Die Siriadischen Säulen

von Frank Joseph

Abb. 1 Links: Der altägyptische Kulturbrnger Thot als ibisköpftge Gottheit mit Was-Szepter und Anch. Er soll, alten Überlieferungen zufolge, in Theben die beiden Siriadischen Säulen errichtet haben, auf denen er das Wissen einer vorsintflutlichen Zivilisation dokumentierte.

Thaut oder Thot [1] (Abb. 1, links) erbaute [wie es in alten Überlieferungen heißt; d. Red.] zwei Säulen - eine aus Ziegeln, die andere aus Stein -, auf denen eine prädiluviale Historie eingraviert war. Sie sollten Feuer und Wasser [2] überstehen, und wurden im 'Siriadischen Land' errichtet, ein Verweis auf Ägypten [3], wo der Aufgang des Sirius mit der jährlichen Überflutung des Nildeltas zusammenfiel. Im ägyptischen Mythos erreichte Tauth das Delta nach eine kataklysmische Überflutung ein vorheriges Zeitalter - Zep Tepi, die 'Erste Zeit' - beendet hatte. Zweifellos hängt jene altertümliche Sintflut symbolisch mit dem jährlichen Anstieg des Nils zuammen, da beide Ereignsse [in Ägypten; die Red.] zu Wohlstand führten. Mit Thauts Ankunft blühte die pharaonische Zivilisation im Gefolge eines Überflusses der Natur erneut auf, wie auch das jährliche über die Ufer Treten des Flusses fruchtbaren angeschwemmten Boden mitbringt.

Er überbrachte "Smaragd-Tafeln", auf welchen die dokumentierte Weisheit der 'Ersten Zeit' eingraviert war. Das Wort "Smaragd" ist nicht unbedingt wörtlich zu verstehen, sondern dazu gedacht, auf einen wertvollen Stein hinzudeuten, oder es bedeutet, was noch wahrscheinlicher ist, dass die auf den Steinen festgehaltenen Informationen wertvoll waren. Thaut wird sowohl in ägyptischen als auch in arabischen Mythen die Erbauung der Großen Pyramide zugschrieben. Die Geschichte seiner Siriadischen Säulen wurde von zwei bedeutenden Historikern des klasischen Altertums erzählt: von Manetho [4], einem ägyptischen Priester im dritten vorchristlichen Jahrhundert, der von den Ptolemäern beauftragt wurde, eine Chronik der dynastischen Zivilisation zu schreiben; sowie von Flavius Josephus, einem prominenten jüdischen Gelehrten aus dem ersten Jahrhundert n.Chr., welcher die Zwillings-Säulen Seth zuschrieb, den er nicht als Gottheit, sondern als "Patriarchen" bezeichnete. Seth wurde zwar in Oberägypten schon seit vor- und frühdynastischen Zeiten verehrt, wurde er später von den Anhängern des Horus dämonisiert, sodass kaum etwas über seinen ursprünglichen Kult geschlussfolgert werden kann. [...]

Bei den [siriadischen] Säulen der Erinnerung könnte es sich um die mit der Geschichte von Atlantis beschrifteten Stelen gehandelt haben, welche von Solon und Krantor besichtigt wurden, den griechischen Bsuchern des Neith-Tempels in Saïs im Nildelta, und auf welchen Platos Atlantisbericht basierte. [Die literarische Figur des] Kritias beschreibt eine heilige Säule, beschriftet mit den Gesetzen der Vorfahren, die sich im Zentrum des Poseidon-Tempels in Atlantis befand. Es scheint eine Verbindung zwischen ihr, Thauts "Siriadischen Säulen" und jenen zu geben, die von Plato erwähnt werden. [5]


Externa


Anmerkungen und Quellen

Frank Joseph - The Atlantis Encyclopedia.jpg
Dieser Beitrag von Frank Joseph (©) wurde seiner Atlantis Encyclopedia (Career Press, 2005) entnommen (Lemma: "Siriadic Columns", S. 252-253). Bei Atlantisforschung.de erscheint er in eigener Übersetzung ins Deutsche und mit redaktioneller Bearbeitung im Februar 2017.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Bei Johann Wilhelm Pfaff (1774-1835) findet sich im vorliegenden Kontext die Unterscheidung zwischen einem älteren und einem jüngeren Thot: "...der eine errichtet Säulen im serianschen Land, vor der Sündfluth, sie enthalten Astrologie und Philosophie; sie waren geschrieben in der heiligen Schrift..." Der "zweyte Thot schrieb sie ab und übersetzte sie. Dieser erste Thot ist noch größer und vollkommener von andern beschrieben; er hat nämlich auch den Osiris und Isis unterrichtet, und diese schrieben seine Mittheilungen auf Säulen, die Lehre von Göttern und Geistern." Quelle: Johann Wilhelm Pfaff (Hrsg.), "Astrologisches Taschenbuch, Band 2", Palm, 1823, S. 139
  2. Red. Anmerkung: "Feuer und Wasser" steht für Katalysmen (Sintfluten) und Ekpyrosen (Sintbrände), also für weltweite, Zivilisationen vernichtende Großkatastrophen. Siehe dazu: Platons Dialoge Timaios (22a–d) und Nomoi (677a ff.)
  3. Red. Anmerkung: Bei Georg Friedrich Wehrs (1789, S. 5-6; siehe: Externa) heißt es dazu präzisierend: "Diese Säulen haben in unterirdischen Hölen bei Theben, jenseits des Nilstroms, gestanden, nicht weit von der klingenden Säule Memnons, an einem Orte, Syringes genannt. [...] Man beschreibt diese Hölen als schneckenförmige Gänge unter der Erde, welche die der alten Gebräuche Kundige, die bei vorgesehener Sündtfluth befürchteten, daß das Andenken an ihre Gebräuche verloren gehen mögte, erbauet hätten: indem sie an verschiedenen Orten Gewölbe mit erstaunlicher Arbeit ausgegraben, an deren Wänden sie verschiedene Arten von Vögeln und Thieren, ja fast unzählige Gattungen lebendiger und lebloser Dinge eingegraben, welche Bilder sie hieroglyphische Buchstaben nannten." (Ammianus Marcellinus, lib. 22, p. 232) Außerdem werden dort auch mytho-geographische Identifizierungen des 'Siriadischen Landes' mit Syrien und dem biblischen Waldland Seirath erwähnt.
  4. Bei Manetho heißt es, laut Verbrugghe und Wickersham, über die Beschriftung der Säulen: "Inschriften aus dem Land Seir, stammend von Thot, dem ersten Hermes, mit Hieroglyphen in der heiligen Sprache, nach der Flut übersetzt in die griechische Sprache und in Büchern aufgezeichnet vom Sohn des Agathodaimon, dem zweiten Hermes, dem Vater des Tat, in den Schreinen der Tempel Ägyptens." Siehe: Gerald P. Verbrugghe, John Moore Wickersham, "Berossos and Manetho, Introduced and Translated. Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt", University of Michigan Press, Ann Arbor 2001, ISBN 0-472-08687-1, S. 174 (Übersetzung ins Deutsche nach: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Hermes Trismegistos"; abgerufen: 14. Feb. 2017)
  5. Red. Anmerkung: Möglicherweise sollte es oben "Krantor" anstatt "Plato" heißen.

Bild-Quellen:

1) Links: Jeff Dahl bei Wikimedia Commons, unter: File:Thoth.svg
1) Rechts: Gemälde von Dovilio Brero / Bildarchiv Atlantisforschung.de