Hans Diller

Forscher und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 Prof. Dr. Hans Diller (1905-1977)

(red) Hans Diller (Abb. 1) (* 8. September 1905 in Worms; † 15. Dezember 1977 in Kiel) war ein Klassischer Philologe und Historiker, der sich schwerpunktmäßig mit der Medizin im antiken Griechenland sowie mit griechischen Tragödien befasste. Dabei trat er insbesondere als Ko-Autor von Werken über Sophokles in Erscheinung. In atlantologischer Hinsicht gehörte Diller zu den Verfechtern der Fiktionalitäts-These, wobei er zumindest in Fachkreisen einige Bekannheit durch seine Beteiligung am so genannten 'Atlantis-Streit' des Jahres 1953 erlangte, in dem er an der Kampagne einer Gruppe von Professoren (vor allem der Universität Kiel) gegen Jürgen Spanuth und dessen Atlantis-Theorie beteiligt war. [1]

Biographische Notizen

In der deutschsprachigen Wikipedia lesen wir über den beruflichen Werdegang des Altphilologen: "Hans Diller wurde mit einer Dissertation zur hippokratischen Schrift Über die Umwelt (auch: Über Lüfte, Gewässer und Örtlichkeiten) 1930 in Hamburg promoviert und mit einer ebenfalls auf diesen Text bezogenen Schrift 1932 in Leipzig habilitiert. Im darauffolgenden Jahr wechselte er als Privatdozent und Assistent von Bruno Snell und Ernst Kapp nach Hamburg. [2] [3] Im November 1933 unterzeichnete er das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler. 1935 trat er eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Rostock an. [4] 1937 stellte er einen Antrag auf Parteimitgliedschaft [5] und wurde im selben Jahr außerordentlicher Professor an der Universität Rostock. Seinem Parteiaufnahmeantrag wurde 1940 stattgegeben, er wurde Mitglied der NSDAP. [6] Schließlich folgte er 1942 dem Ruf der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel als ordentlicher Professor für Klassische Philologie, wo er bis zu seiner Emeritierung blieb.

In der Nachkriegszeit konnte er vor der Entnazifizierungskommission seine Parteimitgliedschaft so erklären, dass er ohne Unterbrechung als ordentlicher Professor in Kiel im Amt blieb, [7] wo er nach Wiedereröffnung der 1944 zerstörten Universität Ende 1945 entscheidenden Anteil am Wiederaufbau der Universität hatte, 1947–49 als Dekan der Philosophischen Fakultät, 1950/51 als Rektor der CAU. [8] [9] 1948 gelang es ihm, Walter Bröcker aus Rostock als Ordinarius für Philosophie an die CAU zu verpflichten. Spätere Rufe nach Mainz (1952), Köln (1958) und Hamburg (1960) lehnte er ab. [10] 1951 wurde er wissenschaftlicher Leiter der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft, was er bis 1970 blieb [11]. 1952 wurde er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz. [12] Für seine Verdienste um die Universität Kiel wurden ihm von der Universität 1961 die Universitätsmedaille und 1962 die Würde eines Ehrensenators verliehen. [13] [14] [...] Für seine wissenschaftlichen Leistungen wurde ihm 1962 die Würde eines Ehrendoktors der Universität Athen verliehen. [15] und 1964 die Ehrendoktorwürde der Kieler Medizinischen Fakultät [16] Zu seinen Schülern zählen Detlev Fehling, Hermann Grensemann, Eckard Lefèvre, Cay Lienau, Hans-Joachim Newiger, Gert Preiser, Hans Seyffert und Renate Wittern-Sterzel." [17]

Hans Diller, Platons Atlantis und der 'Atlantis-Streit'

Hans Dillers kurzzeitige Beschäftigung mit Platons Atlantisbericht scheint keineswegs das Ergebnis eines besonderen Interesses an dieser Materie gewesen zu sein. Jedenfalls stellt sein kurzer (gerade einmal sechs Seiten langer) Aufsatz Der Atlantisbericht als platonischer Mythos [18] aus dem Jahr 1953 die einzige bisher behannte Arbeit Dillers zum Thema 'Atlantis' dar. Daher ist zu vermuten, dass die Erstellung dieses Aufsatzes, der als einer von mehreren Beiträgen in der von Richard Weyl herausgegebenen Broschüre Atlantis enträtselt? Wissenschaftler nehmen Stellung zu Jürgen Spanuths Atlantis-Hypothese erschien, vor allem eine Gefälligkeit gegenüber Weyl oder Karl Gripp darstellte (dem Wortführer der Kieler Professorenriege, die damals gegen den 'Atlantis-Pastor' Front machte). Dabei gehörte Diller offenbar nicht zu den treibenden Kraften dieser Gruppe [19] und trat im 'Atlantis-Streit' [20] nicht weiter in besondere Erscheinung.

Was Hans Dillers Schrift Der Atlantisbericht als platonischer Mythos betrifft, so beinhaltet bereits der Titel die Kernaussage des Textes, die Atlantis-Erzählung sei nichts als eine Erfindung Platons. Dazu übernahm Diller vieles, was man in seinem Kollegenkreis - damals wie heute - mit allergrößter Selbstverständlichkeit als gegeben voraussetzt. So fehlinterpretierte auch er völlig Platons katastrophistisch-zyklisches Welt- und Geschichtsbild, dass sich in der Darstellung der Atlantis-Katastrophe widerspiegelt: "Der Gedanke, solche Naturkatastrophen zu Cäsuren in der Menschheitsgeschichte werden zu lassen, ist vielmehr eine echt platonische Konstruktion; er findet sich auch im Dialog Politikos." (op. cit., S. 10) Als weiteres Beispiel sei erwähnt, dass auch Diller der Ansicht war, der Atlantisbericht sei "eine Paralleleerfindung zu den Perserkriegen, zurückprojiziert in die Vorzeit und an die entgegengesetzte Front verlegt." [21] Beachtlich erscheinen allerdings Dillers vergleichende Betrachtungen zu Platon und Homer als Autoren, die seinen Aufsatz nach wie vor lesenswert machen.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Rainer W. Kühne / red, "Jürgen Spanuths Gegner im 'Atlantisstreit' des Jahres 1953", Atlantisforschung.de, 2017
  2. Siehe: Gnomon 1933, Band 9, S. 672
  3. Siehe: Hans-Joachim Newiger und Hans Seyffert (Hrsg), "Hans Diller: Kleine Schriften zur antiken Literatur", München (Beck), 1971, S. 635–637 (Nachwort der Herausgeber)
  4. Siehe: ebd.
  5. Siehe: Ernst Klee, "Das Personenlexikon zum dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945?", Frankfurt am Main (Fischer) 2003, ISBN 3-10-039309-0, S. 111
  6. Siehe: ebd.
  7. Siehe: ebd.
  8. Siehe: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München, unter "Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert – Online-Bibliographie - Hans Diller" (bgerufen: 09. März 2020)
  9. Siehe auch: Gnomon 1949, Bd. 21, S. 378
  10. Siehe: Hans-Joachim Newiger und Hans Seyffert, op. cit. (1971)
  11. Siehe: "In memoriam Hans Diller", in: Christiana Albertina, Neue Folge, Bd. 9, 1977, S. 1–13, hier S. 7 f.
  12. Siehe: Gnomon 1952, Band 24, S. 304
  13. Siehe: Hans-Joachim Newiger und Hans Seyffert, op. cit. (1971)
  14. Siehe: "In memoriam Hans Diller", in: Christiana Albertina, Neue Folge, Bd. 9, 1977, S. 1–13, hier S. 2
  15. Siehe: Gnomon 1962, Band 34, S. 528
  16. Siehe: "In memoriam Hans Diller", in: Christiana Albertina, Neue Folge, Bd. 9, 1977, S. 1–13, hier S. 10
  17. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzykolpädie, unter: "Hans Diller" (abgerufen: 09. März 2020)
  18. Siehe: Hans Diller, "Der Atlantisbericht als platonischer Mythos" In: Richard Weyl (Hrsg.): "Atlantis enträtselt? Wissenschaftler nehmen Stellung zu Jürgen Spanuths Atlantis-Hypothese, Mühlau, Kiel 1953, S. 7–12 (online bei Thorwald C. Frankes Atlantis-Scout)
  19. Anmerkung: In seiner, "Die Geschichte der Aktion »Gripp contra Atlantis«" betitelten 'Generalabrechnung' (1964) mit seinen Kieler Kontrahenten erwähnt Spanuth Hans Diller nicht einmal am Rande. An anderer Stelle setzte er sich allerdings mit Dillers in dessen Aufsatz dargelegten Positionen auseinander. Dass dies ohne jede erkennbare Schärfe erfolgte, mag nicht zuletzt daran gelegen haben, dass auch Diller sich - ganz im Gegensatz zu Karl Gripp und anderen Mitgliedern der Kieler Gruppe - nicht zu Verbalinjurien hatte hinreißen lassen, sondern Spanuth gegenüber ebenfalls sachlich geblieben war.
  20. Siehe zu diesem auch: Gerhard Gadow, "Der Atlantis-Streit - zur meist diskutierten Sage des Altertums", Fischer, 1973
  21. Siehe: H. Diller, op. cit., S. 10; zitiert nach: Jürgen Spanuth, "Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland", Tübingen, 1976, S. 16

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