Atlantis in Alaska?
(red) Dass Alaska (Abb. 1) im Nordwesten Nordamerikas aus Sicht alternativer Ur- und Frühgeschichtsforschung einiges zu bieten hat - z.B. Hinweise auf präkolumbische transpazifische Kontakte mit Asien [1] sowie starke Indizien für die vormalige Präsenz riesenhafter Altamerikaner [2] -, ist wohl kaum in Frage zu stellen. Doch ausgerechnet dort Platons Atlantis oder andere entwickelte Kulturen der Vorzeit [3] zu vermuten, scheint doch wirklich etwas weit hergeholt.
Immerhin gab es zumindest einen durchaus ernst zu nehmenden Atlantisforscher, der Platons verschollenes Reich dort, genauer gesagt im Tal des Yukon River, vermutete. Die Rede ist hier von dem renommierten russischen Astrophysiker, Kosmologen und Raumfahrtexperten Albert Michajlowitsch Chechelnitsky (1935-2011). Tony O’Connell verweist diesbezüglich auf Chechelnitskys, im Jahr 2004 in englischer Sprache erschienenes Buch Challenge of Plato: Atlantida Incognita [4]. Wie schon ein kurzer Blick in die Leseprobe bei Google Books zeigt, ist das Buch, das diese "ungewöhnliche Alternativ-Örtlichkeit für Atlantis" vorstellt und eine "im Wortsinn berechnete" und im Rahmen ">exakter Wissenschaften<" erstellte Lösung anbietet, eine ziemlich problematische Lektüre, zumal dann, wenn der Leser keine Vorkenntnisse bezüglich Albert Chechelnitskys kosmologischen Theorien hat.
Was den Untergang von Atlantis betrifft, so erlärte Chechelnitsky, wie der irische Atlantologie-Enzyklopädist weiter ausführt, "dass dies[er] das Ergebnis einer Polverschiebung war, obwohl er einen Mangel an wissenschaftlichen Beweisen eingesteht, um diese Idee zu unterstützen!" [5] Ob dies nun Chechelnitskys Polverschiebungs-These stützt oder auch nicht, so ist hier anzumerken, dass die seit der Mitte des 20. Jahhrunderts diskutierte These, Alaska sei gegen Ende der jüngsten Eiszeit zentraler Schauplatz eines welterschütternden Kataklysmus gewesen [6], durch jüngste Untersuchungen des so genannten akaskischen Mucks untermauert wird. [7]
Chechelnitskys atlantologisches Werk mag - sowohl was seine Methodik als auch seine Ergebnisse betrifft - anfechtbar sein und sogar skurril erscheinen, aber es ist im Grundsatz ernsthaft und seriös. Ob dies auch für die beiden von Tony O’Connell mit 'hochgezogener Augenbraue' erwähnten Beispiele für äußerst merkwürdige Berichte zum vorzeitlichen Alaska gilt, darf dagegen bezweifelt werden. So spricht O’Connell einen Report der amerikanischen Journalistin Linda Moulton-Howe aus dem Jahr 2012 an. Darin behauptete sie, dass zwanzig Jahre zuvor bei "einem Atomtest in der Region ein großer Hohlraum geschaffen wurde, in dem sich eine Pyramide befand, die größer war als die Große Pyramide von Gizeh! Im vergangenen Jahr (2018) veröffentlichte der Daily Star einen ähnlichen Artikel, in dem behauptet wurde, dass auf Google Earth] vor der Küste Alaskas eine Pyramide identifiziert worden sei, und verglich sie wiederum mit Gizeh. Nicht ohne Präzedenz war der Artikel mit >Atlantis Found?< überschrieben." [8]
Anmerkungen und Quellen
Fußnoten:
- ↑ Siehe dazu z.B.: William R. Corliss, "Alaskas "Mumienleute" - Waren sie Ainu?" (2010)
- ↑ Siehe: Bernhard Beier, "Riesenfunde - in Alaska" (2014)
- ↑ Anmerkung: Letztere betreffend mag zumindest ein Blick auf Legenden der Ureinwohner/innen südlich von Alaska (im kanadischen Britisch-Kolumbien) von Interesse sein. Siehe dazu: Frank Joseph, "Dzilke (Dimlahamid)"
- ↑ Siehe: A.M. Chechelnitsky, "Challenge of Plato: Atlantida Incognita", Terra-knizhny Club, 2004; Neuauflage: Teppa, 2007
- ↑ Quelle: Tony O’Connell, "Alaska", 26. Mai 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 18. November 2019; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
- ↑ Siehe: Immanuel Velikovsky, "Spuren eines Kataklysmus in Alaska" (1955)
- ↑ Siehe: Jonathan T. Hagstrum, Richard B. Firestone, Allen West, James C. Weaver und Ted E. Bunch, "Impact-related microspherules in Late Pleistocene Alaskan and Yukon “muck” deposits signify recurrent episodes of catastrophic emplacement", in: Scientific Reports Vol. 7, Article number: 16620 (30. November 2017)
- ↑ Quelle: Tony O’Connell, op. cit. (2010)
Bild-Quelle:
- Kmusser (Autor) bei Wikimedia Commons, unter: File:Yukon watershed.png (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“)