Sintflut-Impakt und Umweltvergiftung

von Edith Kristan-Tollmann und Alexander Tollmann (1992)

Abb. 1 Die massive Bildung von Stickoxiden durch Schockerhitzung der Atmosphäre bei Mega-Impakten ist ein Phänomen, das auch bei Kernwaffen-Tests zu beobachten war.

Durch das subtile Studium der Kreide/Tertiär-Grenzschicht wissen wir heute bereits eine Menge an Einzelheiten über die zwar nur schwer erfaßbaren, biologisch aber hochwirksamen Prozesse und Produkte, die für die Umweltvergiftung nach einem Impakt verantwortlich zeichnen. Da sind zunächst die Stickoxide, die durch die Reaktion des sonst trägen Stickstoffes mit dem Luft-Sauerstoff bei Schockerhitzungen wie z. B. Atomexplosionen (Abb. 1) oder besonders bei Impakten in großer Menge entstehen, die aber bereits in mäßiger Konzentration für den Organismus schädlich bis tödlich wirken. Vom Endkreide-Impakt rechneten P. J. CRUZEN et al. [1] mit der Bildung von 3-5 Billionen Tonnen Stickoxiden in der ersten Stunde nach dem Ereignis. Die verschiedenen Stufen von NOx aber lösen sich in den Wolken und im Oberflächenwasser unter Bildung von salpetriger Säure und Salpetersäure.

Die Berechnungen ergaben, daß in Impaktnähe beim Endkreide-Event eine solche Menge dieser Säuren entstand, daß der sie ausregnende Niederschlag einen pH-Wert von 0-1 und sogar weltweit noch einen Säuregrad von 4-5 erreicht hatte. Eine Billion Tonnen von HN03 soll bei dem Endkreide-Ereignis produziert worden sein. Hinzu kommen noch weitere Säuren, die unter Einfluß der Impaktenergie durch Umsetzung der Chloride und des Schwefelgehaltes des Meerwassers in der Explosionsfontäne entstehen, wie Salzsäure und Schwefelsäure. Die extreme Erhöhung von Stickstoffverbindungen nach solchen Vorgängen ist nicht nur theoretisch, durch Experimente und durch Atomwaffenversuche bekannt, sondern im Impakttonsediment des Kreide/Tertiär-Grenzniveaus chemisch unmittelbar nachgewiesen worden. So etwa im Woodside-Profil in Neuseeland, wo der Stickstoffgehalt mit 1100 ppm auf das Zehnfache des Normalen erhöht ist.

Abb. 2 Die massiven 'supersauren' Regenfälle nach einem Groß-Impakt führen zwangsläufig zu einer enormen Schädigung der Pflanzen- und Tierwelt. (Bild: Abgestorbene Fichten im tschechischen Erzgebirge)

Die vielfältige Schädigung des Lebens durch solche supersaure Regen ist gerade heute gut bekannt. Die Gewässer des Festlandes und die oberflächennahen Partien der Ozeane werden so stark angesäuert, daß eine Vielzahl von Organismen diesem Säureschock nicht gewachsen ist und zugrunde geht. Vom Endkreide-Impakt ist hierdurch bekanntlich der Zusammenbruch der Nahrungskette im Meer durch Massensterben des Planktons und der Algen (auch zufolge der Impaktnacht) — die die Lebensgrundlage zur Ernährung der tierischen Organismen bilden — mit verschiedenen Isotopenmethoden nachgewiesen worden. Aber auch viele kalkschalige Organismen und weitere Tiergruppen hielten einen derart konzentrierten Säureregen nicht stand, was durch das selektive Massensterben zur Endkreidezeit nachgewiesen wurde.

Eine weitere Komponente der Umweltvergiftung stellt das aggressive Verhalten solcher Säuren auf die im Boden und im oberflächennahen Gestein gebundenen Metallverbindungen dar, die in großen Mengen herausgelöst und als z. T. hochtoxisch wirkende Metalloxide dem Oberflächen- und Grundwasser zugeführt werden. Beobachtungen durch Experimente an Organismen über die Einzelheiten dieser Wirkungen liegen in größerem Umfang vor.

Ferner kommen zahlreiche lebensschädigende Giftstoffe durch den Weltenbrand hinzu: Die Pyrotoxine, die sich bei der extrem hohen Temperatur des Sintbrandes aus der Biomasse entwickeln. Dazu zählen vor allem die mehrkernigen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAH), ja sogar das höchstgiftige Dioxin entsteht unter derartigen Bedingungen [2]. Aber allein schon das in hohem Ausmaß beim Weltenbrand produzierte Kohlenmonoxid schädigt die Organismen beträchtlich.

Abb. 3 Der Edda zufolge soll die Midgardschlange nicht nur durch ihr Toben im Meer die Flut verursacht, sondern an land kommend so viel Gift verspritzt haben, dass selbst der Göttervater Odin daran starb.

Es war nun kaum zu erwarten, daß solche subtilen, überwiegend gasförmigen Stoffe, die in ihrem Wesen vom damaligen Steinzeitmenschen ja gar nicht erfaßt werden konnten, aus den Traditionen der Sintflutkatastrophe abzulesen wären. Und doch sind derartige Giftgase und Säuremassen in der Atmosphäre durch den Geruch, den Geschmack, zufolge ihrer verätzenden Wirkung und sogar durch ihre Farbe aufgefallen und in der Tat gar nicht so selten geschildert worden.

Da sind zunächst die zahlreichen Legenden, die schildern, daß der Höllendrache zur Zeit des Weltunterganges ein Giftfeuer oder ein Gift ausgespien habe. Dies haben z.B. die Inder beim Teilimpakt im Indik beobachtet, wenn im Vers 5 des Matsyapurana beim Beschreiben dieses Einschlages und des Hochbrechens des submarinen Feuers vom Giftfeuer die Rede ist, das dem Mund des Samkarsana entströmt [3], oder wenn der Midgardwurm (Abb. 3) in der Edda bei der Weltkatastrophe in seinem Riesenzorn zunächst im Meer herumschlagend die Flut verursacht und dann an Land kommend „so (viel) Gift ausspeit, daß er Luft und Wasser bespritzt und außerordentlich furchterregend ist." Der Tod von Odin wird ja als Folge dieses Gifthauches beschrieben. Gleiches schildern die britischen Druiden, die den Nordatlantik-Impakt naturgemäß ebenso hart zu spüren bekamen: „Pures Gift senkte sich herab, jeder Windstoß war der Tod" [4].

Von den schädlichen Dünsten nach der Sintflut und der langen Nacht berichten aber ebenso die Bewohner von Persien [5], gleichermaßen jene in Florida [6] und in China, wo es vom Urflutdämon Siang Yao mit seinen neun Köpfen (Absplittern) heißt [7]: „Was er ausspie, was er ausschied, wurde Sumpf zugleich, wenn nicht bitter, so doch herb."

Dieses Vergiften der Wässer wird ebenfalls vielerorts vermeldet, entweder daß die Wässer salzig werden (Persien) oder aber häufiger, daß sie bitter oder herb wurden (Ostasien, Naher Osten). Am anschaulichsten wird der diesbezügliche Zusammenhang mit dem Impakt wieder einmal in der Offenbarung Johannes (Kap. 8, Vers 10-11) klargestellt: „Und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel, und fiel auf das dritte Theil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen. Und der Name des Sterns hieß Wermuth, und das dritte Theil (des Wassers) ward Wermuth. Und viele Menschen starben von den Wassern, da sie waren so bitter geworden."

Abb. 4 Der so genannte 'Blutregen' ist ebefalls eines der schädlichen Phänomene, die ein größeres Impakt-Ereignis nach sich zieht.

Noch furchterregender und unverständlicher war für die Betroffenen, daß in der Nähe etlicher Einschlagstellen Blut vom Himmel regnete, wie wir schon berichtet haben. Besonders intensiv im Nahen Osten, im Nordatlantik und in Guatemala am Pazifik. Dieser massive Blutregen, der nicht nur das Land und so große Ströme wie den Nil rot einfärbte, sondern auch Meere wie das Rote Meer (Name!) und den Nordatlantik in ein Blutmeer verwandelte, ist in allen bisherigen Erklärungsversuchen mißdeutet worden. Man hatte ihn durch rotgelben Wüstenstaub, durch roten Eisenmeteoritenstaub oder durch eine hemmungslose Vermehrung von Dinoflagellaten im Süßwasser erklären wollen. Die Ursache des „Blutregens" liegt aber in der ungeheuren, bereits erwähnten Produktion von Salpetersäure in den Impakthöfen, die bei Sättigung mit Stickoxiden eine braunrote Farbe annimmt. Und das ist genau die Farbe, die wiederum Johannes in seiner Impakt-beschreibenden Sieben-Schalen-Vision präzisiert (Kap. 16, Vers 2): „Der zweite Engel goß seine Schale über das Meer. Da wurde es zu Blut, das aussah wie das Blut eines Toten; und alle Lebewesen im Meer starben."

Hier wird diese Farbe nicht einfach mit Blut, unter dem man gemeiniglich das hellrote, sauerstoffreiche, systolische Blut des Menschen versteht, verglichen, sondern expressis verbis mit dem dunkel-braunroten Blut eines Toten, das genau der Farbe der stickoxidgesättigten Salpetersäure entspricht. Und dazugefügt wird auch sogleich die Wirkung dieses derart eingefärbten Meeres auf die Lebewesen. Jene der oberen Wasserschichte gingen zugrunde. Daß es sich bei dem roten Niederschlag um konzentrierte Säure handelt, geht auch klar genug aus der in der Bibel geschilderten Legende vom Exodus (Kap. 7, Vers 20, 24) hervor, in der neben anderem eine ganze Serie der typischen Plagen der Sintflutkatastrophe inkorporiert ist und die bei der Schilderung der blutroten Färbung ganz Ägyptens das damit verbundene Fisch-, Vieh- und qualvolle Menschensterben an Hautschwären (durch Verätzung) beschreibt.

Eine für die Natur des Salpetersäureregens überdies typische Anmerkung aus der hebräischen Tradition [8] soll hier noch Erwähnung finden: Sie betrifft die nachmalige Fruchtbarkeit des Landes, das vormals Wüste war, gedüngt durch das Blut des erschlagenen Unglücksdrachen. Wir sehen darin die Auswirkung der Stickstoffüberdüngung zufolge der im Kalkboden neutralisierten Salpetersäuremassen.



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Edith Kristan-Tollmann und Alexander Tollmann ist ihrem Papier Der Sintflut-Impakt The Flood impact entnommen (Abschnitt k: "Die Umweltvergiftung"), das in den Mitteilungen der österreichischen geologischen Gesellschaft 84, Wien, Juni 1992, S. 1-63, erstveröffentlicht wurde. Redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de, Publikation mit freundlicher Genehmigung von Herrn Raoul Tollmann, dem Sohn und Erben der beiden AutorInnen.

Fußnoten:

  1. Siehe: P. J. CRUTZEN, "Acid rain at the K/T boundary" — Nature, 330, 108-109, London 1987
  2. Siehe:W. S. WOLBACH, I. GILMOUR et al., "Major wildfires at the Creatceous/Tertiary boundary" — Spec. Pap. geol. Soc. Amer., 247, 391-400, 4 Abb., 3 Tab., Boulder 1990, S. 398
  3. Siehe: A. HOHENBERGER, "Die indische Flutsage und das Matsyapurana" — XVI, 217 S., 2 Taf., Leipzig (Harrassowitz), 1930, S. 11)
  4. Siehe: I. DONNELLY, "The Destruction of Atlantis. Ragnarok: The Age of Fire and Gravel", 2. Aufl. — XI, 452 S., etl.Abb., New York (Multimedia Publ. Corp.), 1974, S. 135
  5. Siehe: R. ANDREE, "Die Flutsagen, ethnographisch betrachtet" — XI, 152 S., Braunschweig (F. Vieweg), 1891, S. 14
  6. Siehe: H. LUKEN, "Die Traditionen des Menschengeschlechtes oder die Uroffenbarung Gottes unter den Heiden" - XII, 483 S., Münster i. Westf. (Aschendorff), 1856, S. 221
  7. Siehe: W. MÜNKE, "Die klassische chinesische Mythologie" — 389 S., Stuttgart (Klett), 1976, S. 22 f.
  8. Siehe: H. GUNKEL, "Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit" — XIV, 431 S., Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht), 1895, S. 113)

Bild-Quellen:

1) User:Fastfission~commonswiki (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Castle Romeo.jpg
2) Bdk (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Waldschaeden Erzgebirge 3.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)
3) Cesomina (Uploaderin) im Yoga Wiki, unter: Datei:Midgardschlange.png
4) InfoFacts, 25. Februar 2011, unter: Red Rain