Solons Bericht und die atlantische Großinsel

von Kurt Bilau (1935)

Abb. 1 Solon, der "weiseste der sieben Weisen" Griechenlands, brachte den Atlantisbericht aus dem ägyptischen Saïs nach Athen.

Wir wissen, daß Solon ein Freund des Pharaos Amasis war, der in Saïs residierte. Der König war sehr zum Ärger seiner Priester nicht so ernst, verschlossen und hochmütig wie diese es waren. Kamen Handelsleute vom Ausland nach Ägypten, so wurden sie zwar gut aufgenommen, kein Ägypter aber ließ sich herab, mit diesen Halbwilden zu speisen, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen. Amasis erledigte seine Regierungsgeschäfte am Vormittag. Nachmittags aber pokulierte er vergnügt mit seinen Freunden bei heiteren Gelagen, ein Dorn im Auge der steifen, unzugänglichen Ägypter.

Die Ägypter erhoben sich über ihre Umwelt, weil sie damals noch allein eine uralte Schrift und eine Bibliothek bei der Priesteruniversität Saïs besaßen und weil in dieser sich Werke aus allen wissenschaftlichen Gebieten, insbesondere auch der Wissenschaften, die es mit dem Kosmos zu tun haben, vorhanden waren. Alle ägyptischen Staatseinrichtungen, also auch die Bibliothek, sollten seit 8000 Jahren bestehen. Auch die "heiligen Bücher", wohl so eine Art Urbibel, waren in der Bibliothek. Diese heiligen Bücher werden schon vor der Staatsgründung vorhanden gewesen sein und werden höchstwahrscheinlich von den Atlantern oder anderen Leuten der roten Kultur [siehe: 'Die Kultur des roten Gürtels von Peru bis Babel'; d. Red.] übernommen und später in das Ägyptische übersetzt worden sein.

Bei der Übersetzung wurden die atlantischen Namen gleichfalls ins Ägyptische übersetzt und Solon wieder ließ sich durch den ihm zugeteilten Archäologieprofessor [der ägyptische Priester-Wissenschaftler, der Solon im Timaios 21d-23c seine legendäre 'Standpauke' zur Zivilisations-Geschichte hält; d. Red.] die Namen erklären, um sie dann gleichfalls ins Griechische zu übersetzen. So erfahren wir, daß auf Atlantis das Mutterrecht herrschte und daß die erste Königin Leukippe, die Frau auf dem weißen Pferd hieß. Wer denkt da nicht an die Walküren und die weiße Frau der Germanen, die hvitta kvinna. Irgendeine Berührung muß da schon stattgefunden haben. Der Archäologe sagt unter anderem: "Was bei euch (Griechen) oder bei uns oder sonstwo, soweit wir davon Kunde haben, geschieht, liegt, sofern es trefflich, groß oder irgendwie bedeutend ist, insgesamt von der ältesten Zeit an in unseren Tempeln aufgezeichnet und bleibt so erhalten."

Ich möchte hier der Kürze halber nicht die ganze Veröffentlichung der Solonischen Aufzeichnungen durch Plato bringen, es lohnt aber, diese in den Gesprächen mit Kritias und Timaios erhaltenen Berichte, die in Übersetzungen zu haben sind, selbst nachzulesen. Wie gewissenhaft Solon seine Kolleghefte übrigens führte, geht aus den noch heute vom Lehrstuhl zu hörenden Worte hervor: "Genauer wollen wir dies alles ein andermal mit Muße an der Hand der Schriften besprechen." - Wahrlich, ein übergewissenhafter Student!

Die heiligen Tempelbücher von Saïs gaben genau die Topographie von Atlantis an. Wenn man sich das Meer um ca. 2300 Meter abgesenkt denkt, kann man aus den neuesten Tiefenkarten die ehemalige Insel genau herauszeichnen. Ich habe das nach Karten des geographischen Institutes Berlin getan, bin dann mit meiner ersten Atlantiskarte nach Hause gegangen. Hier erlebte ich eine Entdeckerfreude, an der ich meine Leser teilhaben lassen möchte.

Abb. 2 Diese Karte zeigt Atlantis, wie Kurt Bilau es nach den aktuellsten topographischen Daten seiner Zeit rekonstruierte (aus: Schlüssel zum Weltgeschehen, 1932, H 2, R. Voigtländers Verlag, Leipzig).

Die Notizen Solons, veröffentlicht durch Plato, geben an, daß man im Süden der Insel an eine hohe steile Küste kam. Oben lag eine glatte, gleichmäßige, viereckige Ebene, nach Norden zu gegen Nordwinde geschützt und auch sonst ringsherum von Bergen umgeben, die bis zum Meere hinabliefen. Die Berge werden als besonders hoch bezeichnet und Seen sollen in den Bergwäldern gewesen sein. All das war tatsächlich auf meiner hier nur klein wiedergegebenen Karte (Abb. 2) darauf.

Weder Ägypter noch Griechen besaßen damals die technischen Hilfsmittel, um Untersuchungen des Meeresbodens in dieser Tiefe vorzunehmen. Und doch stimmen die angegebenen Details ganz genau, obgleich sie damals schon 9000 Jahre lang von einem tiefen, tiefen Meer überflutet waren. Warme und kalte Quellen sollen in Fülle vorhanden gewesen sein und sind es noch auf den Spitzen der Berge von Atlantis auf den Azoren. Phönizische Münzen sind auf den Azoren gefunden, so daß der große Handelsverkehr der Insel tatsächlich erwiesen erscheint. Außerordentlich fruchtbar sollte die Insel sein, die Azoren sind es heute noch, kein Fleckchen Erde bleibt ungenützt.

Und das alles sollen Phantasien Platos sein, eine Jules Verniade? Nein und abermals nein, die heiligen Tempelbücher existierten in Saïs, sie gaben genaue schriftliche Kunde von dem Land, das man erst jetzt wieder an Seekarten rekonstruieren kann, die erst einige Dezennien alt sind. Ein französisches Kabelschiff holte zu allem Überfluss beim Tiefloten noch eine Gesteinsprobe herauf: Tachylith zu Nadeln, also AN DER LUFT erstarrt. Da gibt es nun gar nichts mehr wegzuleugnen. Unter Wasser erstarrt Tachylith bei Vulkanausrüchen unter dem Drucke des Wassers zu einer glatten, glasigen Fläche. Da half alles Wundern auf dem Kabeldampfer nichts mehr. Der jetzt mit über 2000 m Wasser überflutete Meeresboden lag zur Zeit des Magmaausbruches frei an der Luft.

Ein Zweifel ist nun gar nicht mehr möglich, ein tatsächlicher ericht von Augenzeugen hat vorgelegen. Es ist ganz selbstverständlich, daß die Astronomen von Atlantis genau Berichte über das Näherkommen der Luna und dem Niederbruch der kleinen Lunamonde niedergeschrieben haben, bis dann die Riesenkatastrophe eintrat, die zur Überflutung führte. Wie heute wird man die Observatorien hoch in den Bergen angelegt haben, so daß die Beobachter und ihre Berichte gerettet wurden, um noch 9000 Jahre später in heiligen Tempelbüchern weiterzuleben.

Leider aber konnte Plato uns nicht mehr über Mondeinfänge und -niederbrüche berichten. Der Tod nahm ihm den Griffel mitten im Satze aus der Hand. Schon lange hatte Solons Nachkomme Kritias Plato gebeten, die Kolleghefte seines Ahnen herauszugeben. Der Philosoph schrieb statt dessen 40 philosophische Bücher und endlich, als er fühlen mochte, daß seine Tage gezählt seien, setzte er sich an die ihm unangenehme Arbeit. Vielleicht befürchtete er, ausgelacht zu werden - eine Insel dort, wo unergründlich tiefes Meer lag, so tief, daß kein Lot damals herunterreichte. Und gar die phantastischen Himmelserscheinungen! Plato überlegte, ob er den Unsinn bringen und mit seinem Namen decken sollte. Er schrieb: "Zeus sprach..."

Atlantis lag damals vor der Mondflut vor einer Mündung, die damals 'Säulen des Herkules' (Giraltar) genannt wurde: "Erscheint doch alles, was innerhalb der genannten Mündung liegt, wie eine Bucht mit engem Eingang, jener Ozean heißt durchaus mit Recht also, und das Land an seinen Ufern mit dem gleichen Recht Festland." Eine alte Karte (Abb. 3) sucht diesen Zustand, in dem das Mittelmeer noch ein Binnenmeer war, darzustellen. Die Mündung (ostium) und die Säulen des Herkules sind richtig angegeben. Dort, wo der Zeichner irrtümlich Ägyptus, das niemals auf einer langen schmalen Halbinsel lag, hingeschrieben hat, liegen in Wirklichkeit die noch mit dem Festlande vereinigten Balearen.

Der Nilus fließt auf der Karte von Ost nach West und leider nicht in Ägypten. Die Karte mag stimmen, aber die Beschriftung ist nachträglich von einem Ignoranten hinzugesetzt. Nun wurden aber alte Karten stets nach Süden und nicht nach Norden orientiert gezeichnet. dreht man nun die Karte um 180 Grad herum, so gibt sie sofort einen Sinn. Der Guadalquivir ist da, Gibraltar jedoch verschlossen, an der afrikanischen Küste der Atlas und in Spanien der nach Süden offene Bogen der Sierra Nevada (Hesperides). Der Ebro muß es sich gefallen lassen, Nilus-Triton genannt zu werden.

Natürlich ist die ganze Karte, wie alle alten Karten, etwas verzerrt gezeichnet. Die Karte darunter gibt die heutigen Küstenformen an, die alten aus der Karte etwa anzunehmenden früheren Küstenformen sind eingezeichnet. Die alten Küsten würden tatsächlich wieder erstehen, wenn man das Mittelmeer um 2000 m etwa absenkt. Es mutet wie ein Scherz an, daß ein Wissenschaftler [1] auf die falsche Beschriftung der alten Karte hereingefallen zu sein scheint und Atlantis nunmehr mit allerhand Zwangsdeutungen in Nordafrika sucht, dort etwa, wo nach Platon eine atlantische Kolonie gelegen haben könnte.

Es kann hier leider nicht auf die hochinteressante kulturelle Seite des Atlantisberichtes eingegangen werden noch auf den Feldzug des Feldherrn Herakles gegen die Atlanter, die er trotz Abfalles seiner Bundesgenossen über Gibraltar wieder auf ihre Insel zurückdrängte, die dann bald danach vom Meere überflutet wurde. An dem O s t i u m, wo Herakles die Atlanter zurückschlug, wurden ihm Altäre gesetzt. Die griechischen Altäre sehen aus wie auf die Erde gesetzte Säulenkapitelle (Kapitelle von capitellum, meist fälschlich Kapitāl geschrieben), daher bürgerte sich für die Mündung, die Spätere Straße von Giraltar, der Ausdruck 'Säulen des Herakles' ein.


Fortsetzung:

Assurbanipals Weltbücherei (K. Bilau)


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Kurt Bilau (1872-1941) wurde seinem Buch "("Die Offenbarungen des Johannis - Ein Mondniederbruch vor 11 400 Jahren" entnommen (S. 50-54), das 1935 in Berlin veröffentlicht wurde. Bei Atlantisforschung.de erscheint er (2009) in einer redaktionell bearbeiteten Online-Fassung.

  1. Red. Anmerkung: Leider verschweigt Bilau, w e l c h e n Wissenschaftler er hier meint, aber es muss sich entweder um Paul Borchardt oder um Albert Herrmann (ein wissenschaftlich argumentierender Ario-Atlantist) gehandelt haben.


Bild-Quellen

(1) http://worldhistory1b.homestead.com/files/solon.jpg

(2) Bilau, 1935

(3) http://www.utexas.edu/courses/citylife/freestanding.html