Lesetipp: »Die Ersten, die hier ankamen, stammten aus Afrika«

Ein Interview des Wissenschftsjornalisten Christopher Schrader mit der franko-brasilianischen Archäologin Niède Guidon bei Spektrum.de

Abb. 1 Die franko-brasilianische Archäologin Niède Guidon (geb. 1933) räumt seit Jahrzehnten mit althergebrachten Vorstellungen zur urtümlichen Besiedlungs-Geschichte Amerikas auf.

(bb) Neben Virginia Steen-McIntyre aus den USA dürfte sie die wohl bedeutendste wissenschaftliche 'Revolutionärin' im Bereich der Paläo-Anthropologie und Archäologie Amerikas sein: "Seit den 1970er Jahren rüttelt Niède Guidon (Abb. 1)", wie es im hier zur Lektüre empfohlenen Artikel bei Spektrum.de heißt, "im Nordosten Brasiliens am Lehrgebäude der Anthropologie. Mit ihren Funden im Nationalpark Serra da Capivara stützt sie ihre These, die ersten Siedler seien schon vor 100 000 Jahren aus Afrika gekommen, nicht erst vor 13 000 aus Sibirien."

Eigentlich ist es erstaunlich, dass im deutschsprachigen Raum seither in den populärwissenschaftlichen Medien kaum etwas über die kämpferische Archäologin und ihre bahnbrechenden Erkenntnisse zu finden war, zu deren Verteidigung sie manchen 'Strauß' mit erkenntnisresistenten Verfechtern der überkommenen, zum Dogma ausgehärteten Lehrmeinung des 'Clovis first' auszufechten hatte [1] Nicht zuletzt Niède Guidon ist es zu verdanken, dass heute nicht mehr jeder Fachwissenschaftler, der die gängigen Ansichten zur Erstbesiedlung des amerikanischen Doppelkontinents durch den Menschen in Frage zu stellen wagt, ohne Weiteres ins berufliche Abseits gedrängt werden kann.

Jedenfalls ist es sehr erfreulich, dass man Guidon und ihr verdienstvolles Lebenswerk nun auch hierzulande wahrzunehmen beginnt. [2] So veröffentlichte der Hamburger Wissenschaftsjournalist Christopher Schrader unlängst in der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft - Die Woche ein hoch interessantes Interview mit der Grand Old Lady der brasilianischen Archäologie, das er mit ihr in ihrem Domizil in São Raimundo Nonato (Piaui) geführt hat. In diesem längst überfälligen Interview, in dem die Ausnahme-Forscherin - wie Schrader es humorig-verkürzend formuliert - "über Felsmalereien, versteinerte Fäkalien, korrupte Politiker und einen Flughafen ohne Flugzeuge" spricht, erfahren die Leser/innen in kompakter und durchaus unterhaltsamer Form, quasi im Schnelldurchgang, erstaunlich viel über die Wissenschaftlerin und den Menschen Niède Guidon. Wissenschaftsjournalismus, wie er eigentlich sein soll, aber leider immer seltener wird!


Hier der Link zum Artikel bei Spektrum.de:

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"Amerika: »Die Ersten, die hier ankamen, stammten aus Afrika«" von Christopher Schrader, in Spektrum der Wissenschaft - Die Woche, 29/2018 (Abb. 2); online seit 17.07.2018 bei Spektrum.de



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe dazu z.B. bei Atlantisforschung.de: William R. Corliss, "Ein Paradigma bezieht Prügel: Pedra Furada in Brasilien" (1996)
  2. Anmerkung: Dies dürfte durchaus im Zusammenhang damit stehen, dass inzwischen auch Wissenschaftler des Deutschen Archäologischen Institut (DAI), wie etwa Dr. Markus Reindel, auf den 'fahrenden Zug' in Brasilien 'aufgesprungen' sind und de facto ebenfalls an einem Paradigmenwechsel zur Besiedlungsgeschichte Amerikas arbeiten. Siehe dazu: Terra X (ZDF), "Sensationsfund in Brasilien" (Dokumentation; 23:25 Min; abgerufen: 06. Oktober 2018)

Bild-Quellen:

1) Elisabete Alves via Wikimedia Commons, unter: File:Niede Guidon e o deputado Paes Landim cropped.jpg, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Spektrum der Wissenschaft - Die Woche / Bild-Archiv Atlantisforschung.de