Die Jüngere Dryaszeit

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von Tony O’Connell

Abb. 1 Eine 'Fieberkurve' der globalen Temperaturen während der jüngsten 18.000 Jahre. Das Jüngere Dryas sticht als besonders markante anomale Periode hervor.

Das Jüngere Dryas, auch Dryas III genannt, war eine 'Mini-Eiszeit', die von etwa 10.700 v.Chr. bis 7.900 v.Chr. dauerte. Sie ist nach einer Pflanze [Dryas octopetala; d.Red.] benannt, die während dieser relativ kurzen Periode weit verbreitet war. In Irland ist diese Zeit als Nahanagan Stadial bekannt, und in Britannien als Loch Lomond Stadial.

Etwa 1300 Jahre lang hatten sich zuvor die Gletscher langsam zurückzuziehen begonnen, bis nun die Temperaturen innerhalb kurzer Zeit wieder fielen, und sie erneut vorzurücken begannen. Die Ursache für diese Abkühlung ist nicht völlig klar. Eine Ansicht ist, dass ein plötzliches Einfließen gewaltiger Mengen von Süßwasser, das zuvor von riesigen Eisdämmen zurückgehalten wurde, in den Nordatlantik zu einer Unterbrechung des Golfstroms geführt haben soll, was eine 1200 Jahre lange Absenkung der globalen Temperaturen bewirkte. Es gibt Anzeichen dafür, dass der Umbruch sich in nur ein oder zwei Jahrzehnten ereignete. Die selbe Bedrohung soll auch heute im Zusammenhang mit der Möglicheit des Abschmelzens der Eiskappe Grönlands bestehen. [1]

Abb. 2 Katastrophistisch orientierte Forscher, wie Dr. Richard Firestone vom Lawrence Berkeley National Laboratory und Prof. Emilio Spedicato von der Universität Bergamo, betrachten den Impakt eines massiven kosmischen Körpers als wahrscheinlichste Ursache für das Jüngere Dryas - eine Vorstellung, mit welcher sich der vom längst überholten Paradigma des Aktualismus geprägte Mainstream der involvierten Fachwissenschaften nach wie vor schwer anfreunden kann.

Die jüngste Theorie - von Firestone, West und Warwick-Smith [2] - verbindet das Einsetzen des Jüngeren Dryas mit der Explosion eines Kometen über Nordamerika und dem Aussterben vieler Spezies sowie mit dem Kollaps der Clovis-Kultur. [3] [4] Ein Papier von Charles R. Kinzie et al. aus dem Jahr 2014 mit dem Titel "Nanodiamond-Rich Layer Across Three Continents Consistent with Major Cosmic Impact at 12,800 Cal BP" hat die Idee weiterentwickelt, ein solches Ereignis stehe im Zusammenhang mit dem Jüngeren Dryas. In die selbe Richtung geht auch ein Artikel von Megan Gannon. [5]

Gleichzeitig gelangte auch Prof. Emilio Spedicato unabhängig davon zu der Ansicht, dass ein Impakt im Nordatlantik für das Jüngere Dryas verantwortlich war. Als die Temperaturen nachfolgend wieder anstiegen, führte dies zur Überflutung riesiger Gebiete tiefliegender Landmassen, darunter seiner Meinung nach auch Atlantis, das er auf Hisplaniola lokalisiert. [6] [...]

Im Dezember 2014 zog Graham Hancock eine kometarische Ursache als Auslöser für das Jüngere Dryas heran, wobei er Überlegungen zu möglichen Zusammenhängen mit dem Alten Ägypten anstellte. [7] In der Ausgabe vom November 2013 des Magazins BBC Focus (S. 30) findet sich in kurzer Artikel über die Impakt-Theorie, in welchem es heißt, die nördliche Hemisphäre habe gegen 11.000 einen Temperatur-Abfall von 15 Grad Celsius erlebt. Wegen des Fehlens eines adäquaten Einschlagskraters gibt es noch immer eine große wissenschaftliche Skepsis. [8] [9]

Eis-Bohrkerne aus Grönland indizieren ein weitere Abkühlung gegen 5000 v.Chr., mit der die Aufgabe vieler jungsteinzeitlicher Siedlungen während dieser Periode in Zusammenhang stehen könnte. Andere Perioden abrupter Klimaschwankungen wurden von 3800 v.Chr. bis 3500 v.Chr. sowie von 2800 v.Chr. bis 2000 v.Chr. identifiziert. [10] Kürzliche Entdeckungen Dutzender Skelette von Menschen im nördlichen Sudan, die offenbar mehrheitlich durch Pfeile mit Feuerstein-Spitzen getötet wurden, haben zu der Annahme geführt, dies sei das Resultat einer Lebensmittel-Knappheit infolge des Jüngeren Dryas gewesen, die zu Kriegen um die verminderten Nahrungs-Ressourcen führte. [11]

Die Tatsache, dass Platos offenkundige Datierung des Untergangs von Atlantis, ca. 9.600 v.Chr., mit den aktuellen besten Veranschlagungen zur Datierung des Jüngeren Dryas übereinstimmt, ist interessant, aber leider kein schlüssiger Beweis für einen direkten Zusammenhang. In Abwesenheit irgendwelcher stützenden archäologischer Evidenzen wird eine Verbindung zwischen Atlantis und dem Jüngeren Dryas eher eine Glaubenssache als ein Faktum bleiben. Interessant, doch nicht beweiskräftig.


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia entnommen, wo er am 13. Juni 2010 unter dem Titel "Younger Dryas (m)" erschienen ist. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de im März 2017.

Fußnoten:

  1. Siehe dazu aktuell: Andreas Frey, "War es das jetzt doch mit dem Golfstrom?", 06. Feb. 2017, bei faz.net (Wissen) (abgerufen: 02. März 2017)
  2. Siehe: Richard Firestone, Allen West und ‎Simon Warwick-Smith, "The Cycle of Cosmic Catastrophes: How a Stone-Age Comet Changed the Course of World Culture", Vermont (Inner Traditions / Bear & Co), 2006
  3. Siehe online: R.B. Firestone, A. West, J.P. Kennett et al., "Evidence for an extraterrestrial impact 12,900 years ago that contributed to the megafaunal extinctions and the Younger Dryas cooling", 26. Juli 2007, bei PNAS.org (abgerufen: 02. März 2017)
  4. Siehe auch: o.A., "Carolina bays....in the Midwest?", bei: The Cosmic Tusk - Abrupt climate change induced by comets and asteroids during human history (abgerufen: 02. März 2017)
  5. Siehe: Megan Gannon, "Case Closed? Comet Crash Killed Ice Age Beasts", 19. September 2012, bei space.com (abgerufen: 02. März 2017)
  6. Zum Impakt-Szenario des Professors siehe bei Atlantisforschung.de: Emilio Spedicato, "Galaktische Begegnungen, APOLLO-Objekte und ATLANTIS - Ein katastrophisches Szenario für Diskontinuitäten in der Menschheitsgeschichte"
  7. Siehe: Graham Hancock, "As Above So Below: Do the Giza Monuments encode the date of the Younger Dryas comet impact?", 10. Dezember 2014, bei grahamhancock.com (abgerufen: 02. März 2017)
  8. Siehe z.B.: Becky Oskin, "Did Ancient Earth-Chilling Meteor Crash Near Canada?", 2. September 2013, bei livescience.com (abgerufen: 02. März 2017)
  9. Red. Anmerkung: Die von Tony O’Connell konstatierte Skepsis vieler Fachwissenschaftler den - nicht ohne Grund immer wieder inbrünstig 'totgesagten' - Impakt-Theorien zum Ende der Eiszeit gegenüber hat nicht zuletzt auch wissenschaftshistorische und -soziologische Gründe. Gerade die in diesem Zusammenhang relevanten Disziplinen der Geologie, Paläontologie und Paläo-Anthropologie sind leider noch immer in nicht geringem Maße in den aktualistschen Denkmustern des 'Lyellismus' gefangen, die ihren Angehörigen seit ca. 150 Jahren antrainiert wurden. Die Vorstellung rezenter, global wirksamer Impakte kosmischer Körper auf der Erde wird daher noch immer von vielen dieser Wissenschaftler als geradezu 'unanständig' empfunden und von vornherein abgelehnt.
  10. Vergl. dazu bei Atlantisforschung.de auch: Bernhard Beier, "Die end-bronzezeitliche Klimakatastrophe aus atlantologischer Sicht"; sowie: 2hinzkunz et al., "Katastrophenzeit 12. Jahrhundert v. Chr."
  11. Siehe: David Keys, "Saharan remains may be evidence of first race war, 13,000 years ago" (ohne Datierung), bei The Independent.co.uk(abgerufen: 02. März 2017)

Bild-Quellen:

1) Hannes Grobe/AWI (Urheber) / Alexchris (derivative work) bei Wikimedia Commons, unter: File:Younger Dryas temperature variation.png
2) Olivia Stella, nach: gamefilia (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)