Irrwege konventioneller Alt-Amerikanisten des 20. Jahrhunderts

Die Besiedlungsgeschichte Amerikas und das Atlantis-Problem, Teil 3

"Wenn Sie je Beweise für menschliches Leben in einem Zusammenhang finden, der sehr alt ist, dann begraben sie sie sorgfältig, aber vergessen sie sie nicht!" (Der US-amerikanische Geologe Prof. Kirk Brian um 1930 in einer Vorlesung an seine Studenten)

Abb. 1 Heros der US-Anthropologie oder Pseudo-Wissenschaftler? Dr. Aleš Hrdlička (1869-1943). Er propagierte erfolgreich, der Mensch sei erst vor etwa 5000 Jahren in Amerika erschienen.

(bb) Sowohl die Theorie von den verschollenen Mound-Bauern als auch die Annahme präkolumbischer Kultur-Diffusionen über den Atlantik hinweg wurden bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Mehrheit der 'Fachleute' an den Universitäten pauschal als 'unwissenschaftlich' zurückgewiesen (siehe: Geschichte des Niedergangs der Diffusions- und Migrations-Theorien von Michael Arbuthnot), lächerlich gemacht und später sogar als 'rassistisch' gerandmarkt (vergl.: Rote, gelbe, schwarze und weiße Präkolumbier - über den Nonsens des "rassistischen Diffusionismus").

Insbesondere 'Atlantis' wurde nun für Alt-Amerikanisten, Anthropologen und Historiker (nicht nur) in den USA immer mehr zum "bösen A-Wort", wie es unlängst der Archäologe UND Atlantologe William M. Donato [1] ironisch genannt hat, und man verbannte das Thema höchst gründlich aus dem Diskurs. Die, 1882 von Ignatius Donnelly populär gemachte, Annahme, bereits vor mehr als 11 500 Jahren könnten Kolonisten aus dem Atlantik-Raum nach Nord- und Südamerika gelangt sein, muss 'zünftigen' Anthropologen und Zivilisations-Gechichtlern zu jener Zeit geradezu abstrus erschienen sein.

Die ersten systematischen Untersuchungen zur Datierung der frühesten Besiedlung Amerikas wurden Anfang des vergangenen Jahrhunderts von Dr. Aleš Hrdlička (Abb. 1) vom Bureau of Ethnology in Washington durchgeführt, der von 1909 bis 1941 auch Kurator am U.S. National Museum war. Hrdlička, der bald zur Galleonsfigur der US-amerikanischen Anthropologie avancierte, argumentierte, dass der Mensch via Beringia NICHT FRÜHER ALS 3 000 B.P. (vor d. Gegenwart) die Neue Welt betreten hatte. Aufgrund Hrdlickas Machtposition innerhalb des akademischen Betriebs, und dem devoten, karriereorientierten Verhalten der meisten Fachwissenschaftler, blieb diese 'Hrdlička-Doktrin' drei Jahrzehnte lang gültig.

Selbst der konservative, populärwissenschaftliche Fachbuch-Autor C.W. Ceram konstatierte Hrdlička, er habe "eine Generation lang jeder Erforschung der frühen Vergangenheit im Wege gestanden. Ein Mann mit Meriten auf vielen Gebieten, war er in diesem Fall von einer Verbohrtheit ohnegleichen. Er war auch sonst ein merkwürdiger Kauz - so verlangte er von allen seinen Mitarbeitern, daß sie nach dem Tode ihre Schädel der Wissenschaft zur Verfügung stellen müßten, aber er selbst ließ sich gemäß seinem letzten Willen verbrennen, seine Asche mit der seiner ersten Frau vermischen und die Urne in der Smithsonian Institution aufstellen." [2]

Wie Ceram weiter berichtet, erklärte Kirk Bryan, ein renommierter Geologe, während Hrdličkas "Regierungsperiode" seinen Studenten unumwunden: "Wenn Sie je Beweise für menschliches Leben in einem Zusammenhang finden, der sehr alt ist, dann begraben sie sie sorgfältig, aber vergessen sie sie nicht!" [3] Tatsächlich scheint sich seine Empfehlung zeitweiliger Fundunterdrückung herumgesprochen zu haben und beherzigt worden zu sein, wie einige Beispiele zeigen werden, die wir im nächsten Abschnitt unserer Betrachtung (Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts) vorstellen werden.

Der US-amerikanische Alternativ-Historiker Itztli Ehecatl (vergl: Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen) bemerkt ironisch über die weitere Entwicklung: "Weil es den Archäologen an der Courage fehlte, sich dem imposanten Charakter entgegenzustellen, zu dem Hrdlicka geworden war, bedurfte es der Kuriosität, dass ein Cowboy namens George McJunkin die Theorie schließlich in New Mexico kippte. McJunkin ritt den Cimarron River entlang, als er mehrere Speerspitzen aus Flintstein entdeckte, die am Ende eingekerbt (diese Kerbung nennt man heute “gekehlt”) und deutlich länger als die üblichen Spitzen waren, die man in dem Gebiet fand. Zusammen mit diesen Spitzen gab es massive Knochen, die sich später als Überreste einer größeren Bison-Art erwiesen, welche seit 10 000 Jahren ausgestorben war.

J.D. Higgins, dem Direktor des Colorado Museum of Natural History in Denver, gelang es die Knochen zu bekommen und sie zu analysieren. Dann kam er zu der Schlussfolgerung, dass die Zusammengehörigkeit der Bison-Knochen und Speer-Spitzen ein schlüssiger Beweis dafür war, dass der frühe Mensch um 10 000 B.P. in der Neuen Welt war. Diese neue Doktrin, Folsom-Spitzen [-Theorie] genannt, wurde bis 1932 zum beherrschenden Dogma, als die Clovis-Spitze ihren Platz einnahm." [4]

Abb. 2 Ein schwarzer Cowboy namens George McJunkin (Bild) sorgte mit seinen Zufalls-Funden in New Mexico für eine 'kleine Revolution' in der nord-amerikanischen Anthropologie und Urgeschichts-Forschung.

Über diesen sensationellen Laienfund heißt es online im 'folsommuseum': "Im Jahr 1908, nach der Folsom-Flut vom 27. August, entdeckte ein schwarzer Cowboy mit Namen George McJunkin (Abb. 2), als er mit einem Freund, Bill Gordon, im Wild Horse Arroyo umher ritt, eine große Ablagerung von Knochen, die aus dem Flussufer des trockenliegenden [Flusses] Cimarron herausragte. Bill brachte einige der Knochen nach Raton, und zeigte sie Fred Howarth. Es war jedoch George McJunkin, der überzeugt davon war, dass diese Knochen ungewöhnlich seien. Ein Amateur-Archäologe, den George kannte, hielt sie für diejenigen eines ausgestorbenen Tieres. Unglücklicher Weise erfuhr George zu Lebzeiten nicht, dass er den >Folsom Man< entdeckt hatte. Erst 1925 entschieden die Wissenschaftler, dass George's Entdeckung einer der wichtigsten archäologischen Funde war, die jemals in Nordamerika gemacht worden waren." [5]

Wie nicht anders zu erwarten, zeigten sich Hrdlička und sein 'Hofstaat' erkenntnisresistent: "Noch 1928, als die Bedeutung des Folsom-Fundes jedermann klar war, hatte Hrdlička die Stirn, auf einem Treffen der New York Academy of Medicine die Existenz eines Paläo-Indianers (wie wir die Menschen nennen, die noch inzwischen ausgestorbene Tiere jagten) glatt zu bestreiten. >Mit dem Rücken gegen die Wand leugnete Hrdlička alles, um seine Auffassung zu verteidigen, daß der Mensch alles, aber auch alles in Amerika sein konnte, nur nicht alt<, sagte Wilmsen." [6]

Die Funde von Projektil-Spitzen bei Clovis, die 1932 gemacht wurden, führten schließlich zu der Vorstellung, dass der früheste Zeitpunkt des Zugangs zur Neuen Welt ungefähr bei 12 000 Jahren v.d.G. lag, wobei zunächst auch auf der Datierungen menschliche Relikte von der Insel Santa Rosa in Kalifornien auf 13 000 v.d.G.) Bezug genommen wurde. "Von diesem Punkt an wurde die Clovis-Spitze zum heiligen Gral der Archäologie und alle Studien über Native Americans basieren auf dieser Theorie. Eine entdeckte Evidenz, die auch nur entfernt der Clovis-Spitzen-Theorie widerspricht, wird umgehend kritisiert und/oder von der Majorität der Archäologen außer Acht gelassen, die sich dieser Doktrin unglücklicherweise verschreiben." [7]

Von Atlantologen, die von der Existenz entwickelter Kulturen des späten Paläolithikum, Mesolithikum und Neolithikum im atlantischen Großraum ausgingen, welche als historische Vorbilder für Platons "Atlantis" gedient haben könnten, wurden die gängigen Beringia-, Folsom- und Clovis-Szenarien stets in Frage gestellt. Auch zu Hrdličkas Zeiten plädierten Atlantisforscher weiter vehement dafür, dass Einwanderungen aus dem Osten, von seither versunkenen Landgebieten im Atlantik, eine wesentliche Rolle bei der ober-paläolithischen Besiedlungsgeschichte des Doppelkontinents gespielt haben.

Dass sich der offiziell akzeptierte Zeitraum für die Besiedlung Paläo-Amerikas seit der Mitte des 20. Jahrhunderts ziemlich genau mit Platons Zeitangaben aus der Atlantida deckte, hat der klassischen Atlantis-Theorie in der Folge allerdings auch keine größere Akzeptanz unter Schulwissenschaftlern eingebracht. Der geschilderte Dissens zur urzeitlichen Besiedlungs-Geschichte Amerikas bildet noch heute - neben der geologischen Problematik versunkener Landmassen in den Ozeanen - eine der Haupt-Konfrontationslinien zwischen Atlantisforschung und konventioneller Ur- bzw. Frühgeschichtsforschung. Gerade der hartnäckige Glaube der meisten 'professionellen' Forscher und der szientistischen (wissenschaftsgläubigen) Medien an die Unantastbarkeit der Clovis- und Beringstraßen-Paradigmata hat dabei zur nachhaltigen Stigmatisierung der Atlantologie als "Pseudowissenschaft" beigetragen.

Von daher wird auch eine 'klammheimliche Freude' nonkonformistischer Atlantologen verständlich, die sie heute angesichts des sich abzeichnenden Offenbarungs-Eides der 'nüchternen Wissenschaftler' und ihrer Hypothesen zur Besiedlung Amerikas empfinden können. Den schleichenden Niedergang (vergl. dazu auch: Farewell, Clovis! - Vom langsamen Sterben eines Paradigma) der konventionellen Lehrmeinungen, aber auch die groteske Vasallen-Treue, mit welcher der 'universitäre Hofstaat' der US-Anthropologie und -Archäologie über Jahrzehnte hinweg alle 'störenden' Evidenzen ignoriert hat, wollen wir im folgenden Abschnitt dieser Betrachtung darstellen.


Fortsetzung:

Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts (Teil 1) (bb)


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag wurde 2005/2006 von Bernhard Beier © für Atlantisforschung.de verfasst und 2009/2010 mit ergänzenden Informationen versehen.

  1. Anmerkung: Vergl. dazu von William M. Donato: Bimini und die Atlantis-Kontroverse: Was die Beweise sagen; sowie ders.: Die nächste Forscher-Generation auf Spurensuche bei Bimini
  2. Quelle: C.W. Ceram, "Der erste Amerikaner - Das Rätsel des vor-kolumbischen Indianers, Rohwolt, 1972, S. 274, 275. Anmerkung: Ceram zitiert dort eine private Mitteilung, die von Frederick Johnson in "Radicarbon Dating and Archeology in North America", in Science, Vol. 155, 13. Jan. 1967, erwähnt wird.
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: Itztli Ehecatl, "The Bering Strait Theory", online bei ANGELFIRE unter http://www.angelfire.com/space/itztli2 --- bei Atlantisforschung.de in deutschsprachiger Erstveröffentlichung unter dem Titel: "Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen"
  5. Quelle: Anonymus, 'folsommuseum', online unter http://folsommuseum.netfirms.com/cowboy_george.htm
  6. Quelle: C.W. Ceram, "Der erste Amerikaner - Das Rätsel des vor-kolumbischen Indianers", Rohwolt, 1972, S. 274, 275
  7. Quelle: Itztli Ehecatl, "The Bering Strait Theory", online bei ANGELFIRE unter http://www.angelfire.com/space/itztli2 --- bei Atlantisforschung.de in deutschsprachiger Erstveröffentlichung unter dem Titel: "Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen"


Bild-Quellen

(1) Radio Praha, unter: "Čeští vědci v exilu - píle a umění improvizace"

(2) University of California Berkeley (Department of Mechanical Engineering), unter: "GEORGE ALLEN AGOGINO's RESEARCH ON GEORGE McJUNKIN"