Olof Rudbeck d.Ä.

Historisches Forscherportrait

von Tony O’Connell

Abb. 1 Olof Rudbeck d.A. (1630-1702)

Olof (Olaus) Rudbeck der Ältere (Abb. 1) (getauft 12. Dezember 1630 in Västerås; † 17. September 1702 in Uppsala) war ein national gesinnter schwedischer Universalgelehrter des 17. Jahrhunderts (einer Zeit, in der Schweden eine sehr mächtige Nation war). Er war Professor für Botanik und Anatomie, und einer von zwei Entdeckern der Lymphgefäße. Er interessierte sich auch für Astronomie, lehrte Bergbau- und Festungstheorie und war Schwedens erster Feldarchäologe.

Rudbeck veröffentlichte zwischen 1679 und 1702 seine Atlantica in lateinischer und schwedischer Sprache [1], in der Atlantis, was nicht überraschen dürfte, in Schweden platziert wurde. Dies war eine umfangreiche Arbeit von 2500 Seiten [2], die mit finanzieller Hilfe des schwedischen Königs Karl XI veröffentlicht wurde und in der er 102 „Beweise“ zur Unterstützung seiner These anbot. Die Atlantica enthält eine Karte mit Uppsala als Atlantis [3]. Er behauptete auch, dass Schwedisch die Wurzel aller Sprachen sei!

Olof Rudbeck baute seine Atlantis-Theorie auf einer ganzen Reihe von Details auf, einschließlich Verweisen auf die isländischen Edden.

  • Er nahm an, dass der mythische schwedische König Atle [4] der ursprüngliche Atlas war,
  • Er verband den schwedischen Atlefjell (Atles Berg) mit dem Atlasgebirge; ein alter Name für Schweden sei Atland, ein Name, der auch im Oera Linda-Buch auftaucht.
  • Er führte Schwedens große Kupfervorkommen als einen seiner Beweise für die Identität seines Landes mit Platos Atlantis an.
Abb. 2 Das Titelblatt der Atlantica von Olof Rudbeck (1679)

Es ist auch von Interesse, dass Rudbeck ein früher Befürworter der Idee war, dass die von Plato erwähnten "Jahre" tatsächlich ursprünglich ägyptische "Mondzyklen" waren, und somit zu dem Schluss kam, dass Atlantis um 1500 v. Chr. vernichtet wurde.

Rudbeck bemerkte auch, dass das griechische Wort "nē̂sos" "Insel" ODER "Halbinsel" bedeuten könne, wobei letzteres für Schweden gilt. Er argumentierte, dass die „Säulen des Herakles“ eine Bezeichnung waren, die früher für eine Reihe von Orten verwendet wurde. Rudbeck behauptete zudem, dass die Atlantis-Säulen an der Öresundstraße zwischen Schweden und Dänemark standen.

Es sei darauf hingewiesen, dass Rudbecks Theorie eine Weiterentwicklung der früheren Ideen eines anderen Schweden war, Johannes Bureus (1568-1652), eines Runengelehrten, der ebenfalls in der Nähe von Uppsala geboren wurde.

Ein halbes Jahrhundert nach Rudbecks Tod schrieb sein Landsmann Johannes Jacobi Eurenius die 1751 veröffentlichte Atlantica Orientalis [5], in welcher er Atlantis ins Heilige Land brachte und energisch gegen Rudbecks schwedischen Standort argumentierte.

Es sollten jedoch noch zwei Jahrhunderte vergehen, bis Ignatius Donnelly eine vergleichbar umfassende Untersuchung der Atlantis-Frage durchführte. Im Lauf der Zeit hat sich gezeigt, dass beide stark fehlerhaft sind.

In den letzten Jahren veröffentlichte Gunnar Eriksson, emeritierter Professor für Wissenschafts- und Ideengeschichte an der Universität Uppsala, die erste schwedische Biographie von Rudbeck. Er stellte auch eine kürzere Version in englischer Sprache zusammen [6], die sich mit Rudbecks „Beweisen“ aus dem 17. Jahrhundert dafür befasste, dass Schweden Platos Atlantis war. David King von der University of Kentucky hat eine weitere Betrachtung dieses bemerkenswerten, wenn auch exzentrischen Menschen veröffentlicht. [7]

Stephen P. Kershaw hat kommentiert, dass Rudbecks Atlantica "geschrieben wurde, als das lutherische Schweden sich noch mit der Abdankung der 'Königin der Schweden, Goten und Vandalen' im Juli 1654 und ihrer Bekehrung zum römischen Katholizismus auseinandersetzte. Für den protestantischen Rudbeck war das Atlantis-Projekt Teil eines Versuchs, den schwedischen Nationalismus sowohl politisch als auch religiös zu fördern. Atlantis [quasi; d.Ü.] zu annektieren, das die katholisch-mediterrane Welt so oft benutzt hatte, um ihre eigene Vormachtstellung zu behaupten [sic!; d. Red], und es ins protestantische Schweden zu verlegen, war ein genialer Schachzug.“ [8]


Trivia:

Alfred Nobel, der Erfinder des Dynamits, nach dem die jährlich vergebenen Nobelpreise benannt sind, war ein direkter Nachkomme von Olof Rudbeck.


Externa:



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Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia.ie entnommen, wo er am 6. März 2010 unter dem Titel "Rudbeck, Olof" erstveröffenlicht wurde. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung nach dem Stand vom 13. April 2020 durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Siehe: Olaus Rudbeck, "Atland Eller Manheim Dedan Japhetz afkomne, de förnemste Keyerlige och Kungelige Slechter ut till hela werlden ...: Olavi Rudbeckii Atlantica Sive Manheim Vera Japheti posterorum sedes ac patria", Uppsala, 1679-1702 (Die Latein-Version - Ausgabe 1702 - ist online abrufbar)
  2. Siehe: O. Larsell, "Atlantica. Olaus Rudbeck" (Rezension), in: Isis - A Journal of the History of Science Society Volume 33, Number 1 | Mar., 1941 (Links abgerufen: 13. April 2020)
  3. Siehe: Barry Lawrence Ruderman - Antique Maps Inc., unter: "Olof Rudbeck - Eastern Sweden, including Stockholm & Upsala (Upsala shown as Plato's Atlantis)" (abgerufen: 13. April 2020)
  4. Red Anmerkung: In der schwedischsprachigen Wikipedia heißt es: "Atle (altnordisch Atli) ist ein altnordischer männlicher Name, der wahrscheinlich vom germanischen Attila (Großvater väterlicherseits) abgeleitet ist [...] Der Name Atle spielte eine entscheidende Rolle für Olof Rudbeck den Älteren und seine Theorien, in welchen er den Namen Atle als ursprünglichen hohen Titel ansah." (Quelle; abgerufen: 13. April 2020; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  5. Siehe: Johannes Jacobi Eurenius, "Atlantica orientalis: sive nesoz Atlantis a mvltis retro annis, svecanae lingvae idiomate ...", Theophil. Avgustvus Langivs, 1764 (online abrufbar)
  6. Siehe: Gunnar Eriksson, "The Atlantic Vision: Olaus Rudbeck and Baroque Science", Science History Publications, 1994
  7. Siehe: David King, "Finding Atlantis: A True Story of Genius, Madness, and an Extraordinary Quest for a Lost World", Crown, 2005
  8. Quelle: Stephen P. Kershaw, "A Brief History of Atlantis: Plato's Ideal State", Kindle, Sept. 2017, S..193

Bild-Quellen:

1) Magnus Manske (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Olof Rudbeck the older.jpg
2) Mattes (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Atlantica.jpg