Cay Sal Bank (Bahamas)

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Abb. 1 Karte zur geographischen Positionsbestimmung der Cay Sal Bank im westlichen Gebiet der Bahamas, zwischen der Nordküste Kubas im Süden und Florida im Norden

(red) Die Cay Sal Bank (Abb. 1) (Spanisch: Placer de los Roques) ist eine große Korallenriff-Formation mit zahlreichen kleinen Inseln, welche die westlichste sowie - nach der Great Bahama Bank und der Little Bahama Bank - drittgrößte der Bahama-Bänke bildet. Ihre geographische Lage ist zwischen 23º27'N - 24º10'N und 079º25'W – 080º35'W. Mit einer Gesamtfläche von etwa 4000 bis 5230 km² ist sie das zweitgrößte Atoll der Erde, das nur durch die [ Great Chagos Bank]. [1] übertroffen wird. [2]

Abb. 2 Das Atoll der 'Los Roques' (rechts) auf einer alten Karte Floridas, der Westindischen Inseln und der Karibik von Justus Danckert aus dem Jahr 1696

Spanische Seefahrer besuchten das Gebiet erstmals 1511 und nannten es Los Roques. In der Folgezeit wurde es merhfach kartiert (Abb. 2), und das Atoll wurde von dem Conquistadoren Juan Ponce de León für die spanische Krone beansprucht. [3] Die Bank stand ungefähr zwei Jahrhunderte lang unter spanischer Kontrolle, bis die Bahamas 1718 eine Kronkolonie des britischen Empire wurden. Im Jahr 1825 betonte Alexander von Humboldt, dass die "Salt Cays" eine Gefahr für die Schifffahrt darstellten, dass die Gewässer jedoch bereits 1692 von Francisco de Seixas gut kartiert worden seien. [4]

Die in etwa dreieckige Cay Sal Bank weist zahlreiche kleine Inseln entlang ihres Saumes auf, abgesehen von ihrer Südseite in Richtung Nicholas Channel, wo es nur felsige Korallenköpfe gibt. Insgesamt sind es 96 Inseln, kleine Inseln und Felsen mit einer Gesamtfläche von 14,87 km2. [5] Über Cay Sal (Abb. 3), die Hauptinsel im Südwesten des der Bank, heißt es bei der deutschsprachigen Wikipedia: Sie "ist 1,6 km lang und hat eine Fläche von 1,22 km². [...] Im Inselinnern liegt ein großer Salzwasserteich, der gewöhnlich durch starke windgepeitschte Seewellen wiederaufgefüllt wird, die durch die Südwestseite der Insel brechen. Ansonsten ist die Insel mit verkrüppelten Palmen bewachsen. An der Westseite stehen die Gebäude [einer inzwischen verlassenen; d.Red.] Siedlung." [6]

Die Cay Sal Bank aus krypto-archäologischer Sicht

Abb. 3 Die Insel Cay Sal, in deren Umgebung unter Wasser diverse Relikte einer verschollenen alten Kultur entdeckt worden sein sollen

Im Verlauf des großen Bahama-Atlantis-Hypes der späten 1960er und 1970er Jahre, welcher durch Edgar Cayces 'Trance-Readings' ausgelöst wurde [7], geriet auch die Cay Sal Bank ins Visier von atlantisbegeisterten Amateur-Archäologen, Sporttauchern und anderen Enthusiasten, die dort nach Spuren der versunkenen Atlantis suchten. Dabei soll eine ganze Reihe interessanter Funde gemacht worden sein, aber über diese - vermeintlichen oder auch tatsächlichen - Entdeckungen ist im deutschsprachigen Raum nicht viel bekannt geworden.

Abb. 4 Hier die künstlerische Darstellung einer 'versunkenen Pyramide' mit sie umgebenden Wasser-Phänomenen. Ein solches Spezimen soll 1977 auch in den Gewässern der Cay Sal Bank gefunden worden sein.

In aller Regel beschränkt sich das, was bisher hierzulande in Erfahrung zu bringen war, auf kleine 'Informations-Schnipsel'. So heißt es etwa bei Klaus Aschenbrenner in aller Kürze: "Herb Sawinski registrierte 1982 auf der [...] Cay Sal Bank zahlreiche Mauern und Steinpflaster [...]. Zusammen mit anderen Forschern gelang ihm sogar die Entdeckung eines alten Steinbruchs, in dem vor Jahrtausenden die zum Bauen benötigten Steine gebrochen wurden." [8] Und Julia SvadiHatra, die allerdings auch jede Menge 'Atlantis-Nonsens' kolportiert, schreibt ebenso knapp gehalten: "Ruinen von Straßen und Gebäuden [wurden] in den 1960ern vor Bimini Island von den fotographierten und dokumentierten Expeditionen von Dr. Manson Valentine entdeckt. Ähnliche Ruinen wurden auch vor Cay Sal in den Bahamas fotographiert." [9]

Etwas anders liegt der folgende Fall, in dem es um eine der ominösen 'Unterwasser-Pyramiden (Abb. 4) geht, deren Entdeckungs-Stories seit Jahrzehnten durchs Internet geistern, sich aber bei genauerer Prüfung stets als Phantastereien erwiesen haben. Hier jedoch geht es immerhin um einen Bericht, der nicht von einem 'Nobody' in die Welt gesetzt wurde, sondern von keinem Geringeren als Charles Berlitz. Auf der Webseite Saggia Sibilla aus Italien wird dieser Bericht folgendermaßen wiedergegeben:

Abb. 5 Charles Berlitz (1914-2003)

"Charles Berlitz, einer der wichtigsten Theoretiker [sic!; d. Red. [10]] der Existenz von Atlantis, erzählt in seinem Buch >Atlantis - Der achte Kontinent< die Geschichte des griechischen Industriellen Ari Marshall. Marshall war ein leidenschaftlicher Befürworter der von Platon beschriebenen Existenz dieses Kontinents. 1978 beschloss er nach einer Reihe von Sichtungen, die nie verifiziert wurden, eine Erkundung des Gebiets von Cay Sal zu versuchen. [...]

In den siebziger Jahren gaben zahlreiche Fischer und Piloten an, in diesem Gebiet Unterwasser-Pyramiden gesichtet zu haben, und Marshall beschloss, dies selbst zu überprüfen. Sein auf Videoband aufgezeichnetes Zeugnis ist überraschend. Irgendwann identifizierte sein Boot eine Anomalie: ein Stück Meer, auf dem die Kompasse verrückt spielten. Das Boot hielt über der >Pyramide< an. Die Kamera wurde abgesenkt und zeichnete Bilder einer massiven schrägen Wand auf. Marshall spricht von >Lichtern, Blitzen und Reflexionen weißer Objekte< und der merkwürdigen Tatsache, dass das Wasser um das identifizierte Objekt herum schwarz war, während es selbst in großer Tiefe rundum grün war." [11]

Halten wir dazu erst einmal fest, dass Berlitz, auch wenn seine Kritiker dies bisweilen in Abrede stellten, ein redlicher Berichterstatter war, der sich keine Märchengeschichten ausdachte, um die Auflagen seiner Bücher weiter in die Höhe zu treiben. Allerdings neigte er seinen Informanten gegenüber bisweilen zur Gutgläubigkeit, insbesondere in Sachen Unterwasser-Pyramiden. [12] Aber auch Ari Marshall wollen wir hier nicht unterstellen, er habe sich die Geschichte 'aus den Fingern gesaugt'. Wahrscheinlich ist er selber fest davon überzeugt gewesen, dass das, was er auf der Cay Sal Bank entdeckte, eine künstliche pyramidale Struktur darstellt.

Interessant ist jedenfalls, dass die Story der bei Cay Sal im Meer versunkenen Pyramide später gewissermaßen ein 'Eigenleben' annahm. So schreibt die Sachbuch-Autorin Karen Mutton, die sich ebenfalls auf Charles Berlitz beruft, die "riesige" (orig.: "huge") Pyramide habe sich in 750 Fuß (228,60 m) Tiefe befunden [13], während es aus einer Esoteriker-Webseite (ohne Quellenangabe) heißt, die Pyramide sei "150 Fuß [ca. 45,70 m] unter Wasser fotografiert" worden und "ungefähr 650 Fuß [ca. 198 m] hoch" gewesen. Zudem wird dort erklärt: "Auf mysteriöse Weise wurde das umgebende Wasser von funkelndem weißem Wasser beleuchtet, das aus den Öffnungen in der Pyramide floss und von grünem Wasser umgeben war, anstelle des schwarzen Wassers überall in dieser Tiefe." [14] Die bereits oben erwähnte Julia SvadiHatra übernimmt dies praktisch im Wortlaut. Auch der Autor Jonathan Grey verwendet diese Angaben, verlegt aber die Marshall-Expedition ins Jahr 1978. [15] Und auf einer französischsprachigen Webseite, die sich jeder Kategorisierung entzieht, heißt es schließlich, schon völlig losgelöst von den ursprünglichen Angaben: "1977 wurde am Grund des Atlantiks eine riesige Pyramide mit einer Höhe von 150 Metern und einer Grundlänge von 300 Metern (zu 90% begraben) entdeckt. Wo genau? Im Bermuda-Dreieck!" [16]

Erfrischend bodenständig erscheint dagegen die Dastellung eines Autors namens Brad Olsen, in dessen kurzer Beschreibung der Vorgänge von 1977 sich folgender Satz findet: "Marshall knipste sogar ein Foto [17] von einer kleinen [aha!; d. Red] Pyramide, die überflutet 45 Meter tief unter Wasser liegt." [18] Und damit können wir auch zum Schluss kommen. Sollte sich vor der Küste von Cay Sal, in den flachen Gewässern der Cay Sal Bank, tatsächlich eine überflutete, menschengemachte Pyramide befinden, dann kann sie in der Tat nicht sehr groß sein. Die Spitze eines riesigen, 150 m bis 200 m hohen Exemplars würde dort vermutlich aus dem Meer herausragen, aber selbst unter Wasser wäre solch eine leicht auszumachende 'Monster-'Pyramide' längst zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt und zu einem Grund geworden, die Geschichtsbücher umzuschreiben.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung bei Wikipedia: ohne Berücksichtigung komplett untermeerischer atollähnlicher Strukturen wie Saya de Malha oder die Zhongsha-Inseln.
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Cay Sal Bank" (abgerufen: 28. Februar 2020)
  3. Siehe: Jeremy D’Entremont, "Cay Sal Bank Lighthouse: A Stately Ruin", bei Lighthouse Digest (abgerufen: 28. Februar 2020)
  4. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Cay Sal Bank" (abgerufen: 28. Februar 2020)
  5. Quelle: ebd.
  6. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Cay Sal Bank"(abgerufen: 28. Februar 2020)
  7. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Edgar Cayce - der Schlafende Prophet" (red)
  8. Quelle: Klaus Aschenbrenner, Das neue Bild von Atlantis, König Communication (Greiz / Thüringen), 2001, S. 161
  9. Quelle: Julia SvadiHatra, "The Re-Birth of an Atlantean Queen: Amelia Earhart Spirit Journey", iUniverse, 05.05.2009, S. 166 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  10. Red. Anmerkung: Charles Berlitz (1914-2003) als einen "der wichtigsten Theoretiker der Existenz von Atlantis" zu bezeichnen, ist definitiv unzutreffend, denn der atlantisbegeisterte Sachbuchautor befasste sich mit diesem Thema auf journalistischer Ebene, er betrieb aber selber keine Theoriebildung. Allerdinge ist Berlitz aus atlantologie-historischer Sicht zuzubilligen, dass er in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr zur Popularisierung der Atlantisforschung beigetragen hat als - vielleicht abgesehen von Otto Muck (1892-1956) - alle Atlantis-Theoretiker seiner Zeit.
  11. Quelle: Saggia Sibilla, unter: "La Piramide di Cay Sal e i misteri di Google Earth" (abgerufen: 29. Februar 2020; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  12. Vergl. dazu bei Atlantisforschung.de auch: Bernhard Beier, "Wenn der Berg zum Propheten kommt: Die Berlitz-Pyramide"
  13. Quelle: Karen Mutton, "Sunken Realms: A Survey of Underwater Ruins Around the World", SCB Distributors, 2011
  14. Quelle: EN-MAR (Steve Omar), "History of the Golden Ages", bei stateoftheart.nl (abgerufen: 29. Februar 2020; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  15. Siehe: Jonathan Grey, "The Corpse Came Back: Post-Flood Evidence Revealed", TEACH Services Inc., 2008, S. 260
  16. Quelle: LaPiNPiSKoPaT, "Les pyramides vieilles de 10500 ans", 31 Januar 2007, bei BRETZELL (abgerufen: 29. Februar 2020; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  17. Red. Anmerkung: Eine Reproduktion dieses Fotos liegt uns bedauerlicherweise nicht vor. Allerdings soll darauf, wie uns von einem zuverlässigen Informationsgeber versichert wurde, "nicht viel zu erkennen" sein.
  18. Quelle: Brad Olsen, "Modern Esoteric: Beyond Our Senses (2. Ausgabe), CCC Publishing, 02.08.2017, S. 160 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Zleitzen~commonswiki (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Cuba-Florida map.jpg
2) Geographicus Rare Antique Maps (Donator) bei Wikimedia Commons, unter: File:Los Roques-1696 Danckerts Map of Florida, the West Indies, and the Caribbean - Geographicus - WestIndies-dankerts-1696.jpg
3) NASA (Urheber) / Ratzer (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Cay Sal.png
4) Island News, unter: GIANT CRYSTAL PYRAMID DISCOVERED IN BERMUDA TRIANGLE
5) Bild-Archiv Atlantisforschung.de