Maria Lamas

Forscherinnen- und Autorinnen-Portrait

Abb. 1 Maria Lamas (1893-1985)

(red) Maria da Conceição Vassallo e Silva da Cunha Lamas (Abb. 1) (* 6. Oktober 1893, Torres Novas; † 6. Dezember 1985 in Lissabon) - bekannt geworden als Maria Lamas - war eine portugiesische Schriftstellerin [1], Übersetzerin, Journalistin und politische Aktivistin, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts auch mit dem Atlantis-Problem befasste. Größere Popularität erlangte sie durch ihr feministisches Engagement sowie durch ihren Widerstand gegen das faschistoide Salazar-Regime, aber auch als erfolgreiche Kinderbuch-Autorin.

Biographische Notizen

Maria Lamas, die einer Familie des gehobenen Bürgertums entstammte, verbrachte ihre Jugend in ihrer Heimatstadt Torres Novas, wo sie ca. 10 Jahre lang am Colégio Religioso Jesus, Maria, José diverse Sprachen studierte, womit sie die Grundlage für ihre spätere Tätigkeit als Übersetzerin legte. Sie heiratete früh (1910), und war bereits mit 25 Jahren Mutter zweier Töchter, Maria Emilia (* 1911) und Maria Manuela (* 1913). Letztere kam in Luanda (Angola) zur Welt, wohin Maria Lamas ihren Ehemann Teófilo José Pignolet Ribeiro da Fonseca auf einer zweiährigen Militärmission begleitete. Ihre erste Ehe verlief jedenfalls immer unerfreulicher und wurde 1919 geschieden.

Um die Erziehung ihrer Kinder zu gewährleisten, begann Maria Lamas journalistisch tätig zu werden, wodurch sie dem Journalisten Alfredo da Cunha Lamas kennenlernte. Im Jahr 1921 heirateten die beiden, und Maria brachte eine weitere Tochter, Maria Cândida, zur Welt. Aber auch diese Ehe scheiterte und wurde 1936 geschieden. In der Folgezeit engagierte sich Lamas - zunächst als Sympathisantin und später als Mitglied der Kommunistischen Partei Portugals (PCP) - in der demokratischen Opposition gegen das Regime des Estado Novo in Portugal. Im Jahr 1949 wurde sie aufgrund dieser Aktivitäten zeitweise im berüchtigten Gefängnis Fort de Caxias interniert (dort war sie vier Monate in Isolationshaft) und anschließend noch zweimal, 1953 und 1962, verhaftet.

Abb. 2 Die Halbinsel an der östlichen Landspitze von Madeira mit Blick auf die Eilande São Lourenço und Agostinho - nach Maria Lamas ein Überbleibsel der versunkenen Atlantis

Zwischen 1962 und 1969 ging Maria Lamas als politischer Flüchtling ins Exil nach Paris, wo sie mit zusammen mit Marguerite Yourcenar im Quartier Latin lebte. Dort entwickelte sie eine intensive politische Tätigkeit und unterstützte andere portugiesische Exilanten in ihrem gemeinsamen Kampf gegen das Regime in ihrem Heimatland. Außerdem engagierte sie sich weiter in der Frauenbewegung, nicht zuletzt in der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (WIDF).

Maria Lamas und Atlantis

Angesichts ihrer Vita mag es so manche/n verwundern, dass sich Maria Lamas spätestens in den 1950er Jahren auch mit Atlantis befasste. Tatsächlich zeigt ihr Beispiel einmal mehr, dass die Atlantisforschung keinerswegs eine Domäne weltflüchtiger 'Spinner/innen' mit mangelndem Realitätsbezug ist, wie es so - oder so ähnlich - immer wieder behauptet wird. Jedenfalls veröffentlichte Lamas 1956 ihr Buch "Arquipélago de Madeira" (Das Archipel von Madeira) [2], in welchem sie Atlantis als historisch-geographische Entität akzeptierte und im Atlantischen Ozean lokalisierte, wobei sie annahm, dass die Inseln des Madeira-Archipels einen seiner Überreste darstellen. Damit griff sie entsprechende Vorstellungen auf, die zuvor bereits Voltaire (1694-1778), José Viera y Clavijo (1731-1813), Bory de Saint-Vincent (1780-1846), Ignatius Donnelly (1831-1901), Pierre Mille (1864-1941), Francisco Luís Pereira de Sousa (1870-1931), João de Almeida (1873-1953) und Alexander Braghine (1878-1942) geäußert hatten.

Ob Maria Lamas sich auch später noch mit dem Atlantis-Problem beschäftigte, ist derzeit nicht bekannt, aber keineswegs auszuschließen. Immerhin befasste sie sich auch in ihrem monumentalen letzten Werk, der ab 1961 in fünf Bänden erschienenen "Mitologia Geral: o Mundo dos Deuses e dos Heróis" (Allgemeine Mythologie: die Welt der Götter und Helden) mit den prä- und protohistorischen Überlieferungen früher Kulturen aus der Alten und Neuen Welt. Was letztlich ihre Annahme betrifft, das Madeira-Archipel sei ein geologisches Relikt von Atlantis, so dürften sie und alle anderen Verfechter dieser Idee geirrt haben. Wie der Atlantologie-Enzykopädist Stelios Grant Pavlou hervorhebt, sprechen drei gewichtige Gründe dagegen: 1.) Es gibt keinen Hinweis darauf, dass dieses Archipel einst eine größere Insel war. 2.) Es existieren keinerlei Hinweise darauf, dass es jemals mit den Kanarischen Inseln oder den Azoren verbunden war. [3] 3.) Es gibt dort keine Spuren einer megalithischen Zivilisation. [4] [5]


Veröffentlichte Werke

  • Humildes (Dichtung) (1923).
  • Diferença de Raças (Roman) (1924).
  • O Caminho Luminoso (Roman) (1928).
  • Maria Cotovia (Kinderbuch) (1929).
  • As Aventuras de Cinco Irmãozinhos (Kinderbuch) (1931).
  • A Montanha Maravilhosa (Kinderbuch) (1933).
  • A Estrela do Norte (Kinderbuch) (1934).
  • Brincos de Cereja (Kinderbuch) (1935).
  • Para Além do Amor (Roman) (1935).
  • A Ilha Verde (Kinderbuch) (1938).
  • A Lenda da Borboleta (texto para projecto ilustrado de Roberto Araújo) (1940).
  • O Vale dos Encantos (Kinderbuch) (1942).
  • O Caminho Luminoso (Roman, Neuauflage) (1942).
  • As Mulheres do Meu País (1948).
  • A Mulher no Mundo (1952).
  • Arquipélago da Madeira (1956)
  • Mitologia Geral: o Mundo dos Deuses e dos Heróis (Mythologie, 5 Bände, ab 1961). [6]



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Anmerkungen und Quellen

Vorwiegend verwendetes Matetial:

(Alle abgerufen. 4. Juli 2016)

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Zu den Pseudonymen, die sie als Autorin verwendete, gehören "Maria Fonseca", "Serrana d'Ayre" und "Wild Rose".
  2. Siehe: Maria Lamas, "Arquipélago da Madeira: maravilha atlântica" (Das Madeira-Archipel: ein atlantisches Wunder), Eco do Funchal, 1956
  3. Red. Anmerkung: Vergl. dazu auch die bereits 1910 veröffentlichten Forschungsergebnisse des Geologen Curt Gagel (1865-1927) zur Inselwelt Makaronesiens.
  4. Quelle: Stelios Grant Pavlou, "Madeira", bei atlantipedia.com (abgerufen. 4. Juli 2016)
  5. Red. Anmerkung: In einem frei abrufbaren Video wird im Internet allerdings auf vermeintliche Mega-Felsskulpturen auf Madeira verwiesen, bei denen es sich in den meisten Fällen um das Ergebnis von Pareidolie handeln dürfte. Aber sehen Sie selber: doloreshaze1935, "Ruines of Atlantis on Madeira Island" (abgerufen: 4. Juli 2016)
  6. Auflistung nach: Wikipédia - A enciclopédia livre, unter: Maria Lamas

Bild-Quellen:

1) João Esteves, Silêncios e Memórias, unter Maria da Conceição Vassalo e Silva da Cunha Lamas
2) Hannes Grobe bei Wikimedia Commons, unter: File:Sao lourenzo madeira hg.jpg; Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.5 generisch“ (US-amerikanisch)