Atlantische Bronzezeit - Einführende Informationen

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Vorbemerkung

Abb. 1 Eine Karte zur Distribution gängiger Handelsgüter während der Atlantischen Bronzezeit

(red) Den nachfolgenden, von uns ins Deutsche übersetzten Beitrag haben wir der englischsprachigen Wikipedia (Originaltitel: "Atlantic Bronze Age"; Stand: 11. April 2020) entnommen. Wir stellen ihn hier vor, da wir ihn auch aus alantologischer Sicht für interessant halten, vor allem für diejenigen, die ein bronzezeitliches Atlantis jenseits der Säulen des Herakles vermuten. Immerhin macht er deutlich, dass in der Tat ein umfassend verbreiteter atlanto-europäischer Kulturkomplex der Bronzezeit existiert hat, der weiträumig auch in andere Gebiete Europas sowie in den Mittelmeer-Raum 'hineinstrahlte'. Die Frage, ob und wie sich eines der Zentren dieses Komplexes als Platons Atlantis identifizieren lässt, lassen wir hier bewusst außen vor. Im Übrigen haben wir, entgegen unserer üblichen Vorgehensweise, aus Gründen der Authentizität darauf verzichtet, diesen Wikipedia-Artikel inhaltlich zu bearbeiten oder zu erweitern, abgesehen von einer zusätzlichen Fußnote (Fn. 4). Jedenfalls erscheint es uns wichtig, dass der nachfolgend wiedergegebene Text ausschließlich auf fachwissenschaftlichen Erkenntnissen aus dem universitären Bezirk basiert, was natürlich nicht bedeutet, dass man alle darin enthaltenen Informationen vorbehaltlos zu akzeptieren hat.

Atlantische Bronzezeit

Die Atlantische Bronzezeit ist ein Kulturkomplex der Bronzezeit, der auf etwa 1300 bis 700 v. Chr. datiert wird und [u.a.; d.Ü.] verschiedene Kulturen in Portugal, Galizien, Andalusien, Frankreich, Großbritannien und Irland umfasst.

Abb. 2 Gesockelte Bronze-Axtköpfe aus einem Hortfund bei Heppeneert in Belgien (Sammlung der König Baudouin Stiftung, Gallo-Römisches Museum Tongeren) (Für eine vergrößerte Ansicht bitte einfach das Bild anklicken!))

Geprägt ist die Atlantische Bronzezeit von wirtschaftlichem und kulturellem Austausch (Abb. 1), der zu einem hohen Grad an kultureller Gemeinsamkekeit führte, welchen die Küsten-Gemeinschaften von Zentralportugal bis Galizien, Aremorica und Schottland aufwiesen, einschließlich der häufigen Verwendung von Steinen als Chevaux-de-Frise-Einrichtungen von Klippenburgen, oder auch der Hausbau-Architektur, die manchmal durch Rundhäuser gekennzeichnet ist. [1]

Die Handelskontakte erstreckten sich von Schweden [2] und Dänemark bis zum Mittelmeer. [3] [4] Der betreffende Zeitraum wurde durch eine Reihe unterschiedlicher regionaler Zentren der Metallproduktion definiert, die durch einen regelmäßigen Austausch einiger ihrer Produkte auf dem Seeweg vereinheitlicht wurden. Die Hauptzentren waren Südengland und Irland, Nordwestfrankreich und West-Iberien. [5]

Abb. 3 Die bronzezeitliche Abbildung eines bewaffneten Recken mit gekerbtem Herzsprung-Schild aus Logrosán, Spanien

Die Gegenstände, die mit dieser Kultur zu tun haben, werden häufig in Form von Horten enttdeckt, oder wurden in kultischen Arealen [6] [7] deponiert, die normalerweise im Zusammenhang mit Wasser stehen: in Flüssen, Seen und Mooren. Zu den bekannteren Gegenständen dieses Kulturkomplexes zählen die gesockelten und doppelringigen Bronzeäxte (Abb. 2), welche in der Bretagne und in Galizien bisweilen in Form großer Depots vergraben wurden; Kriegsausrüstung, wie sichelförmige Speerspitzen, Spitzkerben-Schilde [orig.: EV-notched shields"; d.Ü.] und eine Vielzahl von Bronzeschwertern - darunter Karpfenzungenschwerter -, die normalerweise in Seen, Flüssen oder Felsvorsprüngen deponiert sind [8]; sowie Kessel und Fleischhaken [9] [10], die von Zentralportugal bis hin nach Schottland gefunden wurden. [11]

Die Ursprünge der Kelten wurde 2008 von John T. Koch [12] auf diese Zeit zurückgeführt, unterstützt von Barry Cunliffe [13], der sich für die frühere Entwicklung von Keltisch als atlantische Verkehrssprache aussprach, die sich später auf dem europäischen Festland ausbreitete. [14] Beide argumentieren, dass die [betreffenden; d.Ü.] Gemeinschaften die Elite-Statusmarker der Urnenfelderkultur (Bronze D und Hallstatt A) der frühen Spätbronzezeit - wie Griffzungenschwerter und Blechbronze-Metallarbeiten - übernommen haben, zusammen mit neuem Fachwissen hinsichtlich der Kenntnisse, die sie für deren Produktion und das Ritual-Wissen über deren 'gebührende' Behandlung bei der Deponierung benötigten. [15] Dies sahen [die beiden Autoren; d.Ü.] als Hinweis auf mögliche Prozesse im Zusammenhang mit Sprachverschiebungen an. [16] 2013 betrachtete Koch diesen Elitenkontakt von Ost nach West als die einfachste Erklärung für die Entstehung keltischer Sprachen mit einem Herkunftsland des Protokeltischen in Westmitteleuropa. [17] Dies steht jedoch im Gegensatz zu der allgemein akzeptierten Ansicht, dass die keltischen Ursprünge in der mitteleuropäischen Hallstatt-C-Kultur liegen.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Barry Cunliffe, "Atlantic Sea-ways", in: Revista de Guimarães Especial (I), 1999, S. 93–105
  2. Siehe: Johan Ling, Zofia Stos-Gale, Lena Grandin, Kjell Billström, Eva Hjärthner-Holdar und Per-Olof Persson, "Moving metals II: provenancing Scandinavian Bronze Age artefacts by lead isotope and elemental analyses", in: Journal of Archaeological Science Vol. 41, Januar 2014, S. 106-132
  3. Siehe: Barry Cunliffe, op. cit. (1999)
  4. Red. Anmerkung: Wie die Forschungsergebnisse des Afrika- und Atlantisforschers Leo Frobenius (1873-1938) nahelegen, reichten die Handelskontakte von Völkern der Atlantischen Bronzezeit sogar bis weit in den Süden Westafrikas, wobei nachfolgende kulturelle Infusionen nach Innerafrika ausstrahlten. Dazu verwies Frobenius 1911 auf Funde afrikanischer Bronzeschwerter, die er in der nachfolgend wiedergegebenen Darstellung (Abb. 4) europäischen Exemplaren gegenüberstellte:
    Frobenius-Schwertgriffe.jpg
    Diverse Schwertgriffe aus der europäischen Bronzezeit (1-3) und vom Benue in Innerafrika (4-6), sowie vom Kongo Kwango (7). (Siehe bei Atlantisforschung.de: Leo Frobenius, "Über die Bedeutung: 'Atlantis'", 1911)
  5. Siehe: Kristian Kristiansen, "Europe Before History", Cambridge University Press, 2000, S. 144
  6. Siehe: Beatriz Comendador Rey, "SPACE AND MEMORY AT THE MOUTH OF THE RIVER ULLA (GALICIA, SPAIN) - Conceptualising Space and Place: On the role of agency, memory and identity in the construction of space from the Upper Palaeolithic to the Iron Age in Europe", INTERNATIONAL UNION FOR PREHISTORIC AND PROTOHISTORIC SCIENCES, in: PROCEEDINGS OF THE XV WORLD CONGRESS (LISBON, 4-9 SEPTEMBER 2006) ACTES DU XV CONGRÈS MONDIAL, LISBONNE, 4-9 SEPTEMBRE 2006 (online als PDF-Datei; abgerufen: 11. April 2020)
  7. Siehe auch: Barry Cunliffe, "Europe Between the Oceans - Themes and Variations, 9000 BC-AD 1000", (Erstveröffentl. als TB 2011), New Haven (Yale University Press), 2008, S. 254–258, ISBN 978-0-300-17086-3
  8. Siehe: Bénédicte T. Quilliec, op. cit. (2007)
  9. Siehe: Barry Cunliffe, op. cit. (2008)
  10. Siehe: Sheridan Bowman und Stuart Needham, "THE DUNAVERNEY AND LITTLE THETFORD FLESH-HOOKS: HISTORY, TECHNOLOGY AND THEIR POSITION WITHIN THE LATER BRONZE AGE ATLANTIC ZONE FEASTING COMPLEX", in: The Antiquaries Journal 87: 53–108, 2007 (online als PDF-Datei; abgerufen: 11. April 2020)
  11. Siehe: Barry Cunliffe, op. cit. (1999)
  12. Siehe: John T. Koch, "Tartessian: Celtic from the Southwest at the Dawn of History", in: Palaeohispanica 9, 2009, S. 339–351
  13. Siehe: Barry Cunliffe, "A Race Apart: Insularity and Connectivity", in: Proceedings of the Prehistoric Society 75, 2009, S. 55–64
  14. Siehe: Barry Cunliffe, op. cit. (2008)
  15. Siehe: Dirk Brandherm, "Celtic from the West 2 - Westward Ho? Sword-bearers and all the rest of it...", Oxford (Oxbow Books), 2013, S. 148. ISBN 978-1-84217-529-3
  16. Siehe: ebd.
  17. Siehe: John T. Koch, "Celtic from the West 2 -Prologue: The Earliest Hallstatt Iron Age cannot equal Proto-Celtic", Oxford (Oxbow Books), 2013, S. 10. ISBN 978-1-84217-529-3

Bild-Quellen:

1) Sugaar (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Atlantic Bronze Age.gif (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)
2) exploratorium.galloromeinsmuseum.be (Herkunft) bei Wikimedia Commons, unter: File:Het bronsdepot van Heppeneert, Rond 800 VC, vindplaats- Maaseik, Heppeneert, Wayerveld, collectie Gallo-Romeins Museum Tongeren, Bronsdepot Heppeneert.jpg
3) Marqués de Lozoya (1931): «Historia del Arte Hispánico», Salvat Editores, Barcelona, bei Wikimedia Commons, unter: File:Estela de Logrosan (Caceres-España).png
4) Leo Frobenius, "Auf dem Wege nach Atlantis - Bericht über den Verlauf der zweiten Reise-Periode der D.i.a.f.e. in den Jahren 1908 bis 1910", Kap, 1: "Über die Bedeutung: 'Atlantis'", Berlin (Vita Deutsches Verlagshaus), 1911