Deighton Rock

Abb. 1' Diese Aufnahme vom 11. September 1893 zeigt den Deighton Rock in situ im Flussbett des Taunton River. Die Glyphen wurden zur besseren Erkennbarkeit mit Kreide hervorgehoben.

(red) Der Dighton Rock (Abb. 1) ist ein ca. 1.5 m hoher, 2,9 m breiter und 3,4 m langer Felsblock aus grau-braunem kristallinem Sandstein, dessen Gewicht etwa 40 Tonnen beträgt. Ursprünglich befand er sich im Flussbett des Taunton River bei Berkley, Massachusetts (ehemals ein Stadtteil von Dighton) befand. Einige Berühmtheit erlangte dieser Felsen aufgrund seiner Petroglyphen ("hauptsächlich Linien, geometrische Formen und schematische Zeichnungen von Menschen, zusammen mit verifizierten und nicht verifizierten Schriften" [1]) gravierten Entwürfen altertümlichen und ungesicherten Ursprungs (Abb. 2), und nicht zuletzt auch aufgrund der Kontroversen um deren Schöpfer.

Im Jahr 1963 entfernten Staats-Bedienstete während des Baus eines Kofferdamms den Stein zu seiner Erhaltung aus dem Fluss. Es wurde im Museum des nahe gelegenen Dighton Rock State Park, aufgestellt. (Abb. 3) 1971 wurde er in das National Register of Historic Places (NRHP) aufgenommen (Referenz-Nummer: 80000438). [2]

Abb. 2 Hier eine Nachzeichung der Glyphen auf dem Deighton Rock aus dem Jahr 1844 (Für eine vergrößerte Ansicht bitte das Bild anklicken!)

Wann genau der Deighton Rock von europäischen Siedlern entdeckt wurde, ist nicht bekannt. 1680 fertigte jedenfalls der englische Kolonist Rev. John Danforth eine Zeichnung der Petroglyphen an, die im Britischen Museum aufbewahrt wird. Seine Zeichnung widerspricht jedoch anderen Berichten und den heute erkennbaren Markierungen auf dem Felsen. [3] Anno 1690 beschrieb der Rev. Cotton Mather den Felsen in seinem Buch The Wonderful Works of God Commemorated als eines der "Wunder von Neuengland" und hob hervor, dass "kein lebender Mensch" wisse, wann die Zeichen und Bilder darauf angebracht wurden. [4]

Abb. 3 Der Deighton Rock als Exponat im Museum des Dighton Rock State Park

Auch Lewis Spence ging 1916 in seinem Buch The myths of the North American Indians kurz auf den Deighton Rock und die Frage nach dessen Entstehung ein. Lange sei von einem nordeuropäischen Ursprung ausgegangen worden, "und Rafn, der dänische Altertumsforscher, bezeichnete die Schriftzeichen, die er birgt, als runisch. Mit ähnlichem Scharfsinn sahen Court de Gébelin und Dr. Styles darin eine phönizische Inschrift." [5]

1912 schlug Prof. Edmund B. Delabarre vor, bei einem Teil der Inschrift handele es sich um eine - in einer Art verkürztem Latein verfasste - Hinterlassenschaft des portugiesischen Seefahrers Miguel Corte-Real, der 1501 auf einer Entdeckungsreise in nordamerikanischen Gewässern verschollen ist. Die Botschaft auf dem Felsblock, auf dem auch das Wappen Portugals angedeutet sei, laute (ins Deutsche übersetzt) wie folgt: "Ich, Miguel Cortereal, 1511. An diesem Ort wurde ich durch den Willen Gottes ein Häuptling der Indianer." [6]

Die bis dato jüngste kultur-diffusionistische (transozeanische präkolumbische Kontakte zwischen Menschen der Alten und der Neuen Welt voraussetzende) Interpretation stammt von Gavin Menzies, der in seinem 2002 erschienenen Werk 1421: The Year China Discovered America [7] die Annahme vertritt, die Petroglyphen vom Deighton Rock seien chinesischer Herkunft. [8]

Lewis Spence, dem wohl kaum eine grundsätzliche Aversion gegen kultur-diffusionistische Annahmen zur Vorgeschichte Amerikas zu unterstellen ist, schloss sich 1916 nichtsdestotrotz der nach wie vor gültigen fachwissenschaftlichen Mehrheitsmeinung an, welche die Urheberschaft 'zugereister' Besucher Amerikas ausschließt: "Es ist eigentlich ziemlich sicher, dass die Inschrift indianischen Ursprungs ist, da ähnliche Felsritzungen kreuz und quer über den ganzen nördlichen Subkontinent hinweg vorkommen." [9] Ob Spence dies in späterer Zeit noch ebenso selbstverständlich geäußert hätte, erscheint allerdings fraglich, und vor dem Hintergrund der Ergebnisse jüngerer epigraphischer Studien von DiffusionistInnen, wie Barry Fell, Donal Buchanan, Gloria Farley u.a. erscheint es keineswegs sicher, dass alle Felsritzungen amerinder Herkunft sind. Auch das Rätsel der Petroglyphen auf dem Deighton Rock muss somit als noch ungelöst gelten.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Kenneth L. Feder, "Encyclopedia of Dubious Archaeology: From Atlantis To The Walam Olum", Greenwood, 2010, S. 80. ISBN 978-0-313-37919-2
  2. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Dighton Rock" (abgerufen: 14. Mai 2020)
  3. Siehe: Kenneth L. Feder, op. cit. (2010)
  4. Siehe: Edward Brecher, "The Enigma Of Dighton Rock", Juni 1958, online bei: American Heritage (abgerufen: 14. Mai 2020)
  5. Quelle: Lewis Spence, "The myths of the North American Indians", London (George G. Harrap & Company), 1916, S. 16 (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  6. Quelle: Edmund B. Delabarre, "Dighton Rock A Study of the Written Rocks of New England", New York (Walter Neal), 1928, S. 181
  7. Siehe zur deutschsprachigen Fassung seines Buchs bei Atlantisforschung.de die Rezension von Dr. Horst Friedrich: "Gavin Menzies: 1421 – Als China die Welt entdeckte"
  8. Anmerkung: Zu einem prägnanter erscheinenden Beispiel für möglicherweis chinesische Glyphen im altertümlichen Nordamerika siehe bei Atlantisforschung.de: Bernhard Beier, "Die rätselhaften Petroglyphen Pennsylvaniens - Hinweise auf ein vergessenes prähistorisches Volk - und auf altertümliche Besucher aus Asien?"
  9. Quelle: Lewis Spence, op. cit. (1916), S. 16

Bild-Quellen:

1) Frank S. Davis (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Dighton Rock-Davis photograph.jpg
2) Metilsteiner (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:WHEATON(1844) p564 The Dighton Stone - 1830.jpg
3) Kenneth C. Zirkel (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Dighton Rock State Park, Berkley MA.jpg (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“)