Präkolumbische Atlantik-Überquerungen - von West nach Ost: Unterschied zwischen den Versionen

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:1) [https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_de_Ulloa Antonio de Ulloa], "A Voyage to South America", 1748; nach: [https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Smallchief Smallchief] (Uploader) bei [https://commons.wikimedia.org/wiki/Hauptseite Wikimedia Commons], unter: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Andean_raft,_1748.jpg File:Andean raft, 1748.jpg]
 
:1) [https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_de_Ulloa Antonio de Ulloa], "A Voyage to South America", 1748; nach: [https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Smallchief Smallchief] (Uploader) bei [https://commons.wikimedia.org/wiki/Hauptseite Wikimedia Commons], unter: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Andean_raft,_1748.jpg File:Andean raft, 1748.jpg]
 
  
 
:2) [https://de.wikipedia.org/wiki/University_of_Illinois_Press University of Illinois Press] / Bild-Archiv ''Atlantisforschung.de''
 
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:3) Bild-Archiv [[Dominique Görlitz|Dr. Dominique Görlitz]] ([https://www.abora.eu/index.php?id=2421 ABORA.eu])
 
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Aktuelle Version vom 8. Dezember 2019, 00:30 Uhr

Das Phänomen der transatlantischen Kontakte vor Kolumbus aus einem anderen Blickwinkel betrachtet

von Dr. Dominique Görlitz

Abb. 1 Abbildung eines seetüchtiges Seglefloßes nativer Altamerikaner der Küstenregion des andinen Raums. Im Gebiet der Karibik verfügten ameride Seefahrer schon vor der Ankunft der modernen Eurpäer über ähnlich hochentwickelte Wasserfahrzeuge.

Die Europäer waren keineswegs die einzigen wagemutigen Seefahrer, die im alten Zeiten bisweilen die Küsten des gegenüberliegenden Amerika fanden. Solche Fahrten wurden augenscheinlich auch in entgegengesetzter Richtung unternommen. Uns stehen sogar Berichte zweier Autoren des klassischen Altertums zur Verfügung, welche anschaulich die unbeabsichtigte Ankunft von Bewohnern der Neuen Welt in Europa belegen.

Sowohl Pomponius Mela als auch Plinius [1] erzählen uns, wie Alexander Braghine es formulierte, "dass im Jahr 62 v.Chr. ein Boot voller rothäutiger Leute unbekannter Herkunft von den Wogen der See an die Küste Germaniens geworfen wurde. Ein Fürst der Sueben übergab einige dieser Männer Metellus Celerus, dem römischen Proconsul Galliens, als Sklaven.

Dies ereignete sich kurz nach der Eroberung Galliens, und Zeitgenossen, wie Plinius und Pomponius Mela, nahmen damals an, dass das Kaspische Meer über das Polarmeer eine Verbindung mit der Ostsee hatte. Daher wurde die Ankunft der Indianer an den Küsten Germaniens damit erklärt, dass diese Menschen, von Asien kommend, eine Reise um das nördliche Europa herum gemacht hatten. Später kam man jedoch zu der Schlussfolgerung [2], dass diese Neuankömmlinge in Germanien Indianer aus Labrador gewesen seien." [3]

Abb. 2 Das Front-Cover von Prof. Richard Forbes 2010 erschienenen Buch ""

Jack D. Forbes, Autor des in Europa wenig beachteten Werkes „The American Discovery of Europe“ (2007) (Abb. 2) [4], brachte die Sache auf den Punkt: „Es ist eine verbreitete Auffassung, die zumeist im Geschichtsunterricht gelehrt wird, dass die Europäer Amerika 'entdeckt' haben. Einige Gelehrte postulieren jedoch, dass das Gegenteil der Fall sein könnte: Die Ureinwohner begaben sich über den Atlantik und 'fanden'; ihre europäischen Pendents zuerst." [5]

Abb. 3 Die Nachzeichnung eines proto-hethitischen Reliefs, das frühe transatlantische Kultur- und Handels-Kontakte mit Mittelamerika nahelegt

Zur Stützung dieser Hypothese gibt es, wie wir annehmen dürfen, mehr Argumente und Evidenzen als potentielle Gegenbeweise. Zum einen habe ich in meiner DissertationPrähistorische Ausbreitungsmechanismen transatlantisch verbreiteter Kulturpflanzen“ (2012) [6] an vier ausgewählten Kultursippen dargelegt, dass die maritimen Wechselwirkungen zwischen beiden Atlantikseiten sehr viel älter sind, als gegenwärtig in der 'Academia‘ zur Kenntnis genommen wird; zum anderen gibt es immer wieder Funde mit neuweltlicher Herkunft in der Alten Welt, die uns in Erstaunen versetzen:


1. Die Identifikation einer 'Maya-Pfeife' auf einem proto-hethitischen Relief (Abb. 2) durch Dr. William Gheen (Dresden 2012) ' [7]
2. Entdeckung klein gehäckselter Sonnenblumenblätter (aus Kanada) in einer im antiken römischen Hafengebiet geborgenen Parfümdose (Smithsonian 2014)
3. Entdeckung von Vanille-Extrakt in einem bronzezeitlichen Grab in Israel (Smithsonian 2018) [8]


Man könnte diese Aufzählung noch erweitern, aber bereits diese drei Befunden aus jüngerer Zeit deuten nachdrücklich an, dass es in Wirklichkeit weitaus mehr Argumente, Indizien und Belege für präkolumbische Kontakte als gegen sie gibt. Dabei ist in diesem Artikel noch gar nicht das gewaltige Arsenal von bereits lange vorhandenen Veröffentlichungen eingearbeitet, die schon seit vielen Jahrzehnten zahlreiche transatlantische sowie transpazifische Kontakte vor Kolumbus nahelegen.

Diese werden leider immer noch nicht mit der Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, wie sie es in der Wissenschaft eigentlich verdient hätten. Das überkommene eurozentristische Paradigma von der „Entdeckung der Neuen Welt durch die neuzeitlichen Europäer“ gehört längst 'zu den Akten gelegt'! Übrigens werden mögliche afrikanische Beiträge zu interkontinentalen Frühkontakten ebenfalls nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf!“ völlig ignoriert. In diesem Zusammenhang erscheint es durchaus notwendig, einmal mehr darauf hinzuweisen, dass die Vorfahren der heutigen 'Indianer' keineswegs die ersten Bewohner Amerikas waren. [9] [10]


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf einer Presseinformation des ABORA-Projekts vom 05. Dezember 2019 - www.abora.eu Kontakt: Dr. rer. nat. Dominique Görlitz; +49 163 511 57 66 oder dominique.goerlitz@t-online.de (Redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)

Fußnoten:

  1. Siehe: Pomponius Mela, Chorographia [...] (iii, 5, viii); sowie: Plinius der Ältere, Hist. Natur., ii, 67
  2. Siehe: Francisco López de Gómara, Historia general de las Indias, 1553
  3. Quelle: Alexander Braghine, "The Shadow of Atlantis", 1940, S. 49-50; Übersetzung ins Deutsche nach dem Reprint des Buches von 1997 durch Atlantisforschung.de (siehe: "Indianische Schiffbrüchige bei den Germanen")
  4. Siehe: Jack D. Forbes, "The American discovery of Europe", Urbana; Chicago (University of Illinois Press), 2007
  5. Quelle: Jack D Forbes (2010), zit. bei: William R. Corliss, "The american discovery of europe", auf Science Frontiers Online; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de; siehe: "Die Entdeckung Europas durch Altamerikaner"
  6. Siehe: Dominique Görlitz, „Prähistorische Ausbreitungsmechanismen transatlantisch verbreiteter Kulturpflanzen“, Gotha, 2012 - ISBN 978-3-93918-246-7
  7. Quelle: Identifizierung der Darstellung des Gebrauchs einer typischen 'Maya-Pfeife' auf dem oben als Nachzeichnung wiedergegebenen proto-hethitischen Relief durch den Maya-Experten Dr. William Gheen (Smithsonian Institution) auf der ABORA-Ausstellung in Dresden, 2012
  8. Siehe: Jason Daley, "Did These Ancient Juglets—Found in a Bronze Age Burial in Israel—Contain Vanilla?", 21. November 2018, bei: Smithsonian.com (abgerufen: 05. Dezember 2019)
  9. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de z.B.: "Die ersten Amerikaner waren KEINE Paläoindianer!" (red)
  10. Siehe auch: "Lesetipp: »Die Ersten, die hier ankamen, stammten aus Afrika« -Ein Interview des Wissenschftsjornalisten Christopher Schrader mit der franko-brasilianischen Archäologin Niède Guidon bei Spektrum.de (red)

Bild-Quellen:

1) Antonio de Ulloa, "A Voyage to South America", 1748; nach: Smallchief (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Andean raft, 1748.jpg
2) University of Illinois Press / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
3) Bild-Archiv Dr. Dominique Görlitz (ABORA.eu)