František Novotný

Forscher- und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb.1 Prof. Dr. František Novotný (1881-1964)

(red) Dr. František Novotný (Abb. 1) (* 29. August 1881 in Hlína;
† 20. September 1964 in Brünn) [1] war ein tschechischer Klassischer Philologe, der sich als Platon-Experte einen Namen machte und die Werke des Athener Staatsphilosophen ins Tschechische übersetzte. Er gehörte zu den ersten namhaften Fachwissenschaftlern, welche die de facto Existenz der Atlantologie als eigenständiges Forschungsgebiet anerkannten.

Wissenschafliche Laufbahn und Meriten

Von 1899 bis 1904 absolvierte F. Novotný ein Studium der klassischen Philologie bei Prof. Josef Král an der Karls-Universität Prag. Danach war er zunächst u.a. in Prag als Gymnasiallehrer tätig. In den Jahren von 1920 bis 1957 hatte er eine Professur für Klassische Philologie an der Masaryk-Universität in Brünn inne. 1933 war er zum Ordentlichen Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste ernannt worden.

Was die lateinische Sprache betrifft, erwarb Novotný sich schon früh Verdienste als Lexikograph. So arbeitete er gemeinsam mit Joseph M. Prazak und Josef Sedlacek an dem seinerzeit größten lateinisch-tschechischen Wörterbuch, dessen erste Ausgabe 1910 erschien. Neben einer ganzen Reihe von Übersetzungen klassischer lateinischer Texte legte er auch mehrere Handbücher zur Grammatik und Syntax des Lateinischen vor.

Größere Anerkennung fand jedoch František Novotnýs Arbeit im Bereich der Gräzistik. Bereits in den 1920er Jahren hatte er in zahlreichen Aufsätzen zur Popularisierung altgriechischer Kultur und Philosophie beigetragen. Später spielte seine Beschäftigung mit Platons Werken, die ihn schon in seiner Jugend fasziniert hatten, eine zentrale Rolle in Novotnýs Schaffen. Von 1915 bis 1961 übersetzte er nach und nach die Platonischen Dialoge und versah sie mit Einführungen. Das Ergebnis ist eine einzigartige Tetralogie (Platon I-IV, 1948-1970), die nach wie vor Beachtung findet.

Aussagen zur Atlantisforschung

Abb. 2 Das Frontcover von F. Novotnýs, 1977 erstveröffentlichtem Werk (Reprint 2012), in dem er sich u.a. auch keineswegs unfreundlich oder spöttisch zur modernen devianten Atlantisforschung äußerte

In seinem letzten, erst nach seinem Ableben - und in englischer Sprache - veröffentlichten Werk, "The Posthumous Life of Plato" (Abb. 2) [2], befasste František Novotný sich am Rande auch mit der Atlantisforschung. Nicht unkritisch, aber keineswegs feindselig und ohne einen Hauch jener Überheblichkeit, welche zumeist die Kommentare Klassischer Philologen zur Atlantologie kennzeichnet, schrieb er damals:

"Die Erzählungen der Dialoge Timaeus und Critias über die Insel Atlantis jenseits der Säulen des Hercules, die über einen großen Teil Europas und Afrikas herrschte, dann aber als Resultat eines Erdbebens und einer Flut vom Meer verschlungen wurde, führten zu einer akribischen und aufwändigen Forschung, die inzwischen die Bezeichnung >Atlantologie< erhalten hat, und sie ist zu einem spezialisierten Seitenzweig der Wissenschaft der prähistorischen Archäologie geworden, mit einer umfangreichen Literatur sowie mit Forschungsgesellschaften, von denen eine die >Société d'Études Atlantéennes< in Paris war. Der Streitpunkt [orig: "point at issue"; d.Ü.] ist hier vor allem, ob diese Erzählung geologische und historische Fakten erhalten hat, oder ob sie schlicht ein Produkt von Platos Einfallsreichtum war.

Diejenigen, die in Anspruch nehmen, dass Atlantis real war, nutzen für ihre Beweisführung Forschungsergebnisse und Methoden verschiedener Teilgebiete der Wissenschaft, Geologie, Geophysik, Zoologie, Botanik, Astronomie, Kulturgeschichte, Ethnologie, Sprachwissenschaft [und] Ethnographie. Im Ergebnis geschieht es häufig, zum Schaden der Forschung, dass echte Informationen mit bloßen Vermutungen vermischt werden, und Wissenschaft mit Pseudowissenschaft. Auch Theosophie, Okkultismus und selbst bewusste Irreführungen sind involviert. Es geht nicht nur um die Frage nach der Örtlichkeit von Atlantis, sondern manchmal auch um die Geschichte der Menschheit. Einige Hypothesen legen Plato gänzlich als unbrauchbar beiseite und benutzen ihn lediglich als Inspiration bei der Suche nach sehr alter Kultur, oder beim Schreiben über fiktive [sic!; d.Ü.] Katastrophen des Universums. Zusätzlich zur >Atlantologie< entstand auch die >Atlantomanie<." [3] [4]

Es wird deutlich, dass Prof. Novotný der Atlantisforschung, deren interdisziplinären Charakter er erkannte und hervorhob - bei aller legitimen Kritik - keineswegs die Existenzberechtigung absprach, oder sie als unwissenschaftlich betrachtete. Dies zeigt auch seine deutliche Gegenüberstellung von Atlantologie und Atlantomanie, d.h. Atlantismus. Dass er in seinem Bemühen, die sprichwörtliche 'Spreu vom Weizen' zu trennen, bisweilen über's Ziel hinausschoss [5], dürfte vor dem Hintergrund des naturwissenschaftlichen Erkenntnisstands seiner Zeit und angesichts der tief in der scientific community verwurzelten Vorurteile entschuldbar sein.


Publikationen von František Novotný [6]

  • Eurhythmie řecké a latinské prósy I–II, Prag 1917–1921
  • Gymnasion. Úvahy o řecké kultuře, Prag 1922
  • Socialistické snahy ve starém Řecku, Prag 1922
  • Antické státy a náboženství., Prag 1925
  • Platonovy Listy a Platon, Brünn 1926
  • Sokrates, Prag 1926
  • Platon, Prag 1926
  • Platonis epistulae commentariis illustratae, Brünn 1930
  • Latinská mluvnice pro střední školy II, Prag 1938
  • Latinská mluvnice pro střední školy. Hláskosloví a nauka o slově III/1, Prag 1946
  • O Platonovi I. Život, Prag 1948
  • O Platonovi II. Dílo, Prag 1948
  • O Platonovi III. Filosofie, Prag 1949
  • O Platonovi IV. Druhý život, Prag 1970
  • Latinská skladba (skripta), Brünn 1953
  • Řecká a římská metrika (skripta), Brünn 1955
  • Historická mluvnice latinského jazyka II, Prag 1955
  • Platonis Epinomis commentariis illustrata, Prag 1960
  • The Posthumous Life of Plato, Den Haag 1977


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag basiert auf dem Lemma "František Novotný (filolog)" bei Wikipedie - Otevřená encyklopedie (Stand: 3. Juni 2016). Bearbeitung und Ergänzung durch Atlantisforschung.de

Fußnoten:

  1. Quelle: OSOBNOSTI REGIONU 2.0, unter: Prof. PhDr. František Novotný (abgerufen: 04. Juni 2016)
  2. Siehe: František Novotný, "The Posthumous Life of Plato", Kluwer Academic Pub, 1977
  3. Quelle: František Novotný, "The Posthumous Life of Plato", Springer Science & Business Media, 2012 (Reprint von 1977), S. 531 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Anmerkung: Auf den folgenden Seiten (532-533) päsentiert Novotný ein Reihe älterer und jüngerer Publikationen von Autoren, welche die Historizitäts-These vertraten, und er gibt auch einige der darin vorgebrachten Argumente wieder, wobei er interessanterweise abschließend feststellt: "Doch trotz all der gesammelten Evidenzen wird immer noch die gegenteilige Meinung aufrecht erhalten, dass die Geschichte von Atlantis Platos Erfindung ist."
  5. Anmerkung: ... z.B. bei seiner harschen Ablehnung der Vorstellung eines kosmischen Ereignisses als Auslöser der Atlantis-Katastrophe oder anderer Kataklysmen, wobei er Platons Aussagen dazu (Timaios 22a-c) ignorierte.
  6. Auflistung nach: František Novotný (filolog)" bei Wikipedie - Otevřená encyklopedie

Bild-Quellen:

1) Martin wolf bei Wikimedia Commons, unter: File:František Novotný (1881-1964).JPG
2) Martinus Nijhoff Publishers / Springer Science & Business Media / Bild-Archiv Atlantisforschung.de