Alexander von Humboldt

Historisches Forscherportrait

Abb. 1 Alexander von Humboldt auf einem Foto (Daguerreotypie) aus dem Jahr 1847

(red) Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (Abb. 1) (* 14. September 1769 in Berlin; † 6. Mai 1859 ebenda), der wohl bedeutendste und bekannteste deutsche Naturforscher seiner Zeit, u.a. Mitbegründer der Geographie als empirischer Wissenschaft, befasste sich im Verlauf seiner gut sieben Jahrzehnte währenden wissenschaftlichen Tätigkeit im Rahmen seiner geographischen und geologischen Studien auch recht eingehend mit dem Thema 'Atlantis'.

Völlig aufgearbeitet ist A. von Humboldts diesbezüglicher Nachlass wohl noch nicht, doch was den derzeitigen Wissenssstand betrifft, so finden wir in Thorwald C. Frankes opulentem atlantologie-historischem Standardwerk Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis [1] eine profunde Zusammenfassung. So erfahren wir dort:

"In seinen Untersuchungen über die historische Entwicklung der geographischen Erkenntnisse von der neuen Welt von 1836 äußerte Humboldt die Auffassung, dass die Atlantiserzählung im Kern eine alte Sage von Land im fernen Westen ist. Er sah Atlantis nicht als Platons Erfindung an, sondern entweder als eine Sage aus Ägypten, oder als eine dichterische Bearbeitung einer Sage durch Solon. Humboldt neigte zu der Annahme, dass Platon selbst die Atlantiserzählung aus Ägypten mitbrachte, weil er Anzeichen für eine freie Bearbeitung der Sage durch Platon erkennen zu können glaubte." [2]

Abb. 2 Die Ringstruktur der Metropolis von Atlantis stellte A. von Humboldt vor ein Rätsel, wie wir seiner umfänglichen Korrespondenz mit August Boeckh entnehmen können.

Für Humboldt war die Atlantiserzählung, wie Franke weiter ausführt, "ein ernstzunehmender Schritt auf dem Weg von einer mythischen zu einer wissenschaftlichen Geographie, auch wenn er meinte, dass Atlantis und das jenseitige Festland >ohne Zweifel niemals die örtliche Realität gehabt [haben], welche man ihnen anwies.< In diesem Zusammenhang wies er diverse Atlantishypothesen zurück. Platon bemühte sich, die unklaren die unklaren Umrisse des Mythos deutlicher hervorzuheben, so Humboldt.

Im Untergang von Atlantis sieht Humboldt eine Erinnerung an den Untergang von Lyctonien. Lyctonien war damaligen Hypothesen zufolge eine große Insel im Mittelmeer, die sich von Zypern bis Korsika erstreckte. Mit August Boeckh glaubte Alexander von Humboldt, dass die Sage von Atlantis schon sehr alt [sei], da es auf dem Peplos zum Panathenäenfest eine Darstellung des Atlanterkrieges gegeben haben soll - dies ist ist unzutreffend, wie wir heute wissen." [3] [4]

Alexander von Humboldts Korrespondenz mit dem oben erwähnten Philologen und Altertumsforscher August Boeckh aus den Jahren 1833 bis 1835 hebt Thorwald C. Franke als weitere wesentliche Quelle zur Atlantis-Rezeption des Naturforschers hervor: "Im Briefwechsel mit Boeckh finden wir noch eine interessante Bemerkung Humboldts zur Topographie der Stadt von Atlantis (Abb. 2): >ich verstehe nicht die wunderbaren trochoi [Ringe] der Erde und des Meeres. Wo in der Welt sieht es denn so aus?< Eine beigefügte Zeichnung der Ringstruktur von Atlantis aus der Hand Humboldts ist leider verloren gegangen. In der Antwort von Boeckh ist eine Handzeichnung der rechteckigen Ebene von Atlantis enthalten. Wir sehen die beiden großen Forscher auf eine Weise miteinander über Atlantis diskutieren, wie es noch heute jeder Atlantisbefürworter tut." [5] [6]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

Abb. 3 Das Front-Cover von Thorwald C. Frankes Standardwerk zur Atlantologie-Historik (2016)
  1. Siehe: Thorwald C. Franke, "Kritische Geschichte der Meinungen und Hypothesen zu Platons Atlantis - Von der Antike über das Mittelalter bis zur Moderne", Norderstedt (Books on Demand GmbH), 2016
  2. Quelle: Thorwald C. Franke (2016), S. 356
  3. Siehe: Alexander von Humboldt, "Untersuchungen über die historische Entwicklung der geographischen Erkenntnisse von der neuen Welt", Band 1, Berlin (Nicolai), 1836, S. 110-112, 156-166, 185-187, 320, 424-427, 484 (dt.)
  4. Quelle: Thorwald C. Franke (2016), S. 356
  5. Siehe: Romy Werther (Hrsg.) / Eberhard Knobloch (Mitarbeit), "Alexander von Humboldt / August Boeckh - Briefwechsel", Band 3 der Reihe: Beiträge zur Reihe Alexander-von-Humboldt-Forschung, hrsgg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Akademie-Verlag, 2011, S. 79 f., Brief 21, 27. 1. 1835; Brief 22, 27. 1. 1835
  6. Quelle: Thorwald C. Franke (2016), S. 356

Bild-Quellen:

1) Hermann Biow (1804–1850; Urheber) - Frumpy (Bearbeitung) bei Wikimedia Commons, unter: File:Humboldt, Alexander von 1847.jpg
2) Nikolai Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Moskau (Progress - Verlag für fremdsprachige Literatur), 1970 / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
3) Bild-Archiv Atlantisforschung.de