Homo sapiens giganteus duplodontialis - in Minnesota

Die Clearwater-Skelette und eine mysteriöse Bestattungsform im präkolumbischen Nordamerika

Abb. 1 Auch in Minnesota wurden Bei Mound-Ausgrabungen Giganten-Skelette entdeckt. Die Abbildung zeigt Erdwerke im Indian Mounds Park, St. Paul. (Foto: Minnesota Historical Society)

(bb) Zwei kurze 'Informations-Schnipsel' aus der Literatur, auf die man bei moundbuilders.org [1] gestoßen ist, verweisen auf Funde riesenhafter, non-amerinder Skelette mit doppelten Zahnreihen in Minnesota. Bei Brad Steiger heißt es z.B. über eine dieser Entdeckungen: "In La Crescent, Minnesota, nicht weit von Dresbach, fanden Mound-Gräber, wie berichtet wird, große Skelette und >Knochen von Menschen von gewaltiger Statur<. Drüben in Chatfield wurden Mounds ausgegraben, wobei sechs Skelette von enormer Größe zum Vorschein kamen." [2]

Die zweite Fundmeldung, die von den amerikanischen Kollegen dokumentiert wurde, ist auch wegen einer Besonderheit der geschilderten Bestattungs- Form bemerkenswert. Sie zitieren dabei den Autor Brad Steiger folgendermaßen: "Ungewöhnlich große Skelette von sieben Leuten, die mit dem Gesicht nach unten beerdigt wurden, entdeckte man bei Clearwater. Die Schädel der letztgenannten hatten, wie es heißt, fliehende Stirnen und Zähne, die ringsherum doppelt waren." [3] Diese mysteriöse Form des Begräbnisses eines Riesen "mit dem Gesicht nach unten" muss zu denken geben. Doch dazu gleich mehr.

Bei Paranormal BUFO Radio wird nun interessanter Weise noch eine weitere Fund-Meldung aus der Gegend von Clearwater erwähnt, die ursprünglich aus der St. Paul Pioneer Press stammt. Das Blatt berichtete 1888: "Sieben Skelette wurden in einem Grab-Mound nahe Clearwater in Minnesota entdeckt. Sie hatten doppelte Zahnreihen im Ober- und Unterkiefer und waren in sitzender Position beerdigt worden, mit dem Gesicht zum See hin. Die Stirnen waren ungewöhnlich niedrig und abfallend, mit hervortretenden Brauen." [4]

Ist diese zweite Meldung lediglich eine ältere, abweichende Version des Fundberichts von Steiger? Man mag zunächst geneigt sein, dies anzunehmen, da in beiden Fällen von SIEBEN Exemplaren des von uns als 'Homo sapiens gigantus duplodontialis' bezeichneten Riesen-Typus die Rede ist, die in der Nähe der selben kleinen Ortschaft in Minnesota gemacht worden sein sollen. Lediglich in der Beschreibung der Position, in welcher die Specimen aufgefunden - und mit mehr oder weniger Sicherheit auch bestattet - wurden, unterscheiden sich die beiden Zitate inhaltlich. Eine Verwechslung oder Verfälschung in einem der beiden Texte erscheint also durchaus naheliegend.

Während die sieben Skelette von Clearwater bei Steiger als "mit dem Gesicht nach unten" liegend beschrieben werden, waren die Exemplare aus der St. Paul Pioneer Press in "sitzender Position [vergl. Abb. 2] beerdigt worden", wobei der Zusatz "mit dem Gesicht zum See" diese Information zusätzlich unterstreicht, und einen simplen Irrtum bei der Wiedergabe wenig wahrscheinlich erscheinen lässt. Zudem können die KollegInnen von Paranormal BUFO Radio eine überprüfbare historische Zeitungs-Meldung aus dem Jahr 1888 als Original-Quelle vorweisen, während uns Steigers Quellen - zumindest derzeit - nicht bekannt sind.

Abb. 2 Dieses Segment aus dem Panorama-Gemälde von I.J. Egan (um 1850) zeigt im Querschnitt dieses Mounds viele, liegend zur 'letzten Ruhe' gebettete Tote und einen zentralen "Wächter" in sitzender Position.

Des weiteren könnte man einwerfen, dass die Bestattung von Toten in sitzender oder hockender Position seit Jahrtausenden bei nordamerikanischen Natives praktiziert wurde, und im übrigen auch durchaus üblich bei Begräbnissen der von uns vorausgesetzten, nicht amerinden Giganten war, wie zahlreiche im Rahmen dieser Betrachtung vorgestellte Fundberichte bzw. -meldungen zeigen. Natürlich gilt dies auch für die liegende Bestattung von amerinden wie nicht-indianischen Präkolumbiern, doch praktisch alle bekannten Funde dieser Art präsentieren sich in Rückenlage (Ruhestellung) oder Seitenlage (Embryonalstellung, siehe z.B. die Fawn Hoof Mumie aus Kentucky), eine BAUCHLAGE ist jedoch äußerst ungewöhnlich.

Die Vermutung, dass Steiger - oder seine Quelle - hier etwas durcheinander gebracht, verwechselt oder verfälscht hat, ist aber nur dann naheliegend, wenn wir uns gedanklich von vorneherein darauf festlegen, dass es sich - Authentizität und Validität der beiden Meldungen vorausgesetzt - nur um e i n e n historischen Fund gehandelt habe, über den zwei abweichende Meldungen vorliegen. Wenn wir jedoch auch an den 'Geköpften Riesen von Aztalan', Wisconsin (Abb. 3), oder die Fund-Meldung von Edgemond (Illinois?) aus dem Jahr 1931 denken (vergl. dazu den Abschnitt: Inkompetenz wird zum Argument: Die 'Kerry´sche Fehlmessung' des Beitrags Riesen in Nordamerika: (K)ein Streitpunkt für Archäologen? (1. Teil)), erscheint die von Steiger beschriebene Bauchlage der sieben Riesen-Skelette in einem anderen Licht.

Auch in der "History of Cattarugas County" (Limestone Creek Areal, im Staate New York) aus dem Jahr 1879 wird ein solcher Skelett-Fund erwähnt, (siehe: Riesenfunde - im Staate New York): "Bei der Examinierung", schrieb damals ein Augenzeuge, "stellten sie sich als vollständige Skelette heraus, die dort in drei oder vier Fuß Tiefe, mit den Gesichtern nach unten und den Köpfen nach Osten, abgelegt worden waren. Ein bemerkenswertes Charakteristikum dieser Skelette waren ihre enormen Proportionen. Verglichen mit meiner eigenen Statur und physischer Ausformung müssen sie in der Tat Riesen gewesen sein![5]

Abb. 3 Der geköpfte Riese von Aztalan, Wisconsin, wurde offenbar - wie, nach Steiger, die Clearwater-Skelette - mit dem Gesicht nach unten beerdingt. Sollte damit verhindert werden, dass seine Seele "in den Himmel" gelangte?

Nach Ansicht des Verfassers erscheint gerade die Seltenheit solcher Bestattungen in "Bauchlage" auch als ein Kriterium zur Bewertung der Authentizität der Meldungen über 'Riesen'-Funde, da sie die Möglichkeit minimiert, dass die Berichterstatter - anderswo aufgeschnappte - Inhalte zur Abrundung fiktionaler, erdachter Fundberichte verwendet haben; oder anders formuliert: Es erscheint höchst unwahrscheinlich, dass sich mindestens vier Personen, völlig unabhängig voneinander, die gleiche ungewöhnliche - und ihnen völlig kulturfremde - Bestattungsform 'aus den Fingern gesaugt' haben!

Was offen bleibt, ist die Frage nach dem Sinn und Zweck dieser ungewöhnlichen Bestattungen. Dazu erlauben wir uns hier die folgende Spekulation, die von der Feststellung ausgeht, dass auch bei vielen prähistorischen Nordamerikanern einen Sonnenkult bzw. eine frühe Religion gab, bei der die Verehrung des Himmels und der lebensspendenden Sonne im Mittelpunkt stand. Eine ganze Reihe archäologischer Funde in Nordamerika legen nämlich nicht nur - wie in Europa (vergl. z.B.: 'Stonehenge' in Deutschland: Das Steinzeit-Observatorium von Goseck) - eine sehr frühe, systematische Beobachtung der Sonne nahe, die im Bau von Observatorien (siehe etwa: Poverty Point - Das irdene Stonehenge von Louisiana von William R. Corliss) und in der Herstellung von Kalendersteinen ihren Ausdruck fand; sie lassen auch Rückschlüsse auf kulturelle und speziell religiöse Besonderheiten amerinder und anderer Präkolumbier zu.

Dass es auch religiöse Aspekte des intensiven Verhältnisses präkolumbischer Nordamerikaner zu unserem Zentral-Gestirn gab, machen komplexe Sonnentempel, wie z.B derjenige im Henry County (siehe: Das Erbe der Riesen im Henry County - Menschliche Giganten im präkolumbischen Indiana), aber auch die vorgefundenen Bestattungsformen aus post-archaischen Perioden deutlich. Die Verstorbenen wurden nun nämlich nicht mehr vorwiegend in Seitenlage mit angezogenen Beinen begraben, sondern in Rückenlage - mit dem Gesicht zum Himmel - zur 'letzten Ruhe' gebettet. Ihre Seelen, so dürfen wir annehmen, sollten nun nicht mehr in den 'Schoß der Erde' zurückkehren, sondern, dem Licht entgegen, in himmlische Gefilde eingehen. [6]

Die Vermutung liegt nahe, dass einzelnen Toten (offenbar sehr wenigen!) diese 'Reise ins Licht' - oder auch eine Reinkarnation? - unmöglich gemacht werden sollte, in dem man sie u.a. so bettete, dass sie ins Dunkel der "Unterwelt" blickten. Dass anscheinend gerade riesenwüchsige Tote in dieser Weise "bestraft" wurden, lässt möglicherweise auf ein gespanntes Verhältnis der Protagonisten jener Sonnenkulte zu den einst mächtigen und gefürchteten Riesen sowie zu deren assimilierten Nachfahren in den neu entstandenen Amerind-Kulturen schließen. Oder hatten die so bestatteten 'Riesen' etwa gravierende Tabubrüche, wie z.B. Kannibalismus (siehe dazu: Riesen in den Legenden nordamerikanischer Indianer), begangen, um aus Sicht der Priesterschaft dieses Schicksal zu verdienen? [7]


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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: moundbuilders.org war eine, fast legendäre, Webseite aus den USA, deren unbekannte Macher/innen Anfang des Millenniums als erste mit einer umfassenden Zusammenstellung historischer Riesenfunde in Nordamerika begannen, aber auch das Phänomen der prähistorischen Riesen in aller Welt (vor allem in Britannien) thematisierten. Vermutlich war moundbuilders.org die erste - im engeren Wortsinn - gigantologische Webseite überhaupt. Während die dort gesammelten Informationen zum letztgenannten Bereich mit der unvermittelt erfolgten Abschaltung der Seiten vor einigen Jahren vermutlich verloren gingen, wurde der damalige Bestand an Meldungen und Berichten zu Nordamerika, ins Deutsche übersetzt, zum Grundstock des bei Atlantisforschung.de vorgestellten Kompendiums, das inzwischen massiv ausgebaut werden konnte.
  2. Quelle: Brad Steiger, Worlds Before Our Own, nach http://moundbuilders.org/allegewi-giants/allegewi-giants-gazetteer/double-rowed-teeth-giants.htm (nicht mehr online)
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: o.A., St. Paul Pioneer Press, 29. Juni 1888, nach Paranormal BUFO Radio, http://www.burlingtonnews.net/giants3.html
  5. Quelle: Anonymus, "History of Cattarugas County", Ellis, 1879; nach moundbuilders.org - Discovering and Preserving America's Past, New York Giants (These Giants don't play baseball!), online unter http://moundbuilders.org/allegewi-giants/allegewi-giants-gazetteer/new-york-giants.htm
  6. Anmerkung: Da wir von transatlantischen Kontakten und Migrationen während paläolithischer, mesolithischer und neolithischer Epochen ausgehen, setzen wir auch für Nordamerika eine Ablösung matriarchaler durch patriarchale Kulturen und die Verdrängung der alten "Erdmutter" durch männliche Haupt-Gottheiten voraus.
  7. Anmerkung: Eine europäische Analogie zu diesem Umgang mit den Leichen von Riesen, der eine seltsame Mischung aus Respekt und Angst bzw. Verachtung anzuzeigen scheint, könnten möglicherweise auch die gigantischen Särge aus der Unterwelt Sakkaras in Ägypten darstellen (siehe: 'Homo sapiens giganteus orientalis' - Die Riesen des Alten Testaments und der Apokryphen, Abschnitt: Die Riesen-Särge von Sakkara).

Bild-Quellen:

1) From Site to Story, unter: http://www.fromsitetostory.org/tcm/21ra0010indianmp/21ra0010indianmp.asp
2) Dale R. Broadhurst Sites, unter: http://solomonspalding.com/SRP/saga2/sagawt0a.htm
3) Frank Joseph, Atlantis in Wisconsin - New Revelations About Lost Sunken City, Galde Press Inc., Lakeville, USA, 1998, S. 71