Kartographiehistorik: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 14. November 2015, 03:08 Uhr
Die vier großen kartographischen Rätsel der Weltgeschichte
Die Geschichte unserer eigenen, neuzeitlichen Kartographie beginnt eigentlich erst relativ spät im Zuge der so genannten eurpäischen Entdeckungsreisen. [1] Dabei haben sich vier Kartenwerke einen besonderen Ruf als "Rätsel der Kartographie" erworben:
- die Waldseemüller-Karte von 1507 (Abb. 1) zeigt zum ersten Mal den amerikanischen Doppelkontinent und den Pazifik. Damit bricht sie das alte Ptolemäische Weltbild auf und zeigt die Welt in ihrer ganzen Größe.
- die Piri-Reis-Karte von 1513 zeigt erstmals das Königin Maud-Land der Antarktis ohne die Drakestraße.
- die Finaeus-Karte von 1531 stellt erstmals die Antarktis komplett 250 Jahre vor ihrer Entdeckung dar.
- der Gothaer Marmorglobus von 1533 stellt ebenfalls die Antarktis dar und zeigt eine detailgetreue Darstellung Südamerikas mit der richtigen Nordostausrichtung des Amazonas.
Diese vier kartographischen Werke aus dem 16. Jahrhundert geben uns Rätsel auf. Die großen Kontinente sind in ihrer nahezu richtigen Lage gezeichnet und sie sehen zudem erstaunlich modern aus. Man sollte erwarten, dass spätere Karten diese Darstellungsweise noch erhblich verbessern. Doch hierin liegt eines der großen Rätsel der Kartographiegeschichte, denn dem ist nicht so! Ob es Kommunikationsschwierigkeiten oder Probleme bei der Beschaffung gezielter Informationen waren, es sollten noch bis zu 250 Jahre vergehen, ehe die europäischen Kartographen die Antarktis mit der Exaktheit darstellten, wie es die Finaeus-Karte bereits 1531 offenbarte. [2] Lagen den frühen Kartographen unbekannte antike, vielleicht sogar prähistorische Quellen vor?
Wie sonst ist der Umstand zu erklären, dass die Kartographen unmittelbar nach der Entdeckung der Neuen Welt die Westküste Südamerikas darstellten, obgleich europäische Seefahrer deren Küstenverlauf erst Jahrzehnte später erkundeten? Möglicherweise werden diese Hypothesen bereits wieder in den nächsten Jahren durch völlig neue Forschungen widerlegt. Doch nach dem gegenwärtigen Wissensstand klafft eine große Lücke zwischen den frühen kartographischen Darstellungen und den tatsächlich verbürgten Entdeckungsreisen der Portugiesen und Spanier. Hierin liegt die Faszination des Studiums der Anfänge der europäischen Kartographiegeschichte, weil sie eventuell einen Hinweis von Beweisbarkeit liefert, dass die Entdeckergeschichte möglicherweise ganz anders verlief.
Beiträge zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de
- Dominique Görlitz und Manfred F. Buchroithner, "Wer erschuf die erste Weltkarte? - Altertümliche Kartographie im Licht moderner Forschung"
- Bernhard Beier und Dominique Görlitz, "Kartographiegeschichte im Umbruch - Das Rätsel der alten Weltkarten ist zurück auf der wissenschaftlichen Agenda"
- red, "Orontius Finaeus ... und seine mysteriöse Weltkarte von 1531"
- Christine Pellech, "Die Kenntnis Amerikas, der Arktis, der Antarktis und Australiens auf alten Karten"
- red, "Charles H. Hapgood - Forscher- und Autorenportrait"
Anmerkungen und Quellen
Deser Beitrag von Dr. Dominique Görlitz (©) wurde seinem Buch " Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte", Erstausgabe 2011, S. 7-10 (Abb. 4) entnommen, das 2013 in einer überarbeiteten Fassung mit geändertem Untertitel neu veröffentlicht wurde. [3]
Fußnoten:
- ↑ Red. Anmerkung: Populärwissenschaftlich wird diese Epoche auch als Zeitalter der Entdeckungen' bezeichnet.
- ↑ Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Orontius Finaeus ... und seine mysteriöse Weltkarte von 1531 (red)"
- ↑ Siehe: Dominique Görlitz, "Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte - Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?", 96 S., Softcover, 2. erweiterte Auflage, 2013 16,80 €
Bild-Quellen:
- 1) Aandromeda bei Wikimedia Commons, unter: File:Waldseemüller world map 1508.jpg
- 2) Seebeer bei Wikimedia Commons, unter: File:Doppelherzförmige Weltkarte 1531.jpg
- 3) Bild-Archiv Dominique Görlitz
- 4) Bild-Archiv Atlantisforschung.de