Klimasturz

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Definition und Forschungsgeschichte

(red) Der Terminus 'Klimasturz' wurde von Johan Rutger Sernander (1866-1944) (Abb. 1) geprägt [1], einem schwedischen Botaniker, Archäobotaniker und Geologen, der - neben Gustaf Lagerheim - als einer der Begründer der Pollenanalyse gilt. [2] Aus atlantologie-hishorischem Blickwinkel ist zudem von Interesse, dass Sernander auch eine Biographie des schwedischen Universalgelehrten Olof Rudbeck der Ältere (1630-1702) verfasste, welcher nicht zuletzt durch seine Lokalisierung von Atlantis in Schweden Bekanntheit erlangte.

Abb. 1 Johan Rutger Sernander (1866-1944) prägte den Begriff 'Klimasturz'.

Was ben Begriff Klimasturz angeht, so bezeichnet er im engeren Sinn einen massiven, großräumlichen „Einbruch“ des Klimas, der zu größeren oder kleineren Eiszeiten führt, wie z.B. zur Periode des Jüngeren Dryas. Von manchen Autoren wird der Ausdruck aber auch etwas allgemeiner verwendet, um eine rapide Verschlechterung des Klimas zu beschreiben. [3]

Klimastürze hat es in der Erdgeschichte immer wieder gegeben, z.B. vor ca. 34 Millionen Jahren [4], aber was solche Ereignisse in jüngster Zeit - also in Verbindung mit der Menschheits- und Zivilisationsgeschichte - betrifft, tat sich der aktualistisch geprägte Mainstream universitärer Forschung lange Zeit schwer damit, deren Historizität anzuerkennen oder zumindest in Betracht zu ziehen. Erst vor wenigen Jahren scheint diesbezüglich ein gewisser Umdenkprozess eingesetzt zu haben, speziell was den zeitgleichen Untergang von Frühkulturen der Alten Welt angeht. [5]

Zuvor hatten sich zumeist außenseiterische Gelehrte aus dem Bezirk des Neo-Katastrophismus mit rezenten Klimastürzen als anzunehmende Verusacher großmaßstäblicher, prä- und protohistorischer Diskontinuitäten und Umbrüche in der Zivilisationsgeschichte befasst. So versah z.B. Immanuel Velikovsky (1895-1979) das 11. Kapitel seines Werks Earth in Upheaval (in deutscher Sprache: Erde im Aufruhr) mit dem Titel "Klimasturz". Darin geht es um Beweise für rasche Klimaveränderungen, die auf globale Katastrophen zurückzuführen seien, welche er sowohl für das 15. als auch für das 8. Jahrhundert v. Chr. postulierte. [6]

Zu nennen ist hier auch der Atlantisforscher Jürgen Spanuth (1907-1998), der in seinem Buch Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland [7] eine endbronezezeitliche Klimakatastrophe [8] konstatiert, verweist darin auch auf den eingangs erwähnten Johan Rutger Sernander, welcher jene Periode als "einen wahren Fimbulwinter" bezeichnet habe. Zudem hob Spanuth auch die Feststellungen jener Klimaforscher und Geologen hervor, die schon Mitte des 20. Jahrhunders "für die Zeit um 1200 v. Chr. einen >Klimasturz<, eine >Klimaverschlechterung< nachgewiesen haben, die K. von Bülow den >großen Schnitt< nennt. Seit jener Zeit sank die mittlere Jahrestemperatur um 3 - 4 Grad ab, die Schneegrenze im norwegischen Hochgebirge, die sich in der Mitte des 13. Jahrhunderts v. Chr. noch bei 1900 m Meereshöhe gelegen hatte, sank auf etwa 1500 m (Schwarzbach, 1961, Abb. 115, S. 178), in den Ostalpen, die in der Bronzezeit keine Gletscher hatten, bildeten sich Gletscher, die weit in die Täler vorstießen (Wilthum, 1953)." [9]

Abschließend sei auch noch kurz auf Rhys Carpenter (1889-1980) verwiesen, einen Professor für Classical Studies am Bryn Mawr College in Pennsylvania, USA., der sich ebenfalls mit dem Zivilisations-Kollaps am Ende der Bronzezeit und mit dem Atlantis-Problem befasste. Hinsichtlich besagter Umbrüche mit ihren massiven Wanderungsbewegungen sah Carpenter eine klimatisch bedingte Hungersnot als zentrales Problem an. Dabei stützte er sich maßgeblich auf die, 1953 von dem Meteorologen Hurd C. Willett vorgestellte Annahme einer periodisch alle 1850 Jahre wiederkehrende Klimaveränderung, die das Wüstenklima der Sahara vorübergehend nach Norden in die Region des Mittelmeeres verschiebt. [10] Es handelt sich in seiner These also nicht um einen typischen Klimasturz in Form plötzlich absinkender Temperaturen, sondern um einen weiträumigen und rapiden Wechsel von relativ humidem hin zu extrem aridem Klima.



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Tony O’Connell, "Klimasturz (t)", 05. Februar 2014, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 11. August 2019)
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Rutger Sernander" (abgerufen: 11. August 2019)
  3. Quelle: Tony O’Connell, op. cit. (2014)
  4. Siehe: University of California – Santa Barbara, 27.08.2009 – NPO, "Antarktismodell löst Rätsel der »fehlenden Vereisung« - Westantarktis spielte entscheidende Rolle für Klimasturz vor 34 Millionen Jahren", 27. August 2009, bei scinexx - das wissensmagazin (abgerufen: 11. August 2019)
  5. Siehe z.B.: Helge Wolfgang Arz, Reinhard Jung et al. (Herausgeber), "2200 BC - Ein Klimasturz als Ursache für den Zerfall der alten Welt: 7. Mitteldeutscher Archäologentag vom 23. bis 26. Oktober 2014 in Halle (Saale)...", Sprache: Englisch u. Deutsch, Landesamt f. Denkmalpflege u. Archäologie Sachsen-Anhalt; 1. Auflage (22. Oktober 2015), 872 Seiten, ISBN-10: 3944507290 --- ISBN-13: 978-3944507293
  6. Quelle: Tony O’Connell, op. cit. (2014)
  7. Siehe: Jürgen Spanuth, "Die Atlanter - Volk aus dem Bernsteinland", Tübingen (Grabert), 1976
  8. Vergl. zu dier Periode auch: 2hinzkunz et al, "Katastrophenzeit 12. Jahrhundert v. Chr."
  9. Quelle: Jürgen Spanuth, 1976, S. 279; zit. nach: Bernhard Beier "Die end-bronzezeitliche Klimakatastrophe aus atlantologischer Sicht", März 2009, Atlantisforschung.de
  10. Quelle: Thorwald C. Franke, "Rhys Carpenter: Die Atlantiserzählung als reale ägyptische Überlieferung von realen historischen Ereignissen - Ein klimatisches "Bond-Ereignis" als Ursache für den kulturellen Zusammenbruch am Ende der Bronzezeit", Januar 2017, bei atlantis-scout.de (abgerufen: 11. August 2019)

Bild-Quelle: