Sintflut-Impakt und Massensterben

von Edith Kristan-Tollmann und Alexander Tollmann (1992)

Abb. 1 Hier ein Blick auf die Flanke einer sehr massiven, unter mega-katastrophischen Umständen am Ende der jüngsten Eiszeit entstandenen Muck-Schicht aus mit Schlamm vermischen pflanzlichen und tierischen Überresten auf der Fundstätte von Cripple Creek in Alaska. (Foto: Loren Eiseley, 1943)

Nach dem ungeheuerlichen Chaos angesichts des unabsehbaren Leichenfeldes, das die Sintflut auf der ganzen Erde hinterlassen hat, schildern die nur ganz ganz spärlich überlebenden Menschen selbst, wie hart gerade auch ihre Rasse am Rande einer totalen Ausrottung gestanden war. Immer wieder wird darauf hingewiesen, daß es fast nur die Höhlen waren, die Rettung vor Flut, Feuer, Weltorkan, Sintfrost, vor Gift- und Säureregen und anderem Unbill gebracht haben — in der Alten Welt ebenso wie jenseits des Atlantiks. Die Bilder in den Schilderungen der Überlebenden gleichen einander völlig: „Ich aber durchfuhr das Meer, laut klagend, daß die Stätten der Menschen in Schlamm verwandelt waren, wie Baumstämme trieben die Leichen umher", sagt der chaldäische Bericht aus Babylonien [1], und: „nur Lehm blieb im ganzen Land... alle Arten Bäume waren durch den Strudel des Wassers ausgerissen worden. Und die Leiber der Menschen, Tiere, Vögel, Schlangen, alles war durch den Wirbel der See verschlungen worden", lautet das Gegenstück von den Indianern aus Britisch Kolumbien [2].

Während nur wenige spezielle Anmerkungen über das Massensterben der Tiere bei diesem Weltdesaster auf uns gekommen sind, weil die Überlebenden wohl viel zu sehr mit ihrem eigenen Schicksal beschäftigt gewesen waren, als rote Listen über das Artensterben anzulegen, ist seit langem die Aussterbewelle unter den Großsäugetieren des Festlandes an der Wende vom Pleistozän zum Holozän, also vor rund zehn Jahrtausenden, in der Wissenschaft bekannt, erforscht, diskutiert, aber in ihrer Ursache bis heute nicht geklärt.

Abb. 2 Historische Aufnahme des mumifizierten Kadavers eines Fellnashorns, welcher 1929 in Starunia in der heutigen Ukraine entdeckt wurde

Ohne hier wiederum auf Details eingehen zu können, soll doch folgendes festgehalten werden. Beim Übergang vom Pleistozän zum Holozän verschwanden relativ kurzfristig die eiszeitlichen Großformen der Steppe, wie Mammut, Fellnashorn (Abb. 2), Steppenwisent, Riesenhirsch, Wildpferd, Wildesel, aber auch Höhlenbär, Höhlenlöwe und Höhlenhyäne und zahlreiche andere jungeiszeitliche Formen. Keine einleuchtende Ursache hierfür konnte bisher gefunden werden. Die Theorie vom Klimawechsel von der Kalt- zur Warmzeit ist als Erklärung absolut ungeeignet, da ja innerhalb des Pleistozäns ein 17maliger Wechsel von Kalt- und Warmzeiten stattfand und nirgends ein auch nur entfernt vergleichbares Aussterben bewirkte. Absolut unzutreffend ist ferner die in den letzten Jahrzehnten von P. S. MARTIN [3] mit enormem Eifer propagierte, von ihm wiederentdeckte und mit dem modernen Namen „Blitzkrieg-" oder „Overkill-Theorie" belegte Hypothese, daß der Mensch als Jäger Ursache dieser kurzfristigen Ausrottung gewesen sei.

Diese Theorie ist bereits von H. HOWORTH [4], erst recht aber in der Zeit von MARTIN stichhaltig widerlegt worden [5]. Allein schon der eine Umstand unter vielen, daß bei diesem großen Aussterbeevent am Beginn des Holozäns neben jagdbaren Tieren ebenso zahlreich Nichtjagdtiere ausstarben, widerlegt die Predator-Theorie MARTINS. Da nützt es auch nichts, wenn P. S. MARTIN [6] die Vorstellung der Beteiligung eines Impaktes an diesem Aussterbeszenario weit von sich schiebt, um die Blitzkriegtheorie zu retten. Heute ist dieser Impakt vor fast zehn Jahrtausenden nachgewiesen und ist gerade bei der zuvor geschilderten enormen Umweltvergiftung durch Toxika, Säuren, Gase, Strahlen und Radioaktivität dieses Ereignis sehr wohl als wesentlich in die Überlegungen einzubeziehen.

Abb. 3 Die „Overkill-Theorie", nach welcher die endpleistozäne Megafauns vom Menschen ausgerottet wurde, darf seit Jahrzehnten als widerlegt gelten. (Bild: Amerikanische Ureinwohner belauern ein Glyptodon; Gemälde von Heinrich Harder, vermutl. 1920

Trotzdem besteht hierzu nach heutigem Kenntnisstand noch eine gewisse Diskrepanz in zeitlicher Hinsicht. Nach den amerikanischen Autoren liegt die auch von ihnen angenommene maßgebende Katastrophe für die Tierwelt nach Radiokarbon-Messungen in der Zeit um 11000 -10 000 vor heute, also deutlich genug gerade noch vor dem in der Mitte des zehnten Jahrtausend stattgehabten Sintflutimpakt. Die klassische Handhabung der C14-Methode ist aber, wie immer weitere neue Arbeiten zeigen, gerade für diese Zeit nur mehr mit sehr großem Vorbehalt für eine exakte Datierung einsetzbar, da die Schwankungen der C 14-Produktion in der Atmosphäre die Werte kräftig verfälscht haben. Das hat H. SUESS [7] im Vergleich zur Dendrochronologie zeigen können. Die laufenden Arbeiten von B. BECKER et al. (1991) werden hier in Kürze wesentlich exaktere Alterseinstufungen ermöglichen. Derzeit aber gilt noch immer, was einer der führenden Forscher auf dem Sektor der Radiokarbondatierung, Th. W. STAFFORD [8] vom Geochronologischen Institut von Colorado mitteilt: „Das Aussterbe-Ereignis ist nicht präziser als mit 1000 bis 1500 Jahren datiert" und „C 14-Daten von Knochen sind oft mit Fehlern von 2000 bis 5000 Jahren behaftet." Und der Eiszeitforscher H. LIEDTKE [9] formuliert noch lapidarer: „Die einst ganz berühmte C-14-Methode ... wird bei Datierungen von Zeiträumen über 10000 Jahren unzuverlässig."

Trotz alldem sollten neue radiometrische Datierungen des Mammut-Aussterbens zu denken geben: Während die amerikanischen Autoren auch das wollhaarige Mammut Sibiriens ganz ihrem Konzept entsprechend vor 11000 Jahren aussterben ließen [10], haben die modernen russischen Datierungen an reichem Material von Weichteilen sibirischer Mammuts gezeigt, daß das letzte, jüngste Mammut der Erdgeschichte, jenes Jungmammut vom Yuribey-Tal in Westsibirien, nach der Radiokarbonbestimmung seines erhaltenen weichen Gewebes ein Alter von 9600 +300 Jahre vor heute ergibt. Das ist wahrlich eine zufriedenstellende Übereinstimmung mit dem Sintflutdatum, das wir nach den dendrochronologischen Aussagen, kombiniert mit dem markanten C 14-Event, in die Zeit um 9545 vor heute verlegen müssen (S. 47). Eine gute Treffgenauigkeit des radiometrisch neu datierten Mammut-Aussterbens bei Berücksichtigung der ja mitangeführten Fehlergrenze. Es scheint, daß G. CUVIER wieder einmal auch in dieser von ihm so estimierten Frage über die Kombination vom Mammut-Aussterben und dem Fimbulwinter, der nach Aussage der Edda genau damals die hohen Breiten unter ein permanentes Leichentuch gelegt hatte, Recht behalten soll.



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Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Edith Kristan-Tollmann und Alexander Tollmann ist ihrem Papier Der Sintflut-Impakt The Flood impact entnommen (Abschnitt n: "Das Massensterben"), das in den Mitteilungen der österreichischen geologischen Gesellschaft 84, Wien, Juni 1992, S. 1-63, erstveröffentlicht wurde. Redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de, Publikation mit freundlicher Genehmigung von Herrn Raoul Tollmann, dem Sohn und Erben der beiden AutorInnen.

Fußnoten:

  1. Siehe: R. ANDREE, "Die Flutsagen, ethnographisch betrachtet" — XI, 152 S., Braunschweig (F. Vieweg), 1891, S. 6
  2. Siehe: J. RIEM, "Die Sintflut in Sage und Wissenschaft" — 196 S., 2 Abb., 1 Kt., Hamburg (Agentur d. Rauhen Hauses) 1925, S. 90
  3. Siehe: P. S. Martin, "Prehistoric overkill", in: P. S. MARTIN & H. E. WRIGHT Jr. (Hrsg.), "Pleistocene extinctions, the search for a cause", 75-120, 4 Abb., 6 Tab., New Haven (Yale Univ. Press) 1967; sowie: P. S. Martin, "Refuting Late Pleistocene Extinction Models", in: D. K. ELLIOTT (Hrsg.), "Dynamics of Extinctions", 107-130, 10 Abb., 3 Tab., New York (J. Wiley) 1986; sowie: P. S. Martin, "Who Or What Destroyed Our Mammoths?", in: L. D. AGENBROAD et al. (Hrsg.), "Megafauna and Man", 109-117, 6 Abb., 1 Tab., Hot Springs (Univ. Flagstaf) 1990
  4. Siehe: H. H. HOWORTH, "The Mammoth and the Flood" — XXXII, 464 S., London (Sampson Low et al.), 1887, S. 172
  5. Vergl. K. KOWALSKI, "The Pleistocene extinction of Mammals in Europe", in: P. S. MARTIN & H. E. WRIGHT (Hrsg.): "Pleistocene Extinctions", 349-364, 6 Abb., New Haven etc. (Yale Univ. Press), 1967, S. 356; bis U. Jux, "Faunen des quartären Eiszeitalters", in: H. LlEDTKE (Hrsg.), "Eiszeitforschung", 91-107, 4 Abb., Darmstadt (Wiss. Buchges.), 1990, S. 105
  6. Siehe: P. S. MARTIN, 1986, S. 110
  7. Siehe: H. E. SUESS, "Der radioaktive Kohlenstoff in der Natur" — Endeavour, 32, Nr. 115, 34-38, 3 Abb., Oxford-London 1973, S. 36 f.; sowie: Derselbe, "Radiocarbon in Tree Rings", in: "Solar-Terrestrial Relationships and the Earth Environment in the Last Millenia, 199-204, 3 Abb., Bologna (Soc. ital. di Fisica), 1988, S. 199 f.
  8. Siehe: Th. W. STAFFORD, "Late Pleistocene Megafauna Extinctions and the Clovis Culture", in: L. D. AGENBROAD et al. (Hrsg.), "Megafauna and Man", 118-122, 4 Abb., 3 Tab., Hot Springs (Univ. Flagstaff) 1990, S. 118
  9. Siehe: H. LIEDTKE (Hrsg.), "Eiszeitforschung", 91-107, 4 Abb., Darmstadt (Wiss. Buchges.), 1990, S. 44
  10. Siehe: N. OWEN-SMITH, "Pleistocene extinctions: The pivotal role of megaherbivores" — Paleobiology, 13 (3), 351-362, 3 Abb., Davis/California, 1987, S. 353

Bild-Quellen:

1) Loren Eiseley, Naturkundlerin, 1943; nach: Ivar Zapp und George Erikson, "Atlantis in America - Navigators of the Ancient World", Adventures Unlimited Press, 1998, S. 71
2) Jesse Earl Hyde et al. (The Jesse Earl Hyde Collection, Case Western Reserve University, Department of Geological Sciences) bei Wikimedia Commons, unter: File:Coelodonta.jpg
3) Heinrich Harder (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Glyptodon old drawing.jpg