Typhon (Typhoeus)

Bedeutung

(red) Unter Typhon - auch: Typhoeus, Theu-phon, Typhāon, Thyhos, Typhōeus - versteht man:

1) In der Mythologie:

Abb. 1 Eine Darstellung des mythischen Typhon aus Athanasius Kirchers Oedipus Aegyptiacus (1652-1654)

a) Bei den alten Ägptern war Typhon (Seth) (Abb. 1), wie es im Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon von 1841 u.a. heißt, eine Gottheit, "in der sie sich zunächst alles Schädliche und Feindliche personificirt dachten, was die Natur für sie hatte, wie z.B. vorzugsweise den aus der Wüste her wehenden, Alles verdorrenden Samum. Die Fabelgeschichte nennt ihn den Bruder des gütigen Königs Osiris (s.d.), aber auch zugleich dessen erbitterten Feind. Die Fabelgeschichte nennt ihn den Bruder des gütigen Königs Osiris (s.d.), aber auch zugleich dessen erbitterten Feind. Als Osiris von seiner Reise durch die Länder der Erde zurückkehrte, ward er vom T. überfallen und ermordet, des Osiris Sohn Horus aber, welchem T. die Thronfolge streitig machen wollte, besiegte diesen, nahm ihn gefangen und übergab ihn seiner Mutter Isis, die ihn jedoch freiließ. Horus fuhr aber fort, ihn zu bekämpfen und T. kam endlich in einer Schlacht gegen ihn um. [...] Um seine Feindschaft abzuwenden, ward er in besondern, davon Typhonia genannten Räumen einzelner Tempel verehrt und man opferte an dunkeln Orten unter Verwünschungen ihm geweihte Thiere, um eingebrochene Landplagen aufhören zu machen. Die Quelle dieser ägypt. Fabel vom T. hat man im südl. Asien gesucht, gleich der vom Typhon, Typhaon und Typhos der griech. Mythologie..." [1]

Abb. 2 Zeus im Kampf mit dem monströsen Typhon (Schwarzfigurige Hydria, ca. 550 v. Chr.)

b) In den griechischen Mythen war Typhon [2], laut Pierer's Universal-Lexikon von 1864, "der jüngste Sohn des Tartaros u. der Gäa, Ungeheuer mit 100 Schlangenköpfen, feurigen Augen, schwarzen Zungen, furchtbarer, bald dem Löwengebrüll, bald dem Schlangenzischen ähnlicher Stimme. Sein Sitz war in Arima, wo er mit Echidna den Orthros, Kerberos, die Chimära u. Lernäische Hydra, nach Ein. auch den Hesperischen Drachen u. den Nemäischen Löwen zeugte. Als er mit Zeus über die Weltherrschaft stritt, wurde er von demselben getödtet u. in den Tartarus od. unter die Arimischen Berge geworfen. Nach späteren Mythen sollte ihn Here ohne Vermischung mit einem Mann geboren haben u. seine Wohnung in Kilikien, od. an dem Kaukasus, od. an dem thracischen Hämos sein. Er war oben menschlich gebildet u. so groß, daß er bis an die Sterne, mit den ausgedehnten Händen von Abend bis nach Morgen reichte; Hände u. Unterleib endigten sich in Schlangen, der Körper war geflügelt. Vor seinem Anblick flohen alle Götter nach Ägypten u. verwandelten sich in Thiergestalten; Zeus aber verfolgte ihn, am Berg Kasios wurden beide handgemein u. Zeus überwältigt, gefangen,u. in die Korykische Höhle gesperrt; doch heilten Ägipan u. Hermes den Zeus wieder, worauf er den T. von Neuem verfolgte, bei Nysa u. am Hämos besiegte (Abb. 2), tödtete u. dann auf Sicilien begrub, wo er durch seine, im Tode noch fortdauernden krampfhaften Bewegungen die Erdbeben [... und] durch Ausspeien von Feuer die Auswürfe des Ätna bildet." [3]

2) In der neo-katastrophistischen (alternativen) Erd- und Menscheits-Geschichtsforschung:

Abb. 3 Hier die künstlerische Darstellung eines Exoplanten. Ein solcher, als Typhon bezeichneter Körper könnte als Irrläufer in unser Sonnensystem geraten sein und auf der Erde kataklysmische Ümwälzungen verursacht haben.

a) Typhon ist in diesem Bereich - etwa bei Hans J. Andersen [4] und Horst Friedrich [5] - die Bezeichnung für einen hypothetischen Irrläufer-Exoplaneten (Abb. 3) von enormer Größe, der in junger oder jüngster erdgeschichtlicher Vergangenheit ins Sonnensystem eingedrungen sein und für einen gewissen Zeitraum eine kometenartige, stark elliptische Umlaufbahn eingenommen haben könnte. Bei seinem periodischen Eindringen in innere Sonnensystem könnte dieser Mega-Planet - bei Friedrich: »Quasi-"Typhon"« - gegebenenfalls aufgrund seiner Gravitation wiederholt für enorme Turbulenzen gesorgt haben. Möglicherweise sei die Venus als Mond des Quasi-"Typhon" von ihm mitgebracht worden, löste sich dann aber aus seinem Gravitationsfeld und wurde zum zweiten Planeten unserer Sonne. Im Rahmen dieses Szenarios dürften auch, von Typhon 'mitgeschleppte', Kometen-Fragmente oder Planetoiden auf der Erde eingeschagen sein und weitere Mega-Katastrophen ausgelöst haben. Die irdischen Spuren dieser Ereignisse seien dann von den seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts aktualistisch geprägten Fachwissenschaften als Hinterlassenschaften eines 'Großen Eiszeitalters' (Pleistozän) fehlinterpretiert worden. [6]

Was den vermuteten kosmischen Störenfried betrifft, so sei dieser zu guter Letzt möglicherweise auf eine andere Bahn abgelenkt worden, die ihn wieder zurück in die Weiten des Weltalls beförderte. Sollte der hyothetische Quasi-"Typhon" unser Sonnensystem tatsächlich für geraume Zeit in Unordnung gebracht haben, so dürfte die letztgenannte Überlegung wohl zutreffen, da mit astronomischen Mitteln 'weit und breit' nichts von ihm zu erkennen ist. (Vergl. auch: Phaeton, Tiamat und Nibiru)

b) Für den Atlantisforscher Jürgen Spanuth repräsentierte Typhon - neben Phaeton, Sekhmet, Anat und Tistrya - die von Kulturen des Altertums mythisierte Erinnerung an den Impakt eines Kometen, der die end-bronzezeitliche Klimakatastrophe, die Verwüstung Ur-Athens und die Vernichtung von Atlantis verursachte. [7]

3) In der Astronomie:

a) Der Name eines von insgesamt sechs - vermeintlichen! - "neuen", in etwa erdgroßer Hauptplaneten des Sonnensystems, deren Entdeckung der Meteorologe C.D. Gerdum 1m Jahr 1811 für sich in Anspruch nahm. Besagte "Entdeckung" soll allerdings bereits um das Jahr 1808 herum erfolgt sein [8] Der von Gerdum Thyphon getaufte Phantomplanet soll die Sonne zwischen Saturn und Uranus umkreisen. [9] [10] Astronomen haben aber nie irgendeine Spur von ihm ausgemacht.

b) (42355) Typhon ist ein Asteroid der Zentauren-Gruppe, einer Klasse von Asteroiden und Kometen, die sich zwischen Jupiter und Neptun um die Sonne bewegen. Dieser kosmische Körper, der über einen eigenen kleinen Trabanten namens Erechnida verfügt, wurde am 5. Februar 2002 im Rahmen des NEAT-Programms am Palomar-Observatorium entdeckt. [11]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841, S. 505-506, unter "Typhon" (online bei Zeno.org; abgerufen: 06. Januar 2020)
  2. Anmerkung: Über den Namen des griechischen Typhon lesen wir in Benjamin Hederichs Werk "Gründliches mythologisches Lexikon" von 1770: "Dieser ist wohl ursprünglich ägyptisch, und kann nach solcher Sprache aus Theu, der Wind oder Geist, und ph-hou, böse oder schädlich, zusammen gesetzet seyn; da denn Theu-ph-hou einen bösen oder schädlichen Wind bedeutet. Hiervon haben denn die Griechen leicht ihren Typhoeus machen können. Iablonski Panth. ægypt. l. V. c. 2. §. 14 & 18. Da aber auch im Aegyptischen phon umkehren, umstürzen, und pheh oder phoh verderben heißt, so könnte er leicht Theu-phon, ein umkehrender Wind, umstürzender Geist, oder Theu-phoh, ein verderbender Geist, heissen. Id. ib. §. 21. p. 97." (Quelle; abgerufen: 06. Januar 2020)
  3. Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 90-91, unter: "Typhon (1)" (online bei Zeno.org; abgerufen: 06. Januar 2020)
  4. Siehe: Hans J. Andersen, "Polsprung und Sintflut", Bochum, 1992.
  5. Siehe: Horst Friedrich, "JAHRHUNDERT-IRRTUM 'EISZEIT'", 2010; Erstveröffentlichung: Hohenpreißenberg (Efodon), 1997
  6. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de: Dr. Horst Friedrich, "Ein katastrophistisches Szenario für das 'Pleistozän'" (Auszug aus: JAHRHUNDERT-IRRTUM 'EISZEIT'); sowie: Derselbe, "Die Eiszeit: nur eine ausgedachte Story?" (1996)
  7. Siehe: Jürgen Spanuth, "Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland", Tübingen, 1976, S. 282-283
  8. Quelle: "Die Entdeckung von sechs neuen Hauptplaneten in unserem Sonnensysteme, auf meteorologischem Wege, durch C.D. Gerdum", in: Oken (Hrsg.), Isis - oder Encyclopädische Zeitung, Jahrgang 1818, Erster Band, Heft I - VI, Jena, 1818
  9. Quelle: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Band 2; Band 6, Mohr & Zimmer, 1813, S. 1180, S. 24 ff.
  10. Zur Erstveröffentichung der "Entdeckung" siehe: "Schreiben des Hrn. C. D. Gerdum über seine Bemühungen um die Witterungskunde", in: Annalen der Physik, 1812
  11. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "(42355) Typhon" (abgerufen: 07. Januar 2020)

Bild-Quellen:

1) Smerdis of Tlön (Uploader) bei Wikimedia Commons, unter: File:Kircher oedipus aegyptiacus 24 typhon.png
2) Bibi Saint-Pol (Urheber/in) bei Wikimedia Commons, unter: File:Zeus Typhon Staatliche Antikensammlungen 596.jpg
3) Mariagat Włodek Głażewski (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:"Abatrarg" Exoplanet.png (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“)