Kartographiehistorik: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 22. Juni 2017, 15:29 Uhr

Die vier großen kartographischen Rätsel der Weltgeschichte

von Dr. Dominique Görlitz

Abb. 1 Die Waldseemüller-Karte aus dem Jahr 1507. Sie stellt erstmals die Neue Welt als eigenständige Landmasse mit dem Pazifik dar.

Die Geschichte unserer eigenen, neuzeitlichen Kartographie beginnt eigentlich erst relativ spät im Zuge der so genannten eurpäischen Entdeckungsreisen. [1] Dabei haben sich vier Kartenwerke einen besonderen Ruf als "Rätsel der Kartographie" erworben:

  • die Finaeus-Karte von 1531 (Abb. 2) stellt erstmals die Antarktis komplett 250 Jahre vor ihrer Entdeckung dar.
Abb. 2 Die Finaeus-Karte aus dem Jahr 1531. Sie stellt erstmals die Antarktis dar.
  • der Gothaer Marmorglobus von 1533 (Abb. 3) stellt ebenfalls die Antarktis dar und zeigt eine detailgetreue Darstellung Südamerikas mit der richtigen Nordostausrichtung des Amazonas.

Diese vier kartographischen Werke aus dem 16. Jahrhundert geben uns Rätsel auf. Die großen Kontinente sind in ihrer nahezu richtigen Lage gezeichnet und sie sehen zudem erstaunlich modern aus. Man sollte erwarten, dass spätere Karten diese Darstellungsweise noch erhblich verbessern. Doch hierin liegt eines der großen Rätsel der Kartographiegeschichte, denn dem ist nicht so! Ob es Kommunikationsschwierigkeiten oder Probleme bei der Beschaffung gezielter Informationen waren, es sollten noch bis zu 250 Jahre vergehen, ehe die europäischen Kartographen die Antarktis mit der Exaktheit darstellten, wie es die Finaeus-Karte bereits 1531 offenbarte. [2] Lagen den frühen Kartographen unbekannte antike, vielleicht sogar prähistorische Quellen vor?

Wie sonst ist der Umstand zu erklären, dass die Kartographen unmittelbar nach der Entdeckung der Neuen Welt die Westküste Südamerikas darstellten, obgleich europäische Seefahrer deren Küstenverlauf erst Jahrzehnte später erkundeten? Möglicherweise werden diese Hypothesen bereits wieder in den nächsten Jahren durch völlig neue Forschungen widerlegt. Doch nach dem gegenwärtigen Wissensstand klafft eine große Lücke zwischen den frühen kartographischen Darstellungen und den tatsächlich verbürgten Entdeckungsreisen der Portugiesen und Spanier. Hierin liegt die Faszination des Studiums der Anfänge der europäischen Kartographiegeschichte, weil sie eventuell einen Hinweis von Beweisbarkeit liefert, dass die Entdeckergeschichte möglicherweise ganz anders verlief.


Beiträge zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de

Abb. 3 Der Marmorglobus von Gotha aus dem Jahr 1533 mit einer realistischen Darstellung der Antarktis.


Anmerkungen und Quellen

Goerlitz Cover.jpg
Deser Beitrag von Dr. Dominique Görlitz (©) wurde seinem Buch " Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte" (Abb. 4), Erstausgabe 2011, S. 7-10 entnommen, das 2013 in einer überarbeiteten Fassung mit geändertem Untertitel neu veröffentlicht wurde. [3]

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Populärwissenschaftlich wird diese Epoche auch als Zeitalter der Entdeckungen' bezeichnet.
  2. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: "Orontius Finaeus ... und seine mysteriöse Weltkarte von 1531 (red)"
  3. Siehe: Dominique Görlitz, "Ungelöste Rätsel der Entdeckergeschichte - Kam Kolumbus 15.000 Jahre zu spät?", 96 S., Softcover, 2. erweiterte Auflage, 2013 16,80 €

Bild-Quellen:

1) Aandromeda bei Wikimedia Commons, unter: File:Waldseemüller world map 1508.jpg
2) Seebeer bei Wikimedia Commons, unter: File:Doppelherzförmige Weltkarte 1531.jpg
3) Bild-Archiv Dominique Görlitz
4) Bild-Archiv Atlantisforschung.de