Henri Lhote

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Henri Lhote (1903-1991)

(red) Henri Lhote (Abb. 1) (* 16. März 1903 in Paris; † 26. März 1991 in Saint-Aignan [1]) war ein französischer Forschungsreisender, Ethnograph, Erforscher prähistorischer Felskunst in der Sahara sowie Schriftsteller. Außerem gilt er als einer der Pioniere der Paläo-SETI-Forschung (Prä-Astronautik).

Weltweite Bekanntheit erlangte Henri Lhote aufgrund seiner akribischen Dokumentation und Erforschung urzeitlicher saharischer Felsbilder, vor alle im Gebiet von Tassili n’Ajjer im Südosten des heutigen Staates Algerien, aber auch in Teilen Mauretaniens (Abb. 2). Zur Vorgeschichte dieser Arbeiten Lhotes heißt es bei der deutschsprachigen Wikipedia:

"1934 machte der französische Offizier [Leutnant; d.Red.] Brenans im Wadi des Oued Djerat mit seiner Militärtruppe Rast und entdeckte in dieser - heute völlig unfruchtbaren Gegend - Felsbilder, die auf eine Zeit hoher Fruchtbarkeit schließen ließen. So waren in dem Felstal Bildnisse großer Tiere zu sehen, beispielsweise Elefanten, Giraffen, Nashörner, Krokodile oder Flusspferde. Lhote, ein Schüler des französischen Prähistoriker und katholischen Priesters Henri Breuil (Begründer der Erforschung von Fels- und Höhlenbildern und Grundlagengeber für die Chronologie der Altsteinzeit), war zeitgleich in Algerien und hörte von der Entdeckung. Er traf Brenans bei Djanet, und ließ sich nach dessen Unterrichtung über die Erkundungen auf ein weites Feldforschungsprojekt ein. Dabei entdeckte er mehr als 800 Bildnisse, von denen viele später mittels Maler und Fotografen festgehalten wurden." [2]

Abb. 2 Auf diesem 1967 entstandenen Foto posiert Henri Lhote neben urzeitlichen Felsbildern im mauretanischen Teil der Sahara.

Die Ergebnisse dieser und nachfolgender Feld-Studien Lhotes wurden in Teilen allerdings erst in den Jahren 1957 und 1958 im Pariser Musée des Arts Décoratifs ausgestellt. Henri Lhote führte anschließend weitere Expeditionen in die Sahara durch. Schließlich wurde er ein leitender Wissenschaftler am Centre national de la recherche scientifique (CNRS). Außerdem arbeitete er in leitender Funktion auch für die prähistorische Kunstabteilung des Musée de l’Homme in Paris. [3]

Abb. 3 Keine Außerirdischen, aber weibliche Angehörige einer hoch entwickelten Kultur stellt dieses neolithische, 'Die Ladies von Tassili' genannte, Felsbild dar, das von Henri Lhote und seinem archäologischen Team bei Ouan-Derbaouen entdeckt wurde.

Henri Lhote hätte vermutlich - trotz einiger fachlicher Fehleinschätzungen seinerseits, die Pionieren auf ihrem Gebiet freilich nachzusehen sind, bis heute die Rolle eines 'Vorzeige-Wissenschaftlers' spielen können, wäre er nicht mit dem (aus schulwissenschaftlicher Sicht) Makel behaftetet, bei der Interpretation einger der saharischen Felsbilder die Annahme ins Spiel gebracht zu haben, sie könnten altertümliche Besucher aus den Weiten des Weltraums darstellen. Der Atlantologie-Enzyklopädist Tony O’Connell schreibt dazu:

"Einige dieser [bei Tassili n’Ajjer; d.Ü.] abgebildeten maskierten menschlichen Abbildungen führten Lhote zu der Annahme, sie seien Hinweise auf prähistorische außerirdische Besucher. Eine davon wurde 'Der große Mars-Gott' getauft und dann ein Jahrzehnt später von Erich von Däniken zur Unterstützung seiner Prä-Astronautik-Ideen verwertet." [4]

Weniger bekannt ist, dass Henri Lhote sich im Zusammenhang mit seiner Felsbild-Forschung auch dem Atlantis-Problem zuwandte, wozu O’Connell feststellt: "Jürgen Spanuth notiert [5], dass Lhote 1950, in der Hoffnung Atlantis zu finden, eine Expedition nach Tanezrouft in der Sahara organisierte, auch wenn es später keine Behauptung Lhotes gab, irgendeine solche Entdeckung gemacht zu haben. Allerdings zitierte ihn Phyllis Young Forsyth [6] so, dass er eine praktisch entgegengesetzte Meinung vertreten habe, indem sie [ihn wiedergebend] schrieb: >Tatsache ist, dass es keine Möglicheit, welcher Art auch immer, gibt, die Sahara sei die Örtlichkeit von Platos mysteriöser Insel gewesen<." [7]

Dieses Zitat von Phyllis Young Forsyth erscheint aber etwas zweifelhaft, denn 2004 bemerkte Rainer W. Kühne: "Henri Lhote sprach sich 1958 dafür aus, dass Atlantis in der Tanezrouft in der Sahara lag. Die dortigen Felsbilder stammten seiner Ansicht nach aus der Zeit von 8000 v. Chr. bis 1200 v. Chr. Weitere Felsbilder stammten aus der Zeitenwende. Lhote argumentierte in seinem Buch >Die Felsbilder der Sahara< [8], Platons Zeitangabe >8000 Jahre vor Solon< decke sich mit dem Alter der ersten Felsbilder um 8000 v. Chr. Hierbei beging Lhote mehrere Fehler. Zunächst bezog sich Platons Angabe >8000 Jahre vor Solon< auf das Alter des saitischen Staates, während Atlantis 9000 Jahre vor dem Dialog versunken sein soll. Außerdem sind sich die Felsbildforscher heute einig, dass Lhote die Entstehung der ersten Felsbilder der Tanezrouft zu früh ansetzte, man nimmt heute 6000 v. Chr. an..." [9]


Bibliographie von Henri Lhote (Auswahl)

  • Aux prises avec le Sahara, Les œuvres françaises, Paris, 1936.
  • Le Sahara, désert mystérieux, Éditions Bourrelier, Paris, 1937; 1949.
  • Les Touaregs du Hoggar, Payot, Paris, 1944; 1955; A. Colon, Paris, 1984.
  • Le Niger en kayak, Éditions J. Susse, Paris, 1946.
  • Dans les campements touaregs, Les œuvres françaises, Paris, 1947.
  • La chasse chez les Touaregs, Amiot-Dumont, Paris, 1951.
  • À la découverte des fresques du Tassili, Arthaud, Paris, 1958, 1973, 1992, 2006.
  • L'épopée du Ténéré, Gallimard, Paris, 1961.
  • Les gravures rupestres du Sud-oranais, Arts et Métiers graphiques, Paris, 1970.
  • Les gravures rupestres de l'Oued Djerat, SNED, Alger, 1976.
  • Vers d'autres Tassilis, Arthaud, Paris, 1976.
  • Chameau et dromadaire en Afrique du Nord et au Sahara. Recherche sur leurs origines, ONAPSA, Alger, 1987.
  • Le Sahara, Grandvaux, 2003. [10]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: "Memorie della Società italiana di scienze naturali e del Museo civico di storia naturale di Milano", Band 26, 1993
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Henri Lhote" (abgerufen: 22. Januar 2017)
  3. Quellen: ebd.; sowie: Wikipédia - L'encyclopédie libre, unter: "Henri Lhote" (abgerufen: 22. Januar 2017)
  4. Quelle: Tony O’Connell, "Lhote, Henri (L)", 9. Juni 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 22. Januar 2017; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Siehe: Jürgen Spanuth, "Atlantis - the Mystery Unravelled", Arco Publishers, 1956, S. 22 (Das Buch ist online frei abrufbar als PDF-Datei)
  6. Siehe: Phyllis Young Forsyth, "Atlantis: The Making of Myth", McGill-Queen's University Press, 1980, S. 184
  7. Quelle: Tony O’Connell, op. cit. (2010)
  8. Siehe: Henri Lhote, "Die Felsbilder der Sahara: Entdeckung einer 8000jährigen Kultur", Zettner Verlag, 1958
  9. Quelle: Rainer Kühne, "Die Entdeckung von Atlantis – ein Erlebnisbericht", 1. November 2004, in: Mysteria3000 - Alternative Archäologie & PaläoSETI-Forschung Ausgabe 10 (2/2004); Links abgerufen: 22. Jan. 2017
  10. Bibliographie nach: Wikipédia - L'encyclopédie libre, unter: "Henri Lhote" (abgerufen: 22. Januar 2017)

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, "Lhote, Henri (L)", bei Atlantipedia.ie
2) Boston (en.wikipedia) bei Wikimdia Commons, unter: File:HenriLhote.jpg (Bild-Bearbeitung durch Atlantsforschung.de)
3) Toira (fr.wikipedia) bei Wikimdia Commons, unter: File:Tassili ladies.jpg