekannte mediale Reaktion auf die Präsentation des Entwurfes für die 'Charta der Atlantis-Forschung' durch Thorwald C. Franke et al.)
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag wurde erstmalig im September 2006 im forum grenzwissen.de veröffentlicht.
Bei Atlantisforschung.de erscheint er in einer redaktionell bearbeiteten Fassung.
Bild-Quelle:
- 1) Bild-Archiv Jürgen Hepke (tolos.de)