Die alten Hochkulturen standen in Kontakt!

von unserem Gastautor Dr. Horst Friedrich (1998)

Pyramiden in Mexiko. Pyramiden in Peru. Pyramiden-Mounds in Nordamerika. Pyramiden in Ägypten. Zikkurats (Stufenpyramiden) in Mesopotamien. Pyramiden-Mounds in der Bretagne und auf den Kanarischen Inseln. Pyramiden auf den Malediven. Pyramiden in China. Und neuerdings Stufenpyramiden auf dem Meeresgrund in südjapanischen Gewässern [1]. Der Schulwissenschaft zufolge besteht da nicht die geringste Verbindung! Merkt sie denn nicht, dass solche abstrusen Absonderlichkeiten lediglich Manifestation eines pseudowissenschaftlichen, ideologischen "Spleens" sind?

Abb. 1 Versuchsweise skizzierte maritime Verbindungen zwischen den alten Hochkulturen. Man beachte die Ähnlichkeit mit den modernen transozeanischen Seefahrtsrouten. (Zeichnung: H. Friedrich)

Aber die Zeit wird über solche Absurditäten hinweggehen. Neue ,,Archetypen“ steigen bereits am Horizont akademischer Diskussionswürdigkeit auf. Es wird immer klarer, dass diejenigen, die für das ,,Weltbild“ des Isolationismus [2] eintreten, für eine überholte Sache kämpfen.

Immer mehr Abtrünnige werden der isolationistischen Scholastik untreu und laufen zum Diffusionismus [3] über, wie beispielsweise Cornelia Giesing mit ihrer exzellenten Arbeit DAS VOR-KOLUMBISCHE AMERIKA AUS CIRCUMPAZIFISCHER SICHT [4], die sogar ,,offiziell“ vom Münchener Völkerkundemuseum verkauft wird. Diese Abtrünnigen aus Überzeugung wittern zweifellos den bevorstehenden Paradigmenwechsel.

Sie merken immer mehr, dass der Isolationismus eher eine Ideologie als eine ernstzunehmende wissenschaftliche These ist, und dass die - seinerzeit schlecht gemauerten – isolationistischen ,,Bollwerke“ in Kürze unter dem Ansturm inkompatibler neuer Fakten und Entdeckungen in sich zusammenfallen werden.

Bis vor kurzem hatte es innerhalb des akademischen Establishments nur ganz vereinzelte hartnäckige Diffusionisten gegeben, wie etwa den amerikanischen Professor George F. Carter, der in zahllosen Publikationen die Fragwürdigkeit des isolationistischen Weltbildes bloßgestellt hatte. Carter stand auch in engem Kontakt mit dem Ex-Harvard-Professor Barry Fell, der in den ESOP-Jahrbüchern seiner EPIGRAPHIC SOCIETY ab 1982 zunehmend spektakuläres Material zur multiplen ethno-linguistischen Herkunft der ,,Indianer“-Völker - und generell zu den weltweiten Wechselbeziehungen zwischen den alten Hochkulturen - publizierte.

Aber der wackerste Vorkämpfer des Diffusionismus war zweifellos der unermüdliche, charismatische Thor Heyerdahl, der mit seinen Bestseller-Büchern zwischen 1948 (KON TIKI) und 1995 (THE MALDIVE MYSTERY) dem Paradigmenwechsel, den wir jetzt miterleben, so vorgearbeitet hat [5]. Dank ihm sind die wichtigen Erkenntnisse

,,Der Mensch hisste Segel, ehe er ein Pferd sattelte ... und er befuhr die Weltmeere, ehe er mittels Rädern auf Straßen fuhr“, und

,,Im Zeitalter der Segelschiffahrt ging man davon aus, dass die alten Zivilisationen einen fast unbegrenzten Aktionsradius hatten[6]

heute Allgemeingut breiter Leserschichten in fast allen Ländern geworden. Lediglich noch eine winzige Zahl akademischer ,,Meinungsbildner“ versucht, gegen den Paradigmenwechsel anzukämpfen und dem Publikum ihre überholten, pseudowissenschaftlich-ideologischen Denkmuster weiterhin aufzuoktroyieren.

Abb. 2 Der norwegische Alternativ-Historiker Thor Heyerdahl gehörte zu den wichtigsten Vorkämpfern des Diffusionismus im 20. Jahrhundert.

Aber damit wird es auch in Kürze zu Ende sein! Immer mehr nämlich beginnen wir zu realisieren, dass alle Hochkulturen auf unserem Planeten ethno-linguistische Amalgame waren und sind, d.h. ethno-linguistische Mixturen aus einer Vorbevölkerung und einer oder mehrerer ,,Transfusionen“, wobei letztere sehr häufig per See von weither anlangten [7]. Die beigegebene Karte zeigt versuchsweise die wichtigsten dieser prähistorischen, maritimen Verbindungen.

In dieser Sicht der Dinge liegt also das Weltbild des Isolationismus weitab von der Realität! Es scheint sogar, dass "Transfusionen" oder "Infusionen" eine notwendige Vorbedingung dafür sind, dass eine Hochkultur entstehen kann [8]. Im neuen Weltbild wird es als die natürlichste Sache der Welt angesehen werden, dass alle Völker auf unserem Planeten - sogar über inter-kontinentale Entfernungen hinweg! - in geringerem oder in größerem Maße miteinander verbunden sind: sprachlich, kulturell und "rassisch". Darüber sollte nicht hinwegtäuschen, dass heute oftmals die Bevölkerungen größerer Regionen (China, Europa etc.) relativ einheitlich wirken, denn das kann späteren, der Forschung noch nicht recht greifbaren Einflüssen [9] geschuldet sein. Dies gilt auch noch für relativ späte Zeiten, wie die römischen Steinmetz-Zeichen an Ziegeln der Maya-Stadt Comalcalco [10] oder aus der legendenumwobenen "Burrows Cave" stammende Artefakte bezeugen. Offenbar haben noch zu hellenistisch-römischen Zeiten Verbindungen zwischen Nordafrika und Yucatan, respektive dem Gebiet der "Moundbuilder"- Zivilisation bestanden.

Die Nebel, die uns bisher die Vorgeschichte (und generell alles vor etwa -500) verhüllen, werden allerdings noch lange Zeit herumwabern und uns die prähistorischen Realitäten bestenfalls ahnen lassen. Diese Nebel sind aber selbsterzeugt: ein verwirrendes Gewebe scholastischer Lehrmeinungen. Drei Erkenntnisse müssen sich, ehe wir Klarheit gewinnen können, erst durchsetzen: dass unsere Lehrmeinungs-Chronologien einen heimtückisch-effizienten Konfusions-Mahlstrom darstellen [11], dass die Menschheitsgeschichte unendlich länger ist als bisher gedacht [12], und dass sie immer wieder (mindestens bis -700) von gigantischen Natur-Kataklysmen unterbrochen wurde [13].

Diese linguistische, kulturelle und "rassische" [14] Verbindung aller einstigen und heutigen Zivilisationen auf dem Erde-Planeten wird Bestandteil des neuen Weltbildes sein. Behauptungen wie etwa, der Europäer - oder generell Angehörige anderer Kulturen - sehe "sich in den autochthonen Kulturen Amerikas einer von vorneherein völlig fremden Welt gegenüber" [15], wird man dann belächeln.

Ein notwendiges Ingredienz des neuen Weltbildes wird ein richtiges Verständnis jener maritimen, oft interkontinentalen "Transfusionen" und "Infusionen" sein. Zweifellos mag es oft Fälle gegeben haben, an denen nur zwei Länder oder Völker beteiligt waren. Beispielsweise wenn etwa ein westafrikanisches oder südostasiatisches Königreich mit eigenen Schiffen Menschen und Kultur-Elemente nach Alt-Amerika brachte [16]. Daneben scheint aber auch eine Art weltweit aktive (proto-phönizische?) "Hanse" eine nicht unerhebliche Rolle gespielt zu haben. Heyerdahl, mit seinen ,,Redin“ und ,,Langohren“, und Morgan Kelley [17], mit seinen ,,Pochteca“, meinen wohl dasselbe.

Ich vermute, dass diese ,,Proto-Phönizier“ ein weltweites Netz maritimer Handelsrouten hatten, mit Anlaufhäfen und Stützpunkten in vielen Ländern:

Peru, Indien, China, Sri Lanka, Kambodscha, Java, Mexiko, Afrika, West-Europa, Mittelmeer-Region (besonders auch Iberische Halbinsel: Cádiz!), Naher Osten etc., dass sie mit Sklaven, Luxuswaren und Rohstoffen handelten, Gold in Arizona [18] und Südafrika und Kupfer in Michigan [19] abbauten.

Vielleicht kam auf ihren Schiffen der Taoismus nach Mexiko und beeinflusste dort den indianischen Schamanismus. So sollte man also vielleicht von "Infusionen" sprechen, wenn man begrenzte maritime Kultur- und Handels-Kontakte im Auge hat, und den Begriff "Transfusionen" verwenden, wenn substantiellere ethno-linguistische Hinzufügungen gemeint sind. Aber naturgemäß wird es da Überlappungen geben.


Siehe zu diesem Thema bei Atlantisforschung.de auch:


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Horst Friedrich © wurde erstmals veröffentlicht in EFODON-SYNESIS Nr. 26/1998. Online erschien er zuerst unter: http://www.efodon.de/html/archiv/vorgeschichte/friedrich/kulturen.htm (dort nicht mehr online)

Fußnoten:

  1. Hierzu Frank Joseph: "»Mu« gefunden?" (PDF-Datei, 911,22 KB), Erstveröffentl. in: EFODON SYNESIS Nr. 22, 1997
  2. Isolationismus = die unhaltbare Ansicht, dass die alten Hochkulturen sich jeweils isoliert, ohne Kontakt und Wechselwirkung miteinander, entwickelt hätten. Insbesondere wird die Möglichkeit transozeanischer und interkontinentaler "Transfusionen" geleugnet.
  3. Diffusionismus = das Gegenteil von Isolationismus.
  4. In: Wolfgang Stein (Hrsg.): "Kolumbus oder wer entdeckte Amerika?", (Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung des Staatl. Museums für Völkerkunde München), München 1992.
  5. Befremdlicherweise ist in seinem letzten Buch DIE PYRAMIDEN VON TUCUMÉ (München 1995) nur noch maximal von maritimen Wechselbeziehungen zwischen Mittelamerika und Peru die Rede. Hat er es im Alter aufgegeben, die Spuren seiner weltweit aktiven ,,Redin“ und ,,Langohren“ weiter zu verfolgen?
  6. Thor Heyerdahl: ,,Early Man and the Ocean“, Garden City/New York 1979, Seite 3
  7. Hierzu auch Horst Friedrich: "Die Entstehung von Ober- und Unter-Ägypten in diffusionistischer Sicht", in: EFODON SYNESIS Nr. 9, 1995
  8. Hierzu vgl. Armin Naudiet: "Wie entstehen Hochkulturen?", in: EFODON SYNESIS Nr. 13, 1996.
  9. Hierzu etwa vom Verfasser: "Ethnien und morphische Felder: Volk, »Rasse«, Sprache, Land", in: VORZEIT-FRÜHZEIT-GEGENWART Nr. 4-5/1992.
  10. Hierzu etwa Barry Fell: "The Comalcalco Bricks: Part 1 - the Roman Phase", in: ESOP, Vol. 19, 1990 (S. 299-336)
  11. Hierzu etwa Gunnar Heinsohn: ,,Die Sumerer gab es nicht“, Frankfurt a. Main 1988
  12. Hierzu etwa Horst Friedrich: "Hochkulturen im Tertiär?", in: EFODON SYNESIS Nr. 2, 1994
  13. ebenda.
  14. Die Idee gesonderter "Rassen" der Menschheit ist ein Traum, aus dem es aufzuwachen gilt. In der Realität gibt es nur die menschliche Rasse, mit einer unglaublich vielfältigen Anzahl von "ethno-linguistischen Quasi-Einheiten" (Stämme, Völker, Nationen)
  15. Zitiert aus Hanns J. Prem: "Geschichte Altamerikas" (München 1989), S. XI. Das Werk ist empfehlenswert, aber hie und da stört merklich die zugrundeliegende scholastisch-isolationistische Grundhaltung des Autors. Was zur Datierung gesagt wird, kann man glauben oder auch nicht.
  16. Hierzu auch sehr aufschlußreich von Austin Coates: "Islands of the South", London 1974
  17. E. Morgan Kelley: THE METAPHORICAL BASIS OF LANGUAGE - A STUDY IN CROSS-CULTURAL LINGUISTICS, Lewiston/New York 1992, passim
  18. Vgl. hierzu Horst Friedrich: "Keltische Goldminen in Arizona?", in: EFODON SYNESIS Nr. 21, 1997
  19. Hierzu James L. Guthrie: ,,Great Lakes Copper - Still Missing“, in: NEARA JOURNAL, Vol. XXX/No. 3-4, 1996 (S. 57-70)

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv EFODON.de
2) Severskelisty.cz; Severskelisty.cz Link nicht mehr online