Spuren eines Kataklysmus in Alaska

von Immanuel Velikovsky

Abb. 1 Diese beiden Aufnahmen entstanden im Jahr 1941 in der Goldmine Cripple Creek, westlich von Fairbanks in Alaska. Oben (a): Frank C. Hibben (rechts) am 3. August mit dem gebrochenen Humerus eines Mammuts (Mammuthus primigenius) neben einer nicht identifizierten Person, die Fragmente des Schädels eines urtümlichen Bisons (Bison Priscus) in Händen hält. Beide stehen hinter einem Ablagestapel für Fossilien des Archäologen Otto W. Geist. Unten (b): Otto Geist vor einer riesigen Anhäufung von feinkörnigem, gefrorenem Muck, aus der Stämme, Äste und anderes Pflanzenmaterial herausragen. [1] (Fotos: Frank C. Hibben Photograph Collection, Maxwell Museum of Anthropology, University of New Mexico)

In Alaska, nördlich des Mount McKinley, des höchsten Berges Nordamerikas, fließt der Tanana in den Yukon. Im Tanana-Tal und in den Tälern seiner Nebenflüsse wird aus dem Geröll und dem »Muck« Gold gewonnen. Dieser Muck ist eine gefrorene Masse von Tieren und Bäumen.

F. Rainey von der Universität von Alaska beschrieb die Szene: "Breite Einschnitte, oft mehrere Meilen lang, und manchmal bis zu 140 Fuss [43 m] tief, werden jetzt entlang der Nebenstromtäler des Tanana im Fairbanks District ausgewaschen. um an die goldhaltigen Geröllschichten heranzukommen, wird mit hydraulischen Giganten eine Deckschicht gefrorenen Schlamms oder »Mucks« entfernt. Dieser »Muck« enthält enorme Mengen gefrorener Knochen ausgestorbener Tiere wie vom Mammut, Mastodon, Riesenbison und Pferd." [2] [3]

Diese Tiere gingen vor recht kurzer Zeit zugrunde; gegenwärtige Schätzungen setzen ihren Untergang an das Ende der Eiszeit oder in frühe postglaziale Zeiten. Der Boden Alaskas überdeckte ihre Körper gemeinsam mit jenen von heute noch lebenden Tierarten. Unter welchen Bedingungen fand dieses grosse Abschlachten statt, bei welchem Millionen über Millionen von Tieren Glied um Glied zerrissen und mit entwurzelten Bäumen vermischt wurden.

F.C. Hibben von der Universsität von Neu Mexico schreibt: "Obwohl die Formation der Muck-Ablagerungen nicht klar ist, gibt es reichlich Beweise dafür, dass dieses Material unter katastrophenartigen Umständen abgelagert wurde. Überreste von Säugetieren sind zum grössten Teil zerstückelt und exartikuliert, obwohl einige Fragmente im gefrorenen Zustand sogar noch Teile von Ligamenten, Haut, Haar und Fleisch behalten haben. Ineinander verschlungene und zerfetzte Bäume häufen sich in zersplitterten Massen ... Wenigstens vier beträchtliche Schichten vulkanischer Asche lassen sich in diesen Ablagerungen nachweisen. obwohl sie ungemein verworfen und verzerrt sind ..." [4]

Könnte eine vulkanische Eruption die Tierwelt Alaskas ausgelöscht und die Flüsse die Körper der getöteten Tiere die Täler hinunter geschwemmt haben? Ein Vulkanausbruch hätte die Bäume verkohlt, sie aber nicht entwurzelt und zersplittert; wenn er Tiere getötet hätte, wären sie nicht zerstückelt worden. Das Vorhandensein vulkanischer Asche weist darauf hin, dass Vulkanausbrüche in der Tat stattgefunden hatten, und zwar wiederholt in vier aufeinander folgenden Stadien derselben Epoche; doch ist ebenso klar, dass die Bäume nur durch einen Wirbelsturm oder durch eine Flut oder durch eine Kombination beider Naturgewalten hätten zersplittert und entwurzelt werden können. Die Tiere konnten nur von einer riesigen Welle zerrissen worden sein, die Millionen von Körpern und Bäumen aufhob, fortführte, auseinander riss und unter sich begrub. Ebenfalls war der von der Katastrophe betroffene Bereich viel größer, als dass ihn einige Vulkane hätten verwüsten können.

Muck-Ablagerungen im Tanana-Tal kommen auch in den unteren Stromstrecken des Yukon im westlichen Teil der Halbinsel vor, sowie im [Tal des] Koyukuk, der von Norden ins Meer fliesst, am Kuskowim-Fluss, der sein Wasser in das Bering-Meer trägt, und an einer Anzahl anderer Orte entlang der arktischen Küste; somit "kann angenommen werden, dass sie sich in grösserer oder kleinerer Mächtigkeit über alle eislosen Gebiete der nördlichen Halbinsel erstreckten." [5]

Was könnte das Arktische Meer und den Pazifischen Ozean zu einem Ausbrechen veranlasst haben, bei welchem Wälder mit ihrem gesamten Tierbestand weggewaschen und als einzige vermischte Masse in grossen Anhäufungen verteilt und auf ganz Alaska geworfen wurden, dessen Meeresufer länger sind als die Atlantikküste von Neufundland bis nach Florida? Hatte es eine tektonische Umwälzung in der Erdkruste gegeben, die auch die Vulkanausbrüche und so die Bedeckung der Halbinsel mit Asche verursachte?

In verschiedenen Schichten des Mucks wurden Steinartefakte gefunden, "eingefroren in situ in grossen Tiefen und offenbar im Zusammenhang" mit der Eiszeitfauna, was bedeutet, dass "Menschen zur gleichen Zeit wie die ausgestorbenen Tiere in Alaska lebten." [6] Bearbeiteter Feuerstein in charakteristischer, Yuma-Spitze genannter Formgebung, wurde im Alaska-Muck wiederholt gefunden, in 30 und mehr Metern Tiefe. Eine dieser Speerspitzen ist zwischen den Kiefern eines Löwen und einem Mammut-Stoßzahn gefunden worden. [7] Vor nur wenigen Generationen wurden solche Waffen von den Indianern des Athapaska-Stammes verwendet, die im oberen Tanana-Tal jagten. [8] "Es wurde auch darauf hingewiesen, dass sogar moderne Eskimospitzen bemerkenswert Yuma-ähnlich sind" [9]; und somit lässt alles darauf schliessen, dass die auseinander gerissenen Tiere und die zersplitterten Wälder nicht aus einer viele Tausend Jahre zurückliegenden Zeit stammen.


Addenda


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Immanuel Velikovsky (1895-1979) wurde der 2005 im Verlag Julia White Publishing erschienenen deutschsprachigen Referenz-Ausgabe - Erde im Aufruhr (Abb. 2), Kap. 1 (Im Norden - In Alaska), S. 21-23 - seines 1955 erstveröffentlichten Buches Earth in Upheaval entnommen. Redaktionelle Bearbeitung und Illustration durch Atlantisforschung.de im Februar 2019.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Die Bildunterschrift ist eine gekürzte Inhaltsangabe der BU aus der Arbeit von Jonathan T. Hagstrum et al. (2017; siehe: Addenda, der diese Bild-Montage entnommen ist.)
  2. Quelle: F. Rainey, Archaeological Investigation in Central Alaska", in: American Antiquity, V 1940
  3. Anmerkung d.A. nach F. Rainey (op. cit.): Im vorkolumbischen Amerika war das Pferd ausgestorben; die heutigen Pferde in der westlichen Hemisphäre sind Nachkommen importierter Tiere. --- Red. Anmerkung: Zu einer anderen Meinung siehe: Bernhard Beier, "Paradigmen-Killer auf vier Hufen - Pferde im präkolumbischen Nordamerika", Atlantisforschung.de, 2009
  4. Quelle: F.C. Hibben, "Evidences of early man in Alaska", in: American Antiquity, Vol. 8, No. 3 (1943), S. 256
  5. Quelle: ebd.
  6. Quelle: F. Rayney, op. cit. (1940), S. 307
  7. Quelle: Frank C. Hibben, op. cit. (1943), S. 257
  8. Quelle: F. Rainey, op. cit. (1940), S. 301
  9. Quelle: F. Hibben, op. cit., S. 256

Bild-Quellen:

1) Frank C. Hibben Photograph Collection, Maxwell Museum of Anthropology, University of New Mexico; nach: Jonathan T. Hagstrum et al., "Impact-related microspherules in Late Pleistocene Alaskan and Yukon “muck” deposits signify recurrent episodes of catastrophic emplacement", in: Scientific Reports Vol. 7, Article number: 16620 (30. November 2017)

2) Julia White Publishing / Bild-Archiv Atlantisforschung.de