Johann Gottlieb Radlof

Historisches Forscherportrait

Abb. 1 Das Titelblatt von Johann Gottlieb Radlofs Abhandlung "Zertrümmerung der großen Planeten Hesperus und Phaeton" aus dem Jahr 1823

(red) Johann Gottlieb Radlof (* 27. März 1775 in Lauchstädt; † 1827 oder 1829 oder um 1846 in Berlin) war ein Sprachwissenschaftler, der sich als Privatgelehrter mit seinen Studien und Veröffentlichungen zu deutschen Mundarten einen Namen machte. Von 1818 bis 1822 hatte er eine Professur an der Universität Bonn inne und von 1823 bis bis 1826 lehrte er an der Universität zu Berlin. [1] In diese späte Phase seines Schaffens fällt auch Radlofs Beschäftigung mit anzunehmenden Großkatastrophen in der rezenten Geschichte der Erde und des Sonnensystems, durch die er zu einem der Pioniere des interdisziplinär orientierten, außerirdische Ursachen für tellurische Kataklysmen in Betracht ziehenden, Katastrophismus wurde.

Wissenschaftsgeschichtlich bedeutsam erscheint diesbezüglich Radlofs Werk "Zertrümmerung der großen Planeten Hesperus und Phaeton, und darauf folgenden Zerstörungen und Ueberflutung auf der Erde" (Abb. 1) aus dem Jahr 1823, mit dem er die erste umfassende Studie zur vermutlich katastrophischen Entstehung des heutigen Asteroidengürtels sowie zu den daraus resultierenden Auswirkungen dieses Ereignisses auf die Erde vorstellte. Bei Philip R. Burns heißt es dazu: "Radlof schlägt vor, dass ein Planet zwischen Mars und Jupiter explodiert sei, nachdem er von einem Kometen getroffen wurde. Ein Fragment kollidierte mit der Erde, was zu den Legenden von Phaeton, der Sintflut und den Mythen von Kämpfen mit kosmischen Monstern wie Typhon führte. Ein anderes Fragment, welches den Orbit und das Aussehen eines Kometen annahm, begegnete dem Planeten Mars und nahm später seine jetzige Umlaufbahn als Planet Venus ein. Radlof [...] trachtete seine Annahmen durch mythologische Evidenzen zu stützen - darunter auch einiges von genau dem Material, das unter anderem Velikovsky später verwendete. Dieses Buch scheint weitgehend unbeachtet geblieben zu sein, obwohl das Motiv [orig: theme; d.Ü.] des zerborstenen fünften Planeten, der zu Phaeton wurde, auch bei einer Reihe späterer Autoren erscheint." [2]

Victor Clube und Bill Napier stellen Johann Gottlieb Radlof in eine Reihe mit weitaus bekannteren Vertretern des Katastrophismus, indem sie feststellen: "Nun, es gibt nichts Neues an katastrophistischen Interpretationen der frühen Geschichte, und in den Nebeln der Zeit lässt sich eine Kontinuität zurückverfolgen. Velikowsky allemal, der in den 1950er Jahren in mythischen Geschichten von Mars und Venus riesige Kometen sah, die an der Erde vorbeifliegen; Bellamy in den 1930er Jahren, der im Mythos einen zweiten Mond auf einer Spiralbahn zur Zerstörung erblickte; Donnelly in den 1880er Jahren, der Feuer und Kies aus dem Himmel herabkommen sah; Radlof in den 1820er Jahren, der 130 Jahre vor Velikowsky die Venus durch eine Planetenkatastrophe in Richtung Erde geworfen sah, gefolgt von Feuer und Flut auf der Erde [...] Allen schuldigen Respekt diesen frühen Autoren, welche, wenn auch nur dunkel, eine Aufzeichnung astronomischer Katastrophen erkannten, die in alten Legenden bewahrt wurde. Aber es fehlte ihnen das astronomische Gesamtbilbild..." [3]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Johann Gottlieb Radlof" (abgerufen: 04. August 2017)
  2. Quelle: Philip R. "Pib" Burns: Cathastrophism, unter: Annotated Bibliography for Catastrophism: Other Catastrophists (abgerufen: 04. August 2017)
  3. Quelle: S. V. M. Clube und W. M. Napier, "Velikovskians In Collision", in: Kronos Vol. IX No. 3 (Sommer 1984); Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de nach: The Velikovsky Encyclopedia, unter: "Johann Gottlieb Radlof" (abgerufen: 04. August 2017)

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